Dienstag, September 30, 2003

 
beijing ist vollgestopft mit sehenswuerdigkeiten. um all die wichtigen orte zu besuchen, mussten wir sogar die verbleibenden tage bis ins kleinste detail planen - auf einmal standen wir unter zeitdruck, das hatte es schon lange nicht mehr gegeben;-)


yonghe gong ist der beruehmteste tibetische buddhisten tempel in china (ausserhalb tibets, versteht sich). einige elemente fanden wir wieder - z.b. wunderschoene holzschnitzereien und typische buddha statuen - andere vermissten wir - z.b. das fahle licht und der durchdringende geruch zahlloser butterlampen, sowie muntere moenche; statt ihrer gab es security-kraefte in schwarzen anzuegen mit draehten in den ohren. die stimmung inmitten der chinesischen hauptstadt war auch nicht ganz so, wie wir sie in abgelegenen kloestern auf ueber 3.000m hoehe vorgefunden hatten... welch paradoxer besuch an dem ort, der das "befreite"himalaya-reich im zentrum des befreiers repraesentiert.


der hochgepriesene sommerpalast yiheyuan ist nicht nur eines der schoensten touristenziele, sondern auch eines der weitlaeufigsten. unglaublich! nicht enden wollende parks wohin das auge blickt, ein halber tag war wieder mal zu kurz, um dem ort nur annaehernd gerecht zu werden. einmal angekommen (diesmal hatte uns der oeffentliche verkehr wertvolle stunden(!) gekostet), beschlossen wir aus zweierlei gruenden, sofort vollgas zu geben: erstens war der palast nicht ewig offen und zweitens drohten schwere wolken mit unfotogenem regen. achtung, fertig, los!
- die wuchtige halle fuer langes leben und glueckseligkeit
- eine 150m lange bruecke mit 17 boegen
- der lange korridor voller mythos bilder
- ein boot aus marmor fuer romantische kaiserliche tete-a-tetes
- gewaltiger vier-koepfiger bronze-buddha
- malerische aussicht vom kuenstlichen huegel des langen lebens
- unzahlige verlockende und geheimnisvolle plaetzchen...
manuela und ich rannten von ort zu ort, um wenigstens das sogenannt wichtigste kurz gesehen zu haben. voller eindrucke und ausser atem erreichten wir drei stunden spaeter das ausgangstor gerade noch rechtzeitig. unser effort hatte sich mehr als gelohnt.


ein etwas anderes erlebnis war hongqiao. perlen und kleider sind aushaengeschilder dieses marktes. die oberen drei stockwerke dienen als schnaeppchen-jaeger-revier, nicht unser fall. um so besser das untergeschoss. hier gibt es den verruecktesten fischmarkt, den man sich vorstellen kann. alles was da kreucht und fleucht und irgendwie mit wasser zu tun hat, wird massenweise angeboten. krabben werden nicht stueck-, sondern sack-weise gekauft. muscheln sind fein saeuberlich mit gummiringchen zu zehnerpacks zusammengebunden, waehrend schnecken freien auslauf geniessen (sind ja auch nicht so schwer einzufangen;-). fische, garnelen, hummer fuellen aquarien derart, dass es schwer ist, dazwischen wasser zu erkennen. es wimmelt von haendlern und kaeufern, eifrig wird geschaeft um geschaeft abgewickelt.
zu meiner freude hatte hier niemand was dagegen, als ich meine kamera zueckte. verkaeufer hielten sogar prachtskerle von krabben in die hoeh, waehrend sie mit stolz geschwellter brust in die linse grinsten!


vom wasser in die luft. tiantan ist perfektes beispiel fuer ming architektur. der eindrueckliche tempel des himmels wirkt harmonisch, beinahe anmutend. hier zelebrierte der kaiser einmal jaehrlich streng geheime riten um fuer gute ernte und vergebung der suenden seines volkes zu beten. die ganze anlage ist nach dem universum ausgerichtet, alles folgt klaren richtlinien und hat hoechste symbolische bedeutung. wahrscheinlich der kraftvollste ort beijings. als besucher durchlebt man verschiedene phasen: der runde altar yuanqiu versprueht mystik, huiyinbi (echo mauer) laedt zum spielen ein, die gebetshalle fuer eine gute ernte qinian dian ist nur noch wunderschoen.


