Montag, Januar 31, 2005

 
wir machten's also tatsaechlich an den meist isolierten bewohnten fleck auf diesem planeten: rapa nui oder osterinsel. mit ostern hat die insel allerdinigs wenig zu tun, es gibt keine malenden hasen und keine bunten eier. woher also der uns gelaeufige name? vom hollaender jacob roggeveen, dem ersten europaer der die insel mit seinem segelboot erreichte, was, wer haette das gedacht, an einem ostersonntag geschah. man schrieb das jahr 1722.
die insel ist ziemlich ungewoehnlich. die grosse frage lautet: wie kamen die ersten bewohner ueberhaupt dahin? doch damit nicht genug. diese menschen schufen gigantische steinkoepfe. nicht nur einen, ueber 800!!! doch auch damit nicht genug. sie transportierten die sogenannten moais kilometerweit vom steinbruch an die kueste, errichteten sie auf gigantischen altaeren (ahus) und setzten ihnen als kroenung hut-aehnliche pukaos auf (repraesentieren die damals uebliche haarpracht).
in anbetracht solch vieler gigantischer ungeloester fragen kommt erich von daenikens phantasie in fahrt und wissenschafter spielen wiedermal sherlock holmes. manuela und ich liefen zehn tage lang mit offenen maeulern herum...


beginnen wir von vorne, ein kurzer abriss ueber die geschichte rapa nuis:


niemand weiss genau, wann und wie die ersten menschen auf diese kleine insel (117qkm) kamen. der naechste bewohnte fleck ist 1900km westlich, suedamerika ist 3700km entfernt. man ist sich groesstenteils einig, dass die besiedlung vom polynesischen reich aus erfolgte. die polynesier waren ausgezeichnete seeleute, navigierten im riesigen dreieck hawaii - neuseeland - rapa nui. die ankunft wird auf ca. 400n.chr. datiert.
gemaess legende landeten koenig hotu matua und seine gefolgsleute als erste. angeblich kam spaeter eine zweite delegation (evtl. von peru) unter koenig tuu-ko-ihu. dies koennte erklaeren, warum die geschichte von zwei gruppen, den lang ohren und den kurz ohren berichtet. aus welchen gruenden auch immer, brach ein ernsthafter konflikt aus, der mit der quasi ausrottung der lang ohren endete.
dem sieg der kurz ohren folgte ein langer frieden. irgendwann zerstritten sich einzelne familien und clans. um gegner zu aergern und demuetigen, wurden die moais der feinde von ihren ahus gestossen - bis keiner mehr stand!


1722 kamen die hollaender als erste europaer vorbei, am ostersonntag. 1770 folgten die spanier und 1774 fuer die englaender captain cook. zu dieser zeit koennte der grosse konflikt unter den inselbewohnern ausgebrochen sein. warum? seit der ankunft von hotu matua hatte sich die bevoelkerung drastisch vergroessert. das umliegende meer bot nur wenig nahrung, der platz zur landwirtschaftlichen nutzung war limitiert, frischwasser gab es nur in den kraterseen (auf der insel gibt es keine fluesse und baeche). die situation wurde durch den mangel an holz verschaerft. bei ankunft der europaer war die insel fast komplett abgeholzt. theorien gehen davon aus, dass das holz zum transport der moais gebraucht wurde. diese ressourcen-knappheit duerfte zum ueberlebenskampf gefuehrt haben.


die bevoelkerung erlebte einen weitern harten schlag, als 1862 ueber tausend insulaner zur sklavenarbeit auf die peruanischen guano-depots (guano ist das, was voegel hinten rauslassen; war damals ein begehrter duenger auf unseren feldern) verschleppt wurden (darunter der koenig und fast alle arbeitsfaehigen maenner). harte arbeit und ungewohnte krankheiten toeteten rasch 900 von ihnen. nach protesten des bischofs von tahiti, wurden die restlichen hundert nach rapa nui zurueck transportiert. auf der rueckfahrt starben fast alle an pocken. die was ueberlebten brachten krankheiten mit sich, denen die zurueckgebliebene bevoelkerung bis auf ein paar hundert zum opfer fiel.
dann folgte die christianisierung, eine zeit in der ein franzoesischer kapitaen die insel befehligte und fast siebzig jahre in denen die ganze insel unter den fittichen eines chilenisch-schottischen schaf-konzerns war. 1888 wurde rapa nui offiziell von chile einverleibt. die bewohner hatten nie ein einfaches leben. die wenigen hundert, die die peruanische sklaven-verschleppung ueberlebt hatten, vermischten sich mit den neuen ankoemmlingen. das meiste wissen ueber die eigene geschichte ging dabei verloren. heute leben ueber 2.700 leute auf rapa nui. haupt-einkommens-quelle ist tourismus.


zeugen der geheimnisvollen vergangenheit sind allgegenwaertig. grob kann man folgende arten unterscheiden:


ahu
ungefaher 245 ahus (steinaltare) bilden beinahe einen geschlossenen ring entlang der kueste. landeinwaerts schliesst sich an einen ahu ein rechteckiger, wahrscheinlich zeremonieller, platz. dahinter findet man fuer gewoehnlich fundamente boot-foermiger haeuser. die zeremonielle anlage weist aehnlichkeiten zu denen auf andern polynesischen inseln auf.
ahus variieren, je nach zeit und zweck fuer den sie gebaut wurden. die eindruecklichsten sind die ahu moai, auf denen die kolossalen steinstatuen errichtet wurden. die plausibelste theorie erklaert, dass die moais teil eines ausgepraegten ahnenkultes waren. sie wurden auf den ahus landeinwaerts-blickend errichtet, ueberblickten und bewachten das umliegende dorf. ahnenkult war in ganz polynesien gelaeufig, doch nur auf rapa nui wurden derart grosse statuen gebaut.
warum? wer weiss, vielleicht hatten sie nichts anderes zu tun. ich kann mir vorstellen, dass es auf einer so kleinen einsamen insel irgendwann ganz schoen langweilig wird. fischen bietet keine ablenkung, denn dazu gibt es zuwenig fische in den umliegenden gewaessern,und den pflanzen beim wachsen zuzuschauen ist auch nicht unbedingt spannend. langeweile hat schon die skurrilsten fruechte getragen - abgesehen davon brauchten die herrscher etwas um ihre untertanen zu beschaeftigen, damit sie nicht auf dumme gedanken kamen (gewisse sachen aendern sich nie). ok, das war jetzt meine laien-theorie. zu null prozent wissenschaftlich fundiert. ob ihr sie ernst nehmt oder nicht, bleibt euch ueberlassen;-))


hare paenga
die boot-foermigen haeuser erinnern an ein kanu. nur die grundmauer war aus stein. darin wurden loecher gebohrt, in die wiederum holzpfaehle reingesteckt wurden. diese wurden oben zusammengebunden, das geruest anschliessend mit stroh oder so bedeckt. hare paengas kamen in unterschiedlichen groessen, einige fuer ein halbes dutzend, andere fuer ueber hundert leute.


moai
so heissen diese grossen steinskulpturen, die man von unzaehligen fotos und packenden tv-dokumentationen kennt. der norm-moai ist 5,5 bis 7m gross (selten kleiner als 3m, der groesste misst unglaubliche 21m!), wiegt schon mal leichte 12tonnen. er wurde von der huefte an aufwaerts geschnitzt, hat einen langen kopf und ist meist am ruecken reich verziert (koennte eine repraesentation von tattoos sein - tattoos modern? von wegen!). es ist spannend ueber die modelle fuer moais zu spekulieren, da die charakteristischen gesichtszuege so ueberhaupt nicht dem typischen rapa nui menschen entsprechen.
die meisten moais stammen aus der kinderstube beim vulkan rano raraku. hier liegen immer noch moais in den unterschiedlichsten entwicklungs-stadien herum, es kann also gut nachvollzogen werden, wie der schaffungs-prozess ablief: mit kleinen basalt-haemmerchen wurde der moai in einer liegenden position aus dem vulkan gestein gemeisselt (auf deutsch: mit einem streichholz eine figur aus hartem stein kratzen!). zuerst das gesicht, dann der oberkoerper, dann die seiten und schliesslich der ruecken - jedoch nur soweit, bis der koloss auf einem schmalen steinsockel lag (man stelle sich ein schiff im trockenen vor). dann wurde wahrscheinlich holz untergelegt und der moai komplett vom stein losgemeisselt. einmal losgeloest wurde die statue den hang hinunter in einen erdkanal geschoben, wo sie aufgestellt und eingebuddelt wurde - fuer den letzten schliff (tattoos, verfeinerung der gesichtszuege etc.). es wird angenommen, dass die produktion eines standard-moais 12 bis 15 monate dauerte (vorausgesetzt zwei teams arbeiteten im akkord rund im die uhr).
dann ging's ans eingemachte. den transport vom steinbruch zu den oft kilometerweit (konnten schon mal 20 sein) entfernten ahus. es gibt viele theorien, doch jede muss dem transport des groessten je errichteten moais (10m) auf ahu te pito kura gerecht werden. grundsaetzlich geht man davon aus, dass der moai auf eine art holzschlitten gehoben wurde (stehend oder liegend ist umstritten). eine theorie sagt dann, dass unter den schlitten runde hoelzer gelegt wurden und so der schlitten vorwaerts gerollt werden konnte. eine andere theorie bindet den maoi an zwei seitlich aufgestellten holzpfaehlen, die oben zusammenlaufen (von vorne betrachtet ein dreieck formend), fest und laesst ihn durch ziehen am winkel nach vorne schleiffen - ich weiss, das alles ist ziemlich theoretisch und schwer vorstellbar. werde euch nach unserer rueckkehr gerne eine skizze davon machen und alles nochmals in ruhe ausfuehrlich zu erklaeren versuchen;-)
zum abschluss eine kleine statistik: insgesamt gibt es 887 moais auf rapa nui. 288 wurden erfolgreich zu ihren ahus transportiert, 92 blieben auf dem weg dorthin "liegen" und 397 befinden sich noch im rano raraku steinbruch (gefunden auf www.pbs.org/wgbh/nova/easter, wo es fuer interessierte noch viele infos mehr gibt - nur englisch, leider).
uebrigens: der grosse holzverschleiss beim transport wird mitunter fuer die komplette abholzung der insel verantwortlich gemacht. diese ressourcen-knappheit duerfte zu grossen konflikten und in der folge evtl. zum ende der moai-phase gefuehrt haben.


