Dienstag, Juni 28, 2005

 
fotos in bearbeitung ...


Tupiza war unsere letzte station in Bolivien. unser fuenfwoechiger aufenthalt im traditionellen andenland war zwar etwas schleppend und mit einigen zwischenfaellen verbunden, aber trotzdem eine geniale erfahrung. die vielfalt des landes und seine freundlichen leute sind fantastisch!!!


mit dem bus uebertraten wir in Villacon/La Quiaca die grenze zu Argentinien. zurueck in unser vielbesuchtes land! unsere paesse sind schon dermassen mit argentinischen einreise- und ausreisestempeln vollgepflastert, dass wir fast keine freien visaseiten mehr haben ;-)
die erste nacht verbrachten wir im grenzort La Quiaca. nach wie vor auf 3 440 m ueber dem meeresspiegel werden die naechte auch hier sehr kalt. einen grossen vorteil gibt es auf der argentinischen seite jedoch, die zimmer haben gas- oder elektroheizung :-)) in ganz Bolivien ist das wort heizung sozusagen ein fremdwort. soviel gefroren wie in Bolivien hab ich auf der ganzen reise nie. wenn man sich nirgends richtig aufwaermen kann (in die sonne stellen half noch am besten ;-) nuetzen auch die warmen klamotten nicht mehr viel. ich genoss demzufolge die kuenstliche waerme in vollen zuegen.


unser jetziger stuetzpunkt heisst Salta. die, sehr angenehme und freundliche stadt, laedt zu einem laengeren verweilen - schoene koloniale gebaeude und strassen, einladender plaza, strassencafés, gute restaurants, internetcafés, ... ich gebe zu, wir geniessen den standard argentiniens. autovermietungen gibt es in der stadt fast an jeder strassenecke. nach einiger informtionseinholung beschlossen auch wir, die umgebung auf diese unabhaengige und flexible weise zu erkunden. einen ganzen tag duesten wir durch`s nordwestliche gebiet von Salta. die strecke nach San Antonio de los Cobres folgte weitgehend der bahnstrecke des beruehmten Tren a las Nubes. der "zug in die wolken", wie er uebersetzt heisst, startet seinen trip auf
1 200 m seehohe. an der stelle, wo er das impossante Viaducto la Polvorilla ueberquert, hat der zug seine maximale hoehe von 4 200 m erreicht. das zugabenteuer konnten wir zwar nicht miterleben (faehrt zur zeit nicht :-( doch die unglaublich schoene umgebung war uns auch vom auto aus gegoennt. ausserdem konnten wir das viadukt in aller ruhe von unten und wenn man wollte von oben (christoph ist raufgelaufen) begutachten. von San Antonio fuehrte die strecke ueber`s, weitgehend flache Altiplano nach Salinas Grandes. hier hatten wir nochmals gelegenheit eine andere weiss, glitzernde salzflaeche auf uns wirken zu lassen. es folgte ein pass, von dessen hoechstem punkt sich die strasse, auf einer strecke von 30 km, 2 000 hoehen-meter in die tiefe schlaengelt. so macht autofahren spass ;-)
das malerische oertchen Purmamarca war unser letzter stopp. es war bereits spaeter nachmittag, sodass die umliegenden farbenpraechtigen berge, montañas de siete colores, von der abendsonne angestrahlt wurden. die ganze szene wirkte surreal, wie aus dem bilderbuch. ein kroenender abschluss unserer tour ;-)


morgen werden wir die lange reise (ca. zwei tage und naechte) nach Sao Paulo in angriff nehmen. gluecklicherweise sind die verbindungen recht gut, sodass wir wahrscheinlich nur zweimal umsteigen muessen. warum wir die strecke mehr oder weniger in einem durchfahren? ganz einfach! wir moechten noch freunde in Sao Paulo besuchen, und am 7. juli geht bereits unser flug von Rio de Janeiro nach suedafrika.
ja, die zeit in suedamerika ist beinahe abgelaufen, bald werden wir den letzten kontinent unserer weltreise betreten.




