Samstag, Oktober 11, 2003

 
ankunft in sydney - neue umgebung, erste eindruecke
zurueck aus dem grossen, ehemals fremden, inzwischen vertrauten asien in der "westlichen zivilisation". komisches gefuehl, misch-masch aus vorfreude und ungewissheit (wieder im system; einfach, schwierig???).


vom flughafen nahmen wir den shuttle-bus nach kings cross, dem beruehmt beruechtigten rotlicht-viertel das seinem ruf nur noch bedingt gerecht wird. unser ziel waren nicht die 24-stunden showbuehnen, sondern eines der zahllosen guesthouses. einchecken, tuer zu, geschafft - sicher untergekommen. schnell zeitung kaufen (samstag ist tag der wohnungssuche) dann ein nickerchen um die aufregung wegzudoesen. aufgewacht sind wir am spaeten nachmittag, so wurde die wohnungssuche auf die naechsten tage verschoben - bei den vielen inseraten haetten wir eh nicht gewusst, wo anfangen...


nach ziemlich genau 9 jahren bin ich einmal mehr an die staette meiner geburt zurueckgekehrt. sydney machte einen verschlafenen eindruck; wie sollte es anders sein, samstag morgen ist hangover allgemeinzustand und man bleibt entweder im bett, haengt sich in ein cafe oder fluechtet an den strand. was mich ueberraschte war, wie herausgeputzt sich die metropole praesentierte. ganze stadtteile wurden im sog der olympischen vorbereitungen renoviert, mit besonderem augenmerk auf das historische erbe. doch damit nicht genug. die sydneyaner scheinen freude an dieser entwicklung gefunden zu haben und arbeiten tagein tagaus an den verschiedensten orten an der verbesserung der lebensqualitaet. aesthetisch, stilig, trendig - nicht nur die bewohner, auch das bewohnte.




Freitag, Oktober 10, 2003

 
unser erster reisejahr schlossen wir mit einem typischen hong kong essen ab. dim sum sind kleine portionen verschiedenster koestlichkeiten, die man nach lust und laune auswaehlt und so lange bestellt, bis man genug hat. uebersetzt heissen sie "das herz anruehren". das ist, was die weissen teigtaschen mit ihren unterschiedlichsten fuellungen machen. unkompliziert und delikat, einfach und komplex, bescheiden und reich...
dim sum sind ein guter vergleich, um unser asien-jahr zusammen zu fassen. oft hatten wir die wahl, mussten uns fuer etwas entscheiden das nach aussen hin unscheinbar aussah, dessen inhalt wir aber nicht kannten. jedes einzelne haeppchen entpuppte sich als leckerbissen, hielt ueberraschungen fuer uns bereit und hinterliess unvergessliche erinnerungen. fuer mich gibt es keinen favoriten, kein das beste. gewonnen hat die vielfalt, die vollkommenheit des einzelnen in seinem umfeld. gewonnen haben die menschen. es ist ein aufmunterndes gefuehl, dass uns dieser teil unseres planeten nicht mehr fremd ist. wir konnten bisher unbekannte laender, kulturen und mentalitaeten kennenlernen und zugang finden. klar, von allem was es dort gibt, sahen wir nur ein kleines bisschen, doch fuer uns war dieses kleine bisschen voll mit neuen erfahrungen und eindruecken, fuer uns ist dieses kleine bisschen unglaublich wertvoll.


nach einer kurzen nacht ging's zum flughafen. dieser allein zahlt den besuch von hong kong aus, muss einer der modernsten der welt sein. ein letztes mal staunen, dann wartete philippine airlines auf uns. der flug nach sydney fuehrte ueber manila, wo wir einen laengeren stopp einlegten. das war gar nicht gut, denn manuela und ich unterhielten uns ernsthaft darueber, ob wir nicht einfach aussteigen und noch kurz die philippinen erforschen sollten... schliesslich verschoben wir das auf's naechste mal und machten uns endgueltig auf den weg nach australien:
neues jahr + neuer kontinent = neues kapitel




