Montag, September 27, 2004

 
seit wir zurueck in sydney sind, haben wir nicht wirklich viel grossartiges angestellt. fast zwei tage gingen fuers putzen unseres treuen campervans drauf. in jeder ritze hatte sich roter staub festgesetzt. aus unerklaerlichen gruenden, wurden wir ploetzlich vom putzteufel gepackt und wollten das auto hoch glaenzend zurueckgeben. unsere bekannten, bei denen wir derzeit wohnen, erklaerten uns fuer total uebergeschnappt.


die naechsten fuenf tage bunkerten wir uns mit suedamerika-reisefuehrer und bunten broschueren aus dem reisebuero ein. wir hatten spontan entschieden, neuseeland auszulassen. genug von englisch/europaeischer kultur und fein saeuberlichen laendlichen gegenden. auch die chance auf regen, kaelte und unzaehlige schafe reizte uns nicht sehr. also beschlossen wir, direkt nach suedamerika zu fliegen. leider gibt es nur wenige fluege von hier nach dort und diese sind stark gebucht. folglich mussten wir uns schnell entscheiden, wohin es denn nun gehen soll. wir konnten zwei plaetze nach buenos aires (der ort scheint uns ideal zum spanisch lernen) ergattern. wir freuen uns schon sehr auf dieses neue abenteuer.


was wir sonst noch taten: eifrig reiseberichte schreiben, mit unseren bekannten kaffee trinken und reise-erlebnisse austauschen, das gepaeck auf vordermann bringen (ob das alles wieder in den rucksack passt?), in der stadt das eine oder andere erledigen, sowie aussicht auf opera house und harbour bridge geniessen - davon kriegt man schlichtweg nie genug!




Mittwoch, September 15, 2004

 
nationale hauptstadt nummer 8: brisbane - damit war das oktett voll. wir stellten einen neuen sightseeing rekord auf: 3 stunden! wie es war? gute frage. verstaendlicherweise kann ich nicht viel ueber die stadt sagen. es gibt die ueblichen prunkvollen gebaeude aus alten tagen, einige belebte plaetze und die (wie wir inzwischen wissen) obligatorische kuenstliche schwimm-lagune. soviel zur hauptstadt queenslands.


etwas suedlich liegt surfers paradise, herz der gold coast. hier gibt es mehr wolkenkratzer als im zentrum von brisbane! wie der namen sagt, ist die gegend nicht schlecht fuers surfen. auch die straende sind nett. doch all das, interessiert nur maessig. dies ist surfers paradise, hier dreht sich alles um party, party und nochmals party. wer am tag nicht schlaeft, kann sich in einem der vielen vergnuegungsparks amuesieren. alle sind sie vertreten, von sea world bis warner's movie world. australier haben ueber die gold coast nur zwei meinungen: "love it or loathe it" (liebe oder hasse sie).


ueber der grenze zu new south wales liegt byron bay. alternative lebensstile stehen hoch im kurs. chakren reinigen, energien ins fliessen bringen, das schicksal befragen. die neuen erfahrungen in einem der vielen chilligen cafes und pubs austauschen.
byrons kuestenabschnitt zaehlt zu den attraktivsten im osten. beliebtes ausflugsziel ist der malerische leuchtturm und der weg zum oestlichsten punkt auf dem festland australiens. auch wale lieben den ort. wir konnten einigen humpbacks beim luft schnappen zuschauen:-))


mal der kueste entlang, mal von breiten fluessen begleitet, mal von sanften saftigen huegeln umgeben. es ging weiter richtung sueden. unterwegs vergroesserten wir unsere sammlung von "big things" kult-fotos. die grosse garnele, die grosse banane, ja sogar ein nachgebauter uluru - welcher jedoch kein wirkliches "big thing" ist, weil das original groesser als der nachbau ist. ist nicht so einfach, mit den grossen dingern!


