Sonntag, April 25, 2004

 
anfangs woche unternahmen wir mit meinem australischen goetti und seiner frau einen ausflug in den riesigen royal national park. sie zeigten uns einsame straende, steil abfallende klippen, dichten australischen busch; kurz, sie machten uns lust aufs reisen. wenn alles gut geht, sind wir demnaechst wieder unterwegs. nur ein arztbesuch trennt mich vom gruenen licht zum loslegen. manuela und ich sind zuversichtlich, haben schon einen campervan fuer 10. mai gebucht;-)


die geschichte, wie es dazu kam, ist a bisserl kompliziert. sie geht so: urspruenglich wollten wir ein vehikel kaufen. wir schauten einige "backpacker kisten" an, allesamt 10 und mehr-jaehrig (es gibt sogar noch reichlich vw-busse aus der zeit als meine eltern das rote zentrum bereisten, vor ueber dreissig jahren!) und in leicht dubiosem zustand. wir, die nicht viel mehr als scheibenwischer bei einem auto testen koennen, standen vor einem echten problem - wer will schon mitten in der wueste stuenden, wenn nicht tage, auf ein abschleppauto warten. dazu kommt, dass man von backpacker-kollegen skrupellos angelogen wird (wollen/muessen verkaufen): "die karre laeuft wie geschmiert, kein einziges problem. rund herum und mitten durch sind wir gefahren, war die zeit unseres lebens, dank diesem sagenhaften bus katja, den wir nun leider verkaufen muessen". die gebrueder grimm koennten im automarkt einiges lernen!
ein paerchen hatte uns schon im oktober, gleich nach unserer einreise, mit ihrem erlebnisbericht darauf aufmerksam gemacht, dass sich eine reise relativ rasch nur noch ums auto, statt ums land, drehen kann. wir schrieben uns hinters ohr: autokauf ist nicht so einfach, wie wir geglaubt hatten.
dann kam uns das schicksal zu hilfe. meine huefte verkuerzte die reisezeit um etwa einen monat und zusammen mit einem super guenstigen angebot entpuppte sich mieten zu unserer ueberrraschung als attraktive alternative, der wir beim besten willen nicht widerstehen konnten. wir bekommen einen ca. dreijaehrigen toyota camper, komplett ausgeruestet mit pop-up dach, ohne mulmigen magen und werden erst noch vom finalen baeren-aufbinden im automarkt entbunden. bleibt nur zu hoffen, dass sich unsere vorstellungen bewahrheiten...



der 25. april ist anzac day, einer der wichtigsten feiertage. es gibt keine stadt in australien die nicht eine anzac street oder ein anzac denkmal haette. anzac steht fuer "australian & new zealand army corps"; der 25. april markiert den tag, an dem australische truppen an der seite englands 1915 in den ersten weltkrieg eingriffen und auf der tuerkischen halbinsel gallipoli landeten. der einsatz wurde zu einem disaster (dem ersten von vielen in der geschichte australischer truppen, die fernab der heimat fuer "queen and motherland" kaempften - zweiter weltkrieg, korea, vietnam etc. folgten). am anzac day gedenkt die nation ihrer verstorbenen soldaten und ehrt die ueberlebenden (auch "national living treasure" genannt). in einer mehrstuendigen parade marschieren die unterschiedlichen korps, begleitet von musikkapellen, durch die stadt. die ehemaligen praesentieren auf geschwellter brust ganze orden-sammlungen. sie machen einen ueberzeugten, stolzen eindruck und nehmen den tag, ihren tag, aeusserst wichtig. es gibt unzaehlige gedenkfeiern, die erste bei tagesanbruch, die letzte zum sonnenuntergang. die atmosphaere im sonst hektischen stadtzentrum sydneys ist merklich anderst. rund um den cenotaph, die gedenkstelle fuer australiens kriegsopfer, herrscht andaechtige ruhe - "lest we forget".