Donnerstag, Oktober 09, 2003

 
der zweite teil unseres hong kong aufenthaltes begann frueh morgens mit der fahnenaufzugs-zeremonie. im gegensatz zu beijing findet sie auf einem viel kleineren platz statt und zieht, ausser ein paar chinesischen touristen, kaum zuschauer an. dabei ist sie gar nicht so schlecht, spektakel im doppelback, sozusagen. die fahnen hong kongs und chinas muessen genau im gleichen moment in den wind geworfen und danach stets auf gleicher hoehe bleibend hochgezogen werden - damit ja keine falsche botschaft rueberkommt;-) der starre gesichtsausdruck des fahnen-korps ist dabei ebenso unabkoemmlich wie die nationalhymne, die lautstark aus modernsten riesenboxen droehnt.
einmal frueh aufgestanden, nuetzte ich das goldene licht der morgensonne fuer eine ausgedehnte foto-knipps-tour zwischen wolkenkratzern und britischen kolonialgebaeuden. je laenger wir da sind, um so besser gefaellt uns die stadt; langsam kommen wir dem groove auf die spur:-)


fuer zwei tage machten wir einen kleinen abstecher in die ehemals portugiesische kolonie macau, seit 1999 ebenfalls "spezielle administrative region". die distanz von 65km ueberwinden die modernen jet faehren in weniger als einer stunde, damit verbundene passformalitaeten (hong kong ausstempeln, macau einstempeln) dauern laenger...
im gegensatz zum hektischen finanzplatz hong kong, macht macau einen gemaechlichen, mediterranen eindruck. die portugiesen (sie machen nach wie vor 3% der bevoelkerung aus) haben zweifellos tiefe spuren hinterlassen: namen, blau-weisse fliesen bilder, baustile, kekse und guten wein. dazu kirchen an fast jeder strassenecke.
das herz der stadt ist largo do senado, flach und trichterfoermig. der weiss gepflasterte platz ist von dicker und duenner werdenden baendern aus schwarzen pflastersteinen durchsetzt, was beim betrachter das gefuehl von bodenwellen weckt. optische taeuschung im grossen stil, einfach genial. vorbei an der eindruecklichen sao domingo igreja (sollte jemand kein portugiesische verstehen, igreja meint kirche) fuehrt ein straesschen, das portugiesischer nicht sein koennte, zu den ruinen von sao paulo. die auf einem huegel, am ende einer breiten treppe, thronende kathedrale muss ein ehrfurcht einfloessender anblick gewesen sein. leider liess ein feuer waehrend einem verheerenden taifun 1853 nur die reich verzierte steinfassade ueber. mit all ihren heiligen skulpturen macht sie einen skurrilen, verlassenen fehl-am-platz eindruck; schaut aus wie eine filmkulisse. maechtig auch das ehemalige fortaleza de monte, von dem nach wie vor kanonrohre ueber die stadt hinweg aufs meer zielen.


durch die strassen macaus zu schlendern, ist was ganz besonderes. im einen moment flaniert man auf portugiesisch benannten wegen vorbei an prunkvollen regierungsgebaeuden und edlen kirchen; im naechsten findet man sich in einem labyrinth enger gaesschen wieder, wo sich maerkte, traditionelle chinesische handwerker, apotheken, open air friseure und strassenkuechen aneinander zwaengen. wir fanden hier arbeitsstaetten wie vor hundert jahren. ein exquisites juwel war ein kleiner teeladen, wo uns der senior-chef auf sympathische weise die unterschiedlichen gruentees in bestem englisch naeher brachte. im gegensatz zu frueheren degustationen spuerten wir bemerkenswerte unterschiede und die erklaerungen machten sinn. eine willkommene gelegenheit, uns fuer australien mit gesundem kraut einzudecken;-)
unvergesslich auch der moment, als wir zufaellig camoes park neben einer basilika entdeckten, wo ueber zwanzig bambus-vogelkaefige an riesigen baeumen hiengen. rundherum sassen die herrchen der gassi-gefuehrten haustiere, sich angeregt ueber gott und die welt (in china waere dies unvorstellbar;-) unterhaltend.
auch die kost war entschieden anderst. ein nettes bistro, das drei-gaengige menues mit suppe, hauptgang und dessert servierte, vermochte uns zu verzuecken. es gab seezunge mit provenzialischem gemuese, huehnchen nach afrikanischer art (spezialitaet macaus), filet steak etc. etc. dazu rot- oder weisswein, je nach vorliebe. so gediegen hatten wir schon lange nicht mehr diniert, echt super!
macau ist ein beliebtes wochenend-ziel fuer hong kongesen. nicht wegen der historischen vergangenheit, die wollen gambeln. manuela und ich goennten uns einen abend im groessten casino, das (ueberraschung!) casino lisboa hiess. es gab bekannte spiele, wie black jack, und unbekannte, wie z.b. wuerfel mit aufregenden symbolen wie fischen, krebsen und huehnern drauf;-) natuerlich versuchten wir unser glueck und natuerlich fanden wir es nicht. glueck in der liebe, pech im spiel - man kann nicht alles haben;-)