ein spezielles camping-erlebnis hatten wir auf einem aussichtspunkt nahe coffs harbour. wir waren allein, doch nicht fuer lange. kurz nach einbruch der daemmerung fuhr ein auto vor, drehte motor und lichter ab, blieb ungefaher eine halbe stunde stehen, fuhr weg. etwas suspekt, dachten wir. doch es kam besser. kaum war das erste auto weg, bog ein zweites um die kurve. nach dem zweiten ein drittes und-so-weiter, und-so-fort. im stundentakt ging es dahin bis nach mitternacht - und das an einem montag abend. die jugend hier muss echt romantisch sein, oder so aehnlich;-)


noerdlich von newcastle machten wir einen schwenker landeinwaerts. hunter valley ist eines der bedeutendsten weinanbaugebiete im lande. diesmal besuchten wir eher kleinere produzenten. die leute waren echt freundlich, reichten stolz ihre tropfen zur verkostung und plauderten munter drauf los. es gab einige spezialitaeten zu entdecken und zu unserer grossen freude fanden wir einen guten sekt, mit dem wir am abend auf die vergangenen vier monate "on the road" anstiessen.


unglaublich aber wahr, heute kamen wir in sydney an. wieder in der grossstadt zu sein, ist ein komisches gefuehl. alles ist so vertraut. fast so, als waeren wir nie weg gewesen. zurueck an einem vertrauten ort, rueckt kuerzlich erlebtes in weite ferne.


ein weiteres kapitel unserer reise ist zu ende - es waren einzigartige, unvergessliche 30.000km!




Samstag, September 11, 2004

 
wir hatten uns australiens meist bereisten kuestenabschnitt zum schluss aufgehoben, quasi als draufgabe. doch mit dem erhofften aushaengen am traumstrand wurde nichts. zu knapp war unsere zeit bemessen. um genau zu sein: wir mussten uns sputen, um rechtzeitig in sydney zurueck zu sein. doch alles der reihe nach.


auf der strecke von port douglas nach cairns, wimmelt es nur so von weltbekannten urlaubs-doerfchen. zum glueck hatten wir mit dem wetter pech. meist war es bewoelkt, gelegentlich platzregnete (;-) es sogar. zum glueck? ja, sonst waeren wir garantiert unter palmen an vielversprechend klingenden orten wie four mile beach haengen geblieben. auch kam unter diesen umstaenden keine richtige lust auf tauchen im barrier reef auf.


kurz vor cairns fuhren wir nochmals eine steile, windige strasse richtung atherton tablelands hoch. kuranda ist bekannt fuer seinen kuenstler-markt. wir fanden ihn eher enttaeuschend. viel besser der bahnhof, der mehr ein botanischer garten als ein verkehrsknotenpunkt ist, und die gondelbahn daneben - mit 7,5km angeblich die laengste auf der der welt (sicher made in switzerland;-)
die 250m hohen barron falls sind eine klasse fuer sich. heutzutage wird leider das wasser oberhalb in einem reservoir gestaut, und die wasserfaelle sind nur noch ein schatten ihrer selbst... doch wenn das kleine baechlein schon so wuchtig wirkt, wie maechtig muss erst der urspruengliche fall gewesen sein. was waere wenn, verfallen wir nicht alle hin- und wieder diesem komischen hader-spiel?!


cairns ist ein beeindruckendes touristenzentrum. alles dreht sich um sonne, meer und barrier reef. im stadtzentrum haben die stadtvaeter fuer 45millionen australische dollar eine kuenstliche lagune mit allem was dazu gehoert gebaut. jetzt koennen touristen, und alle anderen auch, mitten in der stadt im sand liegen und zwischendurch der hitze im kuehlen nass entrinnen. das ganze ist sehr gut gelungen, macht einen edlen eindruck und versprueht eine art urlaubs-resort-feeling. irgendwie witzig, mal was anderes! (wer sich fragt, warum man nicht ins meer huepfen kann, dem sei erklaert, dass das meer bei ebbe schon mal ziemlich weit weg ist und in dieser zeit einen eher unattraktiven sumpfboden hinterlaesst).
am andern ende des stadtkerns steht ein riesiges einkaufszentrum, in dem man sich ohne weiteres ein paar tage lang verirren kann. zwischen den zwei hauptmerkmalen gibt es eine fussgaengerzone mit noch mehr shops (was sonst?) und zahllosen bars. am abend wird auf tischen getanzt und die x-te "miss wet t-shirt" gekuert. wem das nicht (mehr;-) so gefaellt, der kommt an orten mit guter live-musik auf seine kosten. langeweile kommt hier keine auf!


