Montag, Mai 23, 2005

 
hallo freunde!


es gibt was neues auf unserer website. auf route haben wir eine kurze zusammenfassung unserer bisherigen reise veroeffentlicht. natuerlich gibt es auch den noetigen hinweis, wo ihr welche berichte im archiv aufstoebern koennt - zur hilfe gibt's zusaetzlich eine integrierte google-suche.


jetzt sind wir also schon ueber zwei-einhalb jahre unterwegs. wer haette das gedacht? wir nicht;-) jedes jahr war speziell, total anderst als die andern.
in asien bewegten wir uns tag-taeglich inmitten anderer kulturen. dort zu sein war abenteuer allein. wir nahmen uns zeit, versuchten so gut wie moeglich jedes land und seine menschen kennenzulernen.
in australien genossen wir es, fuers erste wieder sesshaft zu sein. dann ging's mit eigenem fahrzeug an die umrundung des roten kontinenten.
in suedamerika waren wir zuerst ueberrascht, wie stark der spanische einfluss spuerbar ist. vergangene kulturen und viel natur praegten/praegen unseren reisealltag. wir verfielen der reisesucht, versuchten moeglichst viel in der uns zur-verfuegung-stehenden zeit zu sehen. wir moechten keinen platz, keinen tag missen; haben jedoch das gefuehl, weniger in die tiefe gegangen zu sein, als in asien.
es ist unglaublich, wie verschieden die kontinente voneinander sind. nicht nur kontinente, auch laender. beim ueberschreiten jeder grenze, fielen gleich ein paar besonderheiten auf, die die nachbarn voneinander unterscheiden.


die schoenste erfahrung, waren bisher die menschen. ueberall waren sie herzlich, freundlich, hilfsbereit und ehrlich. natuerlich gibt es ausnahmen; genau so, wie bei uns zu hause!
wir haben grossen respekt, wie die leute - vor allem die meist arme landbevoelkerung - ihr leben meistern, egal wie hart es ist. sie haben menschlichkeit und wuerde bewahrt.


eine frage die uns des oeftern gestellt wird, ist: "wie koennt ihr euch das leisten?" wir sind selbst erstaunt, wie weit unsere ersparnisse reichen. wer kann sich schon in europa vorstellen auf reisen durchschnittlich weniger als €50,-- pro tag auszugeben (fuer zwei personen wohlverstanden, fluege inklusive). natuerlich schlaeft man eher in einfacheren betten, isst in lokalen, die von den einheimischen frequentiert werden, probiert die spezialitaet des tages - ist ja nicht schlecht, man will schliesslich sehen, wie die leute leben und nicht pizza in beijing essen;-)
grosses glueck hatten wir in sydney mit unseren jobs, die uns fast das ganze australien-jahr finanzierten. so koennen wir immer noch von unseren ersparnissen zehren. es geht, so lange es geht. wenn wir nach hause kommen, heisst's halt wiedermal von vorne anfangen - ohne haus und auto, dafuer mit vielen persoenlichen eindruecken, begegnungen und bildern unseres planeten.


tja, ein gutes halbes jahr haben wir noch. es gibt einen groben plan, wie am anfang unserer reise (siehe www.ourtrip.at/route.htm). was daraus wird, werden wir sehen. wir berichten wie gewohnt und freuen uns ueber jedes lebenszeichen eurerseits! bis bald!


-manuela & christoph-




Freitag, Mai 13, 2005

 
paraguay ist anderst als die andern suedamerikanischen laender. die bewohner bezeichnen ihre regierung als die korrupteste ausserhalb afrikas, lieben maté, siesta, fussball und steaks. das land ist aermer als die grossen nachbarn argentinien und brasilien, hat keine weltbekannten touristen-attraktionen vorzuweisen. dafuer nimmt man es hier einiges gemuetlicher und ist trotz allem stolz, ein paraguayo zu sein.


puente de amistad verbindet foz do iguaçu in brasilien mit ciudad del este in paraguay. die stadt geniesst einen einhellig schlechten ruf als typisch verruchte grenzstadt. leute kommen her um billig einzukaufen oder krumme geschaefte abzuwickeln. auf der bruecke ging es hektisch und chaotisch zu, das muss man gesehen haben;-). ansonsten hielt uns nichts hier, nach erledigung der einreiseformalitaeten reisten wir direkt nach asuncíon weiter.


