Freitag, April 29, 2005

 
zurueck in argentinien (einmal mehr;-). gualeguaychú ist ein freundliches grenzstaedtchen mit gutem essen und herzlichen menschen. lange busfahrt nach norden, vorbei an endlosen weiden mit vielen kuehen - hier kommen also die leckeren steaks her. laendliche gemuetlichkeit in mercedes von wo uns ein klappriger bus ueber holprige strassen nach
colonia carlos pellegrini brachte.
der ort ist klein; 600 einwohner ohne kinder, so die offizielle angabe. weil jedes haus ein grundstueck so gross wie zwei fussballfelder hat, braucht man stunden um die hauptstrasse auszukundschaften. hier ist alles "muy tranquilo" - ruhiger geht's nicht. die menschen sind einfache bauern und gauchos, deren hauptbeschaeftigung mate-schluerfen und siesta-halten ist. abends versammelt man sich vor dem tv, schaut glamuroese shows aus buenos aires, bei denen regelmaessig spaerlich bekleidete schoenheiten in grossaufnahme zu sehen sind - da kommt sogar das herz des ruhigsten gauchos in fahrt;-).
mehr leben und bessere zeiten bringt der zunehmende tourismus mit sich. eine bewohnerin dankte uns wiederholt fuers kommen und betonte, dass die pesos der touristen vieles erleichtert haetten. jetzt gaebe es ein spital, einen eigenen radio-sender, einen putzigen plaza und sogar eine polizeistation; sachen, die vor ein paar jahren unvorstellbar gewesen seien.


wir waren wegen esteros del iberá hier. das feuchtgebiet umfasst ueber 13.000 qkm, wird auch pantanal argentiniens genannt. carlos pellegrini liegt an der laguna iberá, einem der groessten seen des gebietes. wasserpflanzen, graeser und schwimmende inseln praegen das landschaftsbild, baeume und kleine waelder gibt es wenige. es wimmelt von tieren, die wollten wir sehen. beim nationalpark trafen wir einen señor, der uns in seinem kleinen kanu die spektakulaere natur zeigte. er schob das boot mit einem langen stock leise voran, die tiere zeigten keine angst, wir konnten sie aus naechster naehe betrachten.

ueber 350 vogelarten leben hier. viele kleine, bunt gefaerbte; einige grosse, aussergewoehnliche. der grosse brocken links fiel besonders auf, seine schreie gingen durch mark und bein. den namen hab' ich leider vergessen. der andere vogel schaut einem reiher aehnlich. fast alle gefiederten freunde haben sich in der einen oder andern art aufs fischen spezialisiert: lange beine zum waten, gespreizte riesige zehen zum spazieren auf wasserpflanzen oder schwimmhaeute zum gas-geben unter wasser.

die ueberdimensionalen meerschweinchen heissen capybara oder carpincho. es sind die groessten nagetiere der welt. einen grossteil des lebens verbringen sie im wasser, koennen erstaunlich lang tauchen. ein paerchen ueberraschten wir beim liebesspiel (auch das findet im nass statt).

caimane oder yacarés sind ueberall. richtig grosse werden kaum ueber 2m lang, sind fuer uns nicht wirklich gefaehrlich. wir sahen alle wachstumsstadien: ein paar wochen alte im von der mutter bewachten "swimming-pool", ein paar monate alte bei den ersten jagdversuchen und ausgewachsene beim sonnenbaden.
wir hatten glueck, ein besonders edler jaeger, die geoffrey katze, lebte teilweise mit den nationalpark-waechtern - ansonsten haetten wir sie nie zu gesicht bekommen. die katze ist ein bisschen groesser als eine hauskatze, auch die musterung ist aehnlich. manuela verliebte sich ueber beide ohren!


desweitern sahen wir sumpfhirsche und sogar scheue flussotter neugierig den kopf aus dem wasser strecken. wie uns der señor lautlos durchs schilf und zwischen den schwimmenden inseln vorbeischob, war einzigartig. ich hab' gelesen, dass im natur-reservat fruehere trapper, die auf kanus zu leben pflegten und vom fallenstellen lebten, als nationalpark-waechter einen neuen job bekommen hatten - wer weiss, vielleicht hatten wir einen von ihnen kennengelernt...


