Freitag, November 28, 2003

 
mein job bringt viele lange naechte mit sich, oftmals wird es drei oder vier bis ich im bett liege - und dies hat absolut nichts mit ausgehen zu tun! wenn ich am naechsten morgen aufgestanden bin und gefruehstueckt habe heisst es schon wieder: rein in den anzug. die anlaesse koennten unterschiedlicher nicht sein: vip-essen japanischer geschaefts-tykone, elegante geburtstagsfeiern einheimischer groessen, klassische weihnachtsfeiern allermoeglicher firmen und der gelegentliche harmlose anlass, der in eine beruehmt-beruechtigte "booze-cruise" (= saufen was das zeugs haelt, weil das auf dem schiff besonders lustig ist) ausartet - mein job ist es dann, rechtzeitig einzuschreiten, das feuchte vergnuegen zu kontrollieren und einzudaemmen; darf dann die sogenannte "spassbremse" spielen... bleibt nicht viel zeit fuer grosse spruenge und unternehmungen mit manuela, zur zeit. leider spielte auch das wetter in den letzten wochen nicht mit. oft war's viel zu kuehl und petrus schuettete immer wieder seine kuebel aus. ein guter vorwand, um oefters mal ins kino zu gehen;-)

eine angenehme abwechslung war der besuch bei meinem australischen goetti und seiner gattin. den grauen sonntag verbrachten wir bei reise-geschichten. sie waren sehr neugierig, fragten uns riesige loecher in den bauch. aber auch sie hatten einiges zu erzaehlen, kehrten sie doch erst kuerzlich von ihrer fuenfmonatigen australien-rundreise zurueck. als wir so zusammen sassen, plauderten und fotos anschauten, begann es in meinen beinen schon wieder leicht zu kribbeln. australien ist gross und nach neuseeland wollten wir auch noch - also, ja nicht zu lange in sydney herumplaempern...

sport wird grossgeschrieben hier. unser einreisetag fiel mehr oder weniger mit dem beginn der rugby union weltmeisterschaft zusammen. ueber einen monat war das das dominierende thema. grosse tv's, vor denen sich je nach spiel groessere oder kleiner menschenmengen draengten, waren omnipraesent. denn, sowas schaut man sich nicht zu hause, sondern bei freunden und bier im pub an. australien, die sogenannten "wallabies", galt nicht als grosser titelanwaerter. zu aller ueberraschung bezwangen sie im halbfinale in ueberlegener manier die viel hoeher eingestuften "all blacks" aus neuseeland. ueberschwengliche freude herrschte, der sieg wurde wie der gewinn der weltmeisterschaft gefeiert. im finale ging es gegen england. das spiel war extrem knapp und australien gelang 30 sekunden vor ende der regulaeren spielzeit der ausgleich. in der verlaengerung wurde die spannung noch uebertroffen. diesmal konnte australien den ausgleich 2 minuten vor ende herstellen. doch dann, quasi mit dem schlusspfiff, konnte england entscheidend punkten. schoen waer's gewesen! rugby-wm hier ist wie fussball-wm bei uns:-) die atmosphaere war packend und das rugby-fieber steckte an - da machte es auch nichts, dass ich am ende von den regeln immer noch keine ahnung hatte...

das zweite grosse sportereignis war der melbourne cup, ein pferderennen. ein pferderennen ist wohl etwas untertrieben, vielmehr muesste ich schreiben: das pferderennen schlechthin. in melbourne ist dies ein feiertag und in sydney, ist die stadt zumindest am nachmittag so gut wie gelaehmt. als ich an besagtem morgen von der zugstation zur arbeit spazierte, traute ich meinen augen nicht: auf dem martin place waren mindestens drei mobile wettbueros aufgestellt vor denen sich lange schlangen gebildet hatten. ganz australien wettete!!! die leute hatten sich in schale geworfen, frauen schmueckten sich mit grossen hueten. im malaysischen lokal, wo ich damals mittagsschicht hatte, herrschte festtagsstimmung. alle waren aufgeregt, letzte wetten wollten platziert werden. bis kurz vor rennbeginn war dies bei einem der vielen wettbuero-mitarbeitern moeglich, die mit portablen wettmaschinen die lokale durchkaemmten. die zeit des startes rueckte naeher, die spannung stieg ins unertraegliche. den weit aufgerissenen augen zufolge muss es ein gutes rennen gewesen sein. wer gewonnen hat, frage nicht. die nummer konnte ich mir fuer einige stunden merken, doch den namen... noch nie gehoert. was ich auch herausfand: meine willkuerlich abgeschlossene wette blieb gluecklos und ich muss weiterhin arbeiten, womit wir wieder am anfang waeren;-)




Dienstag, November 11, 2003

 
einnisten in sydney
einen monat spaeter haben wir uns soweit umgestellt und eingelebt. das herumrennen fuer wohnung, job etc. hat nicht nur zeit, sondern auch nerven gekostet. jetzt duerfte alles soweit passen und wir endlich luft haben, sydney und australien naeher kennenzulernen und zu erleben - dazu sind wir schliesslich hier...

1. die wohnung
ganze seiten voller inserate, keine ahnung was die einzelnen abkuerzungen bedeuten, was vier waende so kosten duerfen und welcher stadtteil fuer uns am optimalsten ist - so die ausgangslage. also, kopf-voran ins kalte wasser. unser akzent erwies sich als erstes hindernis. die meisten mietvertraege sind auf mindestens sechs monate fixiert und "fremde" haben diesbezueglich schon mal ein handicap. frustrierend war es auch, wenn wir wohnungen zu angegebenen zeiten inspizierten; der haufen anderer interessenten erhoehte nicht unbedingt unsere chancen... folglich versuchten wir die agenturen, welche entgegen unseren erwartungen recht nuetzlich und nicht mal so teuer waren. auf einmal fanden wir uns in einer kleinen, komplett eingerichteten wohnung gleich wieder. der preis war sehr guenstig und wir schlugen zu. depot wurde hinterlassen und am naechsten tag hiess es einziehen - dachten wir. denn in der frueh laeutete mein handy (randbemerkung: ohne handy laeuft in dieser gesellschaft rein gar nichts und wer wohnung, job oder aehnliches sucht, muss zuerst mal in so ein teil investieren) und uns wurde mitgeteilt, dass die wohnung zu aller ueberraschung erstmal renoviert wird und dann zu einem hoeheren preis vermietet werden soll. uns fielen die kiefer runter, sch*****! zurueck ins hostel, wo wir gerade noch das letzte zimmer bekamen.
es ging hin- und her. mal kam etwas mehr in frage, dann wieder weniger. wir liefen uns die fuesse wund, suchten die ganze erste woche verzweifelt nach der nadel im heuhaufen. dann begann manuela mit der schule und ich konzentrierte mich auf die jobsuche. wir wurden wieder etwas entspannter, dachten auch an andere sachen.
genau zwei wochen nachdem wir gelandet waren, schauten wir ein studio in bondi an. als wir eintraten, sicherte der ausziehende gerade die wohnung einem jungen mann zu. dann kam eine frau zurueck und der ausziehende versicherte ihr die wohnung, weil sie vor dem jungen mann da gewesen sei, er aber gedacht haette sie gehoerten zusammen und und und. der junge mann kam mit geld vom bankomaten zurueck, wurde ueber die "aenderung" informiert und auf ein telefonat am nachmittag vertroestet. wir standen perplex und frustriert daneben - nettes plaetzchen, schon wieder zu spaet... als der junge mann und die frau weg waren, fragte uns mister mieter-sucher, ob uns das studio gefiele. wir sagten ja und betonten, dass wir gleich einziehen koennten. darauf meinte er, er habe keine lust lange herumzutun und wuerde uns die wohnung geben. die vemieterin sei gerade auf dem weg und wir koennten den vertrag fixieren. auf die frage, ob wir die kaution mit haetten, antworteten wir: bankomat;-) wir kamen zur wohnung wie die jungfrau zum kind! von kings cross zogen wir nach bondi in eine kleine, aber ausgesprochen freundliche wohnung, nur fuenfzehn minuten fussmarsch vom weltberuehmten strand entfernt. als wir die schluessel in haenden hielten, fiel uns ein stein vom herzen: uff, endlich geschafft!
die wohnung hat nur einen kleinen nachteil: nachts kriecht ab und zu 'ne schnecke (nein, ich habe mich nicht vertippt) durch die kueche. woher sie kommt, wohin sie geht... nobody knows.

2. der job
zweite prioritaet war jobsuche; denn wenn die frau dem studenten leben froehnt, muss der mann die existenz sichern;-)) meine idee: ein guter kellnerjob mit netten trinkgeldern. job-suchen erwies sich um einiges leichter als wohnung-suchen und nach fuenf tagen hatte ich mein erwerbsleben praechtig organisiert: mittags arbeitete ich in einem trendigen, immer-ausgebuchten malaysischen restaurant (super konzept, perfekt umgesetzt) und abends auf dem sydney-tower, wo vor allem touristen und paerchen hoch ueber der hell beleuchteten stadt im rotierenden restaurant dinieren. perfekt, dachte ich. meine beiden jobs vereinten zeitgeist und klassik, neues und bewaehrtes, lockeres und elegantes. dazu hatte ich sonntags frei und zeit fuer mein herzblatt.
ich war ueberrascht, als eines tages das handy vibrierte und ich zu einem vorstellungsgesprach als cruise director eingeladen wurde. ironischerweise war dies die erste stelle fuer die ich mich hier beworben hatte - eher zum spass, ohne grosse hoffnungen. nach dem ersten vorstellungsgespraech riet mir der interviewer, fuer einen allfaelligen zweiten termin einen anzug mit krawatte zu tragen. nette bermerkung, dachte ich, das war's. doch dann kam das zweite gespraech (ja, ich investierte vorher in einen anzug) und der job hoerte sich sehr nett an, erinnerte mich an den sommer in thun, wo ich ab und zu auf der "berner oberland" gewerkt hatte. erinnerungen wurden wach. die fakten lagen klar auf dem tisch: die angebotene stelle war interessanter, herausfordender und erst noch lukrativer; die beiden andern jobs waren zwar genau das, was ich gesucht hatte, boten aber bezueglich einkuenften (sydney ist leider nicht salzburg;-) eher bescheidene aussichten. soweit alles klar? nein! ich weiss nicht warum, doch tat ich mir extrem schwer eine entscheidung zu treffen. vielleicht, weil man nicht so gerne von den erwarteten vorstellungen abweicht. nach langem hin und her, einer ersten absage meinerseits mit spaeterer doch-zusage bekam ich den job. schneller als ich dachte, musste rucksack-garderobe gegen anzug, hemd und krawatte ausgetauscht werden.
ich bin verantwortlich fuer ein mittelgrosses boot (70 sitzplaetze), welches vor allem von firmen fuer anlaesse jeglicher art gemietet wird. zusammen mit servicemitarbeitern, koechen und marine-personal machen wir die gaeste happy und fahren ein bisschen im sydney harbor herum. ich fuehle mich wohl in meinem job und habe erst noch spass dabei. was will man mehr!

3. die schule
manuela hat ihren kurs fuer business english angefangen. scheint recht intensiv, aber auch interessant und gut zu sein. in der klasse sitzen vorwiegend schweizer, genauso wie damals bei mir vor neun (!) jahren. wir versuchen, so gut es geht, unsere gespraeche in englisch zu fuehren. ist mitunter ganz lustig, jedoch nicht so einfach - macht der gewohnheit...
weil manuela so viele hausaufgaben hat, so viel lernen muss und ab und zu mit ihren klassenkameraden unterwegs ist, fehlt ihr momentan ein bisschen die muse zum blogger schreiben;-)) also, bitte um verzeihung und etwas geduld.

4. der alltag
wir sind recht froh, dass er bei uns eingekehrt ist. in der "westlichen" gesellschaft braucht man ihn einfach! es war nicht die eintoenigkeit, die wir suchten, sondern die "geborgenheit in der gewohnheit".
waren wir die ersten wochen vor allem mit suchen von allen moeglichen sachen beschaeftigt, so halten uns momentan schule und arbeit auf trab - wie es sich gehoert, fuer brave buerger. doch damit nicht genug: die vielen vorzuege sydneys (von straenden ueber sightseeing bis opera house) garantieren, dass es uns in naher zukunft nicht an abwechslung fehlen wird.

5. das flair
sydney ist ein schmelztiegel fuer leute aus aller welt. vor allem der asiatische einfluss ist omnipraesent - was uns sehr freut. die stadt boomt und die bewohner wollen vor allem eins: lifestyle! dabei wird weniger wert auf klasse, als aufs haben gelegt. ich wuerde die gesellschaft als ausgesprochen hedonistisch (endlich ein ort, auf den dieses populaere marketing-woertchen auch wirklich zutrifft;-) bezeichnen: "ich weiss, dass ich es haben kann und ich will es jetzt!" als musterbeispiel habe ich den lunch im malaysischen restaurant empfunden: von montag bis freitag stroemen elegante business-leute; oft in grossen gruppen, ganze abteilungen zusammen; puenktlich um halb eins ins lokal, schlemmen die koestlichen menues und trinken dazu eine flasche wein um die andere. degustiert wird der wein selten, hauptsache auf die flasche und eingeschenkt. getrunken wird der rebensaft wie bier und wenn mal ein weisser nicht so schmeckt, bestellt man halt einen anderen.
unsere reise bleibt auch in einem nicht so exotischen land spannend.




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