der weg in die snowy mountains, die gegend mit den hoechsten bergen australiens, fuehrte ueber cooma. das info-zentrum von
snowy mountains hydro-electric scheme war ein interessanter zwischenstopp. das projekt ist eines der zivilen ingenieur-weltwunder und in der tat bemerkenswert. die idee war einfach: die riesigen schmelzwasser mengen der snowies sollten aufgefangen (damit sie nicht ungenutzt nach osten ins meer fliessen) und den trockenen landwirtschaftsregionen im westen zugeteilt werden. um dies zu realisieren, musste das wasser
unter der bergkette von west nach ost umgeleitet werden - wenn's sonst nichts ist... mit dem bau wurde unmittelbar nach dem zweiten weltkrieg begonnen, ueber 100'000 arbeiter aus 28 nationen (auf einmal waren franzosen, italiener, deutsche etc. wieder friedlich vereint) waren beteiligt. in den naechsten 25 jahren wurden 16 hauptdaemme, 7 stromerzeugungs-stationen und 225km miteinander verbundene tunnels, pipelines und aequadukte errichtet - ungefaehr so, wie wenn man das ganze wasser der walliser alpen einsammeln und ins mitelland umleiten wuerde. gigantisch.
etwas weiter, in jindabyne, schlugen wir unser basiscamp zur australischen alpen expedition auf. von dort fuhren wir am naechsten morgen nach charlotte pass, dem hoechsten ort australiens. unser plan war eine rundtour vorbei an bergseen, ueber bergruecken zum hoechsten gipfel australiens,
mount kosciuszko mit 2228m. es war wunderschoen. die spaetherbstliche landschaft, der kuehle wind, goldene grasflaechen, wettergeformte felsen... fast wie in der guten alten heimat! die erste station war blue lake, ein tiefblauer (ueberraschung!) see am rande einer ehemaligen moraene. der see lag schon auf einer hoeheren hoehe und wir trafen auf den ersten schnee. durch diesen stampften wir weiter, einen bergruecken herauf. hier blies der wind staerker, hatte den schnee bereits vereist. unsere schritte waren nicht mehr so trittsicher, die suche nach dem weg gestaltete sich zusehends schwieriger. als vernuenftige alpenlandler leiteten wir den rueckzug ein.
doch damit nicht genug! schliesslich hatten wir noch nicht den hoechsten gipfel bestiegen. mit fixem ziel im kopf sputeten wir den weg zurueck zum parkplatz, von wo ein direkter weg zum mount kosciuszko fuehrt.
kosciuszko ist uebrigens kein aboriginal wort, sondern der name eines polnischen helden aus dem amerikanischen freiheitskrieg (wie der hierher kommt, frage nicht...). unserem auto sagten wir kurz hallo und liefen schnurstracks richtung gipfel weiter. es war bereits frueher nachmittag, sonnenuntergang um fuenf angesagt. ob ein halber tag fuer einen tagesmarsch reichte? wir dachten nicht lange nach, sondern liefen als ob wir den letzten zug erwischen muessten. ein kolossaler felsen kam in unser visier, dann eine berghuette, dann fanden wir heraus dass dies ein anderer berg sei, wir mussten um diesen herumlaufen, dann sahen wir ihn, den hoechsten gipfel australiens, in sanfter huegelform. er war schneebedeckt, wir nahmen den direkten weg, diesmal sieger im duell gegen das eisfeld und dann standen wir ganz oben! es war unvergesslich. die sonne senkte sich bereits zum horizont, oranges licht strahlte zwischen schnell daherziehenden wolken hindurch. rauher wind hatte beim gipfeldenkmal spuren in form von schneeskulpturen hinterlassen. tolle natur.
wir genossen den moment, doch nicht zu lange. weiter ging unser bergrennen, diesmal zurueck zum auto. schneller als die sonne, so das ziel. todmuede, aber uebergluecklich, trafen wir schliesslich ein. anstatt der knapp 20km rundwanderung hatten wir 28km hin-und-her-laufen hinter uns gebracht (schnee und hoehenmeter inklusive). wir waren nicht ganz 8 stunden non-stop unterwegs, sandwiches assen wir im laufen, zeit zum rasten hatten wir nicht. meine huefte hat gehalten und ich muss sagen, ich bin stolz auf unsere leistung - darum die vielen zeilen;-))
am naechsten tag hatten die wolken definitiv die sonne verdraengt, gelegentlich fiel regen. dies verdarb uns ganz gehoerig die angeblich malerische, als
alpine way bekannte, fahrt: wintersportort thredbo (rechtzeitig zum saisonbeginn wurden skilifte made in switzerland geoelt); dichte eukalyptus gebirgswaelder (oftmals mit spuren von grossen buschfeuern); ein aussichtspunkt ins graue (die spektakulaeren berggipfel waren gerade auf urlaub im himalaya); das gelegentliche generatoren-haeuschen vom hydro-projekt.
dann erreichten wir den
murray river, einer der groessten fluesse australiens. am fusse der berge ist er noch zart und zahm. wir folgten ihm. vorbei an kleinen doerfern (alle 30km oder so), ueber endlose weiden, durch dichten nebel. am strassenrand zeugten aufgehaengte fuchskadaver, dass die ehemals importierten jagdfreuden nicht mehr laenger erwuenscht sind.
am aufgestauten lake hume (baumskelette ragen bei niederem wasserstand aus dem see, schaut gespenstisch aus) drehten wir richtung sueden. kreuz und quer kurvten wir durch die
alpen victorias, vorbei an den prestigetraechtigen skiorten falls creek und mount hotham. die berge hatten's uns angetan, wir genossen jeden tag in dieser spektakulaeren umgebung.
gippsland ist der sued-oestliche teil victorias. hinter einem unendlichen strand, passend 90 mile beach genannt, liegen mehrere lagunen, oftmals riesige seen. ein paradies fuer voegel, fische und wassersportfreunde. gegen das landesinnere werden die lagunen von weichen huegeln, saftigen weiden und gelegentlichen regenwaeldern abgeloest. besonders gut hat uns tarra bulga national park gefallen, wo wir uns auf einmal inmitten aller nur vorstellbaren variationen von farnbaeumen wiederfanden - kleine, mannshohe, palmenartige.
durch gippsland zu fahren war ungemein friedlich. vom touristischen lakes entrance zum historisch bedeutenden port albert - abwechslungsreich, gemuetlich.
das aushaengeschild der region ist
wilsons promontory national park. hier am suedlichsten zipfel australiens gibt es einsame straende, protzige granitbloecke in allen groessen und formen, sowie dichten busch. zur allgemeinen freude ist der park voll mit tieren. endlich sahen wir unsere ersten kangaroos, emus und wombats (ueberdimensionale meerschweinchen mit beutel) in freier wildbahn.
phillip island ist die touristische hauptattraktion melbournes (obwohl die insel 130km suedlich der metropole gelegen). der grund: die allabendliche pinguin parade. die kleinen kerle sind ein ungemein niedlicher anblick. einer nach dem andern tauchen sie im schutz der daemmerung aus dem ozean auf. aengstlich schauen sie sich am strand um, dann bilden sie gruppen. ist die gruppe gross genug, watscheln sie so schnell sie koennen ueber den strand ins schuetzende gras. zur zeit sind die pinguine auf partner suche. kaum im dickicht verschwunden, ging ein lautes gekraechze los. buntes treiben herrschte. eifersuechtige herren bekaempften sich gelegentlich. es dauerte, bis alle in ihrem bau verschwanden und ruhe einkehrte.
last but not least moechte ich den
megascolides australis erwaehnen, auf gut deutsch: der gigantische regenwurm aus gippsland. er ist genau das, ein regenwurm. kaum dicker als die unsrigen, aber mit einer unglaublichen laenge von ueber 3m!!! es gibt leute die behaupten, dass er sogar 5m schaffen kann. die wissenschaft weiss nicht gerade viel ueber einen der laengsten wuermer der welt. um so erstaunlicher, dass es einigen wurmfreaks gelang, ein ganzes museum zu ehren des dreck-kerls einzurichten. als besucher bekommt man gelegenheit die welt aus der sicht eines regenwurmes zu sehen, gemuetlich durch sein inneres zu schlendern (begleitet von den gurgelnden geraeuschen die das verdauen von erde mit sich bringt), das video zur bergung des ersten museums-insassen zu geniessen und viele viele zeitungs- und wissenschaftsberichte zu bestaunen. megascolides australis ist einzigartig!
posted by christoph 08:43