es gefiel uns so gut, dass wir eine zweite bootsfahrt vereinbarten. ziel: anaconda suchen. ueber drei stunden schob uns der señor um den halben see. hier gab es viel weniger tiere. meist hoerten wir nur ein lautes "pflatsch", wenn eines vor uns floh. aus dem wasser ragten abgestorbene aeste, einige male lief das boot darauf auf - sah uns schon kentern. war mysthisch, fast schon spukig. dazu die mittagshitze. eigentlich ideal fuer die riesige boa curiyú zum sonnen. leider hatten wir keinen erfolg, die jagd war trotzdem aufregend.


ein paar stunden verbrachten wir auf dem pferderuecken. lustig war es, auf der staubigen ruta 40 durch den ort zu reiten (die gleiche ruta 40, auf der wir schon in patagonien von el calafate nach el chaltén gefahren sind). es dauerte ewig, carlos pellegrini ist unglaublich breit gestreut. jedes haus, das wir passierten, hatte den lokalen radio laufen - ein kontinuierlicher soundtrack begleitete uns. schoen war es, als wir in sumpfigere gegenden kamen und mehr tiere sahen. auf dem rueckritt gallopierten wir 'ne zeit lang richtig dahin - nicht schlecht fuer uns pferde-laien. als ich à la winnetou dahinflog, verlor ich den untersatz meines sattels... wurde ein bisschen wackelig;-) kurz angehalten, neu aufgesattelt, weiter ging's - so geht das in der pampas!
der ausritt hinterliess einen bleibenden eindruck: die naechsten tagen konnten wir kaum noch laufen;-)


am tag unserer abreise wurden wir nochmals daran erinnert, dass die uhren hier anders ticken. der bus fuhr um 4 uhr frueh (um die zeit geht man in buenos aires in die disco). als waere dies nicht genug, stand er zehn minuten frueher vor der tuer.
amigo, muy temprano! - si si amigo, muy temprano!




Montag, April 25, 2005

 
mit dem boot nach uruguay, von buenos aires nach colonia ist's ein katzensprung. zu unserer ueberraschung wurde die ueberfahrt zum ereignis. der grund: river plate spielte im copa libertadores (die champions league suedamerikas) gegen nacional in montevideo. das schiff war voll mit river fans. auf den decks wurde gesungen, getrommelt, stimmung gemacht. wild wurde es kurz vor ankunft in uruguay, als sich alle auf dem offenen deck versammelten. wo man raufklettern konnte, kletterte man rauf - vorzugsweise mit fahne;-) super stimmung!
river gewann am abend 3:1.


colonia del sacramento ist die touristen-attraktion uruguays. das staedtchen wurde 1680 von den portugiesen gegruendet, damit sie gueter ueber den rio de la plata nach buenos aires schmuggeln konnten. gefiel den spaniern nicht. sie stuermten colonia 1762 und hielten es bis 1777 besetzt.
uebrig blieb eine schmucke altstadt mit engen, verwinkelten, mit kopfsteinen gepflasterten gaesschen. typisch portugiesische und spanische haeuschen stehen seite an seite. ein netter, malerischer ort. extrem klein allerdings und ziemlich verschlafen. postkartensujet nummer eins, die calle de los suspiros (strasse der seufzger) ist keine 50m lang! ausser durch die strassen spazieren (nach zwei stunden kennt man die verborgendste ecke) und museen besuchen (wenn sie denn offen haben) gibt's nicht viel zu tun. am besten gefielen uns die vielen alten autos. einige fuhren herum, andere rosteten vergessen am strassenrand vor sich hin.


