Montag, Juni 28, 2004

 
die nacht vor der in-angriff-nahme der sagenumwobenen nullarbor ebene verbrachten wir in der camping kueche von streaky bay. der grund: mitten im nirgendwo liegt die grenze zu western australia. hier herrschen strikte quarantaene bestimmungen, d.h. keine fruechte, gemuese etc. weil wir wie immer von tag zu tag planten, hatten wir erst kuerzlich unsere vorraete aufgestaut. jetzt hatten wir die wahl: kochen oder wegwerfen. natuerlich entschieden wir uns fuer ersteres und verarbeiteten alles was wir hatten: gemuese-curry, apfelkompott, tomatensauce, krautfleckerl usw. usf. als wir zu bett gingen wussten wir: bis auf weiteres gibt es mikrowellen-regenerierten food;-)


nach sonnenaufgang fuhren wir los. ceduna war der letzte ort vor der weiten fahrt ins nichts das sued und west australien miteinander verbindet. von da an lagen zwischen den orten (ort = raststaette mit mehr als drei bewohnern) schon mal 200km. insgesamt lagen ueber 1200km vor uns. links von der strasse lagen die steilen klippen des great australian bight, rechts das vielfache von 200km an leere, die keine strasse durchdringt. der weg von ort zu ort scheint nicht so weit, doch 0,00irgendwas mensch pro quadratkilometer macht eine gegend ziemlich einsam.


ein stopp war yalata, eine aborigines mission. es ist schizophren! obwohl wir uns eingehend mit ihrer thematik auseinandersetzen, ihre anliegen unterstuetzen und ihnen begegnen wollen, fuehlten wir uns an dem ort ueberhaupt nicht wohl. dies lag nicht an den aborigines, die kuemmerten sich nicht um uns. nein, wir hatten einfach keine ahnung was wir tun sollten. so wie immer verhalten, in die augen schauen, gruessen, nicht gruessen, besonders freundlich sein... ich fand es sehr bedrueckend, war beschaemt. es war nicht ich, der ihre kinder gestohlen, ihre ahnen massakriert hatte. es war nicht ich, der sie quasi als sklaven auf seiner farm hat arbeiten lassen. es war nicht ich, es war meine rasse. ich bin nur auf urlaub hier. ein besucher australiens, eines australiens das den bewohnern gestohlen wurde. was soll ich tun? ein gespraech suchen, was soll ich sagen? sympathisch laecheln, wirkt das nicht arrogant bemitleidend? geld geben, kann man sein gewissen freikaufen? fragen ueber fragen. fragen, die ein kurzer stopp an einer tankstelle nicht beantworten kann. es braucht zeit, es braucht vertrauen. hoffentlich ergibt sich im weiteren verlauf unserer reise gelegenheit fuer begegnungen. ich nehme mir vor, zeit zu nehmen. vielleicht ein anfang von der sterilen buecherwelt zur nicht fein-saeuberlichen, dafuer lebendigen wirklichkeit.


wenn man die karte australiens anschaut, dann macht der kontinent unten in der mitte einen sachten bogen. da fuhren wir entlang. im winter ist head of bight ein muss. die bucht ist einer der beliebtesten orte bei den southern right whales. hier paaren sie sich und bringen junge zur welt. essen tun sie waehrend ihres fast halbjaehrigen aufenthaltes nichts, dazu bietet der antarktische sommer genuegend zeit und schliesslich schmeckt nichts so lecker wie der krill dieser gegend. da standen wir, oben auf den klippen. da schwammen sie, unten im gruen-blauen wasser. zwanzig bis dreissig exemplare sollen dort gewesen sein. zuerst waren sie in der ferne. einige sprangen mehrmals aus dem wasser, erst jetzt sahen wir, wie gross so ein tierchen ist. mit der linse aufs wasser zu zielen und zu hoffen, dass genau dort der naechste gigant auftaucht, bzw. seine fluke bilderbuchmaessig aus dem wasser streckt, war schon fast wie lottospielen - spannend! dem aufgeben nahe, machten wir uns auf den rueckweg. tataaa! zu frueh. ein letzter blick auf zwei wasserstrahlen. die erkenntnis, diese kamen nicht nur naeher, sonder extrem nahe. sie schwammen den klippen entlang. zu unserer grossen freude waren es mutter und kalb. information: ein frisch geborener southern right whale ist zwischen 4 und 6m lang, wiegt gut eine tonne, saeugt bis zu 100l milch pro tag und gewinnt dadurch taeglich um die 50kg. nettes baby! manuela und ich starrten von oben auf die durchs wasser starrenden silhouetten. auf einmal tauchte eine kopfspitze auf, schaute sich kurz um, tauchte unter, tauchte wieder auf. spaehen nennt man das. wir winkten heftig; schon wieder zwei, die uns mochten!


weiter ging's durch die nullarbor plain. nullarbor ist lateinisch fuer "kein baum"; diesmal haben's die australier richtig geschrieben. die bezeichnung ist fuer die ebene ziemlich passend. der regen hatte auch hier buesche gruenen lassen, ansonsten war es flach und unendlich. gelegentlich hatte ich den eindruck, manuela fuhr ohne unterlass im kreis: die blicke aus dem fenster glichen sich aufs haar. mitten in der einoede kam der ort border village daher. auch hier war der namen punktgenau, er lag auf der grenze von south zu western australia. weil wir noch ein paar fruechte fuers fruehstueck aufgespart hatten, blieben wir ueber nacht auf sued australien seite. wenn es gerade nicht regnete, blinzelte ein sternenhimmel sondergleichen zwischen den wolken hindurch. am naechsten morgen verdrueckten wir die letzten lebenden vitamine, ready fuer den quarantaenen-check. der beamte war freundlich, aber bestimmt. nachdem wir unseren honig gegen eine beige tourismus-broschueren (einige abgelaufen, lagerraeumung schien angesagt) getauscht hatten, durften wir einreisen. das landschaftsbild aenderte sich vorerst herzlich wenig. dafuer leisteten wir uns einen nervenkitzel: uns wurde die information ueber die fuer die gegend guenstigste tankstelle zugesteckt. bei den preisen, die wir angetroffen hatten, eine versuchung. nach einer kurzen kalkulation waren wir der meinung, dass wir besagte raststaette locker erreichen koennten. frohen mutes fuhren wir weiter. nicht bedacht hatten wir, dass man beim schnell-fahren mehr sprit als gewoehnlich verbraucht. in unserem falle hiess dies: viel mehr sprit. langer rede kurzer sinn, wir wissen nun, dass wir bei rot aufleuchtender tankanzeige noch etwas mehr als dreissig kilometer zuruecklegen koennen. dies war genau, was wir benoetigten. wir kamen heil und heilfroh an. mundrabilla ist der name unserer versuchung und erloesung (benzin ist echt guenstig dort, falls ihr mal in der gegend seid;-).