Mittwoch, April 14, 2004

 
zu ostern gab es einige nette anlaesse, qual der wahl! wir begannen mit dem easter carnival royal randwick. die veranstaltung rund um pferderennen dauert ganze vier tage. "sydney's biggest party - 4 days to play, 4 days to recover" so der slogan. es geht vor allem um zwei sachen: sehen und gesehen werden, sowie wetten. weil wir vom wetten keine ahnung hatten, widmeten wir uns teil eins. wir kauften standesgemaess eine flache sekt, suchten ein plaetzchen entlang der rennbahn und genossen einen gemuetlichen nachmittag. die menschen um uns herum waren in offensichtlich lustige gespraeche verwickelt. von zeit zu zeit sprangen alle auf und draengten sich entlang des zaunes, um die vorbei polternden pferde zu sehen. ein rennen dauerte jeweils eine gute minute, dann war wieder fuer ueber eine halbe stunde ruhe, zeit zum entspannen, pseudo fachsimpeln, sekt nippen und "damen-in-uebergrossen-hueten-mustern";-)


am abend ging's mit dem zug in einen laendlichen vorort sydneys, der verheissungsvolle name: warwick farm. amma, die umarmende mutter aus indien, hatte hier fuer einige tage ihr quartier aufgeschlagen. manuela und ich hatten amma bereits einmal in kerala getroffen (s. bericht vom 09. januar 2003). damals waren wir im ashram und es war beeindruckend, einen der groessten lebenden gurus zu treffen: das umfeld, die menschen, amma... speziell und beruehrend.
diesmal war das podium in einem grossen, kahlen saal aufgestellt. sadhus chanteten und spielten unverkennbare melodien auf traditionellen indischen instrumenten und keyboards (die hatten sie sogar schon in kerala benutzt;-), amma hatte eine art silberne krone aufgestetzt. her gepilgert waren westlich gekleidete inder und indisch gekleidete westler. wir kamen ein bisschen zu spaet, bzw. in dem moment als amma auf der buehne erschien. von der pferderrennbahn in den tempel im eiltempo - es war nicht so einfach, ruhig zu werden. amma begann geradewegs einen nach dem andern zu umarmen, sie nahm sich sehr viel zeit und fluesterte jedem was ins ohr. als ich gute zwei stunden spaeter umarmt wurde, war ich schon sehr gespannt...


den naechsten tag begannen wir mit der australischen turmspring meisterschaft (national age diving championships). sie fand im modernen sydney aquatic centre statt, was zusammen mit den erinnerungen an einen fernsehabend in china (turmspringen an der wm in barcelona 2003) den ausschlag fuer unseren besuch gab.
obwohl die stimmung nicht annaehernd so toll wie bei den schwimm-meisterschaften war (s. bericht vom 04. april 2004), und wir keine ahnung hatten auf was die punktrichter achteten, war es faszinierend, den athleten zuzuschauen. sie haetten unterschiedlicher nicht sein koennen: der braungebrannte mit-zwanziger macho, der vergessene hippie anfang dreissig oder der weisshaarige end-fuenfziger mit perfekten spruengen vom 10-meter... nicht schlecht, ich meine, ich koennte das nicht. wuerde mich gar nicht trauen, nicht mal vom 1-meter! nein, salto kann ich auch nicht, von handstand und mehrfachen spiralen ganz zu schweigen.
diese sportler haetten ein paar zuschauer mehr verdient!


weiter ging's zur royal easter show. die ist so riesig, man koennte tage verbringen. als erstes stich uns die anzeige "monster truck crashes cars" ins auge. schnurstracks gingen wir zum superdome, einer weiteren high-tech arena aus der sydney 2000 zeit. drinnen droehnte heavy metal, blitzten blitze, spruehte nebel. dann bekamen wir bmx, freeride motorbikes und samson, den monstertruck, zu sehen. war genau so, wie im fernsehen (in diesen einfaeltigen shows wo non-stop voriges vorkommt, ueber die man zufaellig beim herumzappen stolpert). die leute haben geschrien was das zeug haelt: laerm pegel rauf, gehirn aktivitaet runter. wow, cool ey!
ungleich erhabener war das schweine rennen mit einem star-schwein, das von ueber einem meter ins schwimmbecken sprang - nicht ganz so elegant wie beim turmspringen, dafuer aufmerksamkeit erregender;-) weiter ging's durch endlose hallen voller ziegen, schafe, kuehe, pferde, hunde, enten etc. alles was in der landwirtschaft irgendwie genutzt wird, war praesent. tagsueber fanden unzaehlige praemierungen statt, was die kaufpreise entweder nach oben oder unten trieb.
gelegentlich landeten wir auf dem showground, rechtzeitig zur abendshow. begonnen wurde mit nationalhymne und patriotisch wehenden fahnen auf trabenden pferden. dann folgte eine kitschig idyllische vorfuehrung mit dem titel "the man from snowy river" nach der zwangslaeufig jeder staedter die kuehnen cowboys vom lande eifersuechtig beaeugte: "wish i could ride a horse like that, be one with nature and just by chance meet the girl of my dreams!" nach einem schnulzigen popsong, von einer reitenden aspirierenden starsaengerin vorgetragen, droehnten einmal mehr die motoren. zuerst gab's ne show von vier pick-up's die non-stop um die arena rutschten und mehrmals versuchten, eine massencarambolage zu verursachen; jedesmal aber um haaresbreite scheiterten. dann gab's mehr freestile motorbikes, wilde akrobatik-stueckchen auf durch die luft segelnden yamahas (wer war wohl der sponsor?). manuela und ich kannten das motto bereits: "je lauter, je besser". die menge schrie und spornte die fahrer zu immer neuen halsbrech-versuchen an. ich klammerte mich fest an meine kruecken. danach gab's lautes feuerwerk voller ah's und oh's.
nach der show schlenderten wir ueber den rummelplatz. so viele bahnen hatte ich noch nie auf einmal gesehen. zu meiner ueberraschung kannte ich die meisten von der krebs kilbi (ehrlich, gewisse sachen scheinen weltweit die gleichen zu sein). dann stolperten wir noch schnell durch die showbag-halle, den geheim favorit der easter show. eine showbag ist eine plastiktuete gefuellt mit verschiedensten sachen (z.b. eine spielzeug samurai komplett-ausruestung mit cola, chips, cd-rom und kaugummis). das ganze ist zu verschiedensten themen und unterschiedlichsten preisen erhaeltlich. die leute fliegen darauf, nicht nur kinder, nein, jede und jeder. showbag ist der unangefochtene party hit. man ist nicht auf der easter show gewesen, wenn man nicht mindestens drei plastiksaecke nach hause schleppt und deren inhalt im zug ausfuehrlich mustert. wow, was man da nicht alles in den tiefen der tasche findet, lauter sachen die man schon immer haben wollte.
...und jeder tag an der easter show endet mit einem hauch von weihnachten.
es war ein koestlicher tag, einfach unterhaltend;-)




Sonntag, April 11, 2004

 
frohe ostern! viel spass beim eier-tuetschen und osterhasen suchen:-))


bezueglich osterbraeuchen laesst sich aus australien nicht wirklich viel berichten (von den goldenen lindt schokohasen mal abgesehen). die menschen sind gluecklich, dass das wochenende doppelt so lange ist. je nach vorliebe begehen sie stadtflucht oder stuerzen sich ins getuemmel auf einer der zahllosen sonder-veranstaltungen. die royal easter show (ein misch-masch aus landwirtschaftsmesse und kirtag) ist die groesste und lockt jaehrlich waehrend zwei wochen knapp eine million besucher an (leider konnte ich im web keine vergleichszahl zur krebs kilbi kriegstetten finden, aber ich denke, dass es nicht ganz so viele sind;-).




Samstag, April 10, 2004

 
jeder tourist hasst sie, die typen die einen staendig anquatschen. "die wollen uns eh nur was andrehen!" "der redet ja so, als ob wir nicht selbst wuessten, was gut fuer uns ist!" "auf diese schoenrederei fallen wir sicher nicht hinein!"
manuela und ich machten oft genug aehnliche erfahrungen um zu wissen, dass keiler laestiger sind als fliegen. man nimmt sie nicht ernst, glaubt ihnen kein wort, hat panische angst ihnen auf den leim zu kriechen und, um ehrlich zu sein, man verabscheut sie.


keiler und touristen, eine endlose geschichte, hass- liebe im klassischsten sinn. bisher war ich tourist, seit montag bin ich keiler;-) natuerlich nicht ein gewissenloser, sondern ein vorbildlicher. die produkte meiner firma, hafenrundfahrten mit magistic cruises, sind konkurrenzlos. wir haben die neuesten, modernsten und luxurioesesten katamarane im hafen von sydney. unsere rundfahrten sind am ausfuehrlichsten und nicht mal teurer als die der konkurrenz; im gegenteil, denn bei uns gibt es zu jedem ticket ein gratis bier (kinder koennen auch cola und damen orangensaft haben;-)! langer rede kurzer sinn: magistic cruises ist spitzenklasse, mit abstand die beste wahl.
so weit, so gut - wenn da nicht diese engstirnigen, arroganten, besserwissenden touristen waeren. die denken doch echt, wir wollen sie uebers ohr hauen. die kommen von tausenden von kilometern entfernten orten und haben das gefuehl, zu wissen, wie's hier laeuft. laecherlich! wenn sie in einer alten barke am opernhaus vorbei tuckern wollen... sollen sie doch;-)


die zweite phase meiner wiedereingliederung gefaellt mir einiges besser als die erste. am circular quay ist staendig was los. hier legen alle faehren an, es gibt einen bahnhof und unzaehlige bushaltestellen. hier ist der knotenpunkte von sydneys oeffentlichem verkehr. hier kreuzen sich die wege zu opernhaus und harbour bridge. circular quay ist schluesselerlebnis fuer jeden sydney besucher. mitten in diesem gewuehl verbringe ich meine arbeitstage, versuche eifrig tickets fuer hafenrundfahrten zu verkaufen. manchmal geht's leicht, dann wieder schwer. wenn man sich von den ueblichen sauer-koepfen die stimmung nicht verderben laesst, macht es sogar ausgesprochen spass. last but not least, hilft es auch, dass unsere schiffe wirklich die schoensten sind und wir mit gutem gewissen unsere maeuler voll nehmen koennen. wer's nicht glaubt, kann sich ja selbst ueberzeugen und die magistic flotte mal anschauen...




Sonntag, April 04, 2004

 
so, die erste woche im buero habe ich geschafft. der telefondienst blieb mir zum glueck erspart. stattdessen durfte ich jeden tag vier stunden (mehr kann ich leider noch nicht arbeiten;-) adressen in eine datenbank eingeben. was soll's... naechste woche werde ich am circular quay tickets verkaufen. hoert sich besser, da kurzweiliger, interssanter, lustiger etc, an!


inzwischen bin ich wieder ganz gut beisammen, kann sogar schon alleine im bus und zug herumfahren. meine wiedererlangte bewegungsfreiheit nutzte ich gestern voll aus und fuhr zum sydney aquatic centre, wo die australischen schwimm-meisterschaften, verbunden mit der olympia-qualifikation, stattfanden. der pool gilt als der schnellste der welt. womit das genau zusammen haengt, weiss ich nicht (wasseraufbereitung, fliesenfarbe?). ein blick auf die vielen rekorde waehrend sydney 2000 ueberzeugt aber schnell, dass dem so ist.


in australien ist schwimmen ungefaehr so populaer wie skifahren in oesterreich, d.h. der stolz einer ganzen nation haengt daran. ich hatte das glueck ikonen wie ian thorpe, michael klim oder grant hackett live zu sehen. war mal was anderes mit tausenden von zuschauern athleten in skurrilen anzuegen beim wasser teilen anzufeuern. es gab ueberraschungen (die damen scheinen besser in form zu sein als die herren, libby lenton schwamm gar weltrekord ueber 100m freestyle) und ein alles ueberschattendes gespraechsthema: der plumps von ian thorpe. australiens beliebtester schwimmer fiel im wahrsten sinne des wortes beim start zu seiner paradedisziplin (400m freestyle) vom startblock ins wasser. der grund: ian hatte einen "noise" gehoert und diesen irrtuemlich fuer den startschuss gehalten. weil es aber nicht dieser war und sich kein athlet einen fehlstart leisten darf, sah der dreifache weltrekord-halter die rote karte. mit andern worten: der weltweit unangefochten beste sportler einer disziplin wird vom eigenen land waehrend der olympia-qualifiaktion disqualifiziert! natuerlich folgten die unparteiischen dem regelwerk und behandelten alle sportler gleich; was auch richtig ist. trotzdem ist die ganze geschichte paradox. um so mehr, da jedes andere land alles tun wuerde, um den weg fuer einen olympischen medaillenanwaerter zu ebnen. werde wohl christoph blocher ein email schreiben und ihm vorschlagen, dem thorpe ein einbuergerungsangebot inklusive olympia-startplatz-garantie zu machen;-)


however, eine moglichkeit gibt es noch - das fanden die hiesigen medien schnell heraus. wuerde craig stevens, der zweite qualifikant ueber 400m freestyle, von seinem startplatz zuruecktreten, haette der head-coach die moeglichkeit, torpedo nachzunominieren. haette, koennte, wuerde... we'll see! traurig, dass sich der arme craig nicht so richtig ueber seine olympia-qualifikation freuen darf. die augen australiens sind auf ihn gerichtet, abwartend. bloede situation, und er kann nicht mal was dafuer!


falls jemand mehr ueber schwimmen in down under erfahren moechte, hier die webadressen zum schnellsten pool der welt und dem selbsternannten besten schwimmverband.




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