montevideo, uruguays hauptstadt, ist voll mit ziemlich komisch ausschauenden gebaeuden. der stil heisst eklektizismus. errichtet wurden die wolkenkratzer erster stunde in den zwanziger jahren des zwanzigsten jahrhunderts. palacio salvo ist der auffaelligste, war einmal suedamerikas hoechstes gebaeude. war einmal...
uruguay und montevideo sahen bessere zeiten als diese. vor nicht allzu langer zeit wurde das land hart getroffen. zuerst kam die maul- und klauen-seuche und damit ein export-verbot fuer rindfleisch, von dem die wirtschaft stark abhaengig ist. dann brach argentiniens wirtschaft zusammen. argentinische konten hatten 80% der auslaendischen geldreserven des landes ausgemacht. inflation erreichte 40%, uruguays peso verlor an wert, touristen blieben aus (auch hier war das land von argentinien abhaengig) - eine der ehemals staerksten wirtschaften suedamerikas schwankte. die menschen mussten tatenlos zusehen, wie sich von heute auf morgen ihre situation drastisch verschlechterte. das schlimmste, die ursachen lagen nicht im landesinnern, konnten nicht beeinflusst werden. das ist hart, sehr hart. die uruguayer, die so sehr kultur- und philosophie-verliebt sind, sahen ihre lebensqualitaet schwinden, armut auf sie zukommen. die sogenannte schweiz suedamerikas schlug hart am boden auf - es ging schnell!
viele menschen sind von der neuen situation vor den kopf gestossen, frustriert - waer ich auch. als besucher bekamen wir die bedrueckende stimmung mit. wir haben schon gluecklichere menschen gesehen, wurden schon freundlicher empfangen. wir hatten das gefuehl, in einer vormals grossen metropole zu sein, die unaufhaltsam vor sich hinbroeckelt. hoffentlich taeuschen wir uns!


lebensfroher kontrast waren die plaetze an denen sich menschen versammelten, vor allem um mate zu trinken. mate ist eine art tee. spezielle becher werden fast zur gaenze mit zerhackten blaettern gefuellt, das ganze mit heissem wasser aufgefuellt und mit einem metallenen strohhalm getrunken. ist der becher leer, wird er gleich wieder aufgefuellt. jedermann und jederfrau trug in der einen hand den becher und unter den andern arm geklemmt eine kleine thermosflasche mit sich herum. nationalgetraenk!


auf einem stadtrundgang schauten wir uns einige skurrile eklektizistische bauten an, besuchten das mausoleum des staatshelden und befreiers josé artigas, stoeberten in einem flohmarkt voller antiquitaeten und sahen der elite des landes beim sehen-und-gesehen-werden im mercado del puerto zu.


erwaehnen moechte ich noch joaquín torres garcia. geboren in montevideo, ging nach barcelona, wo er sich als maler und intellektueller einen namen machte. reiste nach new york, italien und paris, wo er sich 1928 niederliess. entwickelte sein eigenes philosophie und aesthetik system "universalismo constructivo", hatte regen kontakt zu bekannten zeitgenoessischen kuenstlern. 1934 kehrte er nach uruguay zurueck mit dem wunsch zu lehren und seinen eigenen zugang zur kunst auszubauen. das museum hat eine neue website, auf der hoffentlich bald auch ein paar bilder zu sehen sind.


eine lange busfahrt an einem regnerischen sonntag durch das laendliche uruguay, vorbei an einigen kleinen, ausgestorben wirkenden nestern nach fray bentos an der grenze zu argentinien, bot nochmals gelegenheit, ueber die situation des landes nachzudenken. wir waren nur ein paar tage hier. viel zu wenig um behaupten zu koennen, uruguay und seine menschen kennengelernt zu haben. beruehrt und betruebt wurden wir allemal. sahen auch, dass selbstmitleid und frustration weder sympathien wecken, noch dazu reichen, eine krise zu ueberwinden. die begegnung hinterlaesst gemischte gefuehle.




Mittwoch, April 20, 2005

 
nur etwas mehr als fuenf monate waren wir weg von buenos aires. in dieser zeit gab's einen weiteren popularitaets-schub, den wir sofort spuerten. nebst studenten aus ganz lateinamerika, die an den kostenlosen weltklasse unis studieren wollen, stroemen viele amerikaner und europaer in die metropole, dem zeitgeist folgend. ich sage euch: wenn ihr nach buenos aires gehen wollt, geht jetzt!!!
wegen dem anhaltenden boom waren wohnungen schwerer zu kriegen und merklich teurer geworden. zum glueck fand die liebenswuerdige dame, die uns schon im oktober geholfen hatte, wieder was fuer uns. es war eine ausgesprochen nette kleine wohngemeinschaft an erstklassiger lage in unserem lieblingsviertel san telmo. besser geht's nicht, alles klar, rein ins getuemmel!