dann war es zeit fuer den beruehmt beruechtigten bruce highway. zweitausend-siebenhundert-irgendwas kilometer lagen zwischen uns und sydney. wenn sich mal eine gelegenheit fuer einen kurzen abstecher in den allgegenwaertigen daintree national park bot, nahmen wir sie dankend an. wer kann schon "so ein bisschen regenwald mit wilden baechen widerstehen";-) besonders nett, da ruhig und idyllisch, war mission beach. im nahen wald gibt es eine sektion, wo fast ausschliesslich eine seltene palmenart, deren blaetter wie riesige faecher ausschauen, waechst. man kam sich vor, als sei man irrtuemlich in einem fantasy film gelandet. erst recht, als zu unserer grossen freude, immer wieder ein cassowary (riesiger, flugunfaehiger vogel; gut 1.5m hoch; schwarz mit blau-rotem kopf) unseren weg kreuzte. einmal kam ich arg in bedraengnis, war dem vogel wohl mit meiner kamera zu nahe gekommen. er kam ziemlich bestimmt auf mich zu. ich tat, wie auf schildern geheissen, hielt rucksack zwischen mich und den kraeftigen, spitzen schnabel. zum glueck beruhigte sich der junge rechtzeitig und zog friedlich weiter. uff, war ich erleichtert.


vorbei am verlockenden hinchinbrook island national park - die insel ist nur durch eine riesige, malerische lagune vom festland getrennt - und einem ort namens rollingstone. wir erreichten townsville. dies war einer der hoehepunkte meiner zeit in down under anno 1993/94. nicht der ort an sich, sondern ein konzert meiner lieblingsband midnight oil. inzwischen haben sich die oils leider aufgeloest, im gegensatz zu townsville. der ort boomt, praesentiert sich herausgeputzt und lebhaft. auch hier gibt es eine kuenstliche schwimm-lagune und als draufgabe sogar einen wasser-spielplatz (man stelle sich einen gewoehnlichen spielplatz, mit feucht-froehlichen wasserwerfern ergaenzt, vor). schon wieder ein ort, an dem keine langeweile aufkommt.


das naechste touristen-mekka: airlie beach! um es vorweg zu nehmen, auch hier gibt's im ortszentrum eine brandneue schwimm-lagune. scheint in queensland zum guten ton zu gehoeren. natuerlich hatten wir nichts dagegen und nutzten die anlage nebst einer kurzen schwimmrunde auch gleich zum duschen und haarewaschen;-) frisch gestylt waren wir aufs neue bereit fuer eine nacht im camper, irgendwo am strassenrand. hatten sogar einen tipp bekommen, dass es inmitten des ferien-zentrums einen parkplatz gibt, an dem man mehr oder weniger offiziell ueber nacht stehen bleiben darf - wer braucht schon camping-plaetze! wir fanden besagten fleck, poppten das dach auf und krochen ins bett. um zwei uhr frueh pochte es an die scheibe, ein security typ leuchtete uns mit seiner taschenlampe in die augen! was soll das, dachten wir. er entschuldigte sich, dass er uns umstaende machen muesse, doch sei das campen hier nicht erlaubt. allerdings sei dies zehn meter weiter auf dem hell beleuchteten parkplatz kein problem, sorry nochmals, aber er muesse uns hier wegjagen. man stelle sich das vor, ein security, der sich entschuldigt, dass er uns darauf hinweisen muss, dass wir was verbotenes tun und uns dafuer gleich noch sagt, wo es zwar offiziell auch verboten ist, jedoch niemanden stoert und daher campen toleriert wird. mit solchen securities fuehl ich mich sicher!


