Dienstag, Mai 25, 2004

 
der weg in die snowy mountains, die gegend mit den hoechsten bergen australiens, fuehrte ueber cooma. das info-zentrum von snowy mountains hydro-electric scheme war ein interessanter zwischenstopp. das projekt ist eines der zivilen ingenieur-weltwunder und in der tat bemerkenswert. die idee war einfach: die riesigen schmelzwasser mengen der snowies sollten aufgefangen (damit sie nicht ungenutzt nach osten ins meer fliessen) und den trockenen landwirtschaftsregionen im westen zugeteilt werden. um dies zu realisieren, musste das wasser unter der bergkette von west nach ost umgeleitet werden - wenn's sonst nichts ist... mit dem bau wurde unmittelbar nach dem zweiten weltkrieg begonnen, ueber 100'000 arbeiter aus 28 nationen (auf einmal waren franzosen, italiener, deutsche etc. wieder friedlich vereint) waren beteiligt. in den naechsten 25 jahren wurden 16 hauptdaemme, 7 stromerzeugungs-stationen und 225km miteinander verbundene tunnels, pipelines und aequadukte errichtet - ungefaehr so, wie wenn man das ganze wasser der walliser alpen einsammeln und ins mitelland umleiten wuerde. gigantisch.


etwas weiter, in jindabyne, schlugen wir unser basiscamp zur australischen alpen expedition auf. von dort fuhren wir am naechsten morgen nach charlotte pass, dem hoechsten ort australiens. unser plan war eine rundtour vorbei an bergseen, ueber bergruecken zum hoechsten gipfel australiens, mount kosciuszko mit 2228m. es war wunderschoen. die spaetherbstliche landschaft, der kuehle wind, goldene grasflaechen, wettergeformte felsen... fast wie in der guten alten heimat! die erste station war blue lake, ein tiefblauer (ueberraschung!) see am rande einer ehemaligen moraene. der see lag schon auf einer hoeheren hoehe und wir trafen auf den ersten schnee. durch diesen stampften wir weiter, einen bergruecken herauf. hier blies der wind staerker, hatte den schnee bereits vereist. unsere schritte waren nicht mehr so trittsicher, die suche nach dem weg gestaltete sich zusehends schwieriger. als vernuenftige alpenlandler leiteten wir den rueckzug ein.
doch damit nicht genug! schliesslich hatten wir noch nicht den hoechsten gipfel bestiegen. mit fixem ziel im kopf sputeten wir den weg zurueck zum parkplatz, von wo ein direkter weg zum mount kosciuszko fuehrt. kosciuszko ist uebrigens kein aboriginal wort, sondern der name eines polnischen helden aus dem amerikanischen freiheitskrieg (wie der hierher kommt, frage nicht...). unserem auto sagten wir kurz hallo und liefen schnurstracks richtung gipfel weiter. es war bereits frueher nachmittag, sonnenuntergang um fuenf angesagt. ob ein halber tag fuer einen tagesmarsch reichte? wir dachten nicht lange nach, sondern liefen als ob wir den letzten zug erwischen muessten. ein kolossaler felsen kam in unser visier, dann eine berghuette, dann fanden wir heraus dass dies ein anderer berg sei, wir mussten um diesen herumlaufen, dann sahen wir ihn, den hoechsten gipfel australiens, in sanfter huegelform. er war schneebedeckt, wir nahmen den direkten weg, diesmal sieger im duell gegen das eisfeld und dann standen wir ganz oben! es war unvergesslich. die sonne senkte sich bereits zum horizont, oranges licht strahlte zwischen schnell daherziehenden wolken hindurch. rauher wind hatte beim gipfeldenkmal spuren in form von schneeskulpturen hinterlassen. tolle natur.
wir genossen den moment, doch nicht zu lange. weiter ging unser bergrennen, diesmal zurueck zum auto. schneller als die sonne, so das ziel. todmuede, aber uebergluecklich, trafen wir schliesslich ein. anstatt der knapp 20km rundwanderung hatten wir 28km hin-und-her-laufen hinter uns gebracht (schnee und hoehenmeter inklusive). wir waren nicht ganz 8 stunden non-stop unterwegs, sandwiches assen wir im laufen, zeit zum rasten hatten wir nicht. meine huefte hat gehalten und ich muss sagen, ich bin stolz auf unsere leistung - darum die vielen zeilen;-))


