Donnerstag, Februar 24, 2005

 
glueck gehabt! kurz vor abfahrt, ergatterten wir zwei kajueten-plaetze auf der navimag faehre von puerto montt nach puerto natales. wir haetten's ja schon frueher versucht, doch immer "geht nichts mehr, voll" zur antwort bekommen. strahlend marschierten wir durch den aufgeklappten bug zwischen lastwagen hindurch zum frachtlift. zu hundert wurden wir in die hoeh, aufs deck gehoben. cooler eingang! das navimag schiff puerto edén ist eigentlich ein frachtschiff, das zwischen den beinahe unbewohnten chilenischen fjorden die landesteile im suedlichen patagonien mit den wirtschaftlichen zentren mittelchiles verbindet.


tag 1: dreimal gehupt, los ging's. besonders schnell fuhr der kahn nicht, irgendwann verschwand puerto montt hinter dem horizont und der golf von ancud verengte sich. bald waren wir im labyrinth der kanaele von aisén. das oberste deck wurde zum stammplatz erkoren. kuehler wind blies ins gesicht. kein zweifel, wir waren auf dem weg nach patagonien!
eine halbe stunde vor abendessen war pisco sour time. die chilenen sind verrueckt nach ihrem nationalgetraenk, touristen auch. zwei guides sorgten fuer stimmung, uebertrumpften sich im witzchen reissen. es folgte der hoehepunkt. der gemuetliche bordmechaniker mit schweinsbaeckchen baute sein keyboard auf. er sang abba und spanische schnulzen derartig inbruenstig, dass wir alle begeistert mitklatschten. spaeter mutierte er zum dj: disco-time - mit blinkenden lichtern versteht sich!


tag 2: verbrachten den vormittag bis zur obligaten pisco sour happy-hour (ja, auch vor dem mittagessen gab's eine;-) auf dem deck. friedlich tuckerten wir an zahllosen kleinen inseln vorbei. das ufer bildeten dicht bewaldete huegel. weit und breit keine menschenseele. es war bewoelkt, wie es sich fuer pataqgonien gehoert. das wasser schimmerte silbern, waelder und felsen bildeten stimmungsvolle, dunkle kontraste.
die bruecke stand allen passagieren offen. der kapitaen erklaerte geduldig eins ums andere mal was all die vielen instrumente bedeuteten, wie der kurs bestimmt und das schiff gesteuert wurde. am nachmittag nahm der seegang zu. schnell leerten sich decks und aufenthaltsraeume, fast jedermann und jedefrau suchte sein bett auf. manuela ueberlebte die mehrere meter hohen wellen wie gewohnt liegend. ich stellte meine seetauglichkeit auf eine probe, sah auf der bruecke dem kampf stahl gegen wasser im golfo de penas zu. nach dem abendessen (drei bissen spaghetti reichten heute) gab ich auf; genug achterbahn, ab in die horizontale!


tag 3: aufwachen, lauschen... totenstille. kein bruellender seegang mehr! erleichtert wagten wir uns zurueck aufs deck. an diesem morgen war niemand um ein gespraechsthema verlegen. alle waren froh, wieder idyllische kanaele um sich zu haben.
wir erreichten puerto edén. das kleine fischerdorf liegt ganz allein im nichts. die einzige regelmaessige verbindung zur aussenwelt ist unser gleichnamiges schiff, einmal die woche. das boot bringt auch souvenirs-kaufende touristen - eine der wenigen einnahmequellen.
hier leben die letzten sieben qawashqar. frueher verbrachten diese indianer fast das ganzes leben in kanus. kleider hatten sie keine. zum schutz vor der kaelte patagoniens strichen sie sich mit seeloewen-fett ein und hielten ein feuer im boot am brennen. die frau ruderte, fischte, tauchte nach muscheln. der mann stand am bug, hielt mit siner harpune nach seeloewen ausschau. unglaublich, wie sie die harten winter ueberlebten. traurige nachricht: die qawashqar werden aussterben (die einzige ueberlebende frau ist mit einem chilenen verheiratet).
weiterfahrt. die fjorde wurden schmaeler, die seicht ins wasser abfallenden huegel wichen steil aufragenden felswaenden. hunderte von wasserfaellen stuerzten in die tiefe, ab und zu zeigte sich ein schneebedeckter gipfel. es war der schoenste abschnitt unserer reise. angestrengt hielten wir nach tieren ausschau. ein paar seeloewen, gelegentlich ein pinguin, jede menge voegel. besonders markant, der riesige albatross. es gab sogar wale. meist sahen wir nur die fontaene in der ferne, nur einmal kamen zwei etwas naeher.
am letzten abend stand bingo ("lotto" in der schweiz) auf dem programm. seit drei tagen wurde es von unseren crazy guides unermuedlich als das beste, da einzige, bingo patagoniens angekuendet. die stimmung war gut, das boot mit frisch gewonnenen freunden (gespraechsthema seekrankheit sei dank) voll. viele mitgebrachte weinflaschen mussten geleert werden. viele, weil man fuer drei abende rebensaft mit aufs boot geschleppt hatte, dabei vergass, dass am zweiten abend wirklich niemand durst haben konnte. cristobal, der bordmechaniker, setzte sich nochmals hinters keyboard, brach erneut saemtliche herzen. dann gab's wieder disco. alle huepften wild herum, so wie damals im schul-skilager. es war koestlich. so surreal, dalí haette seine freude gehabt.