aber wir waren nicht des campens wegen nach airlie beach gekommen, viel mehr folgten wir dem ruf der whitsunday islands. bilder von dieser inselgruppe habt ihr sicher schon gesehen, es sind diese scheeweissen straende, die von tiefblauen wellen gekraeuselt werden. so schauen robinson crusoe traeume aus! rein ins boot, bereit fuer einen tag auf dem wasser. die ersten eindruecke waren eher ernuechternd, kein einziger weisser strand. eine insel nach der andern ist von grossen granit-bloecken umgeben. zweimal kam eine kleine gruppe beton-kloetze in sicht, dies die beruehmten traum-resorts. all dies vergisst man, wenn das boot um eine landzunge biegt und das auge nur noch makellosen strand, der sich irgendwo in der ferne mit dem horizot verbindet, sieht: whitehaven beach. traumhaft! der ort ist so schoen, dass es einem auch nicht stoert, dass sich ein boetchen ans andere reiht und eine urlauber-horde nach der andern heuschrecken-aehnlich das paradies heimsucht. plantschen, sonnen, am strand spazieren (unter den fuessen quitschte der feinste sand der welt). nach dem obligatorischen bbq-lunch tuckerten wir zu einem aussichtspunkt. dort machte es klick: hier werden all die verlockenden fotos fuer die bunten kataloge im reisebuero geschossen. wahrlich ein blick fuer goetter.
nochmals weiter getuckert. zum abschluss gab's eine stunde schnorcheln. auch das: awesome! viele viele bunte fische gleich unter der wasseroberflaeche. grosse, kleine, vertraute und noch-nie-gesehene. der tag in den whitsundays war toll, auch wenn ich mit meiner vorstellung von vielen kleinen inselchen, alle mit weissen sandstraenden ringsherum, ziemlich weit daneben lag;-)


weiter suedlich, diesmal landeinwaerts, besuchten wir eungella national park. vom meer in die berge. unterschiedlichste lebensraeume gleich nebeneinader - das ist einer der reize australiens. wahrscheinlich interessiert es nur wenig, dass wir hier wegen einem der aeltesten regenwald abschnitte des kontinentes herkamen, hab' ja auch mehr als genug ueber waelder geschrieben. nur soviel: der ist ganz besonders nett;-) die hauptattraktion sind aber platypusse (schnabeltiere auf deutsch). eungella ist einer der wenigen orte, an dem die tierchen ihre natuerliche scheu abgebaut haben und relativ problemlos beobachtet werden koennen. jeweils zur morgen- und abend-daemmerung draengen sich naturfreunde auf der kleinen bruecke und versuchen die munteren kerle zu sichten. ist gar nicht so einfach, weil sie ziemlich lange unter wasser nach futter suchen. verlaesslicher indikator ihrer position sind aufsteigende luftblaeschen. man schaut also vor allem "bubbles" und hofft, dass sich der platypus genau dort zeigt, wo man ihn haben will;-) was ein platypus ist? eine kurze beschreibung findet ihr in meinem tagebuch-eintrag vom 27. februar 2004, bzw. klickt auf rainforest-australia fuer erstaunliches und wissenswertes.