wir kamen am wochenende an, d.h. die hauptstadt war ausgestorben und (fast) alles geschlossen. es regnete, d.h. die geplanten ausfluege wurden hinfaellig. zwei trostlose tage, einziger lichtblick eine shopping-mall mit food-court und internet-café. unser versuch ein museum zu besuchen scheiterte klaeglich. zuerst "vergass" der busfahrer uns die haltestelle zu zeigen, er merkte es eine halbe stunde spaeter, setzte uns in irgend einem kaff ab, bus zurueck, auch der busfahrer uebersah die haltestelle. doch diesmal hatten wir aufgepasst, stiegen aus und standen vor verschlossenen tueren (sonntags nicht mehr laengers geoeffnet...).


am montag sah alles gleich viel besser aus. der regen hatte aufgehoert, die strassen waren belebt. machten eine kleine sightseeing tour. klein deshalb, weil es nicht besonders viel zu sehen gibt. vieles wirkt auf den ersten blick heruntergekommen. eindruecklich der schwer bewachte palacio de gobierno (im 18. jahrhundert lautete die order des diktators francia, dass alle die stehen blieben und hinschauten auf der stelle erschossen werden - zum glueck nicht mehr heute); fast schon tragisch das panteón de los heroes, wo die ueberreste der praesidenten ruhen, die die vielen katstrophalen kriege paraguays gefuehrt hatten (helden eben).


wir planten, noch am selben tag nach concepción zu fahren, um am dienstag ein cargo-boot nach norden zu erwischen. irgendwo da oben wollten wir nach brasilien uebersetzen. dazu brauchten wir einen ausreisestempel von der einreisebehoerde in asunción, da es an so einsamen orten keine behoerden gibt. wir waren aufs schlimmste gefasst (der ruf korrupter beamter laedt zur vorsicht), umsonst, es war wiedermal einfach. der junge beamte machte zuerst auf seinem computer ein bisschen musik (bon jovi's "living on a prayer" war gerade in), dann schaute er die vielen stempel in unseren paessen an, druckte das benoetigte stueck papier gut und gerne zehnmal aus, bis unsere namen und nationalitaeten stimmten und wir am richtigen ort unterschrieben hatten. es war koestlich. das ergebnis: ein constancia, mit der wir ueberall im norden paraguays bis ende mai ausreisen konnten, eine art persil-schein;-)


concepción ist eine gemuetliche stadt mit einer hauptstrasse die markt und hafen verbindet. ausser am strassenrand zu sitzen und dem leben zuzuschauen gibt's nicht viel zu tun. "tranquilo" war wiedermal angesagt. die menschen waren herzlich, es gab alles was man braucht, und nichts was einem aus der ruhe bringt - ein ort in den man sich verliebt, ehe man's merkt.


pferde zogen schwere transportwagen (von lebensmittel-saecken bis hin zu moebeln) richtung hafen. die aquidabán lag vor anker, wurde schon seit den fruehen morgenstunden beladen. das boot schien gar nicht so gross, wo brachten sie die waren bloss unter - und vor allem, war da noch platz fuer uns? zwar hatten wir im letzten moment eine kajuete ergattern koennen, doch wo war die? auf dem obern deck. spartanisch zwar, doch unsere eigenen vier waende, die wir in den naechsten tagen zu schaetzen lernten. das hauptdeck war ein schwimmender supermarkt. von fruechten ueber snacks bis hin zu kleidern gab es alles. dazwischen hatten passagiere ihre haengematten aufgehaengt. buntes durcheinander. unglaublich was das schiff alles transportierte: tonnenweise waschmittel, hunderte stuehle und einige motorraeder. fuer ein paar staedte und viele kleine orte entlang des río paraguay ist die aquidabán die einzige verbindung zur aussenwelt, einmal die woche.

vier unvergessliche tage an bord. die meiste zeit verbrachten wir mit zuschauen. irgendwo in der pampas wurde angelegt, leute kamen aus dem nirgendwo, holten lieferungen ab, stiegen ein und aus. hier lebt jemand! zu beginn wurden wir skeptisch gemustert, dann gewann die neugierde die oberhand. wir quatschten hier und dort, so gut es ging - die leute haben einen starken akzent, viele reden fast nur guarani, die sprache der indianischen bevoelkerung. je weiter noerdlich wir kamen, um so einfacher und aermer waren die siedlungen. es kamen auch mehr indianische leute an bord, wir lernten ein neues paraguay kennen.


