Mittwoch, August 25, 2004

 
197km den stuart highway runter. links und rechts vom asphalt das gewohnte bild. wir ueberquerten einen alten bekannten, den finke river (der aelteste fluss der welt, glen helen gorge), fuehrte immer noch eine gesunde menge wasser. druecken wir die daumen, dass er sein ziel erreicht. dann die abzweigung zu uluru, nur noch 265km. ziemlich leer die gegend. einziges lebenszeichen waren die kleinen orte mit durchschnittlich fuenf einwohnern, einer tankstelle, einem campingplatz und einem zoo (meist ein bis zwei erbaermliche gehege mit kaenguruhs, emus und enten. einige trendsetter boten sogar kamelreiten an;-) dann sahen wir ihn! oder doch nicht? waren wir sooo schnell gefahren? ein blick auf die karte, ein blick zum berg, zu frueh gefreut. dies war artula (mount connor), ein anderer grosser brocken. weiter ging's. ein zwei salzseen, rote sandduenen (endlich!), viele viele farbenpraechtige wildblumen (diesmal waren wir zur richtigen zeit am richtigen ort) und endlose wuesten eichen waelder. die baeume sind ziemlich gross, haben knorrige staemme und lange, schmale, herabhaengende blaetter (wie 20cm lange nadeln). schaut sehr gespenstisch aus;-)


dann waren wir da. diesmal war's der richtige stein: uluru sagen die traditionellen landbesitzer, die anangu, zu ihm - ayers rock haben ihn die einwanderer eine zeit lang genannt. diese zeit ist offiziell vorbei, das land wurde 1985 den anangu leuten zurueckgegeben, welche es postwendend fuer 99 jahre an die regierung leasten und die weltattraktion nun zusammen mit parks australia managen (aehnliches prinzip wie kakadu).


das timing war perfekt, sonnenuntergang stand kurz bevor. wir fuhren zum sonnenuntergangs-parkplatz, fanden die letzte freie luecke und genossen die wunderbare metamorphose von uluru. der tagsueber braun-rote fels beginnt in orange zu leuchten. das rot wird kraeftiger, dann dunkler. ploetzlich sieht man violett. langsam senkt sich die nacht herein und uluru praesentiert sich als schwarze, unverkennbare silhoutte unter einem der schoensten sternenhimmel der welt. wer nicht spuert, dass der ort speziell ist, der muss es an den touristenmassen erkennen. der parkplatz war bummvoll. die gluecklichen, in 4wd oder wohnmobil, kletterten aufs dach und genossen freie sicht, mit einem glas wein und erdnuessen - wir mussten zwischen locken und glatzen durchblinzeln;-)


uebernachtet wird im ca. 20km entfernten yulara, dem 1984 erbauten touristen-resort. ist ganz gut gelungen. es gibt verschiedene unterkunftsarten (fuenf-stern bis camping), einen kleinen supermarkt und mindestens vier aussichtspunkte.


mit ausschlafen war nichts. mitten in der nacht hiess es aufstehen, zusammenpacken und losfahren. schliesslich wollten wir, wie alle anderen uluru-pilger, puenktlich um 7.09 uhr beim sonnenaufgangs-parkplatz sein. gleiches schauspiel wie beim sonnenuntergang. massenhaft autos, glueckliche, die auf dem dach sassen (diesmal mit kaffee und toast) und gestresste urlauber auf der suche nach dem besten fotoplatz. die sonne hob sich ueber den horizont, der berg durchwanderte die gleiche farbpalette wie am vorabend, in umgekehrter reihenfolge versteht sich. so beginnt ein spezieller tag.


machten uns im cultural centre schlau, lernten die anangu und ihre kultur etwas naeher kennen. ein besuch ist hoechst empfehlenswert. wie ueberall in australien sind die menschen, die seit zehntausenden von jahren hier leben, eng mit dem land verbunden. nicht alles was sie zu sagen haben, ist angenehm fuer unsere ohren: "die touristen kommen mit ihren kameras, machen von allem fotos. was haben sie davon? ein foto mehr zum nach hause nehmen, einen teil von uluru zum behalten. sie sollten eine andere linse kaufen, eine die hinein sieht. sie wuerden dann sehen, dass kuniya (python, die in der entstehungszeit uluru geformt hat) immer noch hier lebt, genau wie am anfang. vielleicht wuerden sie dann ihre kameras wegwerfen." "die touristen lernen ein kleines bisschen ueber diesen und ein kleines bisschen ueber jenen ort. dann stecken sie alles in eine tasche und schuetteln sie kraeftig durch. alles geht kaputt, wird vermischt. wenn sie zu hause die tasche ausleeren und sich zu erinnern versuchen, wissen sie nicht mehr, was zusammen gehoert. sie sollten die sachen in ihren herzen nach hause nehmen, dann wuerden sie sich erinnern."