die flache flaeche wurde zusehends von baeumen aufgelockert. es gab sogar einen aussichtspunkt, der uns die weite weite eindruecklich vor augen fuehrte. das naechste highlight der kontinent-durchquerung war 90 mile straight, ein strassenabschnitt der 145km lang schnurstracksgerade durch die gegend laeuft. nicht der hauch einer kurve macht dies die laengste gerade australiens. manuela meisterte auch diesen teil souveraen, wir erreichten nach zwei tagen das erste zeichen wirklicher zivilisation im westen australiens, norseman. der ort ist nichts aufregendes. die geschichte, dass ein pferd namens norseman hier im vorletzten jahrhundert einen goldklumpen gefunden und damit einen weiteren goldrausch eingeleitet hat, laedt zum schmunzeln ein. ausser frage steht, dass das pferd einen guten riecher hatte: die goldmine arbeitet heute noch.


ueber nicht-enden-wollende weiden machten wir uns richtung suedkueste auf. die fahrt war mit abstand die anstrengendste, da langweiligste, bisher. eine auflockerung versprach eine felsformation abseits der hauptstrasse. am schauplatz angekommen, fanden wir zwar felsen, doch von formation konnte nicht wirklich die rede sein:-(


unser zielort, esperance, belohnte uns dafuer mit dem fantastischen cape le grand national park. direkt am schneeweissen sandstrand von lucky bay schlugen wir quartier auf. ein spaziergang ueber sand und huegel fuehrte nicht nur an unterschiedlichsten bueschen, sondern auch mehreren wirklich aufregenden felsformationen vorbei. da waren wir wieder gluecklich. frueh am naechsten morgen stiegen wir zum frenchman's peak auf. der name kommt vom beret-aehnlichen fesblock der auf der bergspitze aufsitzt. der ozean hat vor millionen von jahren hier oben eine hoehle hinterlassen. heute kommt keine flut mehr so hoch. wir dankten's der natur, genossen die aussicht und zur abwechslung den blauen himmel.


manch einer mag sich fragen, woher all die franzoesichen namen kommen. von dem franzoesischen navigator nicholas baudin. es macht den anschein, dass sich die franzosen und englaender (in person von matthew flinders) einen regelrechten wettstreit im benennen von orten geliefert hatten. gelegentlich kommt sogar ein hollaendisches ueberbleibsel daher. heute werden die namen franzoesisch geschrieben (ohne accent versteht sich) und unverkennbar englisch ausgesprochen.


der great ocean drive fuehrt von esperance westlich. unschwer zu erraten, was uns erwartete. mehr atemberaubende straende, mehr brachialisch hereinbrechende wellen, mehr klippen und heftig bearbeitete steinformationen. ob's uns gefallen hat oder nicht, koennt ihr euch selbst ausmalen. zum abschluss kam ein pink farbener salzsee daher. der grund liegt wie bei salzseen in frankreich, argentinien und weiss-der-gugger-wo bei einer salzliebenden algenform. wo andere lebensarten aufgeben, begint diese zu spriessen.


vogelgezwitscher und blauer himmel begruessten uns am tag darauf. voller freude fuhren wir richtung stirling range national park. eine stunde spaeter war der himmel grau und es schuettete aus vollen kuebeln. silhouetten gaben uns eine vorstellung, wo normalerweise die fuer ihr praechtiges farben- und schattenspiel bekannten berge sichtbar waeren. erinnerungen an tasmanien wurden wach. warten, warten, warten. keine chance, auf ein naechstes mal!


naechste station: albany. huebsches staedtchen, idyllisch zwischen bergen am royal harbour gelegen. diesem vorgelagert ist king george sund, ein beliebtes ziel fuer wale. diesmal blieben wir ohne spaeher-glueck. stattdessen besuchten wir whaleworld, heute ein museum, bis 1978 cheynes beach walstation. irgendwie gelang es, den ehemaligen schlachthof in ein museum zu verwandeln. ein hervorragendes dazu. es schafft, die geschichte aus neutraler perspektive darzulegen. nichts wird beschoenigt, der schutz der wale nie in frage gestellt. eines unserer heiss geliebten hologram-filmchen erzaehlt vom tagesablauf eines walfaengers, der letzte walfaenger cheynes iv kann besichtigt werden, eine fuehrung erklaert an original schaustaette wie wale verarbeitet wurden, in den ehemaligen oeltanks gibt es modernste dokumentarfilme ueber die faszination von walen und haien, eine bildgallerie zeigt wie es war. nichts fuer schwache maegen...


auf dem nach hause weg, liessen wir uns einmal mehr von verwehten und niederknallenden wellen bespritzen. the gap und natural bridge diesmal die namen. unglaublich, dass in diesen so zerstoerend auftretenden massen leben moeglich ist. zum fuerchten, zum staunen, zum wundern.