tag 4: eine lautsprecher-ansage weckte uns. schnell aufs deck um die schmaelste stelle der kreuzfahrt mitzuerleben. der kapitaen traf die luecke - gut gemacht! puerto natales tauchte am horizont auf, die erste groessere siedlung seit tagen. 19.000 seelen leben hier. frueher drehte sich alles um wolle, schafe und fische - heute um touristen.
aussteigen. der abschied fiel schwer. die unberuehrte natur, die neuen freunde, die witzigen abende... es waren unvergessliche tage an bord der puerto edén.


lust zu sehen, wie der zick-zack-kurs durch die patagonischen kanaele aussieht?
navimag hat eine nette animierte karte.




Sonntag, Februar 20, 2005

 



eine kleine insel schuetzt den golf von ancud vor den tosenden wellen des pazifik. lange lebten nur wenige huilliche indianer auf chiloé. 1553 kamen die spanier, konnten jedoch wenig mit den dicht bewaldeten huegeln anfangen. anderst die jesuiten. 1608 begann die missionierung. im jahreszyklus reisten sie von ort zu ort; lernten, organisierten, liessen kirchen bauen. holz war das einzig verfuegbare baumaterial, also brauchte man holz. es entstanden ueber 140 unverkennbare kunstwerke (sechzehn wurden kuerzlich in die liste des unesco weltkulturerbes eingetragen). charakteristisch sind die symmetrischen eingaenge, dominiert vom turm. meist blickt er richtung meer, ist seefahrern eine wichtige orientierungshilfe.
das land gibt wenig her. undurchdringbare waelder und tiefe suempfe machen das leben schwer. dunkle regenwolken verdecken die sonne oft fuer tage, dichter nebel drueckt aufs gemuet. es gibt geheinmnisvolle mythen und buntes brauchtum.


ancud ist ein gemuetliches fischerstaedtchen im norden der insel. es war nicht immer so, die spanier hatten donnernde kanonen zur verteidung der chilenischen kueste stationiert - ruinen bleiben als zeugen ueber. unser empfang war friedlich und freundlich, kamen in einer wahnsinnig netten familienpension unter. zur begreussung gab's eine cola, fast wie im fuenf-sterne-schuppen;-) und beim fruehstueck konnte man sich derart den bauch mit streuselkuchen, getoasteten sandwiches und frischen ruehreiern im pfaennchen serviert vollschlagen, dass man bis zum abendessen bestimmt nichts mehr brauchte. die herzlichste und billigste (!) unterkunft in chile - so gut, das muss einfach erwaehnt werden.
nebst streuselkuchen-essen und den fischern im hafen zuzuschauen, gab's nicht viel zu tun. eine gute einfuehrung in geschichte und mythologie der insel bekamen wir im museo regional aurelio bórquez canobra. wir hoerten von eifrigen missionaren, einfachen bauern und komischen gestalten, die in den waeldern lauern.