am naechsten tag hatten die wolken definitiv die sonne verdraengt, gelegentlich fiel regen. dies verdarb uns ganz gehoerig die angeblich malerische, als alpine way bekannte, fahrt: wintersportort thredbo (rechtzeitig zum saisonbeginn wurden skilifte made in switzerland geoelt); dichte eukalyptus gebirgswaelder (oftmals mit spuren von grossen buschfeuern); ein aussichtspunkt ins graue (die spektakulaeren berggipfel waren gerade auf urlaub im himalaya); das gelegentliche generatoren-haeuschen vom hydro-projekt.
dann erreichten wir den murray river, einer der groessten fluesse australiens. am fusse der berge ist er noch zart und zahm. wir folgten ihm. vorbei an kleinen doerfern (alle 30km oder so), ueber endlose weiden, durch dichten nebel. am strassenrand zeugten aufgehaengte fuchskadaver, dass die ehemals importierten jagdfreuden nicht mehr laenger erwuenscht sind.
am aufgestauten lake hume (baumskelette ragen bei niederem wasserstand aus dem see, schaut gespenstisch aus) drehten wir richtung sueden. kreuz und quer kurvten wir durch die alpen victorias, vorbei an den prestigetraechtigen skiorten falls creek und mount hotham. die berge hatten's uns angetan, wir genossen jeden tag in dieser spektakulaeren umgebung.


gippsland ist der sued-oestliche teil victorias. hinter einem unendlichen strand, passend 90 mile beach genannt, liegen mehrere lagunen, oftmals riesige seen. ein paradies fuer voegel, fische und wassersportfreunde. gegen das landesinnere werden die lagunen von weichen huegeln, saftigen weiden und gelegentlichen regenwaeldern abgeloest. besonders gut hat uns tarra bulga national park gefallen, wo wir uns auf einmal inmitten aller nur vorstellbaren variationen von farnbaeumen wiederfanden - kleine, mannshohe, palmenartige.
durch gippsland zu fahren war ungemein friedlich. vom touristischen lakes entrance zum historisch bedeutenden port albert - abwechslungsreich, gemuetlich.
das aushaengeschild der region ist wilsons promontory national park. hier am suedlichsten zipfel australiens gibt es einsame straende, protzige granitbloecke in allen groessen und formen, sowie dichten busch. zur allgemeinen freude ist der park voll mit tieren. endlich sahen wir unsere ersten kangaroos, emus und wombats (ueberdimensionale meerschweinchen mit beutel) in freier wildbahn.


phillip island ist die touristische hauptattraktion melbournes (obwohl die insel 130km suedlich der metropole gelegen). der grund: die allabendliche pinguin parade. die kleinen kerle sind ein ungemein niedlicher anblick. einer nach dem andern tauchen sie im schutz der daemmerung aus dem ozean auf. aengstlich schauen sie sich am strand um, dann bilden sie gruppen. ist die gruppe gross genug, watscheln sie so schnell sie koennen ueber den strand ins schuetzende gras. zur zeit sind die pinguine auf partner suche. kaum im dickicht verschwunden, ging ein lautes gekraechze los. buntes treiben herrschte. eifersuechtige herren bekaempften sich gelegentlich. es dauerte, bis alle in ihrem bau verschwanden und ruhe einkehrte.


last but not least moechte ich den megascolides australis erwaehnen, auf gut deutsch: der gigantische regenwurm aus gippsland. er ist genau das, ein regenwurm. kaum dicker als die unsrigen, aber mit einer unglaublichen laenge von ueber 3m!!! es gibt leute die behaupten, dass er sogar 5m schaffen kann. die wissenschaft weiss nicht gerade viel ueber einen der laengsten wuermer der welt. um so erstaunlicher, dass es einigen wurmfreaks gelang, ein ganzes museum zu ehren des dreck-kerls einzurichten. als besucher bekommt man gelegenheit die welt aus der sicht eines regenwurmes zu sehen, gemuetlich durch sein inneres zu schlendern (begleitet von den gurgelnden geraeuschen die das verdauen von erde mit sich bringt), das video zur bergung des ersten museums-insassen zu geniessen und viele viele zeitungs- und wissenschaftsberichte zu bestaunen. megascolides australis ist einzigartig!