Dienstag, Juni 22, 2004

 
ein kurzer abstecher an den hafen, port adelaide. ein paar verlassene historische gebaeude, ein leuchtturm der an ein raumschiff aus flash gordon erinnert, verlassene gaesschen. das aufregendste duerfte das aussie rules football team sein, doch die hatten gerade pause und wir wussten nicht recht, was wir eigentlich tun wollten hier... no worries, dafuer hatten wir etwas mehr zeit im barossa valley.


barossa valley kommt aus dem spanischen und heisst uebersetzt soviel wie tal der rosen. waeren die australier etwas besser in fremdsprachen wuerden sie es richtig, d.h. barrosa valley, schreiben. was soll's. das tal ist ja nicht fuer flamenco oder oliven bekannt, sondern fuer seine weine. wenn ich mich recht erinnere, ist es das aelteste weinanbaugebiet australiens und gilt nach wie vor als eines der besten. wir freuten uns auf die fahrt durch rebberge zu wohlbekannten namen. die weingueter koennten unterschiedlicher nicht sein: chateau yaldara erinnert an ein franzoesisches schloss; orlando wines praesentiert sich zeitgemaess mit etwas stahl und viel glas, seppeltsfield kuendigt sich durch eine ueber einen kilometer lange dattel-palmen allee (war in den jahren der grossen depression ein arbeitsbeschaffungsprojekt), an deren rand das im griechischen stil erbaute familienmausoleum thront, an und penfolds, der erzeuger eines der weltbesten shiraz' "grange", setzt auf funktionelle backstein-architektur. eins ist sofort klar, hier laesst man sich nicht lumpen. man gibt sich selbst- und groessenbewusst. wahrend unserem degustations-tourchen kommen wir schnell darauf warum: die meisten sind wahre wein-produktions-fabriken, weit entfernt vom idyllischen familienrebberg am rande des neuenburgersee. leider haben sich die fabriken darauf spezialisiert, trinkleichte gaumenfreuden zu produzieren. meist werden dazu weine aus den unterschiedlichsten regionen australiens verschnitten. es gibt ueberraschend wenige tropfen mit 100% barossa saft, wenig wirklich interessantes zu entdecken. schade!
uebrigens, auch im barossa valley haben die zahlreichen deutschen siedler unuebersehbare spuren hinterlassen. im groessten ort der gegend, tanunda, heisst der stadtplatz ziegenmarkt und es gibt nicht weniger als drei lutheraner kirchen.


weiter ging es richtung norden. ein erster wirklicher abstecher richtung landesinneres fuehrte zur flinders ranges. die bergkette erstreckt sich ueber ganze 400km, vom roten zenter bis ins meer. am eindruecklichsten ist die gegend um wilpena pound. von oben betrachtet schaut es aus, als haette ein riesiger meteorit eingeschlagen. ein becken umgeben von bergspitzen. der anblick ist phaenomenal. an einigen stellen wecken die berge den eindruck, sie seien eingefrorene riesen-wellen. die erklaerung: das gestein ist derart alt, dass der wind alles nicht ganz so harte im laufe der zeit (wir sprechen von millionen von jahren wohlverstanden) weggeblasen hat. so entstand der pound, so bekamen die berge ihre typische wellenform. weil der winter regen gebracht hatte, war die rote erde von gruenen bueschen bedeckt. es wimmelte von kangaroos, emus, wallabies (kleine kangaroos). sogar einige adler erspaehten wir. kein glueck hatten wir mit den vom aussterben bedrohten yellow-footed rock-wallabies; die scheuen kerlchen sind ja auch dann aktiv wenn wir tief und fest schlafen.
einen ganzen tag auf engen strassen durch schluchten und ueber bergruecken zu fahren war sensationell. im laufe des tages wechselten die berge ihre farbe von braun, zu blau und dunkelgrau. eine so spektakulaere gegend (und vor allem ergiebige nahrungsquelle) war bei den aborigines entsprechend beliebt. einmal mehr reichen ihre spuren tausende von jahren zurueck. wir machten einen abstecher zu arkaroo rock, wo es ueber 5000 jahre alte wandmalereien gibt. derartige zeitdimensionen relativieren einiges. 5000 jahre, das sind 4287 jahre vor wilhelm tell oder 4972 jahre vor meinen ersten kritzeleien!


zurueck an der kueste folgten wir der eyre peninsula: vom verkehrsknotenpunkt port augusta zum stahlproduktions-zentrum whyalla. nach der wunderbaren natur der flinders range, taten die schornsteine, bahnhoefe und strassen beinahe weh. port lincoln, fast-hauptstadt sued australiens mit grosser fischerflotte, war schon netter und coffin bay schliesslich ganz nett. man stelle sich ein friedliches fischerdoerfchen im winter vor, ohne all die touristen die die einwohner zu sommerszeiten vervierfachen. es gibt eine kleine bucht, wo wellen ruhig vor sich hin plaetschern und im schein der untergehenden sonne ein delfinen paerchen herumspielt. kitschiger geht's kaum!
coffin bay national park sollte ein besonderes erlebnis werden: wir sahen die ersten wale! natuerlich war es manuela, die irgendwo am andern ende der bucht schwarze punkte gesichtet hatte. aufgeregt schnappte sie sich das fernglas und gab es eine stunde lang nicht mehr aus haenden. langsam aber stetig kamen die punkte naeher, zwei southern right whales. sie spielten sachte im wasser, drehten und wendeten sich. gelegentlich eine wasserfontaene, dann eine schwanzflosse. nahe bei uns schlug einer mit der vorderflosse mehrmals aufs wasser. ich glaube, sie mochten uns;-)
so eine begegnung befluegelt. entlang der ostkueste von eyre peninsule ging es wiedermal nordwaerts. der eine oder andere abstecher bescherte uns steile klippen, tosende wellen, in der brandung stehende fischermaenner und sogenannte inselberge (ueberdimensionale murmeln grundlos auf einer weide stehend - auch sie, vom wind rund geschliffene steine), liebevoll murphy's heuhaufen geannt.
der tag endete mit dem besuch der einzigen staendig bewohnten konlonie australischer seeloewen auf dem festland, point labatt. gut fuenfzig exemplare doesten tief unter uns auf roten felsen. rundherum hatten die gezeiten private swimmingspools heruasgearbeitet. hier spielten, vor moerderischen wellen und hungrigen haien geschuetzt, junge seeloewen munter ringelreihe. auch dies ein plaetzchen zum verweilen. die untergehende sonne draengte uns schliesslich zum aufbruch. scheinbar hatte sie ein schlechtes gewissen: wir wurden mit einem ganz speziellen sonnenuntergang belohnt. wo die sonne verschwunden war, leuchteten knallig orange schafs-woelkchen, der himmel war kraeftig hellblau. damit nicht genug! ein blick ueber die schulter und eine maerchenwelt aus sanften lila-toenen gezaubert verzueckte uns. nicht schlecht, zwei sonneununtergangs-stimmungen auf einmal - und ein paar facetten als zugabe.