dies wollte erkundet werden. mit einer kleinen tour reisten wir der kueste entlang richtung sueden. in tenaun gab's die erste kirche: blauer turm, rote daecher, zwei grosse pop-art sterne leuchten von der fassade - zweifellos was anderes! auch dalcahue hat eine kirche, eine statue des gekreuzigten jesus verzerrt das gesicht in tiefem schmerz.
per faehre auf die insel quinchao. hatten glueck, reisten an einem der wenigen sonnentage. in der ferne, auf der andern seite des golfes, glaenzten die weissen anden-gipfel. iglesia santa maria in achao ist die aelteste in chiloé, erbaut 1740. das holz im innern hat sich auf natuerliche weise und mit hilfe vieler kerzen ins dunkelste dunkelblau verfaerbt. holzpfeiler wurden auf grossen natur-steinen errichtet - stabilitaet im sumpfigen boden. auch naegel sind aus holz. der ort ist eine zeitmaschine, man fuehlt sich um jahrhunderte zurueckversetzt.
holzhaeuser und gotteshaeuser praegten die kommenden tage. irgendwo hatten wir ein poster der verschiedenen fassaden gesehen. die markantesten und skurrilsten wollten wir auf jeden fall sehen. einige stehen in groesseren, meist verschlafenen orten wie chonchi, andere einsam auf kleinen huegeln. die einsamen sind die geheimnisvollsten. wir konnten nach belieben herumschauen, bis in die kleinsten winkel vordringen. in vilupulli fuehrten schmale knarrende leitern auf den turm. waeren wir frech genug gewesen, haetten wir an den seilen ziehen und die glocken laeuten lassen koennen;-) auch in nercón krabbelten wir herum, diesmal im dachstuhl, gleich neben der gewoelbten decken-konstruktion. ueber dem altar gab's ein gucklock - wer waehrend der predigt schlief, war schnell ertappt.


die beruechtigten dichten waelder sind wahrzeichen von parque nacional chiloé. eindrueckliche gegend. nur ein duenner sandstrand (dafuer ist er endlos lang) trennt die heranrollenden, maechtigen pazifik-wellen von ruhigen lagunen und undurchdringbarer vegetation. ein paar wege schlaengeln sich durchs gehoelz, oft nicht breiter als ein trampelpfad des hier lebenden tepú (mini hirsch). auf unserer erkundungstour folgten wir mehr als einmal der falschen spur!
tiere sahen wir keine, dafuer stolperten wir ueber jede menge chilenischer camping-freaks. urlaubszeit! aushaengen am see - wilde natur statt santiago-hektik. bob marley droehnte aus den boxen, in der luft schwebte ein duft;-)


zurueck zu den kirchen: iglesia san francisco de castro wirkt auf den ersten blick nicht besonders einladend. lila und gelb, die ungewoehnliche farb-kombination der fassade tut ihr uebriges. einmal eingetreten, wollten wir kaum noch raus. das ganze interieur ist mit hellem holz ausgekleidet. die schnitzereien gehoeren zum besten, was es auf der insel zu sehen gibt. ruhe und geborgenheit erfuellen den raum. wir hatten ueberraschend ein juwel gefunden.
wir verbrachten einige tage in castro, dem hauptort chiloés. ein kurzer besuch galt feria artesanal, dem bauernmarkt. allerhand wollenes wird feilgeboten: von muetzen, handschuhen und ponchos bis puppen. speziell die palafitos (pfahl-haeuser), wo parken boot-festbinden heisst. die bunten hauser sind rund um castro entlang der meeresarme und flussmuendungen gebaut. vom festland betrachtet, schauen sie aus, wie normale schindel-haeuser.


unser hauptinteresse galt jedoch festival costumbrista chilote. ein wochenende-lang wurde alles gefeiert, was chiloé zu bieten hatte. im zentrum standen die kulinarischen staende. die haupt-spezialitaet heisst curanto. heisse steine werden in einem erdloch ausgebreitet. muscheln, verschiedene fleischsorten, wuerste, kartoffeln und eine art brot draufgelegt. alles mit blaettern und grasmatten zudecken und mindestens eine stunde schmoren lassen. das resultat: koestlich. die miesmuscheln schmeckten derart gut, dass mir manuela beinahe alle weg gegessen haette...
vieles drehte sich um chilotisches handwerk. es wurden: boote von grundauf gebaut, holzskulpturen mit der motorsaege "geschnitzt", faesser geklopft, koerbe und stuehle geflochten, hektoliter-weise chicha (apfelsaft) gepresst oder geschlachtete schafe gehaeutet. kinder wurden von bullen auf traditionellen holzschlitten herumgezogen (schlitten werden nach wie vor zum transport schwerer holzstaemme auf sumpfigen boeden gebraucht) oder durften mit polizisten auf deren pferden herumreiten.
natuerlich gab's eine tier-ausstellung, wo pferde, kuehe und schafe fachkundig gemustert wurden - ein hammel war vor lauter herabhaengender wolle kaum zu sehen.
die buehne war zum feiern da. ohne unterlass wurde musiziert und das tanzbein geschwungen. besonders populaer scheint sein, dazu ein taschentuch durch die luft zu wirbeln;-)
es war ein tolles fest! mein favorit waren die koestlichen, faustgrossen muscheln - hab' ich das schon gesagt?