sicher nicht schlecht, sich selbst von zeit zu zeit ein wenig zu hinterfragen; jedoch alles andere als angenehm und einfach. schon gar nicht hier, wo man tausende von kilometern reist, um endlich einmal den groessten monolithen der welt zu sehen und dann zu hoeren bekommt, dass man dies und jenes nicht fotografieren darf, weil sich in der hoehle dahinter eine heilige staette befindet. rund um den berg gibt es viele tafeln, die die touristen bitten, den wunsch der anangu zu respektieren. es sind keine verbote, es sind bitten. das ist erst recht schwierig fuer unsereins. in unserer gesellschaft hoert man nicht auf bitten, verbote sind uns ironischerweise lieber. tja, und mit respekt ist das auch so eine sache. natuerlich respektiert man andere kulturen, so sagt man; doch wie ist das, wenn diese einen bitten (!) auf etwas fuer uns normalerweise selbstverstaendliches zu verzichten, uns selbst fuer einmal nicht an erster stelle zu setzen?
die bitte, von der ich spreche, ist die bitte, uluru nicht zu besteigen. der aufstieg ist in der kultur der anangu nur stammesaeltesten waehrend einer ganz bestimmten, hoch heiligen zeremonie gestattet. fuer sie ist es etwas, das man nicht tut. so wie wir nicht auf den altar in notre dame steigen und jodeln oder in einer moschee waehrend dem gebet mit wanderschuhen laut witze erzaehlend herumspazieren. aber das ist ja was anderes! uluru ist nur ein grosser stein. erschwerend kommt dazu, dass der aufstieg fuer touristen jahrelange tradition hat, oft als hoehepunkt einer reise ins rote zentrum gesehen wird. ploetzlich steht man einer bitte gegenueber. die bitte steht auf einer tafel am anfang des weges, sie beinhaltet eine erklaerung und ist kein verbot (!) - ich weiss nicht, wie lange die tafel schon dort steht und muss zugeben, dass ich den gipfel hoechst wahrscheinlich erklommen haette, haette mich die tafel nicht eines besseren belehrt...
die bitte wird von einem ur-einwohner gestellt. fuer viele weisse australier ist der gedanke, sich von einem aborigine etwas sagen zu lassen, unvorstellbar. aborigines wurden fast zweihundert jahre lang als minderwertig betrachtet; aborigines haben kleinere gehirne als wir; aborigines fallen gelegentlich der natuerlichen selektion zum opfer...(keine dramatisierung meinerseits, aussagen die vor nicht zu langer zeit gesellschaftsfaehig waren). der aufstieg wird mitunter zur trotz-reaktion. ein zeichen, wie es oft wirklich um den willen der weissen australier zur aversoehnung mit den schwarzen bestellt ist.
doch all die leute, die im gaensemarsch dem stahlseil entlang himmelwaerts streben, koennen nicht aussies sein. sind sie auch nicht, wahrscheinlich sogar die wenigsten. touristen aus allen laendern der welt; touristen, die begeistert didjeridu-konzerte hoeren; touristen, die viel geld in hochgeschaetzte aboriginal kunst investieren (vom t-shirt zum 3x4m bild); touristen, die ein ehrliches interesse an der aeltesten lebenden kultur auf erden haben; touristen, die sich selbst als weltoffen und tolerant beschreiben. touristen wie du und ich. wie ist das moeglich? ist doppelmoral normal? woher kommt diese arroganz?
mir lagen woerter im mund, die ich bisher nicht zu kombinieren getraute. doch wut tut selten gut. wahrscheinlich war ich auch gar nicht wuetend, eher enttaeuscht. der fall auf den boden der realitaet tut weh - bin schon oefters gefallen, doch selten so tief.


viele besucher glauben, uluru sei rot, weil der stein viel eisen enthaelt. ist nur bedingt richtig. der monolith selbst ist nur schwach eisenhaltig, im gegensatz zum feinen roten sand, der rund herum liegt. der wind hat diesen ueber ewige zeiten gegen uluru geblasen, wo er sich tief in den poren des steins festgesetzt hat. so, als sei the rock rot angemalt worden;-)


der monolith ist 348m hoch, 3,6km lang und die leute mit den weissen maentelchen glauben, dass sich wie bei einem eisberg, der grosse grossteil unter der oberflaeche befindet. der rundweg ist 10km lang. erst aus naechster naehe sieht man, wie viele schluchten, hoehlen und wasserloecher es gibt. hinter jeder wegbiegung - und davon gibt es viele - verbirgt sich ein neues geheimnis. die felswaende erheben sich beinahe senkrecht aus dem umliegenden, flachen buschland. grandiose bilder sind das eine, eine ungemein kraftvolle stimmung das andere. diesen ort muss man erleben!


die chance auf einen zweiten sonnenuntergang liessen wir uns nicht nehmen. waren sogar zwei stunden vor ort um den besten platz fuers stativ zu finden. dann gab's picknick, schokoladen-kuchen und ein glaeschen sekt (man lernt ja;-). langsam fuellte sich der parkplatz, die lichter wurden gedimmt und die naechste vorfuehrung des erfolgreichen schauspiels begann. war spektakulaer wie immer. ich knippste meine fotos, war der gluecklichste mensch auf erden - bleibt nur zu hoffen, dass ich die richtige linse gewaehlt hatte;-)


schon wieder frueh aufstehen. diesmal stand sonnenaufgang bei kata tjuta, den olgas, auf dem programm. im gegensatz zu uluru ist kata tjuta nicht ein stein, sondern insgesamt 36 abgerundete steinbloecke. der hoechste ist ungefaehr 200m hoeher als uluru (546m von der ebene aufragend). in der pitjantjatjara sprache bedeutet kata tjuta "viele koepfe". die bizarren felsen stehen ihrem bekannten bruder in nichts nach. glatte, blutrote felsen, mal steil aufragend, mal grazioes gebeugt; tief blauer himmel und der gelegentliche einsame eukalyptusbaum irgendwo hoch oben. ringsherum, schwaerme gruener wellensittiche. ein nettes plaetzchen. da wir schon mal da waren, buchten wir sitze fuer den sonnenuntergang in erster reihe. ulurus schauspiel ziemlich aehnlich: gleiches stueck, gleicher lichttechniker, andere darsteller. voller erfolg auf der ganzen linie!