zurueck in hong kong, machte ich mich mit meiner kamera auf die suche nach der strasse voller leuchtreklamen, die man ueberall auf postkarten sieht. dabei kam ich einem skandal auf die spur: die gibt es gar nicht! der schwarze hintergrund mit buntbeleuchteten schildern ist nichts als fotomontage (eine schlechte dazu, wuerde man genau hinschauen;-).
dann kam unser (vorlaeufig) letzter tag in asien. wir gaben vollgas! bildung am morgen, mit tai chi klasse und feng shui einfuehrung. wozu wir in china keine passende gelegenheit fanden, konnten wir hier in letzter sekunde zumindest ansatzweise erfahren. hat sich gelohnt! zwischendurch ein geschaeft ausgeforscht, das uns die gewuenschte digitalkamera tatsaechlich verkaufte (japanische gebrauchsanweisung, "no english!" versteht sich). weiter zur hafendrundfahrt mit traditioneller chinesischer junke; ihr wisst schon, diese nussschalen boote mit orangen segeln, duk ling genannt. tolle perspektive vom wasser bis hoch in den himmel.
an dieser stelle gebuehrt dem tourismusverband hong kong ein riesiges kompliment. stellt euch vor, all die anlaesse (tai chi, feng shui, duk ling) waren nicht nur erstklassig, sondern auch gratis. wow!
von der junke auf die zahnradbahn made in switzerland und rauf auf den victoria huegel. dort oben steht das halbkugelfoermige gebaeude the peak (der gewoelbte teil zeigt nach unten, steht auf stelzen, die gerade flaeche bildet das dach) mit aussichtsplattform und moevenpick marche restaurant. hong kongs hausberg, fest in schweizer hand! die aussicht war eins-a, der spaziergang um den victoria peak abwechslungsreich und lohnenswert. uns gefiel es so gut, dass wir bis nach sonnenuntergang warteten. solange, bis sich das lichtermeer einmal mehr ausbreitete. der kreis schloss sich.




Montag, Oktober 06, 2003

 
per flugzeug nach guangzhou, kurz warten, durch die passkontrolle, ein letzter stempel aus der volksrepublik, rein in die faehre, ab in die "spezielle administrative region" hong kong. als die jet-cat nach etwas mehr als zwei stunden in den beruehmten hafen einfuhr, war die sonne schon laengst verschwunden. ein gigantisches lichtermeer erhob sich aus dem rabenschwarzen wasser, skyline aus dem bilderbuch, eine stadt in ihrem bezauberndsten kleid.


der zoellner knallte das visum in unsere paesse, wir waren da. hong kong gehoert seit 1997 offiziell zu china, besitzt aber fuer die naechsten 50 jahre einige privilegien wie zugesicherter fortbestand des kapitalistischen systems, eigene waehrung, ein hauch von demokratie... beijing redet stolz von der "ein land, zwei systeme" politik.
uns fielen als erstes tiefe strassenschluchten, westliche luxus-hotel ketten (wie sand am meer) und monstroese shopping-zentren auf. in mirador arcade, einem der zwei ghetto blocks fuer budget unterkuenfte, nahmen wir ein zimmer. man stelle sich einen riesigen bettonblock mit ueber 80 hostels, einem duesteren innenhof, kahlen treppenaufgaengen, verlotterten liften und einem eingang voller vollgestopfter gramsch-laeden voll mit leuten aller nur erdenklichen nationalitaeten vor. das traurige, es gibt kaum eine alternative fuer budget-reisende; das gute, in diesem schaebiger-geht's-nicht-mehr gebaeude gibt es einige durchaus nette bleiben.


im laufe der naechsten tage erkundeten wir die metropole. wow, hier regnet es selbst bei wolkenlosem himmel... es brauchte ein paar tropfen, bis der groschen fiel: gruss von einem der omnipraesenten airconditioner, die plump aus jedem fenster haengen.
kowloon, die mit dem festland verbundene halbinsel, hielt das stark chinesisch gepraegte viertel mongkok fuer uns bereit. es wimmelte von maerkten: vogel markt, blumen markt, goldfisch markt, ladies markt, temple street nachtmarkt usw. usf. im taoisten tempel wong tai sin wurde eifrig gebetet und nach der zukunft gefragt.
eine typisch gruen-weisse faehre schiffte uns nach central ueber. hier stehen die modernsten der modernen wolkenkratzer, augenschmaus fuer fans der immer-hoeher architektur. zwischen den sockeln schlaengeln sich enge straesschen mit noch mehr maerkten. einzigartig ist mid-levels-elevator, die laengste gedeckte rolltreppe der welt. der 800m lange travelator verbindet ein wohnquartier auf einem kleinen huegel mit dem pier der faehre. es gibt nur eine bahn, d.h. bis 10 uhr morgens laeuft die rolltreppe berg ab-, danach aufwaerts. unter anderem durchquert sie soho (und ich fand nach jahrelangem stirnerunzeln heraus, was der exotische name dieses ehemals hochgelobten salzburger lokals bedeutet... hier die loesung, soho heisst south of hollywood, was sonst;-) und ist ein schicki-micki stadtteil hong kongs).
der hoehepunkt unseres abstechers nach central war ganz anderer art. es war sonntag und die philippinos hielten ihr woechentliches pick-nick! ganze parks und strassenzuege (mehrspurige strassen wurden extra polizeilich abegsperrt) waren voll mit lautstark tratschenden frauen. decken waren ausgebreitet, mehrgaengige menues aufgedeckt, spiele wurden gespielt. ein bild fuer goetter. die suedostasiaten genossen es, fuer einen moment das sagen im finanzdistrikt zu haben. zur erklaerung: hong kong ist fuer viele philippinos, primaer frauen, gelegenheit, ihre familien zu hause zu unterhalten.
mit einem doppelstoeckigen bus machten wir einen ausflug nach stanley. ort und markt waren uns als attraktion angepriesen worden. na ja, nicht gerade umwerfend. dafuer hatte sich die fahrt gelohnt und uns gelehrt, dass es hier nebst wolkenkratzern auch nette straende, gruene waelder und steile huegel gibt. auf dem rueckweg machten wir einen abstecher nach aberdeen, wo es nebst riesigen grauen wohnblocks aus den siebzigern von grossen fischerbooten wimmelte. einige fischer leben sogar mit ihren familien darauf, willkommener kontrast zu den kaninchenbauten.


fazit einer ersten sightseeing runde: vieles schaut in bunten broschueren und lebhaften schilderungen vielversprechend aus. es ist nicht schlecht, vermisst aber oft seele und flair dessen, was wir mit asien in verbindung zu bringen gelernt haben. trotzdem, hong kong ist eine delikate mischung, unverkennbar und spektakulaer. in dieser businessmetropole, in der sich alles um finanzen/geld/kohle dreht, geht fuer uns eine sorglose zeit dem ende entgegen. den zunehmenden druck empfinden wir nicht positiv. wird wohl einige tage dauern, bis wir damit wieder zurecht kommen.


die traurigste begegnung wartete in den kamerashops: nach langem herumsuchen, hatten wir uns fuer ein modell entschieden. als wir in einem laden nach dem preis fragten, war dieser so gut, dass wir dem kauf zustimmten. nach dem wir bezahlt hatten, schickte der verkaeufer jemanden ins lager, um das modell zu holen. lange geschah nichts. waehrend wir warteten, redeten wir ueber ander kameras und zufaelligerweise war eine bessere variante zu einem super preis im angebot. pech, wir hatten uns bereits entschieden. dann kam ein anruf, unser wunschmodell sei nur noch in japanischer variante vorhanden. wir sagten, kein problem, wir verstaenden das. augenbrauen heben, erneutes warten, erneuter anruf. sorry, sie koennten die kamera nicht hergeben. ob wir nicht das andere modell wollten. nein, danke! immerhin bekamen wir anstandslos unser geld zurueck, zum glueck hatten wir nicht mit kreditkarte bezahlt.
das gleiche spielchen wiederholte sich in mehreren geschaeften - mit der zeit machten wir uns einen spass daraus;-) einmal hielten wir die kamera sogar einen moment in haenden, nur kurz, dann wurde sie uns unsanft entrissen... solch falsche hunde hatte ich noch ueberhaupt nirgends angetroffen. von wegen gesicht bewahren. skrupellos luegen und uns unter umstaenden noch beschimpfen. da koennte man richtig wuetend werden:-((grrrrrrrrr!!!