Montag, Juni 27, 2005

 
juhuiii! endlich haben wir auch ein gaestebuch - link im menu <ourtrip>.
freuen uns auf viele, viele eintraege:-))




Mittwoch, Juni 22, 2005

 

Salar de Uyuni - ein highlight der besonderen klasse!
die 6stuendige busfahrt von Potosi nach Uyuni fuehrte weiter durch`s bolivianische hochland. karge gegend mit fast keiner vegetation (abgesehen von steppengras), dafuer aber jede menge berge, huegel und schluchten. Uyuni, auf 3 670 m seehoehe, liegt in einem flachen, offenen gebiet. die stadt machte auf mich einen etwas traurigen eindruck, kein gruen, keine baeume, viel wind und eisige kaelte. aber eben, wir waren ja nicht wegen der stadt gekommen, sondern wegen der Salzwueste.
aufgrund der politischen probleme in den letzten wochen, sank die nachfrage an touren stark - viele der touristen hatten das land verlassen.
fuer uns wirkte sich der mangel an touristen vorteilhaft aus - attraktive preise, mehr platz im jeep, weniger touris bei sehenswuerdigkeiten und unterkuenften, ...
da wir zu viert waren (hatten uns mit Daniel & Annika getroffen, unsere deutschen freunden, die ebenfalls in Cochabmaba gestrandet waren) mussten wir keine wartezeit (fuer mehr teilnehmer) in kauf nehmen und konnten problemlos eine vier-taegige-tour fuer naechsten tag buchen.


erster tag:
unsere tour begann mit dem "eisenbahnfriedhof". unmittelbar ausserhalb von Uyuni gibt es einen abstellplatz fuer alte lokomotiven und gueterwagons. die alten teile, einige unter ihnen sind bis zu 150 jahre alt, rosten einfach vor sich hin. die idee ein museum daraus zu machen ist schon laengst in vergessenheit geraten.
nach diesem nostalgischen einstieg, ging`s direkt in die salzwueste Salar de Uyuni. die oft meterdicke salzschicht erstreckt sich ueber eine flaeche von 12 000 quadratkilometer. in dieser weissen, glitzernden wueste gehen zeit- und raumgefuehl voellig verloren. der horizont ist kaum erkennbar und es gibt keinerlei anhaltspunkte, nur leere - faszinierendes gefuehl!


die erste attraktion, kurz nachdem wir die weisse flaeche befahren hatten, war die kleine ortschaft Colchani. jeder der einwohner verdient seinen unterhalt in der einen oder anderen art und weise mit salz. die weisse kostbarkeit in dieser gegend ist fuer den menschlichen konsum geeignet. in kleinen bergen zusammengeschuerrft, wird es mit lastwaegen zum dorf transportiert, in grossen saecken verpackt und dann zur weiterverarbeitung versandt. fuer die kauflustigen touristen wird natuerlich auch allerhand souvernir (aus salz gemacht versteht sich ;-) angeboten.
es ist ein geniales gefuehl in diesem weissen meer aus salz zu stehen bzw. zu fahren. als wir darauf herumspazierten hatte ich immer das gefuehl harten schnee unter meinen fuessen zu haben. die tatsache dass das ganze weiss um einem herum salz ist, ist schwer zu begreifen.
weiter richtung zentrum, steuerten wir ein salzhotel an. das vollkommen aus salzbloecken gebaute haus (inkl. einrichtung) ist nicht als unterkunft gedacht, sondern dient als museum. witziges gefuehl auf einem stuhl aus salz zu sitzen ;-)
weiter ging die fahrt durch`s ewige weiss. mitten im nichts tauchte ploetzlich ein grosser huegel, genannt Isla de los Pescadores auf. die insel der fischer (so der uebersetzte name) ist ein paradies fuer kakteenliebhaber. die meterhohen stechlinge besiedeln die ganze insel. bei einem rundgang konnten wir uns von den verschiedenen formen und groessen der kakteen gar nicht satt sehen - einer wie der andere sah noch besser aus. knipsten natuerlich unmengen von fotos.
von der spitze des huegels genossen wir einen genialen rundumblick - ausser den hohen bergen in der weiten ferne, sahen wir weiss, weiss und nochmals weiss ;-).


bei unserer fahrt quer durch die salzwueste erreichten wir eine stelle wo sogar die bergspitzen am horizont verschwunden waren. dies war der ideale platz fuer "perspektiv-fotos". durch das nicht-vorhandene raumgefuehl kann man beim fotografieren wunderbar mit der perspektive spielen. fuer diejenigen, die sich nichts darunter vorstellen koennen, am beginn des berichts findet ihr ein paar beispiele.
es war mega lustig herumzuexperimentieren! je mehr man probierte ("uebung macht den meister" ;-) desto mehr ideen bekam man und desto besser funktionierte es. leider hatten wir halt nicht den ganzen nachmittag zeit, sodass ich vom "meister" noch weit enfernt blieb.