Dienstag, Februar 15, 2005

 
das seen-gebiet chiles, bekannt fuer den grossen einfluss deutscher einwanderer: holzbauten, kuchen, apfelstrudel, bier, wuerste und geranien auf dem fensterbrett. dazu kommen unzaehlige seen (daher der name;-), waldbedeckte huegel, malerische berge und viele viele kegelfoermige vulkane, der eine oder andere sogar rauchend. ein traum!


wir starteten in chillán, nicht wirklich ein besonderer ort. nach ankunft hatten wir appetit, gingen zum mercado central. nichts fuer schwache nerven! ganze hallen voll mit kleinen restaurants, frauen mit menue-karten fallen ueber arme hungernde wie fliegen herein - indische touristen-abschlepper schauen alt dagegen aus;-) irgendwann hatten wir uns durchgewuehlt, uns mehr oder weniger unabhaengig fuer ein lokal entschieden. ich probierte "pastel de choclo" (eine spezialitaet), maisgericht mit daruntergemischten verschiedenen fleischsorten. lecker!
feria de chillán ist die hauptattraktion. der angeblich farbigste markt chiles war der grund, warum wir hier waren. farbenfroh waren die vielen gemuese- und fruechte-staende. alles sah knackig aus und war... gross! tomaten wie kleine melonen; maiskolben dreimal den umfang von zu hause; wassermelonen, die einer allein kaum tragen konnte. unglaublich. ansonsten, ein ganz normaler markt, von den erhofften mapuche indianern und gauchos (cowboys) keine spur.
dafuer fanden wir ein weiteres unikum: eine ganze allee gesaeumt von "mote con huesillos" staenden. dies ist chiles beliebtestes erfrischungsgetraenk - zu recht! man stelle sich pfirsich-eistee mit getrockneter pfirsich und aufgequollenen weizenkoernern vor. klingt gewoehnungsbeduerftig, ist es nicht, macht stattdessen suechtig. da standen sie, eine "mote con huesillos" bude neben der andern. alle damen trugen weisse arztkittel, standen auf der strasse, versuchten vorbeifahrende autos fuer einen rast zu gewinnen. bei uns fussgaengern hatten sie's leichter;-)


der ueber-drueber-hammer erwartete uns am fruehen morgen am kleinen bus-terminal von chillán. wir suchten die richtige platform, ein typ schlendert vorbei, alle bleiben stehen, drehen sich um: den kenn' ich! es war cody, ein canadier der in japan lebt. auf den monat vor genau zwei jahren hatten wir uns in chiang mai, thailand, beim thai-massage-kurs kennengelernt. unglaublich! sich einfach so ueber den weg zu laufen, in einem kaff wie chillán... wir konnten's nicht fassen. das beste: wir haetten uns gar nicht verpassen koennen. fanden heraus, dass er und sein freund brent im gleichen hostel im nebenzimmer geschlafen hatten, auf den gleichen bus wie wir warteten und erst noch die plaetze neben uns gebucht hatten.


naechstes ziel: pucón. der ort ist extrem touristisch, verstaendlicherweise. liegt zwischen wunderschoenem lago villarrica und maechtigem vulkan villarrica aus dessen krater ohne unterlass eine kleine weisse rauchsaeule aufsteigt. in der nacht glimmt's da oben orange! der junge ist aktiv! eigentlich ist der naechste ausbruch laengst ueberfaellig, doch da er nicht so richtig will, kann man nach wie vor raufklettern und in das grosse loch starren. das war was fuer uns!!!
zum aufwaermen wanderten wir einen tag im nahen parque nacional huerquehue. ein paradies aus wasserfaellen, bergseen und araucaria waeldern. die baeume sind spitze, schauen aus wie keine andern, sind ein lebendes ueberbleibsel aus der zeit der dinosaurier. die blaetter sind dick, laenglich zackig, haben keinen erkennbaren stil, sind rund um den ast angeordnet, was eine art girlande ergibt. wir hatten eine tolle zeit in dieser magischen umgebung.