auch am naechsten tag standen wir (genau!) frueh auf. tag unserer abreise. doch das konnte noch ein bisschen warten, denn (genau!) zuerst musste noch ein letztes mal, aus einer andern perspektive wohlverstanden, der sonnenaufgang bei uluru bewundert werden. die sonne war aufgegangen, wir hatten immer noch keine lust zum abreisen. stattdessen fuhren wir nochmals um den monolithen herum. zurueck an der abzweigung fehlte nicht viel, dass wir umgedreht und die runde nochmals in anderer richtung gedreht haetten... schien uns dann doch ein bisschen uebertreiben, widerwillig kehrten wir uluru und kata tjuta den ruecken.


fuers erste waren wir wiedermal mit wuesten eichen, roten sandduenen und zahllosen bueschen allein. irgendwann begannen uns die george gill berge am rechten strassenrand zu begleiten. sie wiesen den weg zu watarrka, kings canyon. watarrka ist eine wucht. absolutely mind-blowing, mate, awesome!!!
unglaublich: die farben sind so satt und kraeftig, man fragt sich, ob mit den eigenen augen die ganzen jahre alles in ordnung war.
unglaublich: die massiven felswaende stuerzen derart in die tiefe, dass man mindestens drei meter vom abgrund entfernt stehen bleibt. damit die nerven g'scheit kitzeln, gibt's keine gelaender. war froh, dass kein wind wehte.
eine seitenschlucht fuehrt zu einer kleinen oase, passend "garten eden" genannt. wo die 100m hohen senkrechten steinwaende aufhoeren, faengt ein labyrinth durch kleine bungle bungle (die gibt's ja ueberall) an. sogar die wildblumen waren bunter und skurriler geformt als anderswo. ich weiss, dass ich schon hundertmal von felsen, himmel, baeumen, blumen in rot, blau, gruen, gelb geschrieben habe. trotzdem, auf die gefahr hin mich zu wiederholen und euch ein bisschen damit zu langweilen: das ist allererste sahne hier und watarrka heisst zu recht koenig!


leider war dies das ende der asphaltierten strasse. nur eine ueber 150km holprige dirt road geht weiter nach alice springs, nichts fuer uns. wir mussten umdrehen und die gleichen kilometer die uns hergebracht hatten, in umgekehrter richtung abspulen. die liuritja strasse zurueck zum lasseter highway, ostwaerts bis zum stuart highway, pfeilgerade richtung norden bis alice springs. komischerweise sah die welt rings um die gleiche strasse von der andern seite betrachtet ziemlich anders aus. einmal tauchte gar eine ueber dreissig tiere starke kamelherde auf - manuela musste mich schuetteln, damit ich glaubte, dass dies kein traum aus tausend-und-einer-nacht war. im land wo strassen den horizont kuessen, gibt's immer was zu sehen. fad ist's uns zum glueck bisher kaum geworden;-)


kurz vor alice springs bogen wir rechts ab. die ost macdonnells warteten. ein malerisches plaetzchen nach dem andern, gemuetlich und friedlich. bei trephina gorge verbrachten wir unsere letzte nacht im herzen des roten kontinenten. sternenhimmel, roter sand und einiges mehr werden uns unvergessen bleiben.




Donnerstag, August 19, 2004

 
auf dem weg ins zentrum kamen wir zum zweiten mal in katherine vorbei. zu unserer freude fand am abend ein aboriginal festival statt. teenager fuehrten hip hop vor, es gab einen didjeridu wettbewerb (ein aboriginal, zwei japanische und vier europaeische teilnehmer), jarraluk taenzer zeigten corroborees (taenze, die traditionelle geschichten erzaehlen) und die populaere yilla band gab ein konzert. ihre musik war eine mischung aus traditionellen gesaengen und schnulzigen popmelodien. macht nichts! bald war alles auf den fuessen, die party nahm ihren lauf.


am naechsten tag fuhren wir nochmals zum nitmiluk national park. kanu paddeln hatte beim ersten besuch so verlockend ausgesehen, dass wir die zweite chance wahrnehmen wollten. muss zugeben, es war nicht so einfach, wie es aussah. als wir endlich einigermassen im takt ruderten, war schon die haelfte der zeit um. nichts-desto-trotz erreichten wir das ende der zweiten schlucht. zwischendurch mussten wir aussteigen und das boot ueber steine eine stromschnelle hinauf stossen. ziemlich abenteuerlich und extrem anstrengend. im endeffekt war's ein erlebnisreicher halber tag, auch wenn wir von der schlucht vor lauter paddeln kaum was mitbekamen;-)