auf der suedost-seite der Salar losgestartet erreichten wir am abend die suedwestliche grenze. nur knapp ausserhalb der salzwueste bezogen wir quatier. bei der unterkunft handelte es sich ebenfalls um ein salzhotel. da es sich ausserhalb der Salar, in einem kleinen dorf befindet (kein problem mit wasser und sanitaeren anlagen), ist das naechtigen erlaubt. wir waren zwar nicht mehr vom weissen salzmeer umgebung, doch das hotel verlor deshalb keineswegs an seiner einzigartigkeit. ein tolles erlebnis, die nacht in einer derart speziellen unterkunft zu verbringen. wie schon im museum, war auch hier alles aus salz - hocker, tische, boden, betten, ... hockerkissen und matratzen gluecklicherweise aber nicht ;-)

der zweite tag unserer tour fuehrte durch´s Deserto de Siloli. diese, von vulkanen geformte region ist umgeben von huegeln, bergen und vulkanen in allen erdenklichen farben. grund fuer das farbenspiel sind die verschiedenen mineralien. der sued-westen boliviens ist der himmel-auf-erden fuer mineralien-freaks.
nach einigen stunden fahrt, vorbei an einem kleinen militaerstuetzpunkt mit witzigen iglofoermigen bunkern, sahen wir die rauchschwaden vom aktiven Vulkan Ollagüe in die hoehe steigen. einige wenige vulkane in der gegend sind noch aktiv, ausbrueche gab`s aber schon ewigs nicht mehr.
die landschaft aenderte sich waehrend der fahrt staendig, einmal mehr felsformationen, dann wieder mehr sandiges gebiet mit sanften huegeln. Arbol de Piedra gilt auf der tour als das highlight unter den felsformationen. wie schon der name sagt, sieht er aus wie ein versteinerter baum. toll, aber ob ich ihn als meinen favouriten bezeichnen wuerde weiss ich nicht. wir haben auf der tour sooo viele tolle formationen gesehen, dass es schwer faellt sich fuer eine zu entscheiden.
in der zweiten haelfte des tages erfreuten wir uns am anblick mehrerer bergseen. der strahlend blaue himmel und die absolut klare luft in dieser hoehe machten ihr erscheinungsbild ganz besonders schoen. am meissten beeindruckte Laguna Colorada. der groesste see von allen erschien in einem bemerkenswerten rot-ton. ein super bild!!!
tiere gab es natuerlich auch zu sehen. neben den beliebten Flamingos, sahen wir Llamas, Alpacas, Vicuñas, ein hasenaehnliches tier mit langem buschigen ringelschwanz (weiss den namen leider nicht), einen fuchs und verschiedene wasservoegel.
die nacht am Laguna Colorada (in einer einfachen hospedaje) war mega kalt. mit warmer unterwaesche, bettsocken ;-), schlafsack und decken ueberstanden wir sie aber ganz gut.


am dritten tag hiess es zeitig aufstehen, um vor sonnenaufgang das Geysirfeld Sol de Mañana zu erreichen. die Geysire, die nur morgens aktiv sind, liegen auf sage und schreibe
4 800 m ueber dem meeresspiegel. wohin man schaute, ueberall dampfte und rauchte es - ein genialer anblick! leider war es zu kalt, um sich laengere zeit dort aufzuhalten. schon bei der anfahrt hatten sich die scheiben des jeeps vereist, bei den Geysiren hatte es dann laut fahrer etwa -20 C.
auf unserer fahrt zu den heißen quellen der Salar Chalviri loeste sich das eis der fenster wieder. am ziel angekommen, konnten die jungs einem heissen bad nicht wiederstehen, haetten am liebsten den ganzen tag drin verbracht. als sie sich endlich aufraffen konnten das heisse nass zu verlassen, hatten sie schon beinahe schwimmflossen angesetzt (wo auch immer ;-) Annika und mir war die aussentemperatur fuer ein volles bad zu kalt, wir genossen ein angenehmes fussbad.
Laguna Verde war ein weiteres highlight. der blau-gruene see ist in eine atemberaubende landschaft eingebettet. der dahinter emporragende Vulkan Lincancahur macht das bild perfekt.
hier hiess es abschied nehmen von unseren freunden. Annika & Daniel setzten ihren trip nach Chile fort und unser englischer kollege Andrew fuhr zurueck nach Uyuni. Christoph und ich waren die einzigen, die die reise nach Tupiza fortsetzten. ploetzlich war es richtig leer und einsam im jeep. schade, dass wir nun allein waren, hatten wir uns alle doch sehr gut verstanden.
anyway, die tour ging weiter. fuer den rest des tages hiess es fiel fahren und unglaubliche landschaftsbilder bestaunen. wir passierten mehrere paesse, taeler und fluesse, sahen mehr mineraliengefaerbte bergketten, felsformationen, vulkane, ... atemberaubende ansichten,
schwer in worte zu fassen.