Freitag, Juni 18, 2004

 
adelaide. schwer zu beschreiben. ein sehr gemuetliches plaetzchen, verhaeltnismaessig klein, ueberschaubar. an fast jeder ecke gibt es einen park, durchatmen, verweilen. wer eine spektakulaere metropole a la sydney oder melbourne erwartet, wird enttaeuscht. wer ein kulturelles plaetzchen beschaulichkeit sucht, ist richtig. zugegeben, ich war etwas enttaeuscht.


historische gebauede gibt es einige. die meisten befinden sich entlang oder in unmittelbarer naehe von north terrace. ayers historic house, university of south australia, university of adelaide, south australia museum, parliament house etc. etc. alles ist hier ausgesprochen erkundungsfreundlch versammelt. ein bisschen weiter stolpert man ueber den bahnhof, in dem sich auch das casino eingenistet hat. daneben ist das festival centre. adelaide hat sich international einen namen als festival stadt gemacht. jazz, erfindungen, kochen... fuer (fast) jeden geschmack bieten die kulturverantwortlichen feinste kost.
besonders gut gefallen haben mir die botanischen gaerten. ein glashaus im viktorianischen stil erinnert an vergangene tage. im kontrast dazu das hochmoderne bicentennial conservatory, welches im kuehlen klima einen regenwald wachsen laesst.
daneben das stylige national wine centre of australia. in unmittelbarer umgebung adelaides befinden sich einige der bedeutendsten weinanbaugebiete australiens. im zentrum kann man nicht nur degustieren, sondern erfaehrt alles rund um den rebensaft: weinherstellung, rebsorten, tipps vom kellermeister und kuechenchef sowie einen ueberblick ueber die geschichte von weinglaesern. ein favorit unseres aufenthaltes:-)


die stadtvaeter haben ein ausgesprochen huebsches plaetzchen ausgesucht. im westen gibt es endlose straende, im osten liegen die einladenden huegel rund um mount lofty. auch im heissesten sommer ist die temperatur hier einiges geringer als in der ebene und entsprechend beliebt sind die adelaide hills bei den europaeischen einwanderern. sued australien war auch ziel verfolgter deutscher lutheraner. einige liessen sich in den hills nieder, doerfer tragen heute noch deutsche namen. loebethal und vor allem hahndorf sind die beruehmtesten. letzteres hat sich zu einer top-class touristen attraktion gemausert. wuerste, dunkles brot, kuckucks-uhren und blasmusik. hier geht's rund! das gefaellt australiern und deutschen touristen zugleich. wir stoppten zum mittagessen. in einem unspektakulaeren speisesaal fanden wir ein ueppiges all-you-can-eat buffet. nebst thai curry, australischem seafood und italienischen antipasti gab es denn auch wirklich sauerkraut, wuerste, schweins- und kalbsbraten, sowie senf. wir schlugen uns den magen voll - mehr weil es all-you-can-eat hiess, weniger weil es so gut schmeckte. auf echt leckere heimatskost muessen wir also noch ein bisschen laenger warten - aber das war ja eh klar, denn schliesslich kommen knoedel aus oesterreich und fondue aus der schweiz!




Donnerstag, Juni 17, 2004

 
bevor wir dem goldgraeber land victorias den ruecken kehrten, schauten wir kurz das wirkliche ballarat an. fuer einen ort, von dem man noch nie was gehoert hat, ganz schoen beeindruckend. praechtige viktorianische bauten draengeln sich entlang lydiard street, bedeutende kunstgallerie und theater inklusive. und das ist das ding! australien ist voll mit reizenden staedtchen. ohne zu suchen stolpert man ueber statthafte bauten an den entferntesten orten (von der farm zur town hall, vom bahnhof zur bruecke, vom theater zum pub und allem was dazwischen liegt auch). man stelle sich vor: ein land sprudelt mit solchen schaetzen und kaum jemand weiss davon. jeder tag haelt eine ueberraschung bereit - und ich narr dachte, dass ich nach zwei-ein-halb besuchen down under eine ahnung von hier haette.... weit gefehlt, zum glueck!


dann ging's richtung sueden ueber geelong zur great ocean road. dies muss eine der schoensten kuesten-strassen der welt sein. oft sind die stuermisch hereinbrechenden wellen des suedlichen ozeans nur meter vom strassenrand entfernt. dann wird das meer wieder ruhiger und ein malerischer strand breitet sich aus. alle dann und wann mal kommt ein aussichtspunktpunkt daher und wir bekamen ein weiteres kunstwerk aus der reihe "ozean trifft kueste" serviert. wir staunten und genossen. ein abstecher fuehrte zu einem leuchtturm, unterwegs sollte es koalas (australische lebende teddybaeren)zu sehen geben. und wirklich, kaum ausgestiegen hatte manuela den zeigefinger in der luft und huepfte vor aufregung. ihr erstes koala! nach ein zwei minuten hatte auch ich das graue knaeuel oben in der baumkrone entdeckt. wie es das koala schaffte auf einem so duennen aestchen so weit oben herumzuturnen ohne herunterzufallen bzw. den ast zu brechen ist mir nach wie vor ein raetsel. wir hatten glueck; es war ein prachtsexemplar und entgegen seinem ruf munter (angeblich verschlafen die koalas den grossteil ihres lebens).


zur auflockerung fuehrte die strasse durch eine sanfte huegellandschaft. kleine siedlungen, saftige weiden und waelder wechselten sich ab. waeren die kuehe nicht schwarz gewesen, wir haette geglaubt, wir waeren im emmental. dann kam er, port campbell national park. er ist das eigentliche highlight der great ocean road. die beruehmteste attraktion sind die zwoelf apostel, zwoelf (von denen nur sieben vom touristen lookout sichtbar sind, fuer alle zwoelf braucht's schon einen rundflug) aus dem wasser ragende felsen, die, vor einem steil abfallenden kliff stehend, im tosenden ozean den gewalten trotzen. doch damit nicht genug, loch ard schlucht (nach einem der vielen schiffswracks benannt; ein idyllischer strand, von steilen klippen umgeben von wo aus man monstroesen wellen in die augen schauen kann), thundercave, the arch, grotto und london bridge sind ebenso spektakulaer. zur london bridge gibt es eine gute geschichte: die bruecke verband zwei im wasser stehende felssaeulen mit dem festland, man konnte auf ihr herumspazieren. dies taten zwei touristen im januar 1990, doch dann, bummms! der abschnitt, der den ersten pfeiler mit dem festland verband, stuerzte ein. da standen sie nun, die gestrandeten touristen. ich haette todesangst gehabt, auf einer felsformation stehend von der ein teil soeben eingstuerzt ist, umgeben von wildestem ozean. es dauerte ein weilchen, dann wurden die touristen mit dem helikopter geborgen. der zweite teil der london bridge steht immer noch. immerhin ist der "richtige" felsabschnitt eingestuerzt...