Montag, Mai 24, 2004

 
so, endlich haben wir ein internet cafe gefunden. ist ganz ok hier. die meisten user sind von ihren online-spielen besessen, was mitunter zu heftigen gefuehlsausbruechen und angeregten fachsimplereien fuehrt. der betreiber nimmt das easy und klimpert ohne unterlass auf seiner gitarre rockige melodien. ideale voraussetzungen also, fuer das versprochene reiseupdate:


vor zwei wochen verliessen wir mit unserem camper (nein, namen hat er noch keinen - vorschlaege willkommen) sydney. natuerlich war die wohnungs-aufloesung mit einigen rennereien zu den beliebten behoerden verbunden, zog sich bis in den fruehen nachmittag hin. folglich wurde die erste etappe kuerzer als geplant, gerade in die blue mountains schafften wir es. abstecher machten wir zu wentworth falls und three sisters - waren wie immer beeindruckend, diese steil abfallenden felswaende.


australien im winter kann ganz schoen kalt werden. die erste nacht in den bergen gab uns einen warnenden vorgeschmack. am liebsten haetten wir uns gleich unter der bettdecke verkrochen. doch so einfach ging es nicht, essen und waschen hiess es fuers erste... das mit dem kalt sein ist kein scherz. fuer die nacht brauchten wir zwei decken und tagsueber steckten wir in dicken fleece jacken. die naechsten tage hielten wir verzweifelt nach einem laden ausschau, der elektro-heizer verkaufte!


unsere route fuehrte weiter westwaerts ins landesinnere. unterwegs sahen wir endlich australische tiere: kanguruhs und wombats. erschreckend, wie viele den strassenrand saeumten. alle hatten sie das duell gegen laster und autos verloren;-( als ich ausstieg um ein foto zu machen, geschah etwas skurriles: ich entdeckte ein schaf im strassengraben, sagte hallo, das schaf bloekte, ich drehte mich von der strasse weg, hoerte einen laster hintendran vorbei rauschen, machte das foto, drehte mich um und sah das soeben erst kennengelernte schaf auf der strasse liegen, tot! manuela sagte, dass der laster ausweichen wollte, aber kein chance hatte, stattdessen erwischte er den hinterteil des tieres, welches wortwoertlich durch die luft wirbelte. schnell kann es gehen - war irgendwie bedrueckend.


nach den bergen fuhren wir durch weites weideland. das gras glaenzte golden im sonnenlicht. schoene farben dachten wir, doch extrem trocken alles. weite teile australiens hatten in den letzten jahren nicht den regen bekommen, den sie brauchten. ueber dem land schwebt immer drohender die gefahr einer duerre. von solchen feldern umgeben ist auch cowra. wir besuchten den kleinen ort nicht wegen der landwirtschaft, sondern weil die tourismus-information fernab jeglicher touristen-stroeme eine ausgezeichnete hologramm-show ueber die ereignisse zeigt, die sich hier im zweiten weltkrieg abgespielt hatten. im ort gab es damals ein lager fuer kriegsgefangene. die eine haelfte war italiener, die andere japaner. waehrend die italiener gluecklich waren, nicht mehr an den kampfen teilnehmen zu muessen (sie benahmen sich vorbildlich, kochten pasta, spielten calcio und verdrehten den jungen landmaedchen die augen), war die gefangenschaft fuer die japaner fiasko schlechthin. lieber wollten sie sterben, denn als gefangene ihr gesicht verlieren. zu diesem zweck zettelten sie einen ausbruchsversuch an - weniger in der hoffnung zu entkommen, als vielmehr das schicksal eines tapferen soldaten zu erleiden. die folge: das friedlich cowra sah blutige kaempfe und mehrere maenner starben einen sinnlosen tod (hieben wie drueben). die geschichte wird von einem maedchen erzaehlt, das aus einem bilder rahmen heraustritt, zwischen verschiedenen ausstellungsgegenstaenden herumschlendert und munter gestikuliert - so macht museum spass, tolles hologramm.


australiens hauptstadt heisst... (nein, nicht sydney, auch nicht melbourne!) canberra. viele besucher beschreiben sie als langweilig und ausgestorben. sollen sie doch! erstens: wenn man von den hauptboulevards in einen der vielen vororte abbiegt, findet man ploetzlich die ueblichen einkaufszentren, restaurants und bars - abends ist hier einiges los, das angebot ueberraschend vielseitig. zweitens: die stadt ist voll mit wichtigen gebaeuden wie parliament house, high court, national gallery, war memorial und jeder menge erstklassiger museen, von denen jedes locker einen interessanten tag hergibt.
wir verbrachten drei tage in der hauptstadt. man muss wissen, dass canberra nicht von jeher eine stadt war. das ehemalige kaff wurde anfangs des 20. jahrhunderts als standort der zukuenftigen hauptstadt auserwaehlt, weil es a)nicht sydney und melbourne war und b) mindestens 100km von sydney entfernt lag. den ausgeschriebenen stadtplanungs-wettbewerb gewann der amerikaner walter burley griffin, der einen wuchtigen gehalt symbolik in seine vision einfliessen liess. alles ueber die geschichte canberras erfuhren wir in der national capital exhibition (fuer mehr infos bitte link klicken).
das politische zentrum ist parliament house. das haus ist eines der vielen meisterwerke moderner architektur in canberra. innen wie aussen perfektes design, bis ins kleinste detail durchdacht. besonders beeindruckend der silbern schimmernde fahnenmast auf dem dach (welches aus feinstem englischen rasen besteht; das haus wurde in einen huegel "eingearbeitet", um das urspruengliche stadtbild nicht zu veraendern). es gibt zwei haeuser im australischen system: das abgeordneten haus und den senat. wir hatten das vergnuegen, das parlament in action zu erleben. die naeselnde stimme des australischen prime ministers john howard, die kreativen gegenseitigen beschimpfungen von regierung und opposition, die prinzipiellen zwischen buh-rufe... stand-up comedy vom feinsten; endlich mal ein land das politik so praesentiert, wie sie ist.
bleibende erinnerung war der besuch des high court. auch modern, aber komplett einzigartiger stil. wuchtiger betonbau, wie willkuerlich aufeindandergelegte rechtecke. drinnen wurden wir von aelteren juristen aus dem bilderbuch empfangen. sie erklaerten die drei verschiedenen gerichtsraeume und gaben einen kurzen, praegnanten einblick in das australische rechtssystem. das beste war die sprache, derer sie sich bedienten. wer "a fish called wanda" gesehen hat und sich an die entschuldigungs-rede von john cleese erinnern kann, weiss was ich meine. "juristisch" in hoechster vollendung live - es war koestlich!
was es sonst noch zu entdecken gab: das flair vergangener tage im old parliament house, hintergruende zur praegung einer nation mit anzac (australian new zealand army corps) im australian war memorial, ein museum das sogar dasjenige von cowra in den schatten stellt (national museum of australia), australische und internationale meisterwerke in der national gallery und das ohr, welches maeuse im spaceshuttle rascheln hoert (canberra space centre).
nebst schlauen ausstellungen goennten wir uns erstklassige vietnamesische vegetarier-kost und einen abend im pub mit rugby union (die canberra brumbies qualifizierten sich fuers finale der super12, und haben dies inzwischen sogar gewonnen - doch das ist eine andere geschichte...).




Dienstag, Mai 18, 2004

 
wer haette das gedacht. einmal ausserhalb von sydney ist es gar nicht so leicht ein internet-cafe zu finden. und wenn dann mal eins kommt, sperrt es schon um fuenf oder sechs uhr abends zu...

bitte ein bisschen geduld. ein ausfuehrlicher bericht folgt in baelde. fuers erste nur so viel: uns geht es gut, wir haben canberra im detail ausgekundschaftet und mit den letzten sonnenstrahlen den hoechsten berg australiens, mount kosciuszko, bestiegen. bis bald!




Samstag, Mai 01, 2004

 
jetzt ist es fix! der doktor gab seinen segen zu unseren reiseplaenen. heute hatte ich meinen letzten arbeitstag. bye-bye magistic cruises.
jetzt bleibt uns noch eine woche, um all die sachen zu tun, die wir waehrend den vergangenen sieben monaten immer schon tun wollten... aber einfach nicht schafften;-)


ps: erinnert ihr euch noch an die geschichte von ian thorpes plumps ins schwimmbecken waehrend den olympia ausscheidungen (s. tagebucheintrag vom 4. april)?
es kam wie es kommen musste, thorpedo darf doch schwimmen. craig stevens, der sich an thorpes stelle fuer die 400m freestyle qualifiziert hatte, hat seinen startplatz geraeumt, weil er sich angeblich auf seine paradedisziplin ueber 1500m konzentrieren will. die bekanntgabe der entscheidung hat stevens einen fernsehdeal ueber $60.000,-- (mehr als euro 35.000,--) eingebracht!




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