die abende gehoerten der kultur. beijing oper ist ein muss, die typisch geschminkten kuenstler unverkennbar, praechtige kostueme tun das ihre und ueber die musik laesst sich streiten. leider landeten wir in einer relativ mageren touristen-show, die uns nur erahnen liess, wie klass' eine richtige vorfuehrung sein muss.
mehr glueck hatten wir bei der wahl einer akrobatik-show. alles was wir vor einigen jahren waehrend eines gastspiels des chinesischen nationalzirkus in salzburg gesehen hatten, wurde hier von teenagern in vollkommenster manier vorgetragen. ein highlight folgte dem andern und viele nummern, die ich mit dem gedanken "das kenn' ich schon" verfolgte, endeten mit nicht fuer moeglich gehaltenen kunststuecken. haette nicht geglaubt, dass akrobatik so viel spass machen kann (zuschauen wohlverstanden;-) ...und ich kapier jetzt auch, warum es im chinesischen zirkus keine langweiligen tiger gibt!
ein volltreffer war unser zufaelliges stolpern ins lau she teehaus, eine art cabaret fuer wohlbetuchte stadtbuerger. wir bekamen authentische, klassiche abendunterhaltung von chanson ueber jonglage, akrobatik, chinesische wortspiel-komik bis zu geraeuscheimitator geboten. tolle, kurzweilige show (gemerkt: cabaret hat nach wie vor mehrere bedeutungen;-).




Sonntag, September 28, 2003

 
jetzt sind wir also in beijing, in beijing! unglaublich! diese stadt ist so ein ort von dem man denkt, dass er extrem anderst und unglaublich schwer zu erreichen sein muss. zack, und jetzt sind wir da! war gar nicht so schwer; sogar hotel-suche, u-bahn und bus waren alles andere als problematisch;-) echt toll, und wahnsinnig aufregend, in beijing zu sein!!!


ein erster, vorsichtiger bummel fuehrte uns zum tiananmen platz, dem groessten platz der welt. berichten zu folge, koennen sich hier bis zu einer million menschen versammeln. der platz ist so riesig, dass die strassenlampen ungefaehr die groesse von flutlichtern aus einem sportstadion haben. auf diesem platz wurde geschichte geschrieben (leider auch traurige kapitel): hier verkuendete mao 1949 die volksrepublik china, hier versammelten sich 1966 die fanatischen roten garden, hier schossen 1989 soldaten auf studenten...
am noerdlichen ende von tiananmen liegt die sagenumwobene verbotene stadt. tiananmen heisst "tor zum himmlischen frieden". das besagte tor ist der erste eingang zum kaiserdistrikt. es ist das tor, ueber dem nach wie vor das maechtige portraeit mao zedong's thront.


witzig waren die begegnungen in den riesigen shopping-arkaden entlang wangfujing, der prestigetraechtigen einkaufsstrasse. mindestens alle zehn minuten wurden wir angequatscht und jedesmal hoerten wir die gleiche geschichte: "hello, where are you from?" smalltalk blablabla, "we are art students and we have an exhibition just over there. traditional chinese calligraphy, you like? it's free, do you want to see our pictures?" "no, thank you." "hmm, bye bye." wie immer, wenn man nicht mitspielt, wich die anfaengliche freundlichkeit und neugier einem abrupten gespraechsabbruch. zum glueck hatte uns ein paerchen vor der massenversammlung von art-students gewarnt, sonst haetten wir das ganze wohl nicht so "witzig" empfunden:-((