weiter ging's auf touristen route nummer 1 (stuart highway) von darwin nach alice springs.
> thermalquellen in mataranka: nochmals plantschen und waschen in mutter naturs badewanne.
> elsey station homestead: originalgetreuer nachbau der weltberuehmten farm aus film und buch "we of the never never".
> daly waters: ehemals wichtiger tankstopp auf der flugstrecke singapur - sydney. heute beruehmt fuer sein pub, wo der verrueckte wirt schon mal huehner als ersatz in seiner adler-show verwendet.
> newcastle waters: eine der vielen geisterstaedte, hier trieben frueher cowboys ihre riesigen kuhherden zusammen.
> tennant creek: eine der ehemals 12 telegrafen stationen im northern territory, die darwin ueber 3006km mit adelaide und damit dem rest der welt verbanden. ein kleiner goldrausch anfangs 1930 brachte ein paar leute mehr in die gegend.
> devil's marbles: fuer aborigines sind die herumliegenden riesigen runden steinbrocken eier der regenbogen-schlange (eine der bedeutendsten figuren in der entstehungszeit), fuer touristen sind sie motiv in spektakulaeren fotos. ein ort zum sich wundern und verweilen. uns kam der campingplatz inmitten der giganten murmeln sehr gelegen.
> wycliffe well: in der ufo hauptstadt australiens (eigentlich eine tankstelle) wird man von gruenen maennchen begruesst. waende voller zeitungsberichte beweisen ein fuer allemal, dass wir nicht alleine sind. auch der groesste skeptiker wird hier bekehrt.
> barrow creek: noch eine alte telegrafen station.
> ti tree: mitten im nichts gibts mango-plantagen und rebberge. auch bekannt fuer seine aboriginal art gallery. zu unserem erstaunen erfuhren wir, dass der kunsthaendler den aborigines die bilder meist nur mit farbe und leinwand "abkauft". wie viel erhaelt wohl die hochgehandelte kuenstlerin, deren bilder 20.000 dollar kosten? ehrlich gesagt, mir sieht dies sehr nach kuhhandel aus:-(


schwupp-di-wupp, schon waren wir in alice springs. gerade rechtzeitig fuer das alljaehrliche rodeo. konnten von glueck reden, dass wir einen platz bekamen. mann war da viel los! am schlimmsten war bier und wurst kaufen - wer unter einer halben stunde anstand kannte entweder die bardame oder hatte seine ellbogen zuenftig eingesetzt. im oval wurden wilde stiere und pferde geritten; pferderennen um aufgestellte blechtonnen veranstaltet; kaelber mit dem lasso eingefangen, kunstvoll auf den boden geworfen und alle viere g'scheit zusammengebunden. action war voll an! richtige maenner mit stiefeln, karrierten hemden und grossen hueten uebertrumpften sich gegenseitig mit g'schichteln ueber wie wenig tage sie mit ihren trucks fuer richtig lange strecken brauchen. 3.000km in zwei einhalb tagen war mein held... rodeo in alice springs ist erstklassige unterhaltung und - ganz nebenbei - wer sich 41 sekunden auf einem bockenden hengst halten kann, versteht was von seinem geschaeft.


kaum da, schon wieder weg. alice springs ist umgeben von den macdonnell berge. wir beschlossen in die westlichen zu fahren und uns ein paar schluchten anzuschauen. angkerle (standley chasm) ist erwaehnenswert, weil die zwei felswaende so nahe beisammen stehen, dass die sonnenstrahlen nur fuer ein paar minuten jeden tag zu mittag den boden beleuchten. dies ist die zeit, in der touristenbusse staus verursachen. die umliegenden berge schnellen derart steil in die hoehe und sind so kantig, dass sie jeden moment wie ein kartenhaus einzustuerzen drohen.
die west madconnells sind voll mit atemraubenden aussichtspunkten und wuchtigen schluchten, an deren ende friedvolle wasserloecher liegen. die farben sind bezaubernd: berge schimmern blau, felsen knallig rot und baumstaemme sind weiss. dazu gibt's den gelegentlichen bunten blumen teppich. unaufhoerlich veraendert die sonne im laufe eines tages die stimmung. besser als fernsehen - ohne werbeunterbrechungen dazu.
statt einem, verbrachten wir knapp zwei tage mit herumfahren und wandern. eingefleischte trekker koennen von alice springs bis zum majestaetischen mount sonder laufen. der weg heisst larapinta trail, man braucht dafuer zwoelf tage. next time;-)
durch glen helen gorge fliesst der angeblich aelteste fluss der welt, finke river. wie die wissenschaftler das herausgefunden haben, weiss wiedermal niemand. dafuer weiss ich, dass der finke river ziemlich weit bis zum lake eyre fliesst - allerdings nur in gluecklichen jahren, in denen genuegend regen faellt und er nicht vorher irgendwo in der wueste versickert.
bei simpsons gap gab es was fuers gemuet: schwarz-fuessige fels wallabies. wallabies sind ein bisschen kleiner als kaenguruhs. die hier koennen klettern wie steinboecke, auch wenn sich das unsereins kaum vorstellen kann. vor allem aber sind sie extrem niedlich!