pukao
rote zylinder, die den moais als "huete" aufgesetzt wurden. man ist sich einig, dass diese den damals gelaeufigen haarstil repraesentieren. gehauen wurden sie im steinbruch vom vulkan puna pau. da nur gerade 60 moais pukaos getragen haben (25 weitere befinden sich in steinbruch naehe), duerfte es sich um eine neuere entwicklung gehandelt haben.
transport war verhaeltnismaessig einfach (aufstellen und rollen), pukaos auf die koepfe zu bringen weniger. einheimische sagen berichten vom bau einer rampe; eine neue theorie meint, dass das festbinden am liegenden moai und gemeinsame aufstellen von statue und kopfschmuck einfacher und effizienter gewesen sei. whatever, wir werden's nie wissen!


fast geschafft, theorie beinahe am ende. nur noch zwei sachen:


vogelmann-kult
wurde wahrscheinlich nach der moai-phase populaer. diente zur bestimmung des vogelmannes des jahres, der dann fuer ein jahr koenig auf rapa nui war. vogelmann da zu ehren des gottes makemake, dem erschaffer von erde, sonne, mond, sternen und menschen, der die guten belohnt und boesen bestraft. makemake bringt auch alle jahre wieder die voegel nach rapa nui.
zu einer bestimmten zeit versammelten sich delegationen der verschiedenen staemme im zeremoniellen dorf orongo, wo sie beteten und opfer darbrachten. der hoehepunkt der zeremonie war der wettbewerb zur ergatterung des erstgelegten eies des sooty tern vogels, der auf einer kleine insel unterhalb der steilen klippen orongos bruetet. es war kein leichtes unterfangen: der abstieg vom cliff steil und rutschig, die wellen auf dem weg zur insel wild. die teilnehmer verbrachten oft laengere zeit auf der insel, bis das erste ei gefunden war. der glueckliche kommunizierte die nachricht nach orongo und kehrte als vogelmann des jahres zurueck. er war nun koenig, bzw. erhob den mann zum koenig, fuer den er am wettbewerb teilgenommen hatte.
mit dieser zeremonie wurde erfolgreich ueber lange zeit hinweg blutigen stammesfehden um vorherrschaft auf rapa nui vorgebeugt.


rongo-rongo tafeln
diese holztafeln sind mit in-einer-linie-fortlaufend angeordneten symbolen beschrieben. insgesamt gibt es rund 120 solcher piktogramme. gelesen werden sie, indem man der linie folgend die tafel dreht. was die symbole bedeuten, wird wohl fuer immer ein geheimnis bleiben. die letzten insulaner, die auserwaehlt waren die zeichen lesen zu koennen, starben bei der sklavenverschlepppung nach peru oder der daraus folgenden pocken-epidemie.



 
nun aber zu uns. was trieben wir so auf rapa nui...


kaum da, verschoben wir gleich mal den abflug ein paar tage nach hinten, da wir sonst das alljaehrliche tapati rapa nui festival verpasst haetten. mit lan-chile kein problem, also wandten wir uns der insel zu.
eigentlich gibt es nur einen ort hier, hanga roa, folglich unser basislager. subito machten wir uns auf zu ahu tahai, wo wir unsere ersten auf ahus stehenden moais bewunderten. wir kniffen uns gegenseitig, rieben die augen: wow, wir waren wirklich da! wir waren uns sofort einig: hier spuert man, dass man weit weg von allem ist und die insel voller geschichte und geheimnisse ist. selten waren wir nach ankunft an einem neuen ort vom gefuehl "ich bin wirklich da!" derart ueberwaeltigt.


nahmen die grosse wanderung von hanga roa nach anakena in angriff. ein stueck insel ohne strassen erwartete uns. folgten unserer karte, suchten angestrengt die darauf eingezeichneten ahus mit ihren moais. fuers erste erfolglos. dann kapierten wir, dass wir nicht nach stehenden, sondern liegenden moais ausschau halten mussten. unsere erfolgsquote stieg schlagartig: jeder steinhaufen ein treffer. dazu gab's fundamente typischer kanu-haeuser. auch die landschaft faszinierte: das meer war tiefblau, weiss-schauemende wellen peitschten ohne ende das schwarze vulkangestein. die sanften haenge waren mit golden-leuchtendem gras bewachsen. als draufgabe schien die sonne am blauen himmel.
der spaziergang bedrueckte auch. die umgefallenen moais zeugten von blutigen kaempfen. die leute hier hatten unvorstellbares geschaffen, um es in der manier eines trotzenden kindes ("ich will, dass du dich aergerst, also stoss ich mal deinen moai um") gleich wieder zu zerstoeren. die damaligen stammesfehden hatte ja bekanntlich kein einziger moai stehend ueberlebt, alle wurden sie niedergerissen. da lagen sie immer noch. daran vorbei zu kommen war ein komisches gefuehl!
schliesslich erreichten wir anakena. der von palmen umgebene strand koennte auf jeder suedsee-insel liegen, waere da nicht ein weiterer steinaltar mit wieder-errichteten moais im hintergrund. ahu nau nau ist zweifellos einer der schoensten ahus (wenn man das so sagen darf). sieben moais thronen auf ihm, vier davon tragen gar rote "huete", sogenannte pukaos. da sonntag war, war am strand hochbetrieb. ganz hanga roa plantschte - so kam es uns zumindest vor. wir tauchten ein ins getuemmel, liessen uns von den anrollenden wellen erfrischen. nett!


die insel-umfahrt nahmen wir mit einem kleinen jeep in angriff. als fahrer hatten wir einen schottischen reise-kollegen angeheuert;-) im regen fuhren wir los, im regen kamen wir zurueck - wir hatten den schlechtesten tag unseres ganzen aufenthaltes gezogen:-( zum glueck sassen wir im trockenen.
zum aufwaermen gab's ahu vinapu, dessen steinarbeiten an die der inkas erinnern und theorien schueren, dass ein paar rapa nuier vielleicht doch aus peru kamen, bzw. wussten wie man dorthin und zurueck segelte. ahu hanga poukura, ahu vaihu und ahu akahanga sind alle ziemlich gross mit vielen zerbrochenen moais deren gesichter tief im gras stecken. auf der weiterfahrt passierten wir einige der "mueden" moais, die auf dem transport vom steinbruch zum ahu irgendwo im landesinnern liegen geblieben sind.
dann, ahu tongariki, der groesste mit 15 wieder-errichteten moais (ein japanischer konzern sponserte die restauration, nachdem 1960 ein tsunami alles umgewalzt hatte). der anblick ist enorm, etwas vom beeindruckendsten auf der insel. jeder moai schaut anderst aus. es gibt den kleinen dicken, den giganten, den opa mit hut, den griesgraemigen, den freundlichen usw. usf. ein ort zum verweilen und wirken lassen.
dann das highlight unsere tour de rapa nui: rano raraku! von dem vulkan stammen fast alle moais. was aus der ferne wie herumliegende steinbloecke ausschaut, entpuppt sich beim naeher kommen als in den hang eingebuddelte moais - so wurden die letzten schliffe verpasst. doch auch der fels selbst, ist voll mit moais. ueberall sind sie, in allen moeglichen schaffungs-stadien. hier gibt's eine nasenspitze, dort die oeberseite und da drueben muss nur noch der steinsockel durchbrochen werden. der groesste je gehauene 21m gigant harrt ebenfalls im fels seiner fertigstellung. wir erklommen den krater. in der mitte gibt es eine nette lagune und - wer haette das gedacht - mehr moais. unvorstellbar, hoert das nie auf! das herumwandern zwischen den aus dem boden ragenden koepfen war einzigartig, immer wieder gab's neues zu entdecken, die augen sahen sich nie satt. hier spuert man leben und kreativitaet. welch kontrast zu den ahus mit den niedergestuerzten moais, wo endzeitstimmung aufkommt. in rano raraku hat mich rapa nui definitiv gefesselt.
weiter ging's ueber land von der sued- zur nordkueste. bei ahu te pito kura liegt der groesste je transportierte und errichtete moai am boden, fast zehn meter lang. vom kopf ist auch sein pukao gerollt, neben den ich mich stellte und ein foto machen liess - beide gleich gross. neben dem ahu eine sehr symbolische staedte: te pito o te henua, was auf rapa nui "nabel der welt" bedeutet. den stein hat angeblich koenig hotu matua aus polynesien mitgebracht.
nach einem abstecher zum bereits bekannten anakena beach, kehrten wir nach hanga roa zurueck.
am naechsten morgen fuhren wir nochmals ein bisschen herum, so lange bis wir den jeep zurueckgeben mussten;-) puna pau ist der kleine vulkan, aus dessen rotem gestein saemtliche pukaos kommen. einige liegen immer noch im steinbruch herum, erinnern an grosse mahlsteine. ahu akivi ist einzigartig, der einzige ort an dem die moais ein dorf richtung meer blickend bewacht haben.