vierter tag: mehr fahren und noch mehr abwechslung in sachen landschaft. wir durchquerten ein gebiet wo Llamaszucht als die einzige erwerbsmoeglichkeit gilt. die meisten waren in herden da und dort verstreut, doch sahen wir auch welche die mit salzbloecken beladen waren. diese Llama- und auch Eselzuege transportieren salz von Salar de Uyuni mehr als 300 km nach Tarija, um sie dort zu verkaufen - unglaublich!
kurz vor Tupiza gelangten wir ins tal der El Sillar. diese grossen, feinen felsformationen sehen aus wie viele schmale tuerme - einzigartig. wir hatten ein derartiges phaenomen schon in San Pedro de Atacama (Chile) gesehen, doch diese hier uebertrafen das bisher gesehene um einiges.
dann war es soweit wir hatten die stadt Tupiza und damit das ende unserer vier-taegigen tour erreicht. Tupiza ist ein nettes, ruhiges oertchen, umgeben von einer bizarren landschaft. beim pferdeausritt ins Valle de los Machos konnten wir die gewaltigen felstuerme nochmals aus naechster naehe bestaunen.


die ganze tour war ein unglaublich schoenes, eindrucksvolles, spektakulaeres, interessantes, ... erlebnis!!! Salar de Uyuni - fuer mich der hoehepunkt Boliviens!




Donnerstag, Juni 16, 2005

 
nachdem sich die lage in La Paz nach einigen tagen warten nicht geaendert hatte (weiterhin strassenblockaden und proteste), beschlossen wir letztendlich doch einen flug zu buchen. dies war die einzige moeglichkeit aus der stadt rauszukommen. eigentlich sollten wir am gleichen nachmittag (donnerstag 9 juni) in Tarija (nahe der argentinischen grenze) landen, doch wie heisst`s so schoen "oft kommt`s anders als man denkt". aus unserem zwischenstopp in Cochabamba wurde ein dreitaegiger aufenthalt. die dortigen fluglotsen traten in den streik, sodass keine flieger mehr starten konnten. im nachhinein gesehen war dieser zwischenfall zu unserem vorteil. noch in der nacht des gleichen tages stabilisierte sich die politische lage und ruhe kehrte ins land ein. die freude, die ausstaendigen highlights des landes (Sure, Potosi, Salar de Uyuni) nun doch nicht fallen lassen zu muessen, war gross. unser erster gang naechsten morgen war zum buero der fluggesellschaft, um unseren weiterflug auf Sucre umzuverlegen.
Cochabamba gefiel uns recht gut - freundliche atmosphaere, schoener hauptplatz, turbulenter markt, etwas waermeres klima, ...
ausserdem war eine nacht im vier-sterne-schuppen mit heizung und bequemen bett (fluggesellschaft zahlte) zur abwechslung auch recht angenehm ;-)


Sucre, die hauptstadt Boliviens wird nicht umsonst als die schoenste stadt des landes bezeichnet. mit ihren colonialbauten, grossartigen kirchen, weiss angestrichenen haeusern und gepflegten plaetzen macht sie einen sehr sauberen und willkommenen eindruck. ich fand`s toll, durch die gassen zu spazieren, einen hervorragenden stadtueberblick vom aussichtspunkt zu geniessen, auf einen kirchenturm raufzuklettern bzw. am dach herumzuspazieren oder in der markthalle einen leckeren tumbosaft (unreife passionsfrucht mit milch) zu trinken. hab mich in dieser stadt sehr wohl gefuehlt.