nach drei tagen erreichten wir bahia negra, unser zielhafen an der grenze zu bolivien und brasilien. erkundeten uns nach weiterreise moeglichkeiten. alles klang ziemlich vage, beschlossen nach isla margarita zurueckzufahren und die laengere, aber sicherere route zu waehlen. flussabwaerts ging's merklich flotter. um 3 uhr frueh hiess es aussteigen:-(
der faule río paraguay war seinem ruf gerecht geworden. die zeit an bord war eine komplett andere erfahrung. menschen, doerfer in der pampas, schiff be- und abladen, kitschige sonnenuntergaenge, spektakulaerer sternenhimmel... es war wie im film! dass wir keine der im reisefuehrer angekuendigten tiere sahen - wegen denen wir uns fuer den bootstrip entschieden hatten - war uns wurst.




Freitag, Mai 06, 2005

 

cataratas del iguazú. ein wasserfall muss schon was besonderes sein, wenn man fast zwei tage dort verbringt und immer noch das gefuehl hat, das sei zu wenig...


die faelle des iguazú flusses gehoeren zu den spektakulaersten der welt. der fluss teilt sich in zahllose arme, bevor sich die wassermassen ueber eine knapp 80m hohe stufe im basalt-plateau stuerzen. die folge: 275 wasserfaelle auf ueber zwei kilometer verteilt. die cataratas del iguazú liegen auf der grenze zwischen argentinien und brasilien (auf portugiesisch heissen sie cataratas do iguaçu); wer das ganze erlebnis haben will, muss die nationalparks auf beiden seiten besuchen.


wir begannen in argentinien. verschiedene rundwege fuehren zu zahllosen aussichtspunkten. ein fall neben dem andern: breite - schmale, hohe - weniger hohe, tosende - plaetschernde. packende ausblicke, unterschiedlichste perspektiven. eine kurze bootsfahrt brachte uns auf isla san martín, ganz nahe zum zweitgroessten fall salto san martín;-). war schon mal nicht schlecht, ein wasserfall der normalerweise alleine touristenscharen anziehen wuerde.
nicht hier. mit dem shuttle-zug ging's zu einem ueber kilometer-langen brueckensystem das uns zum ultimativen star fuehrte: gargante del diablo. aus der ferne sahen wir, wie der spiegelglatte fluss auf einmal aufschaeumte und in einem riesigen loch verschwand. der laerm nahm zu, die luft war voller wassertropfen, wir standen inmitten des tosenden teufelsrachen. die wassermassen verschwanden vor unseren augen in der tiefe, gingen in den eigenen nebelschwaden verloren, das ende sahen wir nicht. wir schrien einander zu: "wow, wow, wow!", "mega cool!" und was uns sonst noch einfiel. blieben so lange wir konnten, vom erlebnis total gefesselt. keine frage, dies war spektakulaer - dabei fuehrt der fluss zur zeit angeblich wenig wasser mit sich, unvorstellbar, dass da noch mehr h2o in die tiefe stuerzen kann...


am naechsten tag ging's nach brasilien. der gesamtueberblick auf den halbrunden gargante del diablo war tatsaechlich atemberaubend, auch hier kriegten wir kaum genug. erst als hunderte mitarbeiter irgendeiner firma in bunten baseball-caps (gruen fuer die buchhaltung, rot fuer den kundendienst etc.) die plattform stuermten, rissen wir uns schweren herzens los.


beim restaurant sorgten gierige coaties (nasenbaere) fuer unterhaltung. sobald sich jemand mit cheeseburger und coke an ein tischchen setzte, kam einer angetrottet. der tourist grinste ihn freundlich an, streckte die hand zum streicheln aus. doch nasenbaere machen kurzen prozess. schwupps war er auf dem tisch, trampelte aufs tablett, oeffnete die burgerbox, schmiss das coke um, schnappte fleisch mitsamt kaese und war dahin. als waere dies nicht genug, kam der dieb wenig spaeter zurueck und holte sich ein brot-teil nach dem andern:-) kam der naechste tourist, begann das spiel von vorne...