auf zur bombonera! das stadion von boca juniors gleicht angeblich einer offenen pralinen-schachtel, daher der name. boca spielte gegen den aktuellen spitzenreiter der argentinischen fussball-meisterschaft, rosario central. im vorverkauf konnten wir keine karten ergattern, dafuer um so leichter auf dem schwarzmarkt vor dem stadion (zum doppelten preis). es waren stehplaetze. wir fanden uns im zum bersten gefuellten beruehmt-beruechtigsten stadion suedamerikas wieder, umzingelt von den fanatischsten fans, die man sich vorstellen kann. kein problem! wie damals im november 2004 beim stadtderby river plate - boca. die stimmung war super. es wurde getrommelt, gesungen, gehuepft (ja, die tribuene oberhalb wackelte bedrohlich) - 90minuten lang. gab auch genuegend anlass. boca spielte super, fertigte den tabellenfuehrer 4:1 ab. eines der besten spiele die ich je live gesehen habe. im stadion dabei war auch diego armando maradona himself. konnten ihn aus der ferne nicht richtig sehen; ihr wisst ja, er ist ziemlich klein (und breit geworden;-).


tigre ist ein beliebtes wochenendziel der porteños (einwohner buenos aires'), am flussdelta des paraná gelegen. es gibt einen riesigen vergnuegungspark, zahllose restaurants und den lebhaften mercado de frutos. fruechte werden nur noch wenige angeboten, dafuer alles rund ums wohnen, von moebel bis zu allerhand schnick-schnack zum aufstellen. gemuetlicher ist eine bootsfahrt auf den vielen kanaelen des delta.

im stadtzentrum schauten wir uns einige der imposanten gebaeude europaeischen stils, an denen wir bereits so oft vorbeigestresst waren, endlich etwas naehr an. congreso de la nacion - das gebaeude ist dem kapitol in washington dc nachempfunden; es wird stolz darauf hingewiesen, dass fast alle baumaterialien aus europa heruebergeschifft wurden (fertigstellung 1906); hier tagen volks-abgeordnete und senatoren. obelisco - wahrzeichen buenos aires' inmitten der breitesten strasse der welt, avenida 9 de julio; steht dort, wo zum ersten mal die nationalflagge argentiniens aufgezogen wurde. catedral metropolitana - die wichtigste kirche der stadt erinnert von aussen an einen griechischen tempel; hier ruht der befreier und volksheld general josé de san martín. casa rosada - beruehmt fuer seine farbe und den balkon, von dem evita den massen zurief; das haus wurde 1837 rosa angemalt, um die einheit zweier parteien (der roten federal und der weissen unitarian) zu repraesentieren; es ist der sitz der regierung; auf einer tour konnten wir die prunkvollen raeume im innern besuchen, erwaehnenswert der praesidenten-lift der eigentlich eine kleine suite ist.
jeden donnerstag um 3.30uhr, treffen sich die madres de plaza de mayo auf dem platz vor dem casa rosada, um in stillem protest um die pyramide in der platzmitte zu laufen. alles begann am 30. april 1977, als die muetter sogenannter "verschwundener" beschlossen, oeffentlich gegen das terror-regime der militaers zu protestieren. tausende wurden in dieser zeit gekidnappt und ermordet, sie verschwanden. die militaers wurden 1983 aus der regierung gedraengt, doch viele fragen bleiben unbeantwortet. gegen das vergessen marschieren die muetter auch heute noch - woche fuer woche.


natuerlich besuchten wir auch einige vorstellungen in unserem heiss geliebten teatro colón. im keller gab's eine vorstellung des centro de experimentación. junge taenzer zeigten modernsten tanz, die musiker waren in die handlung integriert. es war spektakulaer! die wahnsinnig schnellen bewegungen wirkten auf den ersten blick wirr und willkuerlich, waren auf den zweiten punktgenau koordiniert und akrobatisch. konnte bisher nicht viel mit experimentellem tanz anfangen, damit jedoch schon. vielleicht weil es mir eher professionell statt experimentell vorkam;-)
klassisches konzert der philharmoniker im grossen saal. gespielt wurde die zweite symphonie von beethoven und die erste von brahms. aus protest, dass sie immer noch gleich viel verdienen wie vor ueber zehn jahren und mit dem nun schwachen peso teure instrumente in euro selbst bezahlen muessen, traten die musiker in ziviler kleidung auf. ich finde, zu recht. das konzert gefiel uns. einmal mehr hatten wir nur noch plaetze ganz hinten auf dem siebten balkon bekommen (fuer nicht mal einen euro, wen stoert's). die akustik war, als saessen wir in der ersten reihe. welch tolles, wunderschoenes opernhaus.