nach einem tag der ersten eindruecke ging's ans eingemachte. wir beschlossen chinas geschichte von hinten aufzurollen und goennten uns - gleich nach dem fruehstueck - einen blick auf den einbalsamierten mao. kaum standen wir in der endlosen warteschlange, ging alles rasch: im gaensemarsch vorwaerts trotten, treppen zum mausoleum rauf, husch husch um den plexiglas sarkophag herum, treppchen runter. dann wurde man nicht mehr gedraengt und konnte sich in aller ruhe und ausfuehrlichkeit vor dem hintergrund dieses nationaldenkmals in pose werfen. dies schien das zu sein, was die besucher am meisten interessierte. es wurde geknipst was das zeugs hielt; frei nach dem motto: "wenn ich dem parteivorsitzenden schon einen blumenstrauss bringe, will ich dafuer auch ein g'scheites foto nach hause bringen!"


vor den kommunisten herrschten die kaiser. folglich war das naechstes ziel die verbotene stadt. das gelaende war riesig, unser halber tag fast zu kurz: plaetze, palaeste, plaetze, palaeste etc. etc. dazu unzaehlige nebengebaeude. die anordnung, architektur und damit verbundene philosophie ist vielschichtig und faszinierend. wir waren ueberrascht, wieviel man an diesem einzigen ort ueber china lernen kann. faszinierend, wie stark ein riesiges land von einem (verhaeltnismaessig) kleinen, hermetisch abgeriegelten fleck aus ueber jahrhunderte gelenkt, gepraegt und dominiert wurde. bedenkt man, dass die meisten himmelssoehne ihr leben fast ausschliesslich innerhalb den schuetzenden mauern der verbotenen stadt verbrachten, ohne wirklichen kontakt zu den buergern ihres reiches, ist dies erst recht erstaunlich.
leider war der himmel waehrend unserer besichtigung vom beruehmt beruechtigten beijing grau bedeckt. dies wirkte bedrueckend, verlieh den riesigen unbenuetzten anlagen tristesse. aehnlich wie der potala palast in lhasa scheint dieser unvergleichliche ort seine seele verloren zu haben.


zum abendessen gab's beijing ente. war echt lecker, besser als die kuehnsten kulinarischen traeume. damit eine ente eine beijing ente werden darf, muss sie speziell gemaestet werden (koerne und soja-paste sind angesagt). gebraten werden darf nur ueber einem feuer aus fruchtbaum-holz, in schonender, stundendauernder manier. das essen ist eine zeremonie. zuerst gibt's saftige fleischsteuckchen und knusprige haut. diese werden zusammen mit dem gruen von fruehlinszwiebeln in hauchduenne reisfladen gerollt, in pflaumensauce getunkt und auf der zunge zergehen gelassen. spaeter bekommt man die aus den restlichen ententeilen gekochte suppe aufgetischt. ein echtes erlebnis - mit garantie eines des schmackhaftesten!


ueber 2000 jahre alt ist changcheng, die grosse mauer. zum schutz vor mongolischen reitern gebaut, reichte sie von shanhai guan an der ostkueste bis nach jiayu guan in der wueste gobi. ob die mauer die ganzen muehen wert war, ist heftig umstritten. fakt ist, dass die mauer nie wirklich ihre verteidigungsaufgabe erfuellte - genghis khan soll einmal gesagt haben: "die staerke einer maeuer haengt von dem mut ihrer verteidiger ab." nichts-desto-trotz ist die mauer spektakulaer, einzigartig und einmal mehr atemberaubend. die original mauer wurde waehrend der qin dynastie (221 - 207 v.chr.) errichtet, indem separate teilstuecke unabhaengiger koenigreiche, verbunden wurden. in der ming dynastie (1368 - 1644) wurde mit einem ueber 100jaehrigen mammut-projekt, die mauer auf vordermann gebracht.
manuela und ich beschlossen, einen teil abseits der touristenstroeme zu besuchen. wir fuhren nach jinshanling. bloederweise kamen mit uns zwei minibusse der jugendherberge an und unser traum vom einsamen mauer-erlebnis, stellte sich als nicht ganz so einsam heraus. halb so schlimm, es war unvergesslich! das 9km lange teilstueck fuehrte nach simatai. das tolle: einige abschnitte waren restauriert und gewaehrten einen realistischen eindruck wie denn die verteidung einmal funktioniert hat (zumindest theoretisch), waehrend andere dem zahn der zeit ueberlassen blieben. die mauer schlaengelt sich von huegel zu huegel, mitunter sogar von gipfel zu gipfel, regelmaessig von maechtigen tuermen unterbrochen. es schaut wirklich so super wie in reisekatalogen aus, eine spur unglaublicher sogar! wir genossen diesen abwechslungsreichen tag in vollen zuegen, immer wieder aufs neue begeistert. das naechste mal nehmen wir die schlafsaecke mit und uebernachten in einem der wachtposten. man stelle sich vor: die schwarzen silhoutten von changcheng unter klarem sternenhimmel, dazu sanftes mondlicht...