aufstieg zum vulkan - erster versuch: dauerte genau eine halbe stunde. zuviel wind, meinte der guide, sollten besser auf morgen warten. beschlossen, nochmals zum parque nacional huerquehue zu fahren. erklommen einen steilen huegel mit toller aussicht auf sechs vulkane. sahen vier oder fuenf (wenn es denn wirklich ein vulkan war). die herumziehenden wolken goennten uns nummer sechs (und vielleicht fuenf;-) nicht.
aufstieg zum vulkan - zweiter versuch: strahlend blauer himmel, waren voller zuversicht. der guide nicht: zuviel wind. enttaeuscht zogen wir ab. legten einen tag am schwarzen strand ein (lavagestein!). faul in der sonne zu liegen war auch nicht schlecht;-) schwierig der gang zum kuehlen nass: hin mussten wir rennen - die sonne hatte den schwarzen sand in kohle verwandelt. eintauchen fuer zehn sekunden, hoechstens! sonst waer alles abgefroren. ganz cool, da kalt, ueber den heissen sand zurueckstrollen;-)
aufstieg zum vulkan - dritter und letzter versuch: noch ein strahlend blauer tag, diesmal mit senkrecht aufsteigender rauchfahne. los ging's! fuhren auf 1.400m. die gleiche anzahl galt es auf dem weg zum krater (2.847m) zu ueberwinden, zuerst ueber lava-asche, dann schnee. ging ziemlich leicht, nachdem wir uns an den eispickel gewoehnt hatten. langsam aber bestaendig stiegen wir auf. der krater-rand, der erste blick darueber...
war das alles? war gar nicht ein einziges schwarzes loch mit brodelnder lava die tief unten herumfliesst. stattdessen eine flache ebene voller asche. am andern ende das loch. gingen naeher, bummm! eine ziemliche menge lave wurde in die hoeh geschleudert. wir starrten in den hoellen-schlund. eine explosion folgte der andern, immer wieder flog lave durch die luft. welch tolles spektakel! anderst als erwartet, dafuer um so eindruecklicher.
auch der ausblick auf pucón, die umliegenden seen und vulkane war einzigartig - was sonst, an einem tag ohne wolken. in der ferne thront vulkan lanín, bereits auf argentinischer seite.
der abstieg, ein weiterer hoehepunkt. einfach auf den hintern setzen und ueber die schneefleder runter rutschen. diesmal wurde der pickel zum steuern und bremsen gebraucht;-)
war ein super tag. aufstieg im schnee - explodierende lava - endlose rutschen. dazu kaiserwetter und kuehles bier in pucón. herz, was willst du mehr!?!


verbrachten lustige abende mit unseren freunden cody und brent. als wir gerade mal im restaurant sassen, wartete die zweite unglaubliche begegnung auf uns: dan, der amerikaner mit dem wir in den northern highlands vietnams einen jeep gemietet hatten, schlenderte vorbei! kleine welt;-)


ein tag zum aergern: unser fruehstuecks-joghurt war aus dem kuehlschrank verschwunden, der bus wegen panne hoffnungslos verspaetet, ich verlor meine sonnenbrille, versenkte meinen schuh in hunde*, quartierten uns bei einer geizigen hexe ein. ihr werdet denken: wenn die sonst keine probleme haben... taten wir auch, machten uns entgegen allen widrigkeiten frohen mutes auf valdivia zu erkunden. der ort verdankt viel seines heutigen charakters den deutschen immigranten des 19. jahrhunderts. wir setzten uns ueber die geschichte im museo histórico y arqueológico mauricio van de maele ins bild. da gab es ganze raeume voller moebel die uns an alte zeiten in der heimat erinnerten. witzig. ein bisschen was lernten wir auch ueber die mapuche indianer. leider finden wir zu der thematik nur beschraenkt zugang, geschweige denn, dass wir bisher mapuche leuten begegnet waeren:-(
feria fluvial, auch hier ist der markt hauptattraktion. deshalb, weil die fischer die filetier-abfaelle direkt in den fluss werfen. dort warten gewichtige see loewen bullen gierig darauf. uns beeindruckten die riesigen muscheln. tapfer probierte ich ein meeresfruechte cebiche (cebiche meint: in zitronensaft mariniert, nur von der saeure "gekocht"), musste einfach wissen, wie all die komisch dreinblickenden sachen schmecken. meine neugier verflog schnell. das naechste mal werde ich wieder auf traditionell gekochtes meeresgetier zurueckgreiefen - vielleicht auch bis nach mittag warten.