zurueck an der kueste, mackay. eines der zentren fuer zuckerrohr-anbau. unglaublich aber wahr, die strassen entlang der kueste waren seit mossman, und das liegt weit weit im norden, von zuckerrohr gesaeumt. weil die pflanze hier ganzjaehrlich waechst, findet man alle stadien, von kleinen sanften setzlingen, bis hin zu mehreren meter hohen staengeln, gleichzeitig. das freundliche gruen wirkt erfrischend, macht lange autofahren zumindest ein bisschen ertraeglicher. in queensland werden riesige mengen angebaut. australien ist nebst brasilien der groesste zucker-produzent der welt (wenn ich nicht irre). fast jeder groessere ort hat in dieser gegend eine eigene zucker-fabrik. die gebaeude erinnern an fabriken der ersten tage. an jeder ecke gibt es ventile aus denen dichter weisser rauch pfeifft. die kuenstliche wolke ist oft derart dick, dass man die hohen schornsteins erst gar nicht sieht. diese wiederum pusten weitere unmengen dichter schwaden in den eigentlich blauen himmel. beim anblick einer solchen fabrik erwartet man beinahe, dass das ding jeden moment im wahrsten sinne des wortes auseinander berstet, in die luft fliegt;-)
um die gigantischen mengen gehaeckselten zuckerrohrs einigermassen wirtschaftlich zur verarbeitung in die fabriken zu karren, baute man ein enormes schienennetz. geleise kreuzen den highway und immer wieder sieht man eine kleine lokomotive eine lange schlange waegelchen ziehen. erstaunlich, welcher aufwand damit verbunden ist, damit ich taeglich ein kleines loeffelchen zucker in meinen espresso ruehren kann.


rockhampton nennt sich beef capital of australia. ueberall sind sie praesent. von vordaechern bis strassenecken verfolgen einem viele viele bunte kuehe - genau, wie in zuerich! die hauptallee ist von prunkvollen bauten aus der jahrhundertwende (die vorletzte!) gesaeumt. steaks machen nicht nur satt, sondern auch reich!


jeder kennt fraser island, die groesste sand insel der welt, vor der kueste harvey bays gelegen. nur wenige wissen, dass fraser nur ein kleiner teil vom great sandy national park ist. wir entschieden uns gegen den grossen star und fuer die unbekanntere welt um rainbow beach. klare suesswasser-seen, hohe duenen wie in der sahara, endlose straende und sand in allen farbtoenen - von grau bis orange. der national park ist ein einziger grosser sandkasten, ein wunderbarer spielplatz. das australische lieblingsspiel ist "4wd dem strand entlang fahren" - als fussgaenger muss man da ganz schoen vorsichtig sein;-)
wandern im regenwald ist hier ungefaehr dreimal anstrengender als anderswo, alles auf sand gebaut/gewachsen!!!


die vielen bilderbuch-straende noerdlich von brisbane heissen sunshine coast. das zentrum ist noosa, auch nizza australiens genannt. ein edles fleckchen voll mit trendigen boutiquen und stilvollen restaurants. auf unbequemen designer-stuehlchen schluerfen stars und would-like-to-be's latte. sehen und gesehen werden, wollten auch wir und fuhren dreimal die schicki-micki-meile auf und ab. das musste reichen. einen blick auf die andern straende spaeter - zum schiwmmen war's einfach zu kalt, september ist in der suedlichen hemisphaere zur erinnerung winter;-) - ging's landeinwaerts zu den unverkennbaren glass house mountains. vereinfacht gesagt sind es mittelgrosse huegel aus denen klotzige felsen in den himmel ragen. weil die gegend ringsherum sehr flach ist, wirken die ehemaligen vulkane ziemlich skurril. fuer einen guten ausblick nahmen wir einen 700m langen weg zu einem aussichtspunkt in angriff. nicht besonders lang, dachten wir, wussten jedoch nicht, dass die 700m mindestens die steigung einer treppe hatten. nach 300m ging uns die puste aus, nach 700m fuehlten wir uns wie nach der besteigung mt everests. zum glueck war die aussicht die anstrengung wert und entschaedigte uns auch dafuer, dass wir nach dem abstieg unsere knie fuer den rest des tages vergessen konnten und nun mindestens eine woche muskelkater haben werden;-) die laengsten 700m meines lebens.