zuruck in der hauptstadt besuchten wir den nachtmarkt donganmen yeshi - ein tag auf der mauer hinterlaesst schliesslich ein loch im magen. der markt ist einerseits sehr touristisch, anderseits ein erlebnis. dafuer sorgen die vielen grill-staende, die alles moegliche auf spiesschen spiessen und ueber gluehender kohle grillen. uns wurden wachteln, hammel-hoden, seepferdchen, skorpione, monster-kaefer, fette larven und natuerlich grillen (;-) angeboten. von vielen dieser delikatessen wird behauptet, dass sie vor allem maennern wohlbekommen. hier also liegt das geheimnis von pfilzers blauen pillen...




Donnerstag, September 25, 2003

 
mit dem effizientesten minibus chinas (kein centimeter ohne fahrgast;-) fuhren wir von pingyao nach taiyuan, wo wir etwas naiv einen taxifahrer bereicherten. was soll's wir wollten den bus nach datong erwischen. fuenf weitere, etwas geraeumigere minibus stunden durch beeindruckende landschaft (karg mit tiefen furchen und einem hohen pass mit umgekipptem laster und ueberresten der antiken grossen mauer) spaeter, erreichten wir den zielort. einige reisende hatten datong als extrem haesslich beschrieben. die umliegende kohleindustrie mache es zu einem negativen musterbeispiel chinesischer industriestaedte, hiess es. zum glueck, erwies sich unsere erfahrung als pures gegenteil.


im zentrum gab es einen lebhaten platz mit grossleinwand, auf der wir zusammen mit datonger mr. bean anschauten. witztig, fanden wir! die menschen waren wieder offen und freundlich, im gegensaty zu pingyao... als wir z.b. polizisten um eine auskunft baten, gaben sich diese ausserordentlich muehe uns in bruchhaftem englisch weiterzuhelfen. dies erlebten wir wiederholt - so beeindruckend hilfsbereite ordnungshueter an sich sind, in china sind sie erst recht ein wow-erlebnis. doch damit nicht genug, in einem internet-cafe wurden wir in ein nicht enden wollendes gespraech verwickelt und in den engen, verschlungenen gaesschen des alten stadtteiles verkaufte uns ein mann koestliche gemuesebuns zu einem unglaublich guenstigen preis. nein, er sprach kein englisch, dafuer war er ehrlich, hilfsbereit und ueber unser interesse hoch erfreut. manuela und ich waren geruehrt, schlossen datong fest in unsere herzen.


der grund unseres besuches war yungang shiku; ueber 20 hoehlen, die sich ueber einen kilometer erstrecken. die meisten wurden zwischen 460 und 494 n.chr. in den gebrigszug gehauen, mehr als 50.000 buddha-statuen inklusive. muss zugestehen, dass ich mir nicht besonders viel erwartet hatte: hoehlen und buddhas hatten wir schliesslich einige gesehen in den letzten monaten. doch diese uebertrafen alles!!! viele statuen waren in gutem zustand, wirkten grazioes und anmutend. diese riesigen steinskulpturen beruehrten mich. im gegensatz zu andern hoehlen, waren die buddhas hier bunt bemalt, standen frei im zentrum grosser felsen-zimmer. man konnte um sie herumgehen, die kunstwerke von allen seiten bewundern und ringsherum unzaehlige neue, kleine und grosse schaetze erspaehen. eins habe ich gelernt: "das kenn' ich schon" gibt es nicht!