den sueden von hanga roa erkundeten wir wieder zu fuss. auf dem weg zum maechtigen rano kau vulkan (307m;-), besuchten wir eine hoehle unterhalb der klippen, wo es auch felszeichnungen zu sehen gibt. in der naehe wurden runde steinmauern nachgebaut, in deren mitte kleine flaechen gemuese und fruechte angebaut wurden (windschutz, erinnen an ziehbrunnen ohne loch).
naechster stopp das zeremonielle dorf orongo, auf der einen seite vom grossen kratersee, auf der andern von fuerchterlich steil abfallenden klippen begrenzt. tief unten im blauen meer, drei kleine inseln. auf einer davon bruetet der sooty tern vogel, dessen ei es im jaehrlichen vogelmann-kult zu ergattern galt. dort wo die teilnehmer den abgrund hinab stiegen, zeigen die felsen zahllose eingemeisselte bilder vom makemake gott und eier haltenden vogelmaennern. heute ist orongo ein ruhiger ort mit unvergesslicher aussicht. einige der ovalen haueser wurden renoviert. muss extrem unbequem gewesen sein, durch den engen eingang in das niedere innere zu kriechen.


kevin costner hat uebrigens einen film ueber die insel gedreht. rapa nui der name (ich weiss, darauf waert ihr nie gekommen;-). kevin hat eine hollywood-taugliche liebesgeschichte rund um moais und vogelmann-kult gesponnen. natuerlich wird der film hier jeden abend gezeigt, kino-zeit fuer uns. das verdikt: besser als erwartet. was gezeigt wird ist eine von verschiedenen theorien, gut aufbereitet.


an den folgenden tagen schauten wir uns so oft sonnenuntergaenge bei ahu tahai an, dass mich manuela fuer komplett uebergeschnappt erklaerte (wollte doch nur ein schoenes foto machen, so eins wie im geo;-); mieteten fahrraeder um nochmals um die insel zu fahren (diesmal bei strahlendem sonnenschein); besuchten das museo antropológico sebastián englert, das wir eigentlich am anfang unseres aufenthaltes haetten besuchen muessen, um eine fundierte einfuehrung fuer rapa nui zu erhalten.


dann war es soweit, eroeffnung des tapati rapa nui 2005 festivals. waehrend zwei wochen treten zwei maedchen gegeneinander an, um die koenigin fuers naechste jahr auszuerkoren. der wettbewerb findet in allen erdenklichen disziplinen statt. unterstuetzt werden die teilnehmerinnen von ihren familienclans.
in den 60er jahren primaer als touristen-attraktion initiiert ist tapati fuer rapa nui zum wichtigsten jahresereignis geworden. einerseits regeneriert das festival viele viele touristen-dollars, anderseits wird dank ihm rapa nui kultur nicht nur am leben erhalten, sondern auch vergessenes brauchtum neu entdeckt und weiter entwickelt.
das fest wurde mit einer bombastischen show eroeffnet. die buehne war weltklasse, bunt bemalt mit insel-motiven, im zentrum eine ueberdimensionierte meeresschildkroete auf deren panzer eine junge prinzessin ritt. die taenze waren, wie man's aus dem fernseher kennt - nur besser. der zeremonielle akt, umu tahu, bei dem im erdofen gegarte kost unter allen inselbewohnern verteilt wird, ging unter die haut. dann wurden die zwei kandidatinnen vorgestellt: vanessa teao pakarati und nicole hereveri tuki. sie hielten ansprachen auf rapa nui, spanisch, englisch und in andern sprachen, die sie irgendeinen touristen haben aufschreiben lassen (man denke franzoesisch oder deutsch;-). dann gab's die ersten wettbewerbe: praesentation in abendkleid und bikini.
an den folgenden tagen fanden die unterschiedlichsten wettbewerbe statt. tiefsee-fischen mit anschliessendem grillen fuer alle insulaner und touristen; schnitzen von moais und moai-augen, sowie das fertigen traditioneller schuerzen; bootrennen; schwimmen und schwimmen mit den traditionellen poras (surfboards aus schilf); singen, musizieren und tanzen; angelfischen...


an dieser stelle mussten wir abschied nehmen - schweren herzens versteht sich. tapati hat uns echt mitgerissen, ein fest inmitten der feierlichkeiten zu verlassen, ist selten angenehm. doch dann, zehn weitere tage sind lange und die vergangenen zehn so unglaublich gut, dass wir uebergluecklich sind, es an den meist-isolierten flecken erde auf unserem planeten geschafft zu haben. iorana maururu!


nachtrag: habe erfahren, dass meine favoritin vanessa dieses jahr insel-koenigin geworden ist, jupiii!


mehr rapa nui fotos gibt's auf der seite impression.




Freitag, Januar 21, 2005

 
in der wueste um iquique gibt es mehr zu entdecken, als der erste blick vermuten laesst. weil wir zum gigante de atacama wollten, buchten wir eine tour. zum glueck, denn unser guide zeigte uns mehr als wir uns je haetten traeumen lassen:


die reichen nitrat vorkommen, zogen im 19.jahrhundert viele europaeische minen-gesellschaften an. das arbeiten hier war kein zuckerschlecken, dazu aeusserst schlecht bezahlt. einige gesellschaften entloehnten ihre arbeiter sogar mit einer firmeneigenen waehrung, die nur innerhalb des komplexes gueltigkeit hatte. die arbeiter von humberstone hatten zumindest ein bisschen glueck, im komplex wurden annehmlichkeiten wie tennis- und basketballplaetze, swimming-pool oder theater errichtete. humberstone boomte in den 1940ern; 1960 wurde die stadt geschlossen, weil der nitratmarkt unter anderem wegen der deutschen entwicklung des kunstduengers zusammenbrach. heute ist sie eine geisterstadt, seit neuestem sogar eine toristen-attraktion.
wir schauten uns das nahe oficina santa laura an. hier wurde nitrat von der erdmasse getrennt. man muss sich vorstellen, dass die vorkommen hier derart gross sind, dass man mehr oder weniger ueberall zu puddeln anfangen konnte! entsprechend unkompliziert ging man zu werk: ein loch in den boden gegraben, sprengstoff eingefuellt, bumm, die erdbrocken zur weiterverarbeitung verfrachtet. diese war etwas schwieriger: zermalmen der steinbrocken, einweichen und kochen im wasser. mehr habe ich nicht verstanden - haette ich in chemie aufgepasst!
however, die ruine der fabrikanlage schaut gespenstisch aus. der kamin ragt hoch in den himmel, alles ist schwarz hier, rostet vor sich hin. muss ein feuerspuckendes monster gewesen sein, wirkt sogar stillgelegt bedrohlich.


dann besuchten wir el gigante de atacama. dieser geoglyph ist die groesste archaeologische darstellung eines menschen in der welt, 86m hoch. die erscheinung ist skurril: rechteckiger kopf von dem nach oben und auf die seiten je vier strahlen weggehen. augen und mund sind ebenfalls rechteckig, der oberkoerper lang und schmal, an den fuessen traegt er schuhe! mit andern worten, ganz nach dem geschmack von erich von daeniken, denn so eine aussergewoehnliche darstellung muss ausserirdisch sein;-)
ist sie natuerlich nicht. am hang eines huegels dargestellt, ist der gigant sogar vom boden aus sichtbar (nicht nur vom raumschiff). dies war auch die absicht, sollen doch die geoglyphen den verschiedenen voelkern als eine art wegweiser in der kargen, endlosen landschaft gedient haben.


ueber zwei autostunden entfernt fanden wir ganze haenge mit geoglyphen vor. der ort heisst pintados, dargestellt werden llamas, menschen, haie, pfeile und verschiedene andere zeichen, deren bedeutung man sich nicht wirklich bewusst ist. unser guide meinte, dass die gegend eine art marktplatz fuer leute aus den bergen und leute vom meer war. die zeichen wuerden richtungen weisen und besagen, wo es was gibt (z.b. wasser, llamas).