Dienstag, Mai 03, 2005

 
weiter richtung norden. corrientes ist eine von argentiniens aeltesten staedten. in ein paar strassenzuegen fuehlt man sich tatsaechlich in der zeit zurueckversetzt. posadas empfanden wir als freundlicher. es gibt viele gruene parks und einladende, lebhafte restaurants.


beide staedte werden vom río paraná verbunden, dazwischen liegt der umstrittene yacyretá damm, ein gemeinschaftswerk paraguays und argentiniens. der damm staut den fluss 200km zurueck. bisher mussten 12.000 leute umgesiedelt werden, weitere 50.000 erwartet das gleiche schicksal, bevor die stauhoehe von 76 auf 83m angehoben werden kann. bei optimalem betrieb wurder der damm dann 25% des argentinischen stromverbrauchs generieren.


das besucherzentrum preist den damm als eines der vorbildlichsten energieprojekte lateinamerikas an. besonderen wert wird auf den fischlift gelegt, der die wanderung der flussfische garantieren soll. auf einer tour besuchten wir die angeblich 70km lange staumauer
(u-foermig), die gigantische schiffs-schleuse und die halle mit 20 turbinen. durften sogar eine arbeitende und den zugerhoerigen elektronik-raum (ein wohnzimmer an sich) anschauen. die gesamte anlage ist komplett computer-gesteuert, gerade drei leute ueberwachen und kontrollieren die stromproduktion am bildschirm.


natuerlich ist so ein projekt heftig umstritten. nebst der zerstoerung von lebensraeumen wird die finanzierung kritisiert. yacyretá ist ein monument der korruption: statt 2.5 billionen us$ wird es ueber 12 kosten!!!
auf der yacyretá website werden die sonnenseiten des projektes praesentiert. es gibt auch eine foto-gallerie fuer technik-freaks.


san ignacio miní ist eine der bekannten jesuiten missionen. im dreilanedereck argentinien-brasilien-paraguay fand eines der interessantesten kapitel der missionierung suedaermikas statt (und gar kein verabscheuungswuerdiges, im gegenteil).


die mission wurde 1610 in brasilien gegruendet, floh aber in den folgenden jahrzehnten vor banditen und sklaven-jaegern. 1696 liess sie sich am jetzigen platz nieder. san ignacio miní war nicht die groesste, jedoch eine der best organisierten reduktionen. zur bluetezeit 1733, lebten bis zu 4.500 guarani indianer mit einer handvoll jesuiten hier. jede familie hatte eine eigene wohnung in einer art reihenhaus. schule, kirche, friedhof, werkstaetten, verwaltungsgebaeude, gefaengnis, wittwen- und krankenhaus waren um den zentralen plaza angeordnet. die mission lebte von rinderzucht, baumwoll- und yerba mate-anbau. hoechstleistungen in tierzucht und ackerbau wurden erreicht.
jedermann und jederfrau arbeitete. das bewirtschaftete land war in "land des menschen" und "land gottes" unterteilt. die ertraege des ersten waren fuer die guarani und deren familien, die ertraege des zweiten fuer die mission bestimmt.


die jesuiten brachten den guarani gegen anweisung der spanier spanisch und latein bei. die indianer entpuppten sich als hervorragende handwerker und kuenstler. sie bauten europaeische instrumente und lernten diese zu spielen. es gibt erzaehlungen von opern-auffuehrungen in der pampas suedamerikas, die problemlos mit denen der besten europaeischen opernhaeusern haetten konkurrieren koennen.


die fortgeschrittene soziale organisation der mission ist z.b. im wittwenhaus erkennbar. hier lebten nicht nur wittwen, sondern alle ledigen frauen im heiratsfaehigen alter. das wittwenhaus garantierte unterhalt (essen, kleider etc.) und sicherheit.
das schiff der kirche war gedrittelt. der mittlere teil war fuer frauen und kinder bestimmt. links und rechts von ihnen waren die maenner. die staerkeren beschuetzten die schwaecheren - auch die organisation des alltages war darauf ausgerichtet.


1768 lebten ungefaehr 90.000 guarani in den dreissig missionen. um sich vor banditen und sklaven-haendlern zu schuetzen, beschlossen die jesuiten, die missionen zu bewaffnen. dies und die zunehmende macht der jesuiten (man spricht vom jesuiten-staat paraguay) wurde dem spanischen koenig zu viel. er ordnete die verbannung der jesuiten vom kontinenten an. in den folgenden jahrzehnten waren die indianer den skrupellosen conquistadores und sklaven-haendlern ausgesetzt, zu beginn des 19. jahrhunderts waren alle missionen verlassen - eine utopie zerstoert!




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