unsere hoehlen-tour beinhaltete auch einen abstecher nach xuankong si, dem haengenden kloster. es schien, als haetten all unsere mit-touristen schon bilder dieser weltberuehmten attraktion irgendwo gesehen. alle, ausser wir zwei;-) so kam es, dass wir innerhalb weniger stunden zum zweiten mal unsere maeuler vor staunen weit aufrissen! das haengende kloster haengt an einer steil abfallenden felswand, geschuetzt vor wasser, wind und sonne. genau das war der grund, warum das kloster vor ungefaehr 1400 jahren hier gebaut wurde. damals beherbergte es eine ungemein wertvolle buddha-figur, die man um jeden preis vor allen zerstoererischen einfluessen schuetzen wollte. das wertvolle objekt ist heute nicht mehr da, doch die verschiedenen hallen, pavillons und gaenge, alle aus holz gearbeitet, thronen nach wie vor hoch ueber dem talboden an unglaublicher stelle.




Dienstag, September 23, 2003

 
wir kamen kurz vor sonnenaufgang in pingyao an. das erste erlebnis war die begegnung mit einem abzocker-hotelier, der es so bunt trieb, dass wir ihn kurz mal stehen lassen mussten. kurze zeit spaeter fanden wir ein viel netteres zimmer im wirklichen zentrum - gut gemacht;-) nach einer koestlichen, namenlosen spezialitaet in einem loch-in-der-wand restaurant begaben wir uns gestaerkt und frohen mutes auf erforschungstour.

das kleine staedtchen hat eine intakte, 6km lange stadtmauer aus der ming dynastie (1368 - 1644). mit seinem typisch han-chinesischen charakter gilt es als einer der letzten zeugen fuer architektur und stadtplanung aus dem kaiserlichen china. es wimmelt von alten handels-, finanz- und gardehaeusern - oft imposante anwesen mit vielen innenhoefen, durch die man stundenlang schlendern koennte. an der alten handelsstrasse zwischen beijing und xi'an gelegen, entwickelte sich pingyao rasch zu einem bluehenden handelszentrum. hier entstanden die ersten banken chinas (sogenannte tongs), der ort entwickelte sich zum finanziellen zentrum waehrend der qing dynastie (1644 - 1911). nebst herrschaftlichen handelshaeusern schauten wir ein, zwei tempel an, spazierten auf der stadtmauer und erkundeten enge gaesschen mit grossen tuermen. fuer die ganze stadt kann man ein eintrittsticket kaufen, das zugang zu vielen historischen gebaeuden gewaehrt. pingyao ist ein einziges lebendes museum in dem vieles noch so zu sein scheint, wie es mal war. am abend leuchten rote laternen, das flair ist unvergleichlich. hier lebt sie noch, die chinesische mystik & harmonie.

einzig der zugang zu den menschen gestaltet sich schwierig. der ort wird primaer von chinesischen tagestouristen besucht, westler lassen an einer hand abzaehlen. abends sind die bewohner meist unter sich. wir wurden oft skeptisch gemustert, nur zoegernd liessen sich die menschen mit uns ein. vielleicht hat dies auch mit ihrer unsicherheit zu tun, kaum jemand spricht englisch und unser chinesisch war nicht wirklich eine hilfe... hundert und eins zu der sonst gewohnten neugier und offenherzigkeit.