wer felsen, wind und wellen liebt (ihr werdet staunen, so leute gibt es), der findet hier den himmel auf erden. manuela und ich fuhren den gleichen kuestenabschnitt mehrmals auf und ab. bei den zwoelf aposteln waren wir drei mal (nachmittag, sonneuntergang und sonnenaufgang - von so einem ort muss man einfach das perfekte foto haben, steht zumindest in der lonely planet reisebibel;-)). schliesslich nahmen wir schweren herzens von den giganten abschied. wir passierten gemuetliche fischer- und ferienorte wie port fairy, portland oder port mac donnell. schnell kamen wir nicht voran. einerseits weil ein aussichtspunkt den naechsten jagte (mal lieferten sich land und wasser eine wilde schlacht, dann schmiegten sie sich friedlich aneinander), anderseits weil uns der wind ueber die klippen zu blasen drohte. bei cape northumberland streiten sich die elemente derart heftig, dass ein leuchtturm nur 23 jahre nach seiner errichtung ueber hundert meter ins landesinnere verlegt werden musste. der felsen, auf dem er urspruenglich stand, hatte verdaechtige risse bekommen...


in sued australien angekommen (dem schon vierten bundesstaat unserer reise) begruessten uns ein paar ausgebrannte vulkane in der gegend um mount gambier. hier gibt es den beruehmten blue lake, der zweimal jaehrlich ueber nacht seine farbe aendert - im november wird er tuerkis blau, im maerz dunkel blau. einmal mehr steht die wissenschaft vor einem scheinbar unloesbaren raetsel... theorien gibt es viele, doch welche, wenn ueberhaupt eine, stimmt?


zurueck an der kueste des sued-westlichsten zipfels von south australia. hier regiert die fischerei, insbesondere crayfish (eine hummerart, die in kuestengewaessern zu finden ist). in kingscote steht eine der mega-beton-konstruktionen fuer die australien beruehmt ist: larry the big lobster. an andern orten gibt es big ananas, big banane, big schaf, big gitarre, big garnele, big auster und natuerlich big krokodil. weil es tatsaechlich leute gibt, die ihre australien reiseroute anhand dieser attraktionen planen, kommen regelmaessig neue bigs dazu. nichts ist zu klein, um nicht eines tages big zu sein;-)


am wegesrand lag coorong national park, eine ueber hundert kilometer lange lagune; oder besser gesagt, ein system aus lagunen. natuergemaess ist dies ein paradies fuer voegel und natuergemaess ziehen voegel im winter weiter. in australien ist jetzt gerade winter und genau das fanden wir waehrend dem besuch im coorong heraus - weit und breit kein vogel, die allgegenwaertigen elstern und moeven ausgenommen. es war trotzdem schoen zwischen sandduenen, seen und bueschen herumzukurven.


per flussfaehre ueberquerten wir den murray river (dem wir vor ein paar wochen am fusse der snowy mountains schon mal entlang gefahren sind). auch dies ist einzigartig: eine der hauptverbindungsstrassen endet links und rechts vom flussufer, nur mit einer 24-stunden faehre verbunden. ein highway ohne bruecke, das ist gemuetlichkeit! auf fleurieu peninsula erforschten wir erstmal das historische goolwa (im 19. jahrhundert ein wichtiger umschlaghafen, heute ein beschauliches urlaubsparadies), port elliot und victor harbour. hier gibt es ein doppelstoeckiges tram das von einem pferd gezogen wird - keine leichte arbeit, moeglicherweise kommt das sprichwort "rackern wie ein pferd" aus dieser gegend. however, den touristen gefaellts und ich habe zur abwechslung ein foto ohne wellen fuer euch geschossen;-)


von der westseite der fleurieu peninsula wechselten wir an die ostseite. unterwegs versuchten wir mehrmals wale zu sehen. obwohl southern right whales (wer kennt den deutschen namen?) zwischen mai und september in der gegend sind, hatten wir keinen erfolg. nicht mal manuela und das bedeutet: da waren keine! stattdessen stolperten wir eher zufaellig ueber eine ganz besonders malerische bucht (wirklich;-), wo gerade ein seehund auftauchte. auch nicht schlecht. vorbei an den weinbergen von mc laren vale und einem ellenlangen pier voller fischer in gelben regenmaenteln in port noralung ging's nach glenelg. dies ist ein gemuetlicher vorort von south australias hauptstadt adelaide. vom stadtzentrum faehrt ein historisches tram an den strand wo mann und frau einen gemuetlichen tag verbringen mit spazieren, shoppen und kaffee (sorry, "latte" heisst das ja heute;-) schluerfen. im hafen steht neben glaenzenden yachten ein nachbau der hms buffalo, dem schiff das 1836 die ersten siedler in die gegend brachte.


wir fanden einen campingplatz in stadtnaehe und beschlossen, einen kinoabend einzulegen. harry potter III war angesagt; wer kann da schon widerstehen. das ereignis des tages war aber anderer natur: als wir ins kino spazierten, stellten wir erschrocken fest, dass der film schon mittendrin war... ratlos verglichen wir anfangszeit mit unseren uhren: identisch. also, zurueck an die kasse wo es schliesslich daemmerte. nach drei tagen in sued australien fanden wir heraus, dass wir mit der einreise aus victoria eine neue zeitzone erreicht hatten... ganze drei tage eine halbe stunde zu frueh aufgestanden. das war ein schock!