zurueck in alice springs besuchten wir desert park. die verschiedenen lebensraeume der australischen wueste (fluesse, sand-duenen und lichte waelder) waren grossflaechig nachgebaut worden. insekten, reptilien, voegel, fische, saeugetiere und pflanzen koennen in ihrem wirklichen lebensumfeld bewundert werden. nach ein paar stunden im desert park (vier vergehen im fluge), sieht man die welt draussen mit andern augen.
endlich bekamen wir tiere zu sehen, die wir bisher nur aus unserem fauna-buch kannten. bisherige spaeh-versuche in freier natur waren erfolglos geblieben. hier wurde unsere neugier gestillt. wir machten bekanntschaft mit komisch klingenden dingern wie bilby, western quoll, hare wallaby, thorny devil oder goliath stick insect. als draufgabe gab's eine raubvoegel-flugshow. sogar der koenig der luefte, der wedge-tailed eagle (adler), gab sich die ehre.
ein vermeintlicher vortrag ueber buschfeuer, entpuppte sich als umfassende einfuehrung in die kultur der lokalen aborigines. der engagierte ranger, ein mann der anangu leute aus der naehe von uluru, raeumte gleich mal mit vorurteilen auf: didjeridus gehoeren zu den leuten von kakadu und arnhem land, im zentrum werden vor allem boomerangs und schlag-hoelzer als instrumente verwendet; hoehlenzeichnungen gibt es hier kaum, geschichten werden in den sand gezeichnet und am ende der zeremonie verwischt; boomerangs die zurueckkehren gehoeren an die kueste, hier sind sie laenger, nur leicht gebogen, schliesslich will man damit die beine der kaenguruhs brechen, nicht herumspielen; von den 16 dollar eintritt zu uluru, bekommen die anangu leute nur gerade 2.50; jungs werden nach wie vor nach alter tradition zu maennern gemacht, als teil der zeremonie werden die vorder-zaehne herausgeschlagen (zur zeit werde er als stammes-aeltester von den jungs euphorisch gegruesst, in ein paar monaten gelte er als alter bastard;-) vincent nahm kein blatt vor den mund. auch die probleme, die viele aborigines mit alkohol und benzin schnueffeln haben, sprach er an. fuer ihn sei wichtig, die kultur am leben zu erhalten. sie allein gebe aborigines staerke und lebenssinn.


im kultur viertel sahen wir die hochgelobten wasserfarb-bilder albert namatjiras im araluen arts centre. namatjira wurde der erste aborigine, der die australische staatsbuergerschaft erhielt (1957!). seine bilder sind unvergleichlich, bringen die farben der macdonnell berge zum leben.
das museum of central australia hat eine umfassende kollektion von meteoriten und ausgestorbenen mega tieren (man stelle sich kaenguruhs, emus etc. vor, einfach doppelt so gross).
das strehlow research centre beheimatet die umstrittene kollektion von aboriginal kultgegenstaenden. die arrernte leute hatte diese strehlow zum sicheren aufbewahren anvertraut (strehlow war mit ihnen in der mission von hermannsburg aufgewachsen). diskussionen kamen auf, als bilder davon im deutschen spiegel und folglich magazinen in der ganzen welt publiziert wurden. in der folge tauchten einzelne objekte gar an auktionen auf. das problem, die geheimen zeremonien duerfen nur leuten, die eine gewisse spirituelle reifung erlangt haben (meist arrernte maenner in hohem alter) zugaenglich gemacht werden. heute werden die gegenstaende hinter verschlossenen tueren aufbewahrt. die arrernte maenner holen sie fuer zeremonien ab und bringen sie anschliessend wieder an den nun sicheren ort zurueck. versoehnliches ende einer kontraeren geschichte?


ein blick auf den neuen ghan, der zug der seit diesem jahr von darwin ueber alice springs nach adelaide faehrt, laeutete unsere weiterreise ein. jetzt geht's zu uluru und kata tjuta (in alten tagen noch ayers rock und olgas genannt). nebst spektakulaeren steinbrocken hoffen wir, dort auch roten sand zu finden - entgegen meinen vorstellungen ist es rund um alice springs alles andere als rot. wer haette das gedacht! den bunten ferienkatalogen kann man auch gar nichts glauben;-)




Mittwoch, August 11, 2004

 
in den drei monaten von sydney nach darwin hatten wir gute 20.000 kilometer abgespult. unsere vermieter fanden, dies sei genug, und organisierten einen service fuer "hurricane" (so der kosenamen unseres weissen toyota hiace;-). alles in bester ordnung, die verbotenen strassen hatten ausser staub keine spuren hinterlassen. frohen mutes, und zugegebenermassen erleichtert, gaben wir auf's neue gas!


wir peilten mary river national park, etwas ueber hundert kilometer sued westlich "down the road", an. waehrend in west australien ploetzlich wildblumen zum hobby wurden, waren es hier voegel. mit buch und fernglas bewaffnet erkundeten wir billabong um billabong (abgeschnittenes wasserloch, ueberbleibsel der regenzeit). wir spaehten ohne zu atmen; warfen uns vielbedeutende blicke zu, wenn wir ein besonders interessant erscheinendes exemplar entdeckt hatten (reden tut ein ornithologe nicht); zeigten aufgeregt ins buch, wenn ein objekt erfolgreich identifiziert werden konnte; waren von zehen- bis haarspitzen gespannt. echt beeindruckend, wie viele hoch spezialisierte voegel sich rings um so ein wasserloch tummeln!