Montag, September 22, 2003

 
die verstopftesten strassen asiens fanden wir in xi'an vor. kaum ein durchkommen - da half auch das ausweichen des busfahrers auf gehsteige und strasseninseln nichts mehr;-) kaum dem gedraenge entronnen, blieb der bus stehen und die fuenf passagiere ohne sitzplatz wurden vom ticketverkaeufer in ein taxi verfrachtet. "was ist jetzt los?" fragten wir uns. die erklaerung liess nicht lange auf sich warten. 100m weiter war eine kontrollstelle, wo die passagieranzahl gemeldet werden mussten. die regel: nicht mehr fahrgaeste als zugelassene sitzplaetze. kein problem! eine kreuzung weiter hielt der bus erneut und die vorher ausgesourcten passagiere durften wieder einsteigen...

es war eine kurzweilige busfahrt, doch waren wir nicht deswegen nach xi'an gekommen. vielmehr wollten wir die weltberuehmte terracotta armee besuchen. wahrscheinlich wurden die ueber 7000 lebensgrossen tonsoldaten zur bewachung des grabes des ersten qin kaisers qin shihuang vor ueber 2000 jahren in kampfformation aufgestellt. jede figur ist einzigartig bezueglich haltung, kleidung und gesicht. es gibt bogenschuetzen, reiter mit ihren pferden, fuss-soldaten, offiziere und generaele. gewaltig!

sicher habt ihr schon fotos von einem der drei ausgrabungsorte gesehen. beruehmt sind aufnahmen die die armee ordentlich in reih und glied stehend abbilden. doch dies ist nicht, wie die figuren 1974 von bauern vorgefunden wurden. im gegenteil: die archaeologen stiessen auf einen sprichwoertlichen scherbenhaufen. in peinlichster kleinarbeit rekonstruieren sie (nach wie vor) figur um figur. dabei entdecken sie immer neue geheimnisse. es wird angenommen, dass rund um das kaiserliche grab weitere armeen postiert worden sind. sind die naechsten sensationellen funde nur eine frage der zeit?

den folgenden tag verbrachten wir mit einer tour zu den kaiserlichen graebern. rund um die maechtige hauptstadt der qin-, han-, sui- und tang-dynastien (3.jh.v.chr. bis 907n.chr.) liegen die ehemals praechtigen mausoleen vergangener herrscher. die beschreibung im reisefuehrer klang interessant, doch leider ist von den ehemals imposanten anlagen, bis auf die eigentlichen graeber, welche wiederum "nur" wie mittlere grashuegel ausschauen, nicht mehr viel uebrig. zu allem ueberdruss hatten wir uns fuer eine tour entschieden, die einige stopps bei chinesischen mini-disneylands einlegte, was die sache langwierig und enttaeuschend werden liess.

last but not least galt es das historische xi'an zu erforschen. der auffaelligste zeuge vergangener zeiten ist die protzige stadtmauer chengqiang. sie ist gute 12m hoch und an der basis zwischen 15 und 18m breit. um sicher zu gehen, wurde die mauer zusaetzlich mit einem schoen tiefen wassergraben umzogen. im zentrum bilden der maechtige glockentrum zhong lou und der trommelturm gu lou einen willkommenen kontrast zu den modernen gebaeuden der boomenden stadt. ein kleines, ungewoehnliches, juwel ist das muslimische quartier mit seinen engen gaesschen und speziellen geschaeften. die bewohner tragen typisch moslemische weisse kaeppchen zu eher untypischen schlitzaugen. unvergesslich wird uns daqingzhen si, die grosse moschee, bleiben. die wunderschoene anlage erstreckt sich ueber mehrere innenhoefe mit harmonischen gaerten und gebaeuden im chinesischen stil, ergaenzt mit elementen aus dem islam. ein ort, der zum verweilen einlaedt!




Freitag, September 19, 2003

 
ueber die beruehmte kreuzfahrt auf dem yangzi fluss (auch chang jiang genannt) hatten wir unterschiedliches gehoert und gelesen. einige priesen sie als ultimative reiseerfahrung chinas, andere fanden die drei schluchten eher enttaeuschend. "was soll's", dachten wir. da wir schon mal in der gegend waren, wollten wir die gelegenheit wahrnehmen und auch dazu nutzen, uns ein eigenes bild vom mega-staudamm-projekt zu machen.