Mittwoch, Juni 16, 2004

 
vom melbourne tram zureuck in den camper. ziel: ballarat, zentrum waehrend des goldrausches mitte des 18. jahrhunderts. die zeit der goldgraeber ist ziemlich bedeutend fuer australiens geschichte. zum erstenmal kamen leute freiwillig in die junge kolonie, auf der suche nach neuem glueck und reichtum. kaum hatte sich die nachricht verbreitet, sah sich england gezwungen, die transporte einzustellen - innert kuerzester zeit wurde australien zum traumziel und eine zwangsversetzung kam fuer einen kleinverbrecher einem lotto-sechser gleich;-) nicht wirklich abschreckend fuer potentielle gesetzesbrecher...


sovereign hill ist der original-getreue nachbau von ballarat anno 1860. das besondere an dem museum ist, dass es voller leben ist. ueberall trifft man auf goldgraeber, handwerker, soldaten und frauen in passenden kostuemen, die - als waere es das selbstverstaendlichste auf der welt - ihrem alltag, wie vor 150 jahren, nachgehen. im theater wird ein schauspiel aufgefuehrt, im cafe servieren maedchen mit weissen spitzenhaeubchen devonshire tea, die kutsche faehrt pausenlos mit besuchern beladen runden. ab und zu gibt es kleine schauspiel einlagen wie eine soldaten-patrouille komplett mit fahnen-aufzug und salven-abfeuern oder dem giessen von goldbarren aus nuggets. natuerlich kann man sein glueck beim goldwaschen versuchen. eine tour durch die feuchten, engen gaenge der goldmine ist authentisch, aber weniger einladend. extraklasse die werkstaetten wo traditionell gehandwerkt wird: kerzenfabrik, radbauerei, buechsenmacherei. faszinierend fertigkeiten zuzuschauen, die man vom hoeren-sagen kennt, meist aus maerchen und erzaehlungen der guten alten tage.


weiter ging's richtung sueden zur unvergleichlichen great ocean road. dann schwupps-di-wupps fanden wir uns in suedaustralien wieder. wir erforschten den sued-osten, fleurieu penisula und adelaide, die hauptstadt. damit (und mehr;-) wird dieser bericht bald fortgesetzt...




Dienstag, Juni 15, 2004

 
meine erinnerungen an melbourne waren nicht schlecht (zehn jahre ist's her), doch nie und nimmer haette ich die spektakulaere stadt erwartet, die wir antrafen. dabei begann alles ganz harmlos, sprich traditionell...


melbourne ist australiens sport-hauptstadt. hier ist die hochburg des beruehmt beruechtigten australischen rugby, auch "aussie rules" oder "footy" genannt. drei-viertel aller klubs der ersten liga kommen aus der naehern umgebung melbournes. die regeln lassen sich schwer erklaeren (gibt es welche?). kurz gesagt darf ein spieler nicht attakiert werden, wenn er den ball nach einem kick gefangen hat. andersrum: jeder spieler der mit dem ball herumlaeuft ist freiwild, darf munter angegriffen werden (klammern, stossen, rempeln usw. usf.) - kein wunder, dass die jungs schauen, dass sie den rugby-ball so schnell wie moeglich wieder loswerden... ein spiel dauert vier viertel a je 30 minuten, extrem lange also. gespielt wird in exterm hohem tempo, langeweile kommt kaum auf - unterbrechungen gibt es kaum, action, action action! die tore schauen aehnlich wie beim rugby aus (statt zwei, vier in die luft ragende holzpfosten).
wir schauten uns in der mutter aller australischen sportstadien, dem melbourne cricket ground (mcg), einen footy klassiker vergangener tage an: die bombers (jagdflieger) aus essendon gegen die hawks (habichte) aus hawthorn. die bombers waren haushoch ueberlegen und spazierten zum sieg. doch die hawks hatten was dagegen, sang- und klanglos unterzugehen. es kam immer wieder zu gahessigen rangeleien, schlaegereien folgten. bei der dicken luft stoppte sogar manch eingefleischtes footy-fanatisches grosmuetterchen mit dem haekeln des x-ten schals in den farben des lieblingsklubs. wer nicht haekelte, hielt beim kauen seines meat-pies (fleischkuchen, kulinarische spezialitaet aus down under) und vb (victorian bitter, populaerer australischer gerstensaft) schluerfen inne. footy ist so populaer hier, dass zu einem ganz normalen saison-spiel ueber 40.000 zuschauer pilgern. der sport ist familien-angelegenheit - keiner zu jung, keine zu alt angespannt mitzufiebern. unvorstellbar? nicht nach einem nachmittag aussie rules im mcg.
zurueck zum spiel. manuela und ich wunderten uns, dass es trotz der harten spielweise keine strafen, unterbrechungen oder aehnliches gab. des raetsels loesung sahen wir zufaellig einige tage spaeter im tv. die namen der bestraften spieler und die dauer der strafen liefen ueber den bildschirm, von jeder mannschaft mindestens zehn jungs. dies erklaert die grossen kader;-)


melbournes neueste attraktion befindet sich punktgenau im stadtzentrum. unuebersehbarer beweis der metamorphose victorias metropole. federation square wurde erst 2002 fertig gestellt. baumateralien, raumgestaltung und form sind beispiel modernster architektur vom feinsten, vom allerfeinsten um genau zu sein. im zentrum steht ein oeffentlicher platz, herum angeordnet die gebaeude verschiedenster einrichtungen (von art gallerie bis zum tourismus zentrum). jeder teil ist in sich geschlossen, doch kommt erst im gefuege des ganzen zum ausdruck... oder so aehnlich. schwer zu beschreiben, ein spannendes erlebnis. wenn sydney opera house eine wucht ist, ist dies hier urknall (langer rede kurzer sinn, schaut euch die bilder vom federation square an).


auch sonst tut sich einiges in melbourne. die stadt putzt sich fuer die commonwealth games 2006 ganz schoen heraus. kran reiht sich an kran. was so aus dem boden gestampft wird, fand ich ganz schoen aussergewoehnlich. extrem modern und design-orientiert. das erstaunliche, alt und neu scheint harmonisch in-einander ueber zu gehen, sich sogar zu ergaenzen. vermeintlich "kalte" materalien wie stahl und glas mit farbigen elementen durchsetzt, ergeben eine einzigartige wirkung. spannung, harmonie, geborgenheit, inspiration, freude etc. etc. alles zu-gleich. nicht schlecht, oder?