dann eine weltattraktion: welt-natur-erbe kakadu national park. der park hat drei arten von lebensraeumen: savanne (graeser, lichte eukalyptus waelder), regenwald und ueberschwemmungsgebiete. es gibt jede menge tiere zu beobachten und erstklassige aboriginal art stellen.
die vielen suempfe, billabongs und fluesse brachten unser frisch entflammtes ornithologen herz zum huepfen. jetzt ist die zeit, wo wasserloecher langsam austrocknen, d.h. weniger wasser fuer gleich viel tiere. optimale voraussetzungen zum voeglein schauen. aufgeregt liessen wir keine moeglichkeit aus, neue gefiederte freunde aufzuspueren. unsere groessten erfolge waren tausende von enten am einen und tausende von wildgaensen (hier sind sie schwar weiss gefaerbt und heissen magpie gaense) am andern ort. mein favorit ist der jabiru, ein storch mit schwarz-glaenzendem hals und laaangen, knallroten beinen.


im oktober beginnt die regenzeit. ganze ebenen werden in seen verwandelt. das schauspiel ist aehnlich spektakulaer wie das in den kimberleys. angeblich faellt derart viel wasser, dass tiere, die normalerweise jaeger und beute sind, gemeinsam auf baeume fluechten um zu warten, bis der pegel wieder absinkt. aborigines nennen solche baeume supermarkt. man paddelt hin und nimmt was man braucht: "hm, worauf hab' ich lust, possum (beutelratte) oder goanna (riesenechse), oder vielleicht doch die schlange?" muss ein bild fuer goetter sein:-)


dies ist nur einer von vielen interessanten einblicken, die man im bowali besucherzentrum (fokus auf natur) und im warradjan aboriginal cultural centre bekommt.
weiteres beispiel gefaellig? unterscheiden die weissen leute im kakadu nur zwei jahreszeiten (trocken und regen), kennen die aborigines sechs. jede zeit definiert ganz genau was gejagt werden darf und welche vorgaenge in der natur stattfinden. wenn der eine baum seine blueten traegt, kann dies als zeichen des beginns der naechsten jahreszeit gedeutet werden, in welcher z.b. kaenguruhs geschont werden muessen, da sie gerade junge aufziehen, dafuer aber gaense essreif, sprich schoen fett und folglich am schmackhaftesten sind. das gleiche tier, das in saison gegessen delikat schmeckt, ist angeblich zu andern zeiten fad und zaeh. gut, wenn man das weiss und sich nach mutter natur richtet.


lust auf mehr; wie waer's damit? kinship system. jeder aborigine wird bei geburt symbolisch einer farbe zugeteilt. diese bestimmt sein ganzes leben: wie er in beziehung zu einer person steht, wie er sich ihr gegenueber verhalten muss, wen er heiraten darf. das system kann mit unseren verwandschaftsgraden verglichen werden; nur viel weitreichender und etwas komplizierter. seine farbe setzt ihn in "verwandschaft" zu jedem andern aborigine in ganz australien. d.h. besucht er einen andern clan, weiss er sofort, wo sein platz ist und wie er sich wem gegenueber zu verhalten hat.
die verhaltensregeln sind ausgesprochen strikt. jeder hat sich ihnen bedingungslos unterzuordnen, individualismus hat keinen platz.
insgesamt gibt es vier hauptgruppen, die jeweils in vier weitere unterteilt werden. der hauptgrund des systems: vermeidung von inzucht, bzw. jeglicher art von erbgut-schwaechung (um es etwas moderner auszudruecken). es ist bemerkenswert, dass aborigines ueberall in australien dem gleichen system folgen, egal wie unterschiedlich andere kulturelle aspekte (wie z.b. sprache) sein moegen. was sich ueber zehntausende von jahren bewaehrt hat, bestimmt auch heute noch das leben eines aborigine.


viel zeit in kakadu verbrachten wir an stellen, wo man aboriginal kunst bewundern kann. die bilder in ubirr sind bis zu 20.000 jahre alt, mit juengsten beispielen aus 1985. grob wird zwischen drei stilen unterschieden: einfache strichzeichnungen mit rotem okker (stellen gewoehnlich mimi geister dar), der bekannte roentgenstil (zeigt tiere wie echsen, fische, kaenguruhs etc. mit inneren organen) und kontakt kunst (dokumentiert begegnungen mit andern kulturen, z.b. weisser farmer mit pfeiffe im mund und haenden in hosentaschen). wie alt die zeichnungen sind, wird am beispiel eines tasmanischen tigers ersichtlich, welche vor ungefaehr 4.000 jahren von dingos in der gegend ausgerottet wurden.
mehr rock art sahen wir an der ruhigen, eindruecklich gelegenen nunguluwur stelle, sowie der populaeren burunggui stelle (nourlangie rock). diesen ort fand ich ganz besonders speziell. die bilder sind extrem gut erhalten und stellen wesen aus der entstehungs-geschichte dar. wir hatten glueck, unser besuch fiel mit einem ranger vortrag zusammen. es war super! wir bekamen das leben in schutzhoehlen erklaert; konnten steinwerkzeuge und geflochtene taschen in haenden halten; hoerten die geschichten zu den bildern inklusive erklaerung, was sie fuer das leben der gemeinschaft bedeuteten; wurden in die verschiedenen lebensraeume im national park eingefuehrt.