Mittwoch, September 01, 2004

 
von den ost macdonnells nach alice springs. kurzer besuch bei der alten telegrafen station, mit der alles ca. 1870 begann. gleich dahinter liegt der fuer gewoehnlich trockene todd river und die frischwasser quelle mit dem verheissungsvollen namen "alice" (ganau, nach ihr wurde das vormalige nest, heutige stadt, benannt). schneller spaziergang durch die zahllosen aboriginal art gallerien, die sich ueberraschend modern, fast schon stilig praesentieren. bilder gibt es in alt bekannten (punkt-bilder, roentgen-stil, natur farben) und zeitgenoessischen stilen (bunte farben, abstrakt bis gegenstaendlich). man braucht kein experte zu sein um zu wissen, dass aboriginal kunst boomt wie nie zuvor.


zurueck auf stuart highway hatten wir nur ein ziel: kilometer hinter uns bringen. die strecke nach three ways kannten wir bereits.
> ti tree: da gab's doch das leckere mango-eis, das wir das erste mal vergessen hatten.
> barrow creek: immer noch die gleiche alte telegrafen station, das kuehle bier im outback pub sah verlockend aus.
> wycliffe well: ob heute ein raumschiff landet?
> devil's marbles: der passende ort, um das eis aus ti tree aus dem tiefkuehlfach zu nehmen. koestlich.
> tennant creek: das nyinkka nyunyu aboriginal art und culture centre hat einige gute ausstellungen wie sich das leben mit ankunft der goldgraeber veraendert hat. man erfaehrt auch, was alles waehrend dem 20 jaehrigen rechtsstreit geschah, den es brauchte, bis ihre landrechte anerkannnt wurden (verhinderungstaktik war nicht selten das aendern oder gar erlassen zweifelhafter gesetze, konnten gluecklicherweise erfolgreich angefochten werden).
> three ways: abzweigung nach queensland. nur noch 625km auf dem barkly highway bis mount isa.
> thorny devil: unglaublich, manuelas spaeheraugen sahen quasi an der letzt moeglichen stelle einen dieser ulkigen echsen. dornige teufel sind nicht viel mehr als 10cm lang und schauen aus, als ob sie mit dicken dornen ueberwachsen waeren. unser freund ruehrte sich kein bisschen, auch nicht, als wir ihn aufhoben und an den strassenrand setzten. gut, dachten wir, wenn er so zahm ist, setzen wir ihn auch gleich ins rechte licht fuer ein nettes foto;-)
> campen in der wueste: eigentlich nichts besonderes. doch in dieser nacht ging unser kuehlschrank kaputt und wir mussten fortan mit eis bier und lebensmittel frisch halten. ziemlicher mist! doch in zeiten des positiven denkens sagt man: zum glueck ist uns dies nicht frueher passiert;-)
> barkly homestead: der ort, an dem wir extrem teures benzin aus unerklaerlichen gruenden verhaeltnismaessig guenstig fanden und volltankten (wahrscheinlich war's die hitze).
> blue tongue lizard: nochmals eine unglaubliche entdeckung von manuelas spaeheraugen. leider war diese echse kein so geduldiges modell, zeigte uns seine gafaehrlich ausschauende giftig blaue zunge.
> grasland: so flach war's noch nie.
> bye-bye northern territory: uebertraf alle erwartungen.
> g'day queensland: the sunshine state, mal sehen.
> camooweal: vor hundert jahren gebaute huetten, welche irgendwie die zeit ueberlebt haben, sind heutzutage historische bauwerke.
> nur noch 185km nach mount isa. bloederweise war dies das erste mal, dass wir eine der beruehmt beruechtigten einspurigen strassen hatten. sieht folgendermassen aus: die strasse ist fuer die breite eines fahrzeuges asphaltiert, links und rechts ist ein breiter schotter-streifen. man faehrt fuer gewoehnlich in der mitte, wenn ein fahrzeug entgegen kommt, weicht man zur seite aus, eine zeit lang fahren zwei raeder auf asphalt und zwei auf schotter. geht ganz gut, so lange nicht zu viel verkehr ist und so lange der schotter nicht zu viele schlagloecher hat. natuerlich war dies auf dem abschnitt ueberhaupt nicht so, wir brauchten viel nerven und zeit.