doch nicht nur die bauindustrie boomt. auch die leute scheinen on the move zu sein, scheinen es gehoerig zu geniessen. in allen ecken der stadt bluehen strassenzuege. in fitzroy sprudelt brunswick street alternativ kreativ, st kildas acland street sonnt sich im wieder erwachten bohemischen flair, chapel street in toorak beweist dass schicki-micki nicht immer abstossend sein muss und carltons lygon street ist eine weltreise nach roma!


man mixe all das neue leben mit altbekannten klassikern wie:
- die beste musikszene australiens
- lebhafte pub-kultur
- prachtvolle viktorianische gebaeude von flinders station ueber princess theatre bis hin zu old treasury building
- unverkennbare gelb-gruene trams
- wunderbare, weitlaeufige royal botanic und andere gardens
- queen victoria market voller gramsch und delikatessen
- nostalgische shopping arkaden mit dem neuesten vom neusten in den schaufensterauslagen
- glitz und glamour a la las vegas im crown casino
...und bekomme eine aufregende, zauberhafte mischung von der man sich nur schwer losreissen kann.
aehm, habe ich schon gesagt, melbourne hat's mir angetan;-)




Samstag, Juni 05, 2004

 
tasmanien wurde 1642 vom hollaender abel tasman "entdeckt" (wir erinnern uns, die aborigines waren schon 58'358 jahre frueher da). tasman nannte das land van diemen's land. lange glaubten die g'scheiten europaer, dass tasmanien ein teil von australien sei. erst 1798 bewies matthew flinders mit einer umsegelung, dass dem nicht so ist. die insel, weit weg von ueberall, wurde von den englaendern als ideale gefangenen-deponie betrachtet. die geschichte tasmaniens ist voll mit horrorgeschichten und die beruechtigsten gefaengnisse der damaligen zeit sollen sich hier befunden haben - die tasmanier waren leider auch beispielslos in ihrer brutalen vorgangsweise gegenueber den aborigines. die einzigen ueberlebenden sind nachkommen aus mischehen, alle andern wurden opfer von massakern.


die isolation hat tasmanien einige besonderheiten beschert: uralte waelder mit bis zu 2'500 (nein, da ist keine null zu viel!!!) jaehrigen baeumen und eine unvergleichbare tierwelt. hier gab es die letzten tasmanischen tiger, eine spezie die auf der australischen insel von den dingos (wildhunde, vor ca. 4'000 jahren von menschen mitgebracht) ausgerottet wurde. ist aber egal, denn die weissen rotteten die tiger anfang des 20.jahrhunderts selbst aus. ironischerweise ist der tasmanische tiger heute ein beliebtes objekt, in firmen-logos und auf bier-etiketten gleichermassen praesent... an seiner stelle mauserte sich der hund-aehnliche tasmanische teufel zur touristen attraktion.


ende mai fuhren wir mit der hochmodernen faehre "spirit of tasmania" von melbourne nach devonport, bereit dieses fremde stueck australien genauer unter die lupe zu nehmen. wir beschlossen, im uhrzeigersinn um die insel zu tuckern. nach ankunft der faehre in den fruehen morgenstunden goennten wir uns ein herzhaftes fruehstueck im ausgezeichneten cafe einer belgischen schoko-fabrik. pain au chocolat, brioche, croissant... typisch tasmanisch, was sonst;-)
eine hauptattraktion tasmaniens sind die vielen hochwertigen delikatessen, welche die vielen kleinen betreibe produzieren. von wein ueber kaese, schokolade, fruechte und gemuese bis hin zu exquisitem lavendel und rot leuchtenden tulpen. alles ist hier angeblich 1a. kein wunder, dass alle paar kilometer ein schild am strassenrand steht das irgendeine kulinarische attraktion inklusive degustation, sprich ab-hof-verkauf (zu fuer den bauern wirtschaftlichen preisen versteht sich), ankuendigt. wer zunehmen will, sowie toskana, katalonien und elsass satt hat, der findet hier sein schlaraffenland.


wo war ich? beim fruehstueck im norden. also, von devonport ging's nach launceston. weiter durch das niedliche alte minenstaedtchen derby (das kleine museum mit nachgebauten huetten und allerhand original ramsch aus der vorletzten jahrhundertwende war extraklasse) nach st helens an der ostkueste. hier gibt es straende vom allerfeinsten: schneeweisser sand, kristallklares wasser, die gelegentliche lagune und kunstvolle steinbilder. bilderbuchmaessig und unheimlich friedlich. fehlen nur noch spielende delfine und schwupps, da waren sie, ein munteres paar flippers. binalong bay und die bay of fires gehoeren zu den feinsten plaetzchen.
weiter suedlich ist der spektakulaere freycinet national park (wer lust auf mehr informationen und spektakulaere bilder hat, dem sei die homepage von parks & wildlife service tasmania ans herz gelegt, interessant und wunderschoen). den eingang bilden eindrueckliche pinkfarbene granithuegel, die hazards. das highlight ist aber zweifellos wineglass bay, einer der angeblich schoensten straende der welt (nein, das wasser ist kristallklar. der name kommt von der form der bucht).


soweit, sogut. weiter ging's zum tasman national park, ebenfalls spektakulaer. 300m hohe kliffs trotzen den fluten des tasmanischen meeres. das wasser hat zahlreiche atemberaubene formationen in den fels gefressen, eindrucksvolle namen wie devils kitchen, tasman arch oder blowhole geben eine ahnung, was einem erwartet. ungewohnlich ist tessellated pavement; schaut aus als waere der weg ins meer mit kopfsteinpflastern ausgelegt. leider holte uns hier zum erstenmal der regen ein. es schuttete was das zeugs hielt. mit andern worten: wir konnten das wasser gegen den fels donnern hoeren, sahen aber herzlich wenig wo und wie das geschah.
wir fluechteten schnurstracks nach port arthur, der staette des beruehmt-beruechtigten gefaengnis. die ganze gefangenen thematik ist zur zeit ziemlich trendy. jeder ort, der im entferntesten was mit straeflingen zu tun hat, und das ist de fakto jeder ort tasmaniens, preist ein themenbezogenes museum an, vorzueglich verbunden mit einer speziell gruseligen ghost-tour. port arthur, die unbestrittene mutter aller gefaengnisse, steht entsprechend hoch im kurs. die ruinen der gefaengnis-stadt liessen es uns kalt ueber den ruecken laufen (oder war's das nass-kalte wetter?). wir wussten genau, wie es hier damals zugegangen sein muss - den juengsten weltpolitischen ereignissen sei dank. das leben war die hoelle! und wenn es nicht die hoelle war, wurde es dazu gemacht! darueber konnten wir uns waehrend der exzellenten naechtlichen ghost-tour vergewissern. ob wir gespenster sahen, sei an dieser stelle nicht verraten - dafuer der link zur homepage fuer alle haeftlings- und spuk-freaks.