einen halben tag verbrachten wir auf einer tour zum thema bush tucker (bush ist in australien alles ausserhalb einer ortschaft; tucker heisst essen). ironischerweise fand sie auf einer bueffel farm inmitten des national park statt. ironischerweise deshalb, weil uberall im park stolz darauf hingewiesen wird, dass seit einigen jahren kakadu erfolgreich von den verwilderten tieren befreit ist und sich seither pflanzen- und tierwelt erstaunlich gut regeneriert hat - vorher hatten wasserbueffel alles plattgewalzt. was man nicht ohne weiteres erfaehrt ist, dass die aborigines das fleisch der importierten schaedlinge sehr zu schaetzen gelernt hatten. so sehr, dass man zusammen mit dem bueffel-abschuss-programm beschloss, eine kleine, mit starkstrom gesicherte zone, ueber zu lassen, wo bueffel zur versorgung der aborigines gehalten werden. so schaut das aus:-))
eine einfuehrung in "was tun, wenn ein wasserbueffel auf mich zurennt" und kurzer besuch bei einem sympathischen 4m salzwasserkrokodil, das sich neben einem vermeintlich "viel zu kleinen billabong fuer kroks" sonnte, kuendeten erlebnisreiche stunden an. ihr koennt uns glauben, wann immer wir den sicheren jeep verliessen, schauten wir genau, ob sich nicht irgendwo irgendwas bewegte...
patsy, unsere aboriginal essensexpertin, zeigte wie man frischwasser-muscheln findet, nach essbaren larven graebt, gruene ameisen zu leckeren baellchen formt, oder wasser-kastanien auspuddelt. mit zuschauen kamen wir nicht davon, unser abendessen mussten wir selbst einsammeln! weil gerade gaense saison ist, durften wir als draufgabe drei stueck davon rupfen. am lagerfeuer wurde gekocht, gebraten und brot gebacken. mmh, alles schmeckte vorzueglich, besonderes die gaense.


leider steht die faszinierende (und leckere;-) tierwelt kakadus einer gefaehrlichen bedrohung gegenueber: cane toads (zuckerrohr kroeten, wie die meisten seuchen im land von unvorsichtigen einwanderern eingeschleppt). cane toads sind ausgesprochen anpassungsfaehig, breiten sich im sausewind aus. waere halb so schlimm, wenn sie nicht hoch giftig waeren. d.h. jedes tier, das eine cane toad frisst, unterschreibt sein todesurteil. echsen, schlangen, voegel etc sind besonders betroffen. in den letzten jahren gingen viele bestaende dramatisch zurueck. die uhr tickt immer schneller... und niemand hat eine idee, wie man die ekligen kroeten los wird:-(


der park wird gemeinsam von den traditionellen eigentuemern und national park australien gefuehrt. die kooperation scheint vorbildlich zu funktionieren. beeindruckt haben die vielen vortraegen und workshops, die taeglich von den rangern gratis angeboten werden. wir waren ueberrascht, wie intensiv die begegnung mit land und leuten war. vieles gaebe es noch zu berichten. kakadu hat begeistert, der abschied viel schwer.




Freitag, August 06, 2004

 
nationale hauptstadt nummer 7: darwin, northern territory. mit nur 71.350 einwohnern ziemlich klein. keine der ueblichen hochhaueser, trotzdem sind die meisten bauten neueren datums. kein wunder, denn an heilig abend 1974 fegte zyklon tracy mit bis zu 280km/h ueber die stadt. 66 menschen starben, von 11.200 haeusern wurden 60% zerstoert, nur 400 ueberstanden den sturm unbeschaedigt. zyklon tracy hat der stadt ein neues gesicht gegeben. beim wiederaufbau wurde auf zyklon-sichere daecher, verstaerkt und mit dicken stahlseilen fest im boden verankert, wert gelegt. ob die technik haelt was sie verspricht, muss sich hoffentlich nie weisen.


ein anderes einschneidendes ereignis in darwins geschichte war der zweite weltkrieg. auf einmal wurde der verschlafene, fast vergessene ort fuer die alliierten im kampf gegen japan strategisch bedeutend. die strasse richtung sueden nach alice springs wurde zum erstenmal richtig ausgebaut, darwin war auf einmal mit dem rest australiens ueber land verbunden. auf erkundungstour durch darwin, verfolgt einem der zweiten weltkrieg auf schritt und tritt - hier wurde ein benzindepot in den berg gegraben, dort war das hauptquartier, dies ist eine gedenkstaette fuer die opfer eines versenkten kriegsschiffes etc. australier sind stolz auf ihre kriegs-einsaetze.


das grosse plus sind die vielen maerkte und plaetze an denen man sich abends trifft. der beruehmteste ist mindil beach night market. ein paradies fuer schlemmer: koestliche authentische gerichte aus dem nahen asien (indonesien ist nur ein katzensprung entfernt), eine grosse palette saftiger fruechte, australischer barbeque (ein stand hiess vielversprechend "road kill - you kill it, we grill it / strassenopfer - du faehrst drueber, wir hauens auf den grill"; das angebot: kaenguruh, bueffel, kamel, krokodil, emu etc.). die darbietungen der strassenkuenstler sind erstklassig und abwechslungsreich. musiker lassen didjeridus und gitarren klingen. es wimmelt von leuten. die einheimischen bringen camping-tische und -stuehle mit, lehnen sich zurueck und geniessen die atmosphaere in vollen zuegen - boese zungen behaupten, sie kaemen vor allem touristen schauen;-)
ist mal nicht gerade donnerstag oder sonntag (mindil beach night market tage), lohnt sich ein spziergang zur stokes hill werft. frischen fisch vom fritz, party-baenke unter sternenklarem himmel, erstklassige schnulzen band. was will man mehr. es versteht sich von selbst, dass es auch hier hoch zu und her geht!


ausgezeichnete aboriginal art ausstellungen haben museum & art gallery of the northern territory, parliament house und supreme court (gericht). erwaehnenswert auch der schnellste sonnenuntergang unseres lebens; zwei minuten und alles war vorbei.
eine friedliche, kurzweilige stadt, in der es sich erstklassig ausspannen und geniessen laesst - uns hat's gefallen.