damit war noch lange nicht fertig gestaunt. wir fuhren zu einer kleinen siedlung wo mitten in der wueste melonen angebaut werden!!! wie ist das moeglich? grundwasser gibt es in huelle und fuelle. das problem ist nur, dieses an die oberflaeche zu holen. anfangs subventionierte die regierung bewaesserungs-projekte, spaeter nicht mehr. einige hartnaeckige bauern gaben nicht auf, sind ueberzeugt, den eigentlich fruchtbaren boden (wir erinnern uns, nitrat!) wirtschaftlich bearbeiten zu koennen. pioniere von heute, solche leute verdienen respekt.


es war ein super interessanter tag. auf einmal war die wueste nicht nur mehr sand, sondern mine, geschichte und fruchtbarer boden. am naechsten ort gingen wir ein bisschen naeher auf die mine ein.


nahe bei calama, liegt chuquicamata. "chuqui" ist 4.3km lang, 3km breit und 850m tief. dieses wirklich grosse loch ist die groesste kupfermine der welt. mehr fakten: 600.000t kupfer werden jedes jahr abgebaut, dies sind 43% des kupfer-abbaus in chile und 17% des jaerhlichen export-einkommens des landes. die riesigen trucks transportieren zwischen 170 und 330t, auf ueber 3m hohen reifen, von denen jeder einzelne mehr kostet als unser corsa in luxus-ausfuehrung. wer mehr zahlen und alles rund um kupfer wissen moechte, dem sei die ausgezeichnete und ins detail gehende website von codelco mehr als empfohlen.
so eine mine kann schon beeindrucken. wir standen auf der aussichtsplattform, starrten ins stufenfoermige loch. unten tuckerte ein truck nach dem andern vorbei, auf dem weg zur verarbeitungsanlage. hier wird nicht nur rohmaterial abgebaut, nein, es wird bis zum endprodukt verarbeitet. ziemlich einzigartig. leider ist dieser bereich fuer besucher gesperrt, doch fuer interessierte gibt es ja wie gesagt die website...


weiter zum touristen-mekka san pedro de atacama. mit seiner weiss-getunchten kirche erinnert der ort an einen italo-western. in der angeblich trockendsten wueste der welt (schwer vorstellbar, dass dieser ort mit den umliegenden oasen noch trockener sein soll, als die trostlosen gegenden von nord-peru bis hier) gibt es einiges zu unternehmen.


laguna chaxa ist der drittgroesste salzsee der welt. die erde ist aufgebrochen, mit salzkristallen verkrustet. dort wo es wasser gibt, tummeln sich flamingos. drei verschiedene arten an nur einem ort: james, anden und chilenische. leider waren es nicht tausende wie erhofft, trotzdem speziell eine bruetende kolonie in der wildbahn zu sehen.
der hoehpunkt des ausfluges war der sonnenuntergang, das goldene licht war unglaublich intensiv. verwandelte die lebensfeindliche landschaft in ein bezauberndes gemaelde.


am naechsten tag hiess es um 3uhr losfahren (mitten in der nacht!). es ging zu den el tatio geysiren, dem hoechstgelegenen geysier-feld der welt (4.300m). wir kamen um ca. 6uhr an, gerade rechtzeitig um den aufsteigenden dampf in der klaren morgenluft zu sehen (frueh am morgen ist's angeblich am besten). am anfang fand ich das alles ziemlich oed, doch je laenger ich zwischen den dampfenden pools und mini-kratern herumspazierte - staendig von blubbern und gurgeln begleitet - desto besser gefiel es. als die sonne schliesslich die gipfel der umliegenden schneebedeckten vulkane streifte, war der tag gerettet. ich huepfte sogar in einen warmen pool, wo ich mir fast die zehen verbrannt haette - warm? nein, heiss heiss! auf der rueckfahrt sahen wir llamas, vicuñas und viele tolle bergpanoramen.


zurueck in san pedro spazierten wir noch ein bisschen richtung valle de la luna. von der strasse aus hatten wir einen guten blick auf zerklueftete felsen und unterschiedliche sandfarben. an einigen spitzen hat sich derart viel salz angesetzt, dass es aus der ferne wie gletscher ausschaut. wueste kann schon faszinieren!
fuer uns war dies der abschluss in einer speziellen gegend. wir nahmen den direkt bus nach santiago, wo wir diesmal ohne probleme ankamen (von mendoza aus hatte es ja zweimal nicht geklappt;-). morgen geht's auf die osterinsel - jupiii!!!




Samstag, Januar 15, 2005

 
leider hatten wir fuer den besuch in und um puno nur gerade einen tag zeit. natuerlich ist dies viel zu wenig, doch wir hegen einen plan, in ein paar monaten auf dem weg von bolivien nach brasilien nochmals einen kurzen abstecher hierher zu machen. wir freuen uns bereits;-)


hauptattraktion und weltweit bekannt ist das volk der uros, welches auf den islas flotantes lebt. die inseln werden mit schwimmendem totora schilf gebaut, welches in huelle und fuelle an den seichten stellen des titicaca sees waechst. die verschiedenen schichten muessen regelmaessig erneuert werden. haeuser werden auf podesten gebaut - sie muessen nicht alle paar wochen neu errichtet werden, erst wenn die letzte totora schicht mit dem podest eben ist, gibt's ein neues zu hause;-) doch nicht nur inseln, nein, alles ist hier aus totora: haeuser, boote und souvenirs fuer touristen. quasi als draufgabe sind teile des totora sogar essbar - schmeckt wie die stengel der lotusblumen, die wir bei den aborigines in australien probieren konnten.
wie die leute auf die idee kamen auf dahinrottenden inseln auf einem riesigen see zu leben? die antwort ist in der unabhaengigkeits- und freiheits-liebe der uros begruendet. als vor einigen jahrhunderten die collas staerker und agressiver wurde, sahen sie ihre weitere existens in dieser exotischen lebensweise, ausser reichweite vom land. spaeter wehrten sie sich auch erfolgreich gegen eine unterdrueckung durch inkas und spanier.

heute leben nach wie vor mehrere hundert leute auf den inseln. auf der groessten insel stehen mehrere gebauede, darunter schule und postamt. neuerdings wurden die meisten inseln mit aussichtstuermen ausgeruestet, um touristen anzuziehen. diese werden freundlich mit vielen vielen souvenir-shops empfangen. das ganze ist nahe an "too much", doch mit ihrer herzlichkeit machen die uros dieses manko schnell wett und sichern sich die sympathien der horden. wir nahmen ein ganz normales boot (keine tour), konnten ziemlich ungestoert herumschauen. einer der passagiere schien in politischer mission unterwegs. auf einer insel hielt die frau eine engagierte rede, verteilte inca kola an die kinder, beantwortete geduldig die folgenden fragen. super, das ganze dorf war versammelt, mit sich selbst beschaeftigt. ausser den kindern kuemmerte sich niemand um uns, wir konnten in ruhe zuschaeuen, ein stueck echtes inselleben erleben.


zurueck von den inseln huepften wir auf eine tour zu den grabtuermen von sillustani. oftmals werden diese als inka graber bezeichnet. stimmt nicht ganz. bereits ihre vorgaenger, die colla, bauten steintuerme an diesem ort. die regionalen herrscher des inka reich uebernahmen den brauch. ihre steintuerme sind wesentlich feiner gearbeitet, erfuellten aber den gleichen zweck: grabstaetten fuer die koeniglichen familien (die koenige der gegend, nicht zu verwechseln mit den hoechsten herrschern in cusco). die sogenannten chullpas waren bis zu 12m hoch. die einzige oeffnung war ein kleines nach osten (zur aufgehenden sonne) ausgerichtetes loch. ganze familiengruppen wurden mit reichlich gaben und verpflegung fuer die naechste welt begraben, wobei jede familie ihre eigene chullpa hatte.
sillustani ist wunderschoen auf einem kleinen huegel gelegen, umgeben von den glaenzenden wassern des lago umayo. die perfekt gehauenen steine beeindruckten einmal mehr. diesmal gab es sie in abgerundeter form, in einige chullpas war sogar ein familiensymbol (z.b. echse) eingraviert. interessant auch, dass es neben den perfekten inka tuermen, einfachere versionen der colla kultur zu sehen gab. bei einer unvollendeten chullpa konnten wir sogar die rampe sehen, mit der die steine hoch gebracht wurden. sillustani hat mich beeindruckt. als im laufe des besuches dunkle gewitterwolken heranzogen und das goldene licht der sich senkenden sonne reflektierten, war die mysthische stimmung perfekt.

auf dem rueckweg machten wir bei einer einheimischen familie stopp. uns wurde der unterschied zwischen llamas und alpacas erklaert (vereinfacht: alpacas haben stirnfransen) und einige traditionelle lebensmittel gezeigt. waehrend der verkostung durften wir ohne weiteres in ihre schlafraeume gucken und den kleinen bauernhof erkunden. in einer ecke fanden wir dieses niedliche meerschweinchen haus - ihr wisst ja, dass meerschweinschen hier als delikatesse gelten;-)


tacna war unser letzter stopp in peru. da die stadt auf dem weg nach chile lag, wollten wir die gelegenheit wahrnehmen den triumph-bogen (pazifik krieg denkmal), der auf der 100peso-note abgebildet ist, zu sehen und nochmals das flair einer kleinen peruanischen stadt nahe der kueste zu erleben. wie ueblich ist tacna fast ausschliesslich von sand umgeben. dass es in dieser unwirtlich scheinenden gegend ueberhaupt einen ort gibt, unglaublich!
es war ein gemuetlicher tag - von den hoehen der anden kommend, bemerkenswert heiss.