die hauptstadt des inselstaates heisst hobart. wir kamen gerade rechtzeitig zum samstaeglichen salamanca markt. ziemlich viel los und allerhand interessante verkaufsstaende von allen erdenklichen homemades bis italienischem latte. hobart ist eine sehr charmante stadt. sie breitet sich um sullivans cove aus. hier ruhen in den verschiedenen docks die vielen fischerboote der stadt. natuerlich gibt's auch leckeren fish & chips. entlang den zwei grossen boulevards kann eine fuelle gregorianischer prachtsbauten bewundert werden. battery point ist das zentrum des alten hobart. ein ausgesprochen suesser stadtteil voller kleiner haeuser in bunten farben.
auch in der hauptstadt stehen fabriktouren hoch im kurs. wir goennten uns eine sympathische fuehrung durch die aelteste brauerei australiens, die cascade brewery. das bier schmeckt ausgesprochen gut. vollmundig, prickelnd, erfrischend... ich sage euch, ein traum;-)
mauela gefiel der besuch beim australischen ableger von cadbury chocolate besser. engagierte frauen fuehrten uns durch die riesige anlage. ein blick auf die damen genuegte und wir wussten: die schokolade schmeckt ausgezeichnet hier;-) war wirklich nicht schlecht und jedesmal wenn wir ein muesterchen einstecken durften, leuchteten unsere augen. cadbury duerfte einer der groessten produzenten weltweit sein. immerhin haben wir die violetten tafeln von indien bis china angetroffen (auf der ganzen welt, ausser in den milka-, lindt- und gailler-hochburgen im herzen der alpen).


nach einem kurzen abstecher in den sueden zum tahune forest reserve (bekannt fuer seinen hochmodernen airwalk, ein spaziergang unter den baumkronen auf einem metallgeruest) ging's richtung westkueste. die fahrt fuehrte abwechselnd ueber weite hochebenen und durch dichte urwaelder. vorbei an fabelhaften bergspitzen (haette es nicht pausenlos geregnet bzw. tief haengende wolken gehabt, haetten wir sie sogar gesehen;-(. aus einem anderen grund unvergesslich bleibt queenstown. nach einem schwachen goldrausch fand man 1891 grosse kupfer vorkommen. das fuettern von drei millionen tonnen brennholz an die hungrigen schmelzoefen und die damit verbundene luftverschmutzung hatten katastrophale folgen. die huegel rund um die stadt sind kahler als kahl, machen leben beinahe unmoeglich. der letzte ofen erlosch 1969 und erst kuerzlich wuchs das erste kleine bisschen gras nach. wer noch nie auf dem mond war: queenstown ist die budget variante!


strahan ist ausgangsort fuer eine ausgedehnte bootstour auf dem gordon river, teil des unesco world heritage franklin-gordon wild rivers national park. hier findet man einen der aeltesten waelder der welt. von all den unterschiedlichen baumriesen hat es eine art zu besonderer beruehmtheit gebracht, die huon tanne. die spezies war bereits vor 40'000 jahren auf unserem planeten. einzelne baeume koennen ueber 2'500 jahre alt werden und bis sie sich das erstemal fortpflanzen dauert es angeblich 500 jahre. die huon tanne besitzt ein ganz besonderes oel, das ihr holz vor allen bekannten schaedlingen schuetzt. entsprechend begehrt war das edle material bei schiffsbauern und andern handwerkern. heute ist der baum geschuetzt und es darf nur noch holz, welches aus fluessen oder vom waldboden gesammelt werden kann, verarbeitet werden.


das disaster: der unbestrittene hoehepunkt einer jeden tasmanien reise ist der unverkennbare cradle mountain. auf beinahe jeder postkarte ist er drauf, ausgesprochen eindruecklich. als wir um die kurve zum besucherparkplatz bogen, spuerten wir, dass da ein wahrlich beeindruckendes naturmonument vor uns stand. leider blieb es beim spueren. kaum da verunmoeglichten einmal mehr die wolken jegliche sicht. sturmboen setzten ein und regen peitschte vom himmel. das kann nicht ewig dauern, dachten wir. nach einer stunde im wagen froesteln waren wir uns da nicht mehr so sicher und zogen unverrichteter dinge dahin. im warmen tearoom kauften wir spaeter eine postkarte.


zum abschluss fuhren wir an den nord-westlichen zipfel. in stanley steht ein kleines phaenomen, the nut. dies ist ein klumpen vulkan-gestein, der 152m aus dem boden ragt. ein rechteckiger steinklotz, der wie aus dem nichts am ende einer schmalen landzunge aus dem meer ragt. skurriles bild, diesmal unter blauem, fast wolkenlosem, himmel.


das war's. tasmanien ist definitiv einen abstecher wert. wir haetten hier problemlos zwanzig statt zehn tage verbringen koennen. die insel ist beruehmt fuer zahllose merhtaegige wandertouren, meist durch einzigartige, urspruengliche national parks. die waelder hier sind unvergesslich, ebenso die vielen tiere. berggipfel gibt es in den spektakulaersten formen - so sagt man. tja, damit sind wir auch beim leider einzigen wehrmutstropfen unserer reise, dem wetter. in keinem tagebucheintrag habe ich bisher soviel ueber das wetter geschrieben, schreiben muessen;-(( der regen hat uns einiges verdorben, war manchmal echt zum haare ausreissen! schoen wars trotzdem und jetzt haben wir auch einen guten grund um spaeter mal hierher zurueckzukommen (zum wandern versteht sich, nicht zum schlemmen!).




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