zu unserem glueck fiel unser aufenthalt auf ein wochenende, sodass wir den sonntagsmarkt in Tarabuco (kleines dorf 65 km suedostlich von Sucre) besuchen konnten. neben allerlei weberei- und strickereiwaren beeindrueckte am meissten der gemuese- und lebensmittelmarkt. nach einem traditionellen fruehstueck (maisgetraenk mit fladenbrot) verbrachten wir die meisste zeit mit beobachten. die verkaeufer mit ihren waren, faszinierten ebenso stark wie die einheimischen, die ihre bunten tuecher mit gekauftem fuellten.

eine attraktion, unmittelbar ausserhalb von Sucre haette ich beinahe vergessen. die rede ist von den dinosaurierspuren. 1994 wurden im lokalen zementsteinbruches auf einer vertikalen wand hunderte fussabdruecke dieser riesen gefunden. zu unserer ueberaschung waren die spuren auch fuer uns laien sehr gut erkennbar - offensichtlich war diese gegend vor 60 millionen jahren zu hause von tyrannosaurier rex, iguanadons und anderen dinos ;-)


nach Sucre steuerten wir die minenstadt Potosi an. wie schon angekuendigt, dreht sich hier alles um mineralabbau. die kostbaren mineralien (silber, zink) verhalfen der stadt zu enormen reichtum - ende des 18 jhdt. galt Potosi als die reichste stadt ganz suedamerikas. die mineralien bzw. ihre qualitaet wurde jedoch weniger ebenso das vermoegen der stadt. da der abbau mit der zeit nicht mehr wirklich lukrativ war, wurden die "schuerfrechte" an private verkauft. diese wiederum verpachten einzelne schaechte an minenarbeiter. die letzteren sind natuerlich die armen. sie schufften unter unmenschlichen, gefaehrlichen und gesundheitsschaedlichen gedingungen solange sie koennen. sie moegen verhaeltnismaessig gut verdienen, doch machen sie sich ueber kurz oder lang wortwoertlich kaputt. stirbt man nicht bei einem minenunfall (durchschnittlich 50 tote pro jahr), dann sorgen lungenschaeden fuer ein vorzeitiges dahinscheiden.
warum diese leute es nach wie vor tun? ganz einfach! die menschen hier haben kaum eine andere moeglichkeit, arbeit ist in dieser gegend sehr duenn gestreut. das verdiente geld laesst ueber die negativen seiten leicht hinwegsehen.
Christoph hat eine der minen besucht und kurze zeit persoenlich miterlebt, wie es im innern einer mine zugeht. ich fuer meine person liess es bei erzaehlungen und berichten bewendet. einige stunden in unterirdischen gaengen und hoehlen ist nichts fuer mich!




Donnerstag, Juni 09, 2005

 
unter christophs tagebuch findet ihr einen lagebericht unsererseits sowie infos zur aktuellen situation in Bolivien.




Montag, Juni 06, 2005

 
seit wir in bolivien sind, geht es drunter und drueber. nicht bei uns, nein im land selbst. wir haben eine der intensivsten protestwellen der vergangenen jahre fuer unseren besuch ausgewaehlt. keine angst, wir sind nicht in gefahr. bisher ist alles sehr friedlich verlaufen - von ein paar traenengas-salven abgesehen.


seit mitte mai stehen proteste an der tagesordnung, ebenso wie strassenblockaden. diese sind es, die uns am meisten betreffen. anfangs hatten wir glueck. nach einem tag warten fuhr ein bus von santa cruz nach la paz, wir kamen gerade rechtzeitig zum festival "el gran poder" am 21. mai an. dann fuhren keine busse mehr. also trekkten wir via choro trek runter nach coroico in den yungas, von dort ging's per bus weiter nach rurrenabaque. drei tage verbrachten wir bei tieren in der pampas, nochmals drei im bolivianischen amazonas. dies duerfte reichen, dachten wir, zurueck nach la paz wo auch unser gepaeck war. es reichte nicht. die blockaden dauerten immer noch an. in rurrenabaque mussten wir einen tag auf unseren flug warten, angeblich hatten die blockaden auch treibstoff fuers flugzeug blockiert (busse fuhren eh keine mehr, gleiches problem). wie-auch-immer, gestern kamen wir in la paz an. sonntag, es herrschte relative ruhe. heute gingen die proteste weiter. die leute der umliegenden doerfer marschierten in endlosen demonstrations-zuegen in die hauptstadt. so was habe er noch nie gesehen, meinte ein mitarbeiter unseres hotels. es gab kundgebungen, aufgestachelte mengen versuchten den abgeriegelten platz vor dem regierungspalast zu stuermen, was logischerweise mit traenengas beantwortet wurde. am spaeten nachmittag scheint die lage etwas ruhiger, alle warten auf eine ansprache des praesidenten - oder hat er schon gesprochen? das ist unser hauptproblem: immer wenn man jemanden fragt, gibt es eine andere antwort. was wirklich sache ist, scheint niemand zu wissen.