mount isa ist eine ziemlich grosse stadt mitten im outback. die skyline dominieren monstroese minen. untertags werden kupfer, blei, zink und silber abgebaut. wir hatten keine lust auf ueberdimensionierte baumaschinen und erst recht nicht auf eine zugsfahrt in engen, stickigen tunneln. unser interesse galt der lokalen zentrale von the royal flying doctor service.
ein pastor namens john flynn war zu beginn des letzten jahrhunderts ueber die de facto inexistente medizinische versorgung der bevoelkerung im landesinnern australiens schockiert. er startete ein verruecktes unternehmen: die fliegenden doktors. in zeiten als funk- und flugtechnik in den kinderschuhen standen, schaffte er unvorstellbares und baute ein netz auf, das bis heute funktioniert. besonders beachtlich: der service ist gratis (wird mit hilfe von spenden, subventionen von bundesstaaten und der regierung australiens finanziert). wer hilfe braucht funkt die doktors und kann sicher sein, dass erstklassige hilfe ehestmoeglich aus der luft eintrifft.
john flynn machte unmoegliches moeglich, seine vision wurde realitaet, verlor nichts vom idealismus (erstaunlich, in zeiten wie diesen!). die beteiligten leben die vision und setzen sich bedingungslos fuer ihre sache ein - da zieh ich meinen hut! wer sich fuer diese erstaunliche organisation interessiert, bitte www.flyingdoctor.net anklicken.


noch einmal wartete eine laengere autofahrt auf uns. voerst auf dem barkly highway bis cloncurry; kleine, sympathische "countrytown". dann auf der burke development road ins nirgendwo. wahrscheinlich heissen die development roads development road, weil sie erst noch richtig developt (entwickelt) werden muessen. zu unserem entsetzen war es schon wieder eine einspurige angelegenheit:-( auf der karte eingezeichnete orte hatten selten mehr als ein haus. namen sind fantasievoll wie "quambie" oder "burke and wills roadhouse". die gegend ist das ultimative outback. savanne soweit das auge reicht, ab und zu eine kleine kuhherde, kreisende adler und andere raubvoegel kuenden in regelmaessigen abstaenden strassen-kadaver an, wo kein gras waechst (gras ist hier nicht gruen und kurz; vielmehr gelb, lang und ausgetrocknet) reihen sich termitenhuegel eng aneinander. hier wurde es sogar mir zu langweilig. jetzt wussten wir, was outback-einoede bedeutet.


in der naehe von normanton bogen wir auf die gulf development road ein. ausser dem namen, aenderte sich nichts. irgendwann kamen wir nach croyden; eine kleinen stadt, in der vor ueber 100 jahren so viel los war, dass die leute fuers wochenende aus allen himmelsrichtungen anreisten (oft mehrere stunden auf holpriger strasse in schlechter kutsche) zur zeit des goldrausches war croyden das paris des outback. leider liegt das schon ein weilchen zurueck und ausser ein paar wirklich nette historische haeuschen anschauen, kann man nicht viel tun.


einige landjungs sind richtige rueppel! wie die mit ihren pick-ups ueber die strasse donnern, ist echt gemeingefaehrdend. besonders einer. es kam wie es kommen musste. wir wichen aus, er auch, hatte gute 100km/h drauf, wirbelte einen stein auf und zack, unsere windschutzscheibe sah aus, als haette jemand einen baustein drauf geschleudert. wegen so einem praepotenten cowboy hatten wir auf einmal ein problem. zum glueck war die scheibe versichert, sonst haette ich mir die haare ausgerauft. wenn ich den typen zwischen die finger gekriegt haette, ich haette ihm das fell ueber die ohren gezogen... ok, vielleicht auch nicht, aber nur weil ich nett bin, koennte schon wenn ich wollte;-))
so ist das leben, im busch regiert der staerkere, und solche greenhoerner wie unsereins haben hier erstmal hinten anzustehen. orte und menschen schienen mir von da an alle ein bisschen suspekt. ich war froh, als wir nach gut zwei tagen in dichter besiedelte gegenden kamen. hatte uebersehen, dass es im urlaubsparadies queensland soviel harsches outback gibt.