sonntag ist in den verschiedensten stadtteilen markttag. ein etwas anderer ist die feria de mataderos. in dem vorort gibt es ein grosses schlachthaus, viele leute vom land bringen ihre tiere hierher. der markt steht ganz im zeichen der gauchos: musik, taenze, kleidung... viele staende bieten allerhand hausgemachtes an, am strassenrand stehen riesige parillas (holzkohlen-grille) voller wuerste, traditionelle kost wird aufgekocht. es war eine willkommene abwechslung zum stadtleben. bei den taenzen klatschten wir begeistert mit, probierten so viele koestlichkeiten wie moeglich. manuela fand sogar etwas vegetarisches: empanadas (teigtaschen) mit mais, kaese, tomaten und oliven:-)


sonntag gehoerte natuerlich auch der feria de san telmo. strassencafés, marktstaende mit allerhand antiquitaeten und die unterschiedlichsten strassenkuenstler sorgen fuer das unverkennbare flair. unsere favoriten waren, wie schon im fruehling (hier, herbst bei euch;-), die tango-taenzer. womit wir beim thema waeren;-)

tango hat uns selbstverstaendlich auch waehrend diesem aufenthalt auf schritt und tritt verfolgt. besuchten shows und milongas: wandelten auf den spuren carlos gardels, einer der groessten tangolegenden ueberhaupt. der absolute hoehepunkt war ein abendessen mit show bei taconeando. es gab saenger, einen kabarettisten, viele tanzeinlagen - alles mit live musik begleitet und vom allerfeinsten. wir konnten uns nicht sattsehen; waren so fasziniert, dass wir sogar vergassen, den wein auszudrinken. an diesem punkt reichen worte nicht mehr aus. wer mir nicht glaubt, kann sich persoenlich auf der website von taconeando ueberzeugen (teilweise englisch, mit vielen fotos, videos und ein bisschen musik). achtung: es macht suechtig, ich habe euch gewarnt.


in den vergangenen zwei wochen trafen wir viele freunde. die, die hier wohnten, erzaehlten uns, was sich in den letzten monaten alles getan hatte und wie auch sie die vielen veraenderungen taeglich spuerten. eine unserer spanisch-lehrerinnen sagte, dass die schule jetzt doppelt so viele schulraeume habe wie noch im oktober, immer mehr leute wollten spanisch lernen, es sei kein ende absehbar. ansonsten redeten wir vor allem ueber kultur, denn das ist hier, was alle interessiert - schon gemerkt;-)
witzig auch, dass unsere besten reisebekanntschaften suedamerikas (einige sogar aus asien!!!) alle zu dieser zeit in buenos aires eintrudelten. wir feierten wiedersehen um wiedersehen, tauschten die neuesten tipps und erlebnisse aus - bei rotwein und steak versteht sich; diesmal habe ich sogar ein foto gemacht, damit ihr seht, von was ich die ganze zeit schwaerme;-).
von einigen hiess es abschied nehmen (bis spaeter in europa), andern werden wir wahrscheinlich spaeter wieder ueber den weg laufen. es war schoen, wiedermal an einem ort einen freundeskreis um sich zu haben - wenn auch nur voruebergehend. familie und freunde sind zweifellos das, was uns auf unserer reise am meisten fehlen.


viel haben wir nun ueber buenos aires berichtet, euch ohne unterlass vorgeschwaermt. als besucher hat man ein tolles leben hier. leider hat die medaille auch eine kehrseite. wenn es dunkel wird, tauchen die cartoñeros in den strassen auf. sie stossen ihre supermarkt-waegelchen vor sich her, durchwuehlen den muell nach karton (und anderem brauchbarem). den koennen sie verkaufen, ihre einzige moeglichkeit, ein aeusserst bescheidenes einkommen zu erarbeiten. wir sind den cartoñeros fast taeglich begegnet, oft zu spaeter stunde. nie wurden wir angebettelt, geschweige denn bedroht. sie haben ihre wuerde bewahrt. ich habe grossen respekt vor ihnen und wie sie versuchen, das beste aus einer noch so aussichtslosen situation zu machen.