in einem riesigen alten dodge (marke al bondi) ging es durch die wueste richtung grenze. die peruanischen beheorden fertigten uns rucki-zucki ab, die chilenischen liessen sich mehr zeit... standen fast eine stunde in der schlange. however, schliesslich durften wir rein. der grenzuebertritt war wie immer mit einem mulmigen magengefuehl verbunden - das gehoert einfach dazu!
auch in chile gab es vorerst nur sand. in arica stiegen wir vom dodge auf den bus um. vorbei an noch mehr duenen ging's nach iquique, einer boomenden hafenstadt im norden des duennen landes. der aufschwung ist der bluehenden wirtschaft asiens zu verdanken, fuer die iquique einer der wichtigsten anlauf-hafen in suedamerika ist. das zweite standbein ist tourismus, immer mehr badefreaks stroemen in das aufgeputzte staedtchen. das lebhafte, unbekuemmerte strandgefuehl war uns sofort sympathisch:-)




Dienstag, Januar 11, 2005

 
15km noerdlich von cusco, hinter einem kleinen huegel, liegt pisaq, ausgangspunkt fuer eine erkundungstour entlang des rio urubamba (urubamba fluss) zum valle sagrado (heiliges tal). weil gerade sonntag war, kamen wir rechtzeitig zum: sonntagsmarkt;-) obwohl dieser woechentlich von touristen ueberschwemmt wird, hat er eine tolle stimmung behalten und die einheimischen nehmen das ganze mit humor. es gibt eine eindeutige souvenir-ecke voller bunter pullover, decken, guertel, postkarten und t-shirts, sowie den ueblichen sektor mit lebensmitteln. die frauen kleiden sich besonders bunt hier und tragen unterschiedliche kopfbedeckungen - einige sehen auf den ersten blick aus wie peruecken in grellem orange oder gelb.
wir liessen es uns nicht entgehen, einer messe in quechua beizuwohnen. immer wieder erklangen durchdringende horn-klaenge was jeweils die ankunft einer delegation aus einem fernen dorf bedeutete. diese maenner waren speziell herausgeputzt in ihren traditionellen kleidern. der unverkennbare ton kam uebrigens aus der weltweit dazu benutzten riesenmuschel deren name ich nicht weiss.


ueber der stadt thront eine riesige inka ruine. auf zwei seiten faellt der berg auf der sie sitzt steil in taeler hinunter. die haenge wurden groesstenteils mit terrassen zu nutzbarem landwirtschaftsland umfunktioniert. eine stufe baut sich auf der andern auf, was fuer ein bild! es gibt eine militaer-anlage, einen wohn-bereich, zeremonielle baeder. eine dahinter gelegene felswand schaut aus wie ein schweizer kaese - die hoehlen dienten als graeber. ueber einen kleinen pfad, der sogar durch einen recht langen tunnel fuehrt, gelangt man zu den tempeln. die fein gehauenen steine und gut erhaltenen gebaeude heben sich von den anderen bereichen ab. zur allgemeinen ueberraschung steht inmitten der erstklassig erbauten tempel ein einfaches steinhuettchen. wiedermal eine frage, die die experten zum haare-ausreissen bringt. unser inka trail guide hat dafuer eine einfache erklaerung zur hand: da die inkas natur und auch aeltere kulturen respektierten, wurden deren bauten nicht niedergerissen, sondern die tempel um ein solches aelteres gebaeude herumgebaut. bezueglich natur faellt auf, dass oftmals in inka anlagen gebaeude um herumliegende felsbloecke gebaut wurden, statt diese zu entfernen (was fuer diese menschen sicher kein problem gewesen waere). dies taten sie angeblich aus respekt der schoepfenden, unbeugsamen kraft der natur gegenueber.


weiter ging's nach ollantaytambo. der ort ist immer noch so erhalten, wie ihn die inkas geplant haben - und nach wie vor bewohnt: enge, mit kopfsteinen gepflasterte strassen in einem rechteckigen muster angelegt. jeder strassenblock hat meist nur einen eingang und in der mitte befindet sich ein kleiner hof, um den sich vier haeuser anordnen. der inka komplex hoch oben am fels ist maechtig. es war eine wichtige militaerische anlage, einer der wenigen orte an denen die spanischen eroberer eine groessere schlacht verloren. ein tempel mit selbst fuer inka verhaeltnisse grossen steinen befand sich im bau, wurde aber nie fertig gestellt - schade. die steine kamen von einer bergspitze auf der andern talseite. heute noch kann man die wege, die zum steinbruch hinauf fuehrten, sehen und entlang der strecke zum bauplatz liegen mehrere sogenannte "muede" steine.
wenn man dem tal weiter folgt, kommt man zu machu picchu. es ist wahrscheinlich, dass ollantaytambo aufgrund dieser strategischen position - als letzte groessere bastillon vor der geheimen stadt - eine besondere bedeutung zukam.


unser naechstes ziel war moray. aus unerklaerten gruenden wurden hier mehrere runde terrassen in die erde hineingebaut. eine theorie sagt, dass moray ein tempel zu ehren mutter erde war, wo besondere rituale zur sicherstellung einer erfolgreichen ernte stattfanden. eine andere theorie meint, dass die terrassen eine art labor zum testen und kreuzen verschiedener nutzpflanzen waren. ein phaenomen ist, dass die temperatur zwischen verschiedenen stufen um bis zu 5ºC differenziert, d.h. hier findet man verschiedene mikroklimate vor. ideal zum experimentieren, oder doch nicht?


salinas ist eine ganz normale salzfabrik, in der nach wie vor gearbeitet wird. ganz normal? nicht ganz, denn die salzwannen datieren bis in die vor-inka-zeit. wie anno dazumal wird warmes quellwasser in die wannen geleitet. verdunstet das wasser, bilden sich platten aus salzkristallen, welche in muehsamer handarbeit aufgebrochen und mit haemmern zerkleinert werden.
die zahllosen, ein einem tal zu beiden seiten aufsteigenden wannen schauen faszinierend aus. man kann frei zwischen ihnen herumwandern und den leuten bei der arbeit zuschauen.


zurueck in cusco schauten wir noch ein paar kirchen an, konnten uns aber fuer die ueberladenen, pompoesen interieurs wenig begeistern. vom ehemals wichtigsten tempel im inka reich, coricancha, ist leider nicht mehr viel uebrig. damals sollen die waende mit 700 solid goldenen blaettern, von denen jedes 2kg wog, verschalt gewesen sein. hier wurden die mumifizierten koerper verstorbener inkas (koenige) aufbewahrt und taeglich ans sonnenlicht gebracht, wo ihnen essen und trinken angeboten wurde, um es anschliessend in ritualen zu verbrennen. heute sind nur noch wenige beispiele der perfekten steinarbeiten zu sehen, teile gehoeren zu den tempeln von sonne und mond. das gold wurde selbstverstaendlich eingeschmolzen und abtransportiert. man munkelt, dass sogenannt europaeische kunstschaetze aus ihm geformt wurden...
nach dem einzug der spanier, wurde an der stelle von coricancha kloster und kirche santo domingo gebaut. wir trafen auf eine skurrile kombination, nicht ohne charme.


damit ging unsere zeit in cusco, der ehemaligen hauptstadt der inkas zu ende. hier gibt es sachen ohne ende zu sehen und lernen. wir waren nicht gerade faul, beruehrten aber kaum mehr als die spitze des eisberges. faszinierend, manchmal auch erheiternd, wie geschichte aufgrund von indizien rekonstruiert wird. mindestens so spannend wie derrick!


naechstes ziel ist der titicaca see. auf der fahrt dorthin zogen dunkle wolken auf, von irgendwo schien die sonne her, die farben waren ungemein kraeftig. da wir im zweistoeckigen bus oben ganz vorne sassen, machten wir gleich ein foto fuer euch;-)
dunkle wolken gab es dieser tage auch fuer die peruanische regierung, von der bevoelkerung allgemein als korrupt verschrien. weil eine art mwst eingefuehrt werden soll, die auch die einfache landbevoelkerung (die eh kaum genug zum ueberleben verdient) einschliesst, wurden ganze strassen blockiert, unter anderem auch unsere. halb so schlimm, nach knapp einer stunde ging's weiter. fuer andere reisende gab es angeblich tagelange verzoegerungen. ob der streik die regierung zur einsicht gebracht hat, habe ich leider nicht herausgefunden - ich hoffe es.