bevor wir aufs boot steigen konnten, galt es eine kleine odysee zu bewaeltigen. der grund: mister yang, den wir aus leshan kannten, hatte die moeglichkeit, uns tickets fuer die erste klasse zum preis der zweiten zu beschaffen. allerdings mussten wir dafuer einen umweg ueber leshan machen, was auf ein rennen gegen die uhr hinauslief (wenn alles gut ging, wuerden wir gerade rechtzeitig zum boarden eintrudeln). so stiegen wir in aller frueh in chengdu in den bus, fuhren schnurstracks nach leshan, rannten zu mister yang, drehten um, machten eine taxi-fahrt a la verfolgungsjagd zum busbahnhof, huepften in den naechsten bus, fuhren los und kamen eine stunde zu freuh in chongqing an - was will man mehr;-))

auf dem schiff bekamen wir planmaessig eine "suite" mit eigenem bad, air-conditioning und doppelbett (nein, nein, nicht so doll wie auf dem traumschiff). es versteht sich von selbst, dass so ein service besonders belohnt werden wollte. diesmal mussten wir nicht um den preis, sondern ums trinkgeld feilschen;-)

jetzt aber endlich zur kreuzfahrt: wir waren ueberrascht wie gross das schiff war. da waren sicher ueber 1000 passagiere drauf. es gab 4 decks und vier klassen. in der vierten klasse teilten sich bis zu 8 leute eine enge kabine, in der zweiten waren es zwei bis vier und in der "suite" lagen verwoehnte westliche touristen wie wir;-) das schiff legte abends, als es schon dunkel war, ab. in der freuh, als es immer noch dunkel war, hatten wir den ersten stopp erreicht: pingdu shan mit dem vielversprechenden englischen namen "ghost city". hier gab es frueher eindrueckliche tempel voller daemone und geister. die tempel wurden kuerzlich renoviert und mit einigen "attraktionen" ergaenzt. so gibt es jetzt auch eine "ghost city" mit souvenir-stand-gesaeumter "ghost street", "palace of the king of death" usw. usf. schade dass kulturelles erbe von disneyland-inspirierter geldschefflerei ins laecherliche gezogen wird.

zurueck auf dem boot ging es erstmals bei tageslicht weiter. am ufer zogen karge landschaften mit gelegentlichen industrien und farblosen kleinstaedten vorbei. immer wieder waren markierungen mit 175m sichtbar. genau, da wird der wasserspiegel sein, wenn der damm fertig und der stausee aufgefuellt ist. das projekt ist gigantisch. die 185m hohe und 2km lange staumauer ist die eine, der entstehende 550km lange see und die umsiedlung von gut 2 millionen menschen die andere seite. der damm wird 20% der heutigen energieerzeugung des landes (ein grossteil aus kohlekraftwerken) produzieren und soll den enormen bedarf fuer chinas wirtschaftliches wachstum absichern. wie gesagt, die 175m-linie war omni praesent. recht drastisch war es, wenn sie mitten durch staedte verlief: oberhalb waren die haeuser frisch gestrichen, es wurde sogar munter gebaut / unterhalb war alles grau, verlassen und dem untergang geweiht. ich muss noch anfuegen, dass der wasserspiegel bereits auf 140m gestiegen ist (frueher lag er so um die 40m) und wir folglich eher einen eindruck bekamen wie es sein wird; nicht wie es war.

tag nummer zwei stand im zeichen der drei schluchten. die erste durchfuhren wir im morgengrauen. sie war nicht so lang, knapp 8km, wirkte aber im duesteren morgenlicht recht mystisch. dann hiess es auf kleinere boote umsteigen. wir fuhren tief in einen seitenarm des chang jiang, zu den sogenannten kleinen drei schluchten. besonders die zweite war beeindruckend. aus unerklaerlichen gruenden war das ansonsten truebe wasser hier smaragd-gruen und es gab auch keinen schwimmenden muell. links und rechts ragten steile felswaende in den himmel, liessen nur einen kleinen freiraum fuer das einfallende licht. das war schon mal nicht schlecht!