Montag, August 02, 2004

 
welcome to the northern territory, heimat von uluru (ayers rock) und kakadu national park. doch eins nach dem andern, dazwischen gibt's auch viel nettes...


gleich nach der grenze zu west australien fuehrt eine holprige, staubige strasse zum keep river national park. wir liebten ihn! hauptattraktion sind die sogenannten kleinen bungle bungle, eine ansammlung bienenstock-foermiger huegel. urspruenglich waren sie richtig schoen rot. allerdings sind die einzelnen sandstein-schichten, nicht alle gleich hart. d.h. die weicheren schichten nahmen im laufe der jahre wasser auf, der feuchte untergrund erlaubte algen zu wachsen. so entstand die unverkennbare horizontale rot-schwarze streifung. wir genossen jeden schritt auf den verschiedenen spaziergaengen. einmal trafen wir auf einen schwarm laut kreischender schwarzer cockatoos. ein andermal ueberholte uns ein braungebrannter ranger auf seinem mini-traktor, orange blinkendes warnlicht inklusive. der junge trug eine schwarze miami vice brille, sein haar war tadellos gestylt, die zaehne weiss wie elfenbein. es versteht sich von selbst, dass er manuela eine mitfahrangelegenheit anbot, waehrend er an mir cool nickend vorbeiraste;-)
keep river hat auch einige ausgezeichnete aboriginal kunst gallerien, allen voran nganalam. war beeindruckend, bis zu 5000 jahre alte hoehlenzeichnungen mitten im busch zu finden. in frueheren schutzhoehlen entdeckten wir sogar mahlsteine - zahllose malereien dazu. dass wir ohne weiteres zugang zu solchen orten hatten, war fuer uns was neues. auf einmal war geschichte und kultur der urspruenglichen bewohner praesent. es gab uns das gefuehl, ein stueckchen des "wirklichen" australiens gefunden zu haben.


zurueck auf dem highway kamen wir am gregory national park vorbei. auch hier: lookouts, steil abfallende felsen und - zur allgemeinen ueberraschung - einen ganzen wald voller palmen. dann erreichten wir katherine. nach ein paar tagen ohne dusche, zoegerten wir keine sekunde, in die warme thermal-quelle zu springen. nach einem ausgiebigen bad, ordentlich gekaemmt und in frischen kleidern ging's weiter zum nahen nitmiluk national park (katherine gorge). im besucherzentrum traf uns der schlag: so viele leute auf einem fleck, alle fremde sprachen sprechend. italienisch, franzoesisch und natuerlich deutsch! krasser gegensatz zu den letzten wochen. uns fiel auf, dass auf einmal kaum mehr gegruesst wurde. statt dessen warf man sich skeptische, musternde blicke zu. super:-(
nebst touristenstroemen fliesst im nitmiluk national park auch der katherine fluss. insgesamt hat er dreizehn maechtige schluchten aus dem stein gehauen. auch hier kann man ohne weiteres einen tag verbingen: wandern, bootstour machen oder mit dem kanu paddeln. wir vertrauten, wie gewohnt, auf unsere beine.
besonders gut gefiel leliyn, edith falls. ein paar autostunden vom besucherzentrum entfernt, donnert der fluss ueber drei vier wasserfaelle talwaerts. zwischen den faellen hat's erstklassige schwimmloecher. ironischerweise tun wir in der krokodil-hochburg northern territory zur zeit nur plantschen. keine angst, da wo warnschilder sind, kommt nicht mal die kleine zehe in wasser naehe;-)


noch mehr schwimmloecher und wasserfaelle: litchfield national park - natur vom feinsten! von wasser, stein und pflanzen (hier gibt's welche die stammen aus dem dinosaurier zeitalter) habe ich schon genug geschrieben, zeit mal die tierchen zu erwaehnen. magnet termiten! hinter dem eigenartigen namen verbergen sich clevere baumeister. ihre huegel werden bis zu 3m hoch, sind nur um die 20cm breit, dafuer ueber 1m lang. sie werden akribisch genau nach der sonne ausgerichtet. die warme morgensonne scheint auf die breitseite, die heisse mittagssonne brennt nur auf den duennen kiel und die schwaechere abendsonne waermt einmal mehr die breitseite (logischerweise die gegenueberliegende im westen; eh klar, oder). des raetsels loesung: termiten brauchen eine konstante temperatur, zu heiss soll's nicht werden. normalerweise fuehren von ihren wolkenkratzern (kathedral termiten bauen ueber 5m hoch) unterirdische gaenge in die kuehle erde. bei den magnet termiten ist dies nicht moeglich, da ihre kunstwerke auf ueberschwemmungsgebiet gebaut werden. mit andern worten: haetten sie unterirdische gaenge, wuerde das ganze system einmal jaehrlich ueberschwemmt. mit dem plan "warme strahlen auffangen, heissen sonneneinfall minimieren" wurde die optimale, faszinierende loesung gefunden.




This page is powered by Blogger. Isn't yours? Weblog Commenting and Trackback by HaloScan.com