Samstag, Januar 08, 2005

 
zusammen mit neun touristen, zwei guides und zehn traegern nahmen wir den inka-trail in angriff. zehn traeger! das machte pro tourist fast einen. wir konnten uns nicht recht vorstellen, was die jungs alles mitschleppten, schliesslich waren wir ja in den bergen und nicht im hilton. schnell wurde uns klar: dies war das hilton der berge! geraeumige zweier-zelte, ein grosses kuechenzelt fuer die traeger, ein grosses essenszelt fuer uns (selbstverstaendlich inklusive stuehlen, tischen und tischdecken), sowie jede menge fressalien aus denen in den naechsten tagen erstklassige menues gezaubert wurden - abgenommen hat keiner;-) um es vorweg zu nehmen: das service war super, haette ich mir nicht im kuehnsten traum vorzustellen gewagt!




tag1: ausganspunkt war km82, benannt nach der kilometerzahl entlang der bahnlinie von aguas calientes nach cusco. gemuetlich spazierten wir dem tal entlang. nach einer halben stunde wurde die erste verpflegungs-pause eingelegt - gemuetlich eben. nach apfel und banane spazierten wir eine ganze stunde weiter, ein bisschen den berg hinauf. dann gab es mittagessen. die jungs hatten auf der wiese tisch und stuehle aufgestellt, fuer die rucksaecke war 'ne plache ausgebreitet worden, damit ja keine erde die edlen touristen sachen beschmutzt;-) ich traute meinen augen nicht! als dann suppe, gefolgt von hauptgang und kaffe serviert wurde, war ich, der ein einfaches kaese-sandwich erwartet hatte, sprachlos;-))
auch weiter ging's gemuetlich. irgendwann kamen wir zum aussichtspunkt auf die erste inka ruine, llactapata. eine ziemlich grosse stadt. duerfte, wie so vieles in der gegend, nicht fertig gebaut worden sein - weil die spanier dazwischen kamen. als wir beim lagerplatz in huayllabamba ankamen, waren die zelte laengst aufgestellt und heisse getraenke und popcorn warteten auf uns. dass das anschliessende abendessen ausgiebig und koestlich war, versteht sich inzwischen von selbst. was wir da geboten bekamen, war einfach ueberwaeltigend - und darum habe ich auch die letzten zeilen damit gefuellt;-)


tag2: auf dem ersten abschnitt galt es fast 1500m hoehenunterschied zu bewaeltigen. die vom guide vorgegebene taktik war kristallklar: fruehes losmarschieren, jeder im eigenen tempo hochlaufen, gemeinsames gipfelfoto, runter zum zweiten lagerplatz wo es mittagessen, gefolgt von popcon und abendessen geben sollte. bis aufs fruehe loslegen, setzten wir alles problemlos in die tat um. der weg zum warmiwañusca pass (oft zitierte uebersetzung: pass der toten frau, hoehe: 4198m)) war superschoen. manuela und ich konnten unser glueck kaum fassen, zur abwechslung bei einer wander-tour von sonnenschein begleitet zu sein.
auf dem weg herrschte ganz schoen betrieb. obwohl regenzeit und damit nebensaison war, waren angeblich ueber zehn gruppen unterwegs. laufend schossen traeger an einem vorbei, die man zehn minuten spaeter wieder einholte, als sie im gras sassen und nach luft schnappten. eine minute spaeter kamen sie wieder angerannt. so ging es ohne ende - massenwanderung pur, mehr halsbrecherische ueberholmanoever als in der formel1 (ist auch nicht schwierig;-). ab und zu gab es raststationen, wo frauen cola und mineralwasser fuer touristen, reis mit eintopf und chicha fuer die traeger anboten (zwei welten; es wurde peinlichst darauf geachtet, diese nicht zu durchmischen).
war der aufstieg steil, dann war der abstieg wahnsinnig steil! der weg bestand aus stufen (einige ganz schoen hoch). beeindruckend, dass die inkas in dieser einsamen gegend die strecke gepflastert haben... auch wenn dies unseren knien nicht sonderlich gefiel. froh waren wir, als wir den zweiten naechtigungs-platz erreichten. nach ein bisschen suchen in der frisch aufgebauten zeltstadt, fanden wir unsere traeger, die - wie koennte es anderst sein - bereits fleissig am kochen waren. tja, dann wurde wie versprochen mittag gegessen, zwei stunden verdaut, popcorn und kekse verdrueckt, diniert. was fuer ein leben!


tag3: im stroemenden regen marschierten wir los (kam uns bekannt vor). wir passierten eine weitere ruine, runturacay. an der stelle hat man einen ueberblick ueber drei paesse - koennte eine kontrollstelle gewesen sein, damit niemand unerlaubt richtung machu picchu marschiert. fuer uns ging der anstieg weiter zum zweiten pass (3998m), dem wieder ein extrem steiler abstieg auf endlosen treppen folte:-( wir schafften auch diese huerde, erreichten sayacmarca, eine weitere ruine. recht grosse anlage mit zeremoniellen baedern und speicherraum.
nach dem mittagessen hoerte der regen auf, freude herrschte. der weg folgte einem bergruecken, passierte erfrischenden wolken-wald (cloud forest) und fuehrte sogar durch einen inka tunnel. einer der schoensten abschnitte des trails. phuyupatamarca (stadt ueber den wolken) ist eine hervorragend restaurierte ruine. bemerkenswert ist eine reihe zeremonieller baeder, neben einem heiligen stein angeordnet. hier sahen wir zum ersten mal machu picchu - in diesem falle nicht die stadt, sondern der berg hinter dem sich die stadt verbirgt und der ihr den namen gibt. die uebersetzung von machu picchu bedeutet auf quechua: alter berg.
hier schlugen wir zum dritten und letzten mal die zelte auf. die aussicht auf die umliegenden berggipfel war schlichtweg spektakulaer. die sonne hatte sogar beschlossen, ab und zu hervorzublinzeln und der wind blies die wolken weg, zeigte uns flecken blauen himmels. die stimmung war bezaubernd. ich bekam nicht genug, rannte die naechsten zwei stunden von einem aussichtspunkt zum andern, erpicht diesen ganz speziellen moment auf film zu bannen. vergass darob sogar die popcorn-zeit... manuela verzweifelte beinahe;-)


tag4: um drei standen wir auf, um vier marschierten wir im schein unserer stirnlampen los. die letzte steile treppe fuehrte nach unten - fuer ueber zwei stunden! wir absolvierten einen wettlauf gegen die zeit: wollten beim bekannten sonnentor intipunku sein, wenn die sonne ihre ersten strahlen auf machu picchu scheinen liess. wir schafften's nicht ganz, aber fast! schweissgebadet (das letzte stueck waren wir beinahe gerannt) erreichten wir intipunku, sahen den endlos fotografierten berg im hintergrund machu picchus (huayna picchu = junger berg) und eine wolkendecke, die die geheimnisvolle stadt verdeckte...


machu picchu ist die inka stadt ueber die man am meisten und wenigsten zugleich weiss. jedes kind kennt den namen und hat das unvergessliche foto gesehen, doch wozu machu picchu wirklich gebaut und genutzt wurde, ist nach wie vor spekulation und akademisches raetselraten. die stadt wird in keiner chronik erwaehnt, die spanier hatten keinen blassen, dass sie existiert. "gefunden" wurden die von dicker vegetation ueberwachsenen ruinen eher zufaellig, als der amerikanische historiker hiram bingham 1911 von einheimischen quechuas zu der stelle gefuehrt wurde - eigentlich war er auf der suche nach vilcabamba (letzter fluchtort der inkas im dschungel) welches er ein paar jahre spaeter entdeckte.
theorien ueber die bedeutung machu picchus (dessen existenz wahrscheinlich nur ausgewaehlten inkas bekannt war) reichen vom letzten zufluchtsort, ueber konservierungsplatz traditioneller inka kultur bis hin zur sommerresidenz des koenigs und einer bereits damals vergessenen stadt. wie-auch-immer, hier findet man einige der besten inka steinarbeiten, was darauf deutet, dass machu picchu ein aeusserst wichtiges zeremonielles zenter gewesen sein duerfte. dazu die unvergleichliche lage und viele ungeloeste geheimnisse - machu picchu ist zweifellos einer der magischsten orte auf unserem wunderschoenen planeten!