weiter gings mit dem grossen schiff zur zweiten grossen schlucht. sie ist 40km lang. maechtige berge mit markanten gipfeln stiegen bis zu 900m aus dem wasser empor. der fluss schlaengelte sich geduldig durch diese imposante landschaft. ich war begeistert und erleichtert: die fahrt wird sich auch dann noch lohnen, wenn der staudamm die magischen 175m erreicht hat.

die dritte schlucht war nicht mehr so spektakulaer wir ihre vorherige schwester, aber durchaus sehenswert. mit einbruch der nacht erreichten wir die anlagestelle zum drei-schluchten-staudamm. obwohl der damm noch nicht fertig ist, laeuft das besucherzentrum (busse und saftige eintrittstickets inklusive) bereits wie geschmiert - typisch china. als wir unten bei der mauer standen; links die hellbeleuchtete baustelle (24-stunden-betrieb, was sonst?), rechts das herausschiessende wasser; merkten wir wiedermal, wie klein und zerbrechlich wir eigentlich sind. vom nahen aussichtspunkt konnten wir einen blick auf die fuenffache schleuse und den schiffs-lift werfen. unvorstellbar! inmitten der nacht, von grellen scheinwerfern beleuchtet, wirkte das alles unwirklich, fast wie im traum.

einen halbe stunde spaeter sassen wir am flussufer in einer der vielen provisorischen strassenkuechen und genossen sichuan essen mit kaltem bier. das warten wurde zum geselligen beisammensein unter sternenhimmel. es war nach mitternacht, als uns das schiff schliesslich abholte (das durchschleusen dauerte fast fuenf stunden).

kurze zeit spaeter erreichten wir den zielhafen yichang, provinz hubei. todmuede sanken wir am ende dieses erlebnisreichen tages in unsere betten.
nur noch eins: die chang jiang kreuzfahrt lohnt sich nicht nur landschaftlich, sondern ist auch eine gute gelegenheit zur auseinandersetzung mit dem beruehmt-beruechtigten staudamm und china im weitesten sinne. endlose diskussionen im fahrtwind auf dem sonnendeck... was will man mehr?!




Montag, September 15, 2003

 
damals, als wir in bangkok waren, haben wir den chinesischen film "hero" gesehen. ich war ziemlich beeindruckt von den knalligen farben und habe sogar hier darueber geschrieben. im sommer war der film in europaeischen kinos zu sehen und die gluecklichen unter euch, liessen die gelegenheit nicht ungenutzt. wir nutzten die gelegenheit in der naehe des drehortes zu sein und besuchten den maerchenhaften nationalpark jiuzhai gou.

der park ist weit ueber china hinaus fuer seine unvergleichlichen fluesse und seen beruehmt. das kristallklare wasser bahnt sich seinen weg durch enge gebirgstaeler. wasserschnellen, wasserfaelle, wasserterrassen und seen wechseln sich ab. hier ist das wasser nicht in einem engen flussbett gefangen, sondern fliesst ueber den ganzen talboden verteilt, zwischen knorrigen baeumen und bueschen hindurch, abwaerts. das wasser schaeumt weiss. es gibt unzaehlige, wahrlich spekatkulaere wasserfaelle. wenn man unten steht, sieht man oben die baeume stehen, zwischen deren staemmen das wasser hervorprescht. im flachen gelaende bilden sich seen in unterschiedlichsten groessen. das wasser beruhigt sich, wird still, leuchtet in allen erdenklichen blautoenen. die farbe bestimmt die tiefe. laub- und nadelbaeume saeumen den rand. das gruen der blaetter strahlt mit dem blau des wassers um die wette. im herbst kommen die rottoene der sich verfaerbenden blaetter dazu. wir verbrachten drei tage in den taelern. es war eine wunderbare zeit in einer noch-nie-gesehenen umgebung. die oft kitschig klingenden namen ("farbenfroher see", "see der fuenf farben", "langer see", "panda see", "urspruenglicher wald" etc.) wurden den sehenswuerdigkeiten gerecht und wir waeren gerne noch laenