ab jetzt geht's um sand!
dune 7. am stadtrand von walvis bay. aus dem nichts erhebt sich eine der groessten und angeblich eindruecklichsten duenen namibias. wunderbar zum raufkrabbeln und runterrutschen.
namib-naukluft park. richtung osten, unterwegs ins landesinnere. hunderte kilometer durch flache, trockene ebene. statt sand liegt geroell herum. freuen uns ueber jeden inselberg am horizont, die kleinste farbnuance im gestein. der nationalpark ist mehr als halb so gross wie die schweiz, bzw. macht ueber einen viertel oesterreichs aus. bevoelkerungsdichte ist einiges kleiner, die wueste, bzw. halb-wueste, ist nicht fuer die massen geschaffen.
ein grosser spalt im boden, voller wellenartiger huegel:
kuiseb canyon. zelten neben dem ausgetrockneten flussbett.
frueh morgens geht's weiter. steile, kurvige strasse richtung hochplateau. staerken uns an der einsamen tankstelle in solitaire. der beste apfelstrudel afrikas ist eigentlich kein apfelstrudel, eher ein streuselkuchen. was soll's, gut ist er allemal und das stueck riesengross - hat uns ja auch ein echter wuestenbar abgeschnitten.
sossusvlei. willkommen bei namibias hauptattraktion. die strasse von sesriem zu den verschiedenen vleis (hab' gegoogelt, vlei heisst "seichter teich") ist die schlimmste ueberhaupt. 75km teerpiste besteht zu 95% aus tiefen schlagloechern. die fahrt erscheint endlos, beschert uns einige kopfbeulen. stampfen unter der heissen nachmittagssonne durch den tiefen sand zu
hidden vlei. natuerlich ist im seichten teich kein einziger tropfen wasser. abgestorbene baumstaemme recken ihre aeste gespenstisch richtung himmel, in der ferne drei strausse. ringsherum tuermen sich riesige sandduenen auf, alle leuchten kraeftig orange. setzen unseren spaziergang fort. zurueck zum parkplatz und weiter richtung sossusvlei. sind etwas spaet dran. das, weswegen wuestenfuechse aus aller welt herkommen, lassen wir sausen. sind nicht traurig, im gegenteil. sand ist sand. geniessen den spaziergang durch die umliegenden sandduene im licht der untergehenden sonne. der sand beginnt golden zu leuchten, schatten werden laenger und schwaerzer, dramatische farbenspiele, der wind wirbelt feine koerner ueber scharfe kanten, die muster auf den glatten waenden aendern sich vor unseren augen. je laenger wir hier sind um so mehr verzaubert uns diese einzigartige landschaft. sand ist sand. irgendwie schon, irgendwie auch nicht... schwer zu beschreiben, das muss man erlebt haben.
dune 45. heisst so, weil sie 45 duenen von sossusvlei und 45km von sesriem entfernt liegt. stoppen auf dem rueckweg, bereit zum gipfelsturm. was malerisch und sanft ausschaut, ist ganz schoen tueckisch. brauchen doppelt so lange wie angenommen. natuerlich ist's die muehe wert. die sonne kuesst den horizont, die duenen verfaerben sich orange, rot, violett, dunkelblau, grau. schwer sich losreissen, doch torschluss naht.
sesriem. ausgangspunkt fuer sossusvlei. da waren wir schon. waere die strasse nicht so schlecht, wir wuerden gleich nochmals zum sonnenaufgang hinfahren. stattdessen machen wir einen abstecher zum sesriem canyon. ein kleiner pfad fuehrt in die tiefe. wir folgen der schlucht. hoch ueber unseren koepfen scheinen die waende zusammenzuwachsen. ein natuerlicher dom.
naukluft berge. olive trail wurde uns empfohlen, also nehmen wir ihn in angriff. steiler aufstieg, gute aussicht, doch nichts besonderes. enttaeuscht folgen wir einer gebirgsfalte richtung tal. warum zittert manuela ploetzlich so aufgeregt? eine schwarze mamba hat den weg gekreuzt. ich sah sie nur einen bruchteil. die schlange war unglaublich schnell und gut zwei meter lang. laesst das herz schneller schlagen, doch zittern soll man nicht. im gegenteil: still stehen. die gebirgsfalte wird zur tiefen, spektakulaeren schlucht. links und rechts verlieren sich beinahe senkrechte, leuchtend rote felswaende im blauen himmel. wo immer es ritzen hat, wachsen grosse kakteen und skurrile kokerboome. ein hoher stamm, viele gerade aeste, die sich kugelfoermig ausstrecken und an deren ende eine sternenartige bluete leuchtet. super schoen! auch tiere hat's: berg zebras, kudus, kleine klippspringer und zahllose rock dassies. ein hoehepunkt!