puerto varas hat zwei wahrzeichen: die malerische holzkirche deutschen stils und den gleichfoermigen, schneebedeckten kegel des vulkans osorne. erstere steht auf einem kleine huegel im zentrum, repraesentiert das mitteleuropaeische flair des ferienortes, zweiter ragt, aus den wassern des lago llanquihue aufsteigend, am gegenueberliegenden ufer 'gen himmel.
vulkan osorno und umliegender parque nacional vicente perez rosales zogen uns an. auf lago todos los santos machten wir einen viel zu teuren bootsausflug. die umgebung war nett, der wechsel der farbe des sees von tief-blau zu smaragd-gruen bezaubernd. das problem: am zielort peulla kann man kaum was unternehmen, wenn man kein fan der angebotenen, sogenannten "adventure-activities" ist.
besser gefiel's uns zurueck in petrohué. die nahen wasserfaelle erfrischten. im hintergrund zeigte sich volcán osorno, phaenomenaler blick. eine nacht in einem umgebauten stall spaeter wanderten wir auf asche und geroell des ehemaligen drachen herum. ziel war paso desolación. die karge landschaft faszinierte, wirkte gleichzeitig ermuedend. waren uebergluecklich, wenn wir in der einoede lebenszeichen entdeckten (haarige spinne, leuchtend gelbe blumen, wolkenspiel am gegenueberliegenden hang).


noch viel mehr gaebe es in dieser ecke zu erkunden. das seen-gebiet ist eine schatztruhe ohne boden. so denken auch viele chilenen, die hier gerade sommer-urlaub machen. viele reisen mit rucksaecken und zelten. bevorzugtes transportmittel ist autostopp. warum nicht. auch wir sind froh, des oeftern von freundlichen pick-up fahrern mitgenommen zu werden. sparen viele staubige strassenkilometer und lange wartezeiten auf kleine, enge busse. chile, land der autostopper und backpacker - wer haette das gedacht!




Freitag, Februar 04, 2005

 
santiago, hauptstadt chiles. auf den ersten blick haut die stadt keinen besucher um. wir blieben trotzdem ein paar tage. in dieser zeit eroberte sich santiago einen festen platz in meinem herzen. die vielen malerischen plaetze entlang unscheinbarer seitenstrassen erinnern an ein aus den naehten geplatztes dorf. ein ruhepunkt im hektischen geschaefts-treiben ist cerro santa lucia. der kleine huegel inmitten der stadt, ist in minuten ueber eine freiluft wendeltreppe mediterranen stils, vorbei an friedlich plaetschernden springbrunnen, erreichbar.


waehrend eines stadtbummels besichtigten wir all die kolonialen gebaeude, die in unserem reisefuehrer aufgelistet sind - es waren einige! obwohl edel und beeindruckend, heben sie sich vom umliegenden stadtbild nur selten ab. typisch fuer santiago! auf den ersten blick gibt's keinen anlass stehen zu bleiben, tut man's trotzdem, und schaut hinter die fassaden, gibt es einiges zu entdecken und zu erleben. bestes beispiel: catedral metropolitana. von aussen koennte sie in jeder beliebigen spanischen kleinstadt stehen, wuerde kaum aufmerksamkeit erwecken. von innen... frage nicht! eine der harmonischsten, wunderbarsten kathedralen, die ich je gesehen habe. nicht hoffnungslos ueberladen, wie oft in peru oder ecuador; auch kein stilfremder seitenaltar der zum gesamterscheinungsbild wie die faust aufs auge passt. nein, hier scheint alles aus einem guss. die kirche ist einfach unglaublich schoen, strahlt eine warme ruhe aus, laedt zum verweilen ein.