Montag, April 11, 2005

 


buenos aires - ein stimmungsbericht.


zurueck in buenos aires. welch gegensatz zur ruhe und weite patagoniens. es dauert nicht lange, die stadt zieht uns wieder in ihren bann, laesst uns nicht zur ruhe kommen. was ist der zauber buenos aires'?


die stadt boomt - ohne ende!!! nicht primaer wirtschaftlich, nein kulturell. das spektrum ist unheimlich. was immer du willst, du findest es. teatro colón ist weltberuehmt, braucht den vergleich mit mailands scala nicht zu scheuen. es gibt mehr, viel mehr. theater, musicals, modern dance... das einzige problem: ein mensch allein hat null chance, all das zu sehen was es zu sehen gaebe! die ganze stadt ist involviert. teenager pilgern zu kunst-ausstellungen, leute mit grauen haaren sitzen in der ersten reihe bei experimentellem theater. so extrem war es noch nie, hoert man. hat der kollaps des argentinischen peso zur jahrtausendwende und die daraus folgende wirtschaftskrise die menschen zur flucht in die eigene kreativitaet getrieben? muss so sein. eine stadt voller energie und dynamik. zuschauen und kritisieren ist das eine. die porteños wollen mehr, praegen die szene aktiv mit. laengst gibt es tango mit elektrischen beats untermalt, tanzflaechen sind voll. was gespielt wird ist zweitrangig, hauptsache tanzen, sich ausdruecken. die unglaublichsten formen werden gewaehlt. kurse im wand-tanzen (man haengt an seilen von der decke, bewegt sich entlang der wand als waere es ein ganz gewoehnliches parkett) und aehnliches werden angeboten und besucht(!).


irgendwann hoerte ich geschichten ueber das leben im paris der 20er. stoeberte in den buechern von anais nin und henry miller. regte zur auseinandersetzung an, warf fragen auf. der zeitgeist einer vergangenen epoche. auf-nimmer-wiedersehen verloren geglaubt. habe mich geirrt - zum glueck! in buenos aires gibt es ihn, den suchenden, konstruktiven zeitgeist. fest in der gesellschaft verankert, von der bevoelkerung gelebt und gepraegt. nicht das werk einer selbsternannten, selbstgefaelligen, in-sich-geschlossenen kunstlergemeinde, nein, die psyche einer ganzen stadt. einzigartig!




Montag, April 04, 2005

 


das wichtigste vorweg: bariloche erinnert tatsaechlich an die schweiz. der ort selbst kaum; die umgebung mit bergen und seen um-so-mehr.


circuito chico ist ideal, um sich einen ersten eindruck der malerischen gegend zu verschaffen. einige der besten aussichten des landes liegen am strassenrand.
beruehmt ist hotel llao-llao, ein fuenf-sterne-schuppen. unser halbherziger versuch auf einen kaffee zu gehen wurde am haupteingang freundlich aber bestimmt abgelehnt - unsere wanderklamotten waren nicht fesch genug:-(



welche der exzellenten wanderungen wir im parque nacional nahuel huapi unter die fuesse nehmen wollten, war keine leichte entscheidung. die erste wahl fiel auf eine drei-tagestour vie refugio frey und refugio jakob. jaja, die schweizer. bergsteiger und auswanderer haben in dieser ecke eifrig namen im gebirge hinterlassen.


der groesste teil des steilen aufstieges fuehrte durch gruen-rot-gelbe waelder (hier ist herbst!). baumgiganten, oefters ueber zehn meter hoch, mit riesigen baumkronen waren eine tolle kulisse.