waehrend des abstiegs vom sonnentor zur stadt loeste sich die wolkendecke auf. beim ersten anblick machu picchus blieben wir wie versteinert stehen: wow, wow, wow!!! das sah ja in natur noch besser aus als in bunten fotobaenden oder im tv! ohne worte, etwas vom eindruecklichsten, das ich je gesehen und erlebt habe.
an agrikultur terrassen (zeugen, dass die stadt als lebensraum geplant worden war) vorbei, erreichten wir die sogenannte huette vom aufpasser des begraebnis-steins, von wo wir die weltbekannte aussicht in uns aufsogen - und natuerlich wie alle andern gleich ein paar mal auf den ausloeser drueckten. dann nahm uns unser guide auf einen kleinen rundgang.
die stadt ist praezise in religioesen und weltlichen teil getrennt. im religioesen gibt es die zeremoniellen baeder (bei den inkas war das koerperliche waschen mit dem reinigen des geistes gleichbedeutend; die vielen baeder entlang des inka-trail lassen darauf schliessen, dass man die stadt nur "gereinigt" betreten durfte) und verschiedene tempel. viele weisen astronomische elemente auf. bemerkenswert intihuatana, ein rechteckiger pfeiler, mit dessen hilfe die zwei sonnwenden und damit jahreszeiten genau bestimmt werden konnten; einmal im jahr steht die sonne genau ueber intihuatana, so dass der stein fuer einen kurzen moment keine schatten wirft. solche momente duerften von religioesen festen begleitet worden sein.
die steine im tempelbereich sind fein poliert und exakt zugehauen, so dass sie ganz genau aufeinander passen. sie wurden traditionell ohne moertel oder aehnliches aufeinander geschichtet, stattdessen garantierte die exakte steinarbeit und die individuelle polygone form und groesse eines jeden steins stabilitaet (die groessten wiegen ueber 50tonnen und ein stein hat sage-und-schreibe zweiunddreissig ecken). die steine liegen derart aufeinander, dass sich in die ritze nicht mal eine messerklinge schieben laesst.
andere orte teilen die geister der historiker. beim kondor (geformt aus zwei natuerlichen, riesigen fels-fluegeln und einem kunstvoll gehauenen kopf) gibt es ein labyrinth mit verschiedenen nischen, welches gelaeufig als gefaengnis erklaert wird. die volksmeinung hingegen ist ueberzeugt, dass die inkas keine gefangenen machten, der ort eher ein tempel zu ehren des kondor (symbol der goetterwelt) war. das geheimnis lebt!
auf der seite impression haben wir eine kleine foto-gallerie mit eindruecken zusammengestellt. machu picchu war zweifellos eines der groessten highlights unserer bisherigen reise. ein ort, an dem wir endlos haetten verweilen koennen.


leider war dem nicht so, wir mussten runter in den ort aguas calientes, um uns von unserer gruppe zu verabschieden. die meisten fuhren noch am gleichen nachmittag mit dem zug (der einzigen verkehrsverbindung) nach cusco zurueck. wir hatten vor, den einfacheren backpacker-zug am naechsten morgen zu nehmen. am bahnhof erfuhren wir, dass diese option bis auf tage ausgebucht war. was tun? einige passagiere fuer den nachmittags-zug hatten ihre tickets annuliert, also kauften auch wir billette zu sbb-preisen. statt nochmals auf den berg zu krabbeln, sassen wir kurze zeit spaeter mit unseren inka-trail-freunden im zug nach cusco... schade, ein etwas zu abruptes fuer vier unvergessliche tage.




Montag, Januar 03, 2005

 
im 12. jahrhundert wurde der erste inka manco capac, sohn der sonne, von inti (sonnengott) beauftragt "qosq'o", den nabel der welt, zu finden. er wuerde wissen den ort gefunden zu haben, wenn er einen goldenen stab so tief in den boden stecken koenne, bis er verschwinde. gesagt, getan. als manco capac den ort fand, gruendete er die stadt, welche bald das bluehende zentrum des groessten amerikanischen reiches werden sollte.


cusco (in der quechua sprache qosq'o geschrieben) blueht nach wie vor, diesmal mit internationalen touristen. dies war ein kleiner schock fuer uns, an die atmosphaere mussten wir uns erst gewoehnen. rund um den plaza de armas gibt es nur hotels, restaurants, souvenir-geschaefte und natuerlich reiseagenturen. unsere rettung lag ein paar strassenzuege weiter, wo es die gewohnten peruanischen lokale und chaotischen alles-in-einem-laeden gab. statt pizza zu fast europaeischen preisen, genossen wir wie gewohnt gegrillte huehner und tagesmenues zu peruanischen bedingungen.
nachdem also das wichtigste organisiert und gefunden war, wagten wir einen zweiten blick richtung zentrum. diesmal gefiel es uns viel besser! alles dreht sich einmal mehr um plaza de armas, umgeben von kathedrale und mindestens drei weiteren kirchen. von da gehen enge gaesschen in alle richtungen. einige fuehren ziemlich steil einen kleinen huegel hinauf. die kopfsteingepflasterten wege schlaengeln sich an maechtigen kolonialen gebaeuden vorbei. viele wurden auf fundaementen ehemaliger inka-palaesten gebaut, die praezise gehauenen steine verfolgen einem auf schritt und tritt. in einer gasse liegt sogar ein laenglicher runder stein, einer wie er zum transportieren der riesigen bloecke benutzt worden ist (das system war ziemlich einfach: die gehauenen steine wurden auf steinrollen gelegt, eine gruppe arbeiter zog ihn an seilen vorwaerts, eine andere gruppe trug die hinteren rollen nach vorne - man stelle sich eine art manuelle raupe vor).
in den strassen wimmelt es von backpackern, eingeflogenen wochentouristen und - zu unserer freude - quechua sprechenden echten cusqueños. die sympathischen leute koennen ganz schoen haertnaeckig sein, wenn sie was zu verkaufen haben (was natuerlich immer der fall ist). however, mit ihren bunten waren und dem herzlichen lachen tragen sie viel zur angenehmen, froehlichen stimmung der stadt bei.


in der naehe von cusco gibt es vier ruinen, welche alle gemuetlich an einem tag auf einer ruinen-rallye besucht werden koennen. per bus geht es zur weitest entfernten und dann zu fuss die ungefaehr 8km zurueck.
ruine1: tambo machay. kleine staette mit einem kanal-system, das teilweise noch funktioniert. duerfte ein zeremonielles bad gewesen sein. hier sahen wir zum ersten mal typisch trapezoide tueroeffnungen und mehr erstklassig gehauene und polierte steine. wie wir spaeter lernen sollten, wurde diese technik nur bei religioesen gebaeuden angewandt (die steine waren so perfekt aneinander angepasst, dass sie ohne moertel oder aehnliches zusammengehalten wurden, stabilitaet wurde durch viele ecken und jeweils individuelle formen und groessen erreicht - hat sich bewaehrt, die sachen haben viele erdbeben ueberlebt, stehen immer noch) waehrend einfache bauten und militaerische strukturen mit einfacheren steinen und hilfe von moertel errichtet wurden.
ruine2: puca pucara. vielleicht ein kontrollposten, vielleicht ein ueberdimensioniertes jagdhaus. die aussicht auf das cusco tal ist gewaltig.
ruine3: qenko. auf den ersten blick sahen wir nur einen riesigen steinblock mit vielen spalten. einige gaenge wurden herausgehauen und fuehren zu einem altar. es gibt einige kanaele, welche angeblich fuer rituale benutzt worden war (floss chicha, traditionelles bier-aehnliches getraenk aus mais, oder gar llama-blut darin?).
ruine4: sacsayhuamán. die groesste und eindruecklichste ruine, auf einem huegel oberhalb cuscos gelegen. in der stadtplanung der inkas war sacsayhuamán der kopf des puma, nach dessen form die stadt gebaut wurde (in der inka mythologie symbolisiert der puma staerke und die welt in der wir leben, waehrend der kondor fuer die goetterwelt und die schlange fuer die totenwelt steht). von der urspruenglichen struktur stehen nur noch 20%, da die spanier steinbloecke der restlichen 80% zum aufbau des kolonialen cusco abtransportierten. um ein bisschen schlau zu werden, nahmen wir uns einen guide, welcher uns gleich als erstes erklaerte, dass sacsayhuamán keine befestigungsanlage war (wie in unserem guidebuch erklaert wird), sondern nur religioese bedeutung hatte. als kopf des puma war diese natuerlich enorm! leute, ich sage euch: haetten die inkas wenigstens ein bisschen was aufgeschrieben, sie haetten uns viele widerspruechliche, teilweise verwirrende theorien erspart... however, im endeffekt waren die geschichten die uns der guide erzaehlte gut und wir hatten eine faszinierende, kurzweilige fuehrung;-)


soweit zur einstimmung in und um cusco. morgen geht's auf den inka-trail. weil man diesbezueglich viele geschichten hoert, hier kurz unsere erfahrungen: auf die bewilligung mussten wir nur drei tage warten, wir hatten also keine probleme, den trek vor ort zu buchen (entgegen anderen behauptungen die vier wochen und mehr wartefrist prophezeiten). klar, in der hochsaison schaut's anderst aus, duerfte auf monate ausgebucht sein (die behoerden limitieren die anzahl leute auf dem trek pro tag auf ca. 500). so, dann hoert man immer wieder, dass man eine qualitativ hochwertige tour buchen soll. was bedeutet das? ich habe eine solche agentur gefragt, was denn der qualitaets-unterschied sei, der den gut doppelt so hohen preis gegenueber angeblich zweitklassigen agenturen rechtfertigt. als antwort bekam ich ein verschnupftes kopfheben und wurde anschliessend wie luft behandelt. im ernst, die qualitaet variiert nicht gross, die preise hingegen schon! in meinen augen ist es ein westliches symptom, dass wir uns einreden fuer mehr geld auch bessere qualitaet geliefert zu bekommen (vor allem in so exotischen laendern wie peru;-). vergesst es! auch dass der hoehere preis mehr gehalt fuer den traeger bedeutet ist meines erachtens nicht mehr als ein herzerweichendes maerchen. langer rede kurzer sinn: auch hier wissen sie genau wie man zu geld kommt und naive touristen sind wie ueblich eine leichte beute.