das zentrum ist unbestritten plaza de armas. hier herrscht tag und nacht buntes treiben. muede shopper lutschen erfrischendes eis; moderne geschaeftsleute schreiben emsig sms; touristen mustern bilder einheimischer kuenstler; liebespaerchen turteln im schatten grosser baeume; tauben wollen von kindern gefuettert werden. auffallend die vielen schachspiele unter dem dach eines pavillons. brett reiht sich an brett, reihenweise. das gleiche wiederholt sich an verschiedenen stellen im park. alle stuehle sind besetzt, koepfe rauchen. alt spielt gegen jung, arm gegen reich, professor gegen strassenkehrer. es stellt sich die frage: warum der schachweltmeister kein chilene ist! vielleicht hat es mit den vielen laien-predigern zu tun, die lautstark auf dem plaza gott loben und vor der hoelle warnen. da faellt konzentrieren nicht immer leicht - schon gar nicht, wenn die feurigen missionare mikrofone und portable lautsprecher zu hilfe nehmen:-(


einen tag verbrachten wir an der kueste. valparaíso ist einer der wichtigsten haefen suedamerikas. als solcher geniesst die stadt einen etwas verruchten ruf. wir wurden gleich darauf hingewiesen, als wir in markt-naehe herumschlenderten. mehrere polizisten wollten wiederholt wissen, wohin wir unterwegs waren und ermahnten uns, die rucksaecke ja auf der brust zu tragen. da musste man ja unsicher werden und bammel kriegen! unserem gefuehl nach, waren zu viele schlafende hunde geweckt worden, wir fluechteten. mit einem ascensor ging's auf einen der vielen huegel, auf denen die stadt gebaut ist. hier oben war es merklich ruhiger. enge, malerische gaesschen schlaengelten sich auf und ab, vorbei an bunt bemalten haeusern. eine bezaubernde gegend, durch die man endlos schlendern koennte.
die vielen kurzen standseilbahnen sind valparaísos markenzeichen. die meisten wurden ende des 19. jahrhunderts gebaut um die neuen stadtteile auf den steilen haengen rund um das kleine zentrum zu erschliessen. heute sind die ascensores teil des unesco welt-kultur-erbes, verleihen der hafenstadt einen ganz eigenen charme.
eine weitere besonderheit: der congreso nacional chiles tagt hier. das gebaude ist imposant, aber nicht schoen. ein klumpsiger betonbau - wenn ihr wisst, was ich meine;-) waehrend der diktatur war der kongress 1980 per mandat von santiago nach valparaíso verfrachtet worden. seit der rueckkehr zur demokratie laufen bestrebungen, die legislative zurueck zur exekutive in die hauptstadt zu holen, bisher jedoch ohne erfolg. nach wie vor ist ein kurzer helikopter-flug der einzige weg, wenn wichtige angelegenheiten dringend persoenlich besprochen werden muessen...


ein paar kilometer weiter liegt viña del mar, lange zeit chiles populaerster strand. der strand war so voll, bummvoll! haetten wir ein badetuch dabei gehabt, wir haetten kein noch so kleines plaetzchen zum ausbreiten gefunden. wer sich im wasser tummelte, hatte mehr mit orientierungslos herumtreibenden fleischbergen als niederbrechenden wellen zu kaempfen. lustig zum zuschauen, doch nicht ganz unsere welt. wir zeigten sand, appartement-hochhaeusern und casino den ruecken, steuerten stattdessen zum museo de arqueológico e historia francisco fonck. vor dem eingang gruesst ein kleiner moai. rapa nui-kultur steht hier hoch im kurs - ist die beste ausstellung zum thema in chile (von der insel selbst natuerlich abgesehen). die vielen riesigen spinnen, skorpione und dergleichen lernten uns das fuerchten - zum glueck verstanden wir die fachmaennischen erklaerungen auf spanisch nicht;-) auch die sonderausstellung zum thema schrumpfkoepfe war nichts fuer schwache magen. besser eine einfuehrung ueber die mapuche indianer, ueber die wir hoffentlich mehr auf unserem besuch im seengebiet lernen werden - und damit bin ich am ende dieses berichtes, denn genau dahin reisen wir morgen weiter.




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