wir werden noch einen tag auf die versprochene entspannung und normalisierung hoffen. wenn's damit nicht's wird, fliegen wir nach sucre und hoffen, dass es dort etwas normaler zugeht. also, keine sorgen machen. hier ist es ruhiger als es tv-berichte glauben machen wollen.


warum der ganze rummel?
im zentrum stehen boliviens erdgas-reserven. es sind die zweitgroessten des kontinenten (nach venezuela). sie sollen helfen, das arme land etwas auf vordermann zu bringen. vor ein paar jahren wurden vertraege mit internationalen firmen abgeschlossen. sicherlich war korruption im spiel, schliesslich geht's um viel geld. im laufe der zeit hat die arme bevoelkerung angst bekommen, dass sie von den reichen bodenschaetzen einmal mehr nichts haben wird. es gab proteste, welche im maerz dieses jahres zu einer anhebung der abgaben auf 32% plus einer versteuerung von 18% fuehrte. dies ist den unteren schichten nicht gut genug, sie verlangen abgaben von 50%. es wird von wieder-verstaatlichung gesprochen. dies geht natuerlich den internationalen konzernen zu weit, sie drohen bolivien mit immensen schadenersatz-forderungen, falls fruehere vertraege nicht eingehalten werden. das ganze ist ziemlich kompliziert, es faellt schwer einen neutralen durchblick zu bekommen. wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es zwei standpunkte die trotz aller schwierigkeiten vereint werden muessen:
1. bolivien braucht die internationalen konzerne um die immensen erdgas-vorraete lukrativ international zu vermarkten.
2. die arme, vor allem laendliche und urspruengliche bevoelkerung hat genug von leeren versprechungen, will endlich eine verbesserung ihrer schwierigen situation sehen.


die forderung ist verstaendlich. bolivien ist reich an bodenschaetzen (wie fast alle suedamerikanischen laender), trotzdem eines der aermsten laender der welt. viel geld fliesst in die prall-gefuellten taschen westlicher konzerne - zu uns. klar ist die forderung nach einer 50%-igen abgabe uebertrieben, doch was sonst soll ein volk tun, das wiederholt belogen und ausgebeutet wurde (es begann mit der pluenderung von gold und silber in der kolonialzeit; ging weiter mit als entwicklungs-hilfe getarnten projekten, von der weltbank finanziert, z.b. bekamen die einwohner von el alto, der armen nachbarstadt la paz's, statt den versprochenen wasserleitungen fuer die haushalte von einem franzoesischen konzern verdoppelte wasserkosten praesentiert, ohne etwelche verbesserungen versteht sich).
haben die demonstranten eine andere wahl als radikal zu sein? vielleicht muessen auch die internationalen konzerne ueber die buecher; vielleicht muessen auch wir bereit werden, fuer ressourcen aus sogenannten dritt-welt-laendern faire preise zu bezahlen; vielleicht haben wir lange genug auf kosten anderer gelebt; vielleicht muessen auch wir auf die strasse, um gegen das reicher werden der reichen in unserer gesellschaft auf kosten von uns und menschen-weit-weg zu protestieren; vielleicht gibt es was zu tun...


die lage in bolivien laeuft wahrscheinlich auf den ruecktritt von praesident mesa hinaus (er wollte ja schon im maerz zuruecktreten, durfte aber nicht). es wird sich weisen, ob die radikale opposition an die macht kommt und wie wort-treu sie in der neuen situation sein wird. bolivien erlebt eine spannende zeit. extrem wichtig fuer die zukunft des landes, vielleicht sogar des gesamten suedamerikanischen kontinenten und darueber hinaus.




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