Mittwoch, Oktober 01, 2003

 
mitten in der nacht (es war vor sechs!!!) stroemten wir mit hundert tausenden chinesen zum tiananmen platz. die besten plaetze, gleich beim wahrscheinlich groessten fahnenmast der welt, waren laengst vergeben - viele der extra in die hauptstadt gereisten li's, ho's und chan's hatten die nacht auf dem kalten asphalt verbracht um das spektakel so nah wie moeglich zu verfolgen.
eigentlich findet sie jeden tag statt, die fahnenaufzugs-zeremonie, doch nicht jeden tag ist nationalfeiertag. heute vor 54 jahren hatte der parteivorsitzende mao die volksrepublik china proklamiert. es war also schon was aussergewoehnliches, an diesem morgen einer von vielen zu sein.


gluecklicherweise konnten manuela und ich gerade noch ein plaetzchen auf der strasse mit den umstaenden entsprechender super aussicht ergattern. tiananmen war zum bersten voll. dann hiess es warten. von der zeremonie sahen wir nichts, waeren die leute nicht auf einmal so angespannt gewesen, haetten wir gar nicht gemerkt, dass sie ueberhaupt stattfand. erst als die rote flagge mit fuenf goldenen sternen selbstbewusst im morgenrot wehte wussten wir: ein besonderer tag hatte begonnen!


leider hatte mao irgendwann in den sechziger oder siebziger jahren die ausgiebigen nationaltags-feierlichkeiten inklusive staerke demonstrierender militaerparade vom jaerhlichen in den fuenf-jaehrigen rhythmus verbannt (offiziell reduzierte er damit die staatsausgaben; inoffiziell verabscheute er formelle, oeffentliche auftritte; zu anstrengend). mit andern worten: wir bekamen die erhoffte klischee-parade des kommunistischen regimes nicht zu sehen. stattdessen erkundeten wir einige der vielen parks im stadtzentrum. jingshan gongyuan bietet atemberaubenden ausblick ueber daechermeer, plaetze und strassenlabyrinth der verbotenen stadt. beihai gongyuan ist um einen riesigen see voller pedalos angelegt, der sich rund um eine maechtige tibetische pagoda ausbreitet. die hauptattraktion des tages war aber unangefochten tiananmen. den ganzen tag ueber wimmelte es von leuten, die sich in alle moeglichen posen fuer das perfekte nationalfeiertags-foto warfen. vom kind bis zum greis, alle waren sie gleichermassen aufgeregt und stolz, den tag hier verbringen zu duerfen. fuer unsere augen war es ein fest. die menschen und die sich abspielenden szenen fesselten uns; ich, der normalerweise weiss gott nicht endlos dasitzende voyeur, konnte mich kaum losreissen. erst als sich die sonne zum horizont neigte und sich unsere maegen bemerkbar machten, schlenderten wir davon.


zum abschluss goennten wir uns die auf der zunge zergehende koestlichkeit beijing ente (die zweite;-). zum abschluss? hmmm hm. morgen reisen wir nach hong kong und verlassen damit die volksrepublik china. wer haette gedacht, dass wir uns einmal schweren herzens aus diesem land verabschieden werden... nach verhaltenem start - china ist wirklich anders und ein verregneter juli in yunnan nicht das gelbe vom ei - hatten wir intensive erlebnisse und begegnungen in leshan, tibet, datong und, last but not least, beijing. die hauptstadt hat uns besonders gepackt. nicht nur die grosse mauer und alle andern attraktionen, sondern auch die vielen nischen des "wirklichen" chinesischen lebens. hier gibt es die breitesten und pompoesesten boulevards, die man sich vorstellen kann, inklusive all den shops, die ein westliches konsumherz hoeher schlagen lassen. doch die strasse neben dem glitzer - und das ist das bezaubernde - ist eng, staubig, voller strassenkuechen, kleinen lokalen und menschen; ganz so, wie ueberall sonst in china.


knappe drei monate verbrachten wir im reich der mitte. einmal mehr werde ich sentimental beim gedanken an den abschied. hier ist mir vor allem die positive einstellung und strebsamkeit der chinesen aufgefallen. die menschen hier tun alles fuer ihr land, den wirschaftlichen aufschwung, ihre ehre. eine solche einstellung ist uns westlern fremd geworden. verglichen mit der hier herrschenden energie erscheint unsere gesellschaft lahm, einfallslos, stagniert, frustriert. so betrachtet kann uns china zu recht das fuerchten lernen. klar, es ist nicht alles gold was glaenzt. die politischen probleme sind alles andere als einfach und uns nur zu gut bekannt. denke ich aber an all die freundlichen, aufrichtigen, erwartungsvollen gesichter, an eine nation in der sich ueber eine milliarde menschen mit herz und seele fuer die olympischen spiele 2008 begeistern, an der zukunft arbeiten und aufrichtig daran glauben, dann fuehle ich mich einerseits wohl in dieser umgebung und anderseits zum nachdenken angeregt.




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