atherton tablelands ist ein hochplateau, das an tasmanien oder zu hause erinnert. so was im tropischen norden zu finden, ist eine kleine sensation. saftige weiden, schwarz-weisses vieh, ein kuehler wind, wolken und der gelegentliche nieselregen. zumindest der dichte regenwald wurde dem image von queensland gerecht.
einen gemuetlichen tag lang kurvten wir zwischen den huegeln herum. besuchten einen wasserfall hier, einen wasserfall dort; machten einen kleinen spaziergang durch dichten regenwald; bestaunten ein zwei besonders grosse parasiten-baeume, die ihre ehemaligen hausherren laengst erdrosselt hatten; liessen uns vom tiefen blau der kratersee erfrischen.
das hochplateau ist teil der great dividing range, welche entlang der ostkueste von norden bis sueden verlaueft. der hoechste punkt ist mount kosciuszko (genau, der mit dem komischen namen; den wir schnee und kaelte trotzend bestiegen haben, damals im mai).
die gegend ist ein paradies fuer tierfreunde. es gibt sogar auf baeumen lebende kaenguruhs hier, ueberraschenderweise tree kangaroos genannt;-) das problem bei diesen tollen waeldern ist nur, dass man fast keine chance hat, einen seiner vielen faszinierenden bewohner zu gesicht zu bekommen. zu gut sind tarnung und versteck-moeglichkeiten.


steil fiel die strasse richtung kueste ab. zwischen den maechtigen baeumen erhaschten wir einige blicke vom land tief unten: alles hell gruen. zuckerrohr, zuckerrohr, zuckerrohr. queensland versuesst das leben der halben welt. keine strasse scheint hier oben nicht von den hoch wachsenden staengeln gesaeumt zu sein;-)


however, fuers erste hatten wir andere interessen, auch in der zucker-metropole mossman. mossman gorge ist ein teil des welt-natur-erbes daintree national park. der park ist vollgepackt mit seltenen tieren und pflanzen. fuer die statistiker: 894.420ha regenwald entlang der kueste, bzw. im angrenzenden hinterland; 0.01% der australischen flaeche beheimaten 36% der saeugetiere, 50% der schmetterlinge und 65% der farne; lebensraeume reichen von mangroven und eukalyptus waeldern bis hin zu tropischen regenwaeldern. daintree ist insofern etwas ungewoehnlich, dass er nicht eine grosse naturbelassene flaeche ist, sondern aus mehreren einzelnen plaetzen zusammengestueckelt ist. der national park reicht von cooktown im hohen norden bis runter nach townsville.
unser einblick entlang der schlucht in mossman war beeindruckend. weit oben wetteifern baumriesen um den platz an der sonne, waehrend unten friedliche baeche plaetschern. wie ueblich versuchten wir geheimnisvolle lebewesen zu erspaehen, wie ueblich hatten wir nicht viel glueck. nur die australischen truthaehne waren allgegenwaertig - gierig auf der suche nach picknick broeseln.


rainforest habitat, eine art informativer zoo, aehnlich desert park in alice springs, kam uns gerade recht. nachgebaut sind drei lebensraeume: sumpf, grasland und regenwald. die lebensraeume sind vollgestopft mit tieren, welche wiederum an menschen gewoehnt sind. man kann zwischen ihnen herumspazieren, sie von links, rechts, oben und unten bestaunen; fast wie im streichelzoo. wir bekamen all die tierchen zu sehen, von denen wir in letzter zeit so viel gelesen haben. jupii! hab' ganz viele fotos gemacht - werde euch dann mal atemraubende geschichten erzaehlen, wie lange ich fuer genau diesen einen schnappschuss in wilder natur ausharren musste;-)
durften sogar eine schlange und ein krok (suesswasser;-) streicheln. so weich! da vergisst man doch gleich, dass man sich vor nicht all zu vielen tagen davor zu tode gefuerchtet hat...




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