refugio frey hat eine bilderbuch-lage an der lagune tonchek. gegenueber ragen die zackigen spitzen des cerro catedral (die an eine gothische kirche erinnern, daher der name) in die hoeh. der wolkenlose himmel war das tuepfchen auf dem i. als draufgabe gluehten die spitzen am naechsten morgen im licht der aufgehenden sonne.
der weg zum refugio jakob war ziemlich abenteuerlich, zwei paesse mussten ueberquert werden. in den steilen geroell-halden war der weg oefters nicht zu erkennen. dies lud zum rutschen ein. meinen uebermut bezahlte ich mit zerrissener hose;-)



die zweite wanderung fuehrte zum refugio otto meiling, auf den haengen cerro tronadors gelegen. der erloschene vulkan liegt auf der grenze zu chile. damit's keine streitereien gibt hat er drei gipfel: einen argentinischen, einen internationalen )markiert die grenze), und einen chilenischen.


der aufstieg zur huette war nicht so spassig - dunkle wolken, immer wieder regen. am naechsten tag bei sonnenaufgang war alles vergessen. ein tolles nebelmeer lag zu unseren fuessen.



otto meiling liegt zwischen zwei gletscherzungen (glaciar alerce und glaciar castaño overo). eine gute moeglichkeit, eisklettern auszuprobieren. mit steigeisen und eispickel bewaffnet spazierten wir zwischen den gletscherspalten herum. einige waren ganz schoen tief.


dann ging's ans eingemachte: seil einhacken, abseilen, mit hilfe zweier eispickel eine senkrechte eiswand hochklettern. was bei manuela so einfach aussah, fand ich ziemlich schwierig. war froh, dass ich beim bergfuehrer sicher am seil hing;-)



dies alles an einem wolkenlosen tag -
der wettergott meinte es wirklich gut:-)
man konnte nur eines tun:
geniessen! geniessen! geniessen!


auf dem weg zurueck nach pampa linda, machten wir einen abstecher zu einer einige hundert meter (mindestens fuenfhundert!) hohen felswand. zwischen fels und himmel glaenzten die letzten zacken des gletschers, ein tosender wasserfall stuerzte sich aus ihnen hinaus ins tal.
natur gross, ich winzig klien.



fuer ein paar tage mieteten wir einen chevrolet, so einen wie wir ihn schon zu hause hatten. nicht gewusst, dass opel und chevrolet das gleiche ist? dann wurde es aber zeit;-) leider gab's keinen roten, aber ein weisser corsa war auch ganz nett - weckte erinnerungen an alte tage, an denen wir auf deutschlands autobahnen reihenweise bmw's und mercedes ueberholten...
auf ging's richtung villa la angostura, ein herausgeputzter ferienort. so niedlich, es tut schon fast weh! besonders populaer ueberdimensionale holzschnitzereien die anzeigen, was wo besonders gut ist.



circuito grande, besser bekannt als siete lagos tour. zu unser aller ueberraschung fuehrt die strasse an sieben seen vorbei. grosse, mittlere, kleine - umgeben von dichten waeldern oder markanten bergspitzen.
manuela war uebergluecklich, nicht wegen der landschaft - von wegen - endlich wieder mal autofahren!


am ufer des siebten sees liegt san martín de los andes. hier trifft sich argentiniens schicki-micki gesellschaft zum wohlverdienten bergurlaub. hochsaison war vorbei, wir hatten den ort fuer uns - auch nicht schlecht!



gemuetlicher und urspruenglicher ist junín de los andes. ausgangspunkt zum eindruecklichen parque nacional lanín. rund um den inaktiven vulkan lanín (im februar hatten wir ihn vom rand des aktiven vulkans villarrica, chile, gesehen) breiten sich seen, waelder und wiesen aus; d.h. dort wo keine asche des schlafenden drachen liegt.


auf den vielen ungeteerten strassen, konnten wir den chevrolet corsa auf seine gelaendefaehigkeit testen. kein problem! sogar einen kleinen fluss durchquerte er in bester landrover manier;-)



mehr schoene landschaften sahen wir auf dem rueckweg nach bariloche via paso cordoba - aber das wollt ihr wahrscheinlich gar nicht mehr hoeren...


schweren herzens nahmen wir von der schweiz im seengebiet patagoniens abschied. standesgemaess mit einem fondue. war richtig gut - so wie alles hier: schokolade, eis und allerlei hausgemachtes.
kein wunder, dass die meisten touristen doppelt so lange in der gegend bleiben wie urspruenglich geplant.




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