Sonntag, Januar 02, 2005

 
nach den festtags-bildern und -gruessen schreiben wir wieder reiseberichte. einiges hat sich vor weihnachten und in der zwischenzeit bis neujahr ereignet. also nicht vergessen, ab und zu etwas nach unten zu scrollen.


noch was: unsere tiroler freunde sandten uns ein paar galapagos bilder fuer die website - danke & gruss in die heimat! eine kleine gallerie ist auf der seite impression eingerichtet.




Samstag, Januar 01, 2005

 
wir kamen bei sonnenschein und blauem himmel in arequipa an. hinter der kathedrale baeumt sich der maechtige vulkan el misti (5822m) auf. dies muss eine der besten skylines der welt sein, welch wunderbare begruessung!
plaza de armas ist das malerische zentrum. an drei enden wird er von imposanten gebaeuden flankiert, unter deren arkaden die menge flaniert. im ersten stock gibt es zahllose cafes mit bestem blick auf das bunte treiben. die noerdliche seite gehoert gaenzlich der kathedrale, der einzigen in peru die eine ganze plaza-laenge ausfuellt. wie alt der bau ist, ist schwer zu sagen. begonnen wurde 1656. doch wie so oft zerstoerten braende und erdbeben immer wieder neu aufgebautes, das letzte mal 2001. seit 2002 strahlt das gotteshaus wieder in vollem glanz - hoffentlich fuer lange.


zwei hauptattraktionen gibt es in arequipa. die erste ist das museo santuarios andinos, wo juanita, die eisprinzessin ruht. juanita wurde 1995 nahe dem gipfel des vulkanes ampato gefunden. in der naehe war vulkan sabancaya ausgebrochen, hatte ampato mit asche eingedeckt, welche das eis zum schmelzen brachte. eine expedition fand verschiedene kunstgegenstaende und ein mumifiziertes 12- bis 14-jaehriges maedchen, das die letzten 500 jahre im eis geruht hatte. der fund gilt als sensationell; man findet nicht alle tage eine so gut erhaltene mumie.
es wird angenommen, dass juanita dem gott des berges geopfert wurde. vielleicht um eine drohende katatstrophe abzuwenden - fuer die inkas waren berge goetter, die durch vulkanausbrueche, lawinen oder andere naturkatastrophen die menschen bestrafen konnten. um sie versoehnlich zu stimmen, wurde das maedchen geopfert...
ob die geschichte wirklich stimmt, ist nicht unumstritten, da die inkas angeblich keine menschenopfer praktizierten. waren es die inkas, war es ein brauch der inkas? vielleicht war es auch ein volk innerhalb des inkareiches, welches einen alten brauch praktizierte. genau werden wir es wohl nie wissen, d.h. es darf wiedermal wild spekuliert werden. juanita stoert dies nicht mehr, sie schlaeft ungestoert den kalten schlaf in ihrer kuenstlichen eishoehle.
haben uebrigens glueck gehabt, denn einige tage nach unserem besuch wurde juanita von einer anderen eismumie abgeloest und in den jaehrlichen viermonatigen konservierungs-urlaub geschickt.


die andere attraktion ist monasterio santa catalina. das kloster ist eine stadt in der stadt. als besucher kann man frei herumspazieren, innenhoefe, gaerten, saele und klausen der nonnen (die natuerlich nicht mehr da leben) inspizieren. ein wunderbarer ort. je nach ihrere verwendung sind teile blau, rostrot oder weiss bemalt. ueberall gibt es farbenpraechtige blumen - ein fest fuer die augen.
zu unserem erstaunen hatten die nonnen nicht etwa kleine zimmerchen, sondern richtige wohnungen mit eigener kueche und ab und zu sogar geteilte schlaf- und wohnraeumen. in der geschichte liegt die erklaerung: das kloster wurde 1580 von der reichen wittwe maria de guzmán gegruendet. in den konvent aufgenommen wurden nur die maedchen aus den besten spanischen familien (welche traditionsgemaess die zweitaelteste tochter in ein enthaltsames, einfaches leben schickten). in diesem kloster war dies ein bisschen anderst, die nonnen durften den gewohnten lebensstil weiterfuehren. angeblich hatte jede zwischen ein und vier dienern oder sklaven. musiker wurden eingeladen und feste gefeiert. irgendwann hatte die kirche genug. 1871 sandte der papst die dominikanerin josefa cadena um die dinge wieder ins rechte lot zu bringen. sie raeumte auf, steuerte das kloster von einem ins andere extrem. von diesem zeitpunkt an verliessen die 450 nonnen nur aeusserst selten die schuetzenden mauern. santa catalina wurde von der aussenwelt abgeschottet, wurde zu einem mysthischen, geheimnisvollen ort. erst 1970 wurden die tueren per buergermeister-dekret geoeffnet. heute leben etwa 30 nonnen in einer ecke des konvent, waehrend der rest von santa catalina tag fuer tag von touristen durchstroemt wird.
auf dem foto probiert manuela das altertuemliche waschmaschinen-system aus;-)


am naechsten morgen sassen wir im bus nach chivay, dem ausgangspunkt fuer cañón del colca. hier ist die schlucht noch nicht so tief, dafuer ziemlich breit. entlang der waende reiht sich terrasse an terrasse. auf mehreren kilometer laenge wurde so schwer zugaengliches land nutzbar gemacht. die eindrueckliche architektur, teilweise noch aus vor-inka zeit, wird nur gelegentlich von kleinen doerfern unterbrochen. die frauen tragen besonders bunt bestickte kleider. unglaublich schoen. leider sind sie auch sehr scheu, versuchen unbekannten meist aus dem weg zu gehen (vielleicht haben sie auch unangehme erfahrungen gemacht oder es gibt einfach zu viele kameras hier inzwischen). wir genossen einen spaziergang in der gegend - und probierten die oeffentlichen verkehrsmittel aus (insgesamt hatten neun leute im kombi platz;-).
natuerlich wollten wir uns am zweiten tag eine begegnung mit den riesigen anden kondoren nicht entgehen lassen, pilgerten deshalb zum cruz del cóndor. nach drei stunden geduldig warten, hatten wir zwei exemplare hoch oben in der luft kreisen sehen, nicht ganz so nahe wie erhofft. etwas enttaeuscht spazierten wir der schlucht entlang nach cabanaconde. an dieser stelle war die schlucht wesentlich enger und tiefer als tags zuvor. mit 3191m tiefe ist es der zweit-tiefste canyon der welt. doch aufgepasst: gemessen wird vom hoechsten zum tiefsten punkt, d.h. von der bergspitze runter. von der strasse aus geht es dann "nur noch" 1.000m hinunter.
von cabanaconde konnten wir tief unten einen gruenen fleck sehen. sangalle, auch oase genannt, ist ein vom fluss ausgespartes stueck land am boden der schlucht. umgeben von steil aufragenden gelb-braunen felsen, strahlt der gruene fleck mit seinen palmen eine erfrischende ruhe aus, hebt sich wohltuende von seiner umgebung ab. obwohl wir alle schon ein bisschen muede waren und marie aus schweden nicht wirklich hohe berge kennt, beschlossen wir der versuchung nachzugeben und den steilen zwei-stuendigen abstieg in angriff zu nehmen. war ziemlich harte arbeit, ging aber ganz gut. das gefuehl da runter zu steigen ("geht das ueberhaupt?") war ueberwaeltigend, die aussicht auch. unten angekommen quartierten wir uns in einfachen bambushuetten ein und goennten uns ein erfrischendes bad in dem felsen-pool, der uns waehrend des ganzen weges schon angelacht hatte. ein schwimmbecken hier unten - das nenn' ich luxus!
der aufstieg war natuerlich anstrengender als der abstieg, doch auch das meisterten wir. um der sonne zu entfliehen sind wir bei tagesanburch losmarschiert. es hat sich gelohnt, wir sparten uns einige schweisstropfen. stolz waren wir alle, als wir oben ankamen. unsere schwedische freundin konnte kaum glauben, was sie da soeben geschafft hatte;-)
mich hatte es besonders gefreut, dass waehrend dem aufstieg immer wieder kondore an uns vorbei schwebten. lautlos bogen sie um die ecke, folgten der schlucht und verschwanden schnell wieder hinter dem naechsten felsvorsprung. jetzt hatten wir sogar noch unser kondor-erlebnis gehapt!
die tage beim cañón del colca waren super. landschaft, leute und kondore - einzigartig!


zurueck in arequipa schliefen wir erstmal richtig aus. spaeter schauten wir uns noch ein paar kirchen und koloniale gebaeude an, alles sehr eindruecklich. hier kann man um eine ecke in einen innenhof einbiegen und damit der zeit entrinnen, sich ein paar jahrhunderte zurueckversetzen lassen. ein charmanter ort!


hier rutschten wir auch ins neue jahr. angestossen wurde zweimal: einmal zur europaeischen mitternacht mit spumante und schoko-panetone, das zweite mal ein paar stunden spaeter puenktlich zum datumswechsel in peru zusammen mit der halben stadt auf dem plaza de armas. das kann ja nur ein gutes jahr werden:-))




This page is powered by Blogger. Isn't yours? Weblog Commenting and Trackback by HaloScan.com