maltahoehe, aus. schon wieder hunderte kilometer spektakulaerste landschaft. hoert das nie auf...
garub pan. um das kuenstliche wasserloch tummeln sich regelmaessig wildpferde. woher die tiere kommen, weiss niemand. irgend einem deutschen duerften sie zu beginn des zwanzigsten jahrhunderts entwischt sein. es sind einige der wenigen wilden wuesten-pferde auf der ganzen welt. wir haben glueck, drei stueck haben sich versammelt. spaeter trotten aus dem nichts zwei weitere heran.
luederitz. von hohen sandduenen umzingelt. die ehemalige eisenbahnlinie fuehrt wiederholt schnurstracks in eine hinein, ab und zu verlassene geisterbahnhoefe. vorsichts-schilder mahnen "sand!", bagger halten die zubringerstrasse jahraus jahrein sand-frei. die kleine hafenstadt macht einen etwas trostlosen eindruck, liegt auf ein paar kahlen, felsigen huegeln am ufer des atlantik. eisiger, stuermischer wind pfeift ueber die daecher. welch unwirtlicher ort. die haeuser erinnern an ein bayrisches dorf (aus einer zeit, als man noch turnhalle und lesesaal auf die fassade schrieb). surreal!
warum gruendete man hier eine stadt? das wunderbar nostalgische museum weiss die antwort. der deutsche kaiser wollte eine kolonie, natuerlich mit hafen. afrika war schon stark kolonialisiert, die auswahl war beschraenkt. die deutschen waehlten luederitz. sie hatten glueck, in der umgebung fand man
diamanten ohne ende. die steine lagen derart auf dem boden herum, dass man sie nur zusammenklauben brauchte. fotos zeigen die unglaublichsten szenen. auch heute werden in der gegend noch diamanten geschuerft, jedoch unter der strengen kontrolle von de beers (der suedafrikanische gigant kontrolliert de fakto den gesamten diamantenhandel weltweit). deren marketing schafft es seit jahrzehnten, etwas das es in ueberschuss gibt zu exklusivsten preisen zu verkaufen - ungefaehr so, wie wenn man karotten zum preis von schwarzen trueffeln an den mann bringt. dass es so viele diamanten (von russland bis brasilien, von afrika bis australien) gibt, weiss otto normalverbraucher natuerlich nicht. er zahlt weiterhin ein vermoegen, glaubt etwas ganz seltenes zu besitzen und finanziert nebenbei voelkermorde wie damals in angola. eine faszinierende geschichte, die man hier am ende der welt erfaehrt.
der grossteil der namib wueste ist fuer unsereins nicht zugaenglich. diamanten sperrgebiet meint was es heisst. zutritt ist streng kontrolliert. was genau vor sich geht, wie viel edle steine zu tage gefoerdert werden... alles streng geheim.
luederitz halbinsel. der harsche wind nimmt gestalt an, kargheit dominiert. ein paar malerische buchten, eine alte walfaengerstation, ein einsamer leuchtturm neben einem weiteren kreuz von bartolomeu dias. viel zu sehen gibt es nicht. einsam und rauh, irgendwie geheimnisvoll.
was wir nicht sehen ist, dass das meer voller meeresgetier ist. bei der fischerei-kooperative kriegt man sie foermlich nachgeschmissen. wenn's denn sein muss, essen wir halt ein kilo calamari zu abend;-)
kolmanskop. erste grosse diamantengraeber stadt, seit 1956 verlassen. einer der wenigen flecken im diamanten sperrgebiet, den touristen ohne weiteres besuchen duerfen. ein ort voller geschichte und sand. die wueste holt sich die zunehmend zerfallenden haeuser eins ums andere zurueck. bis unter die decke mit sand gefuellte zimmer - ein foto-paradies.
in den goldenen tagen gab es in kolmanskop eine eisfabrik (fuer die kuehlschraenke), eine metzgerei mit kuehlhaus, eine grosse turnhalle, die dazugehoerige stolze maennerriege, eine kegelbahn, ein nobles restaurant etc. etc. was in deutschland populaer war, wurde schwupps nach afrika in die wueste verfrachtet. so auch einer der ersten roentgenapparate - doch nicht fuer medizinische zwecke;-) ein kleiner zug belieferte jeden morgen die einzelnen haushalte mit 20l trinkwasser, anschliessend hoppsten die damen auf das zueglein, fuhren einkaufen und wurden, wenn die taschen voll waren, wieder bis zu ihrer haustuer gebracht. ausgekluegeltes oeffentliches verkehrskonzept.
soviel vom sand. ein paar stunden spaeter liegen die duenen und die unwirkliche welt, die sie einschliessen, weit hinter uns. wir campen wild neben einem kleinen fluss, grillen tintenfische unter sternenklarem himmel. auch das, irgendwie unwirklich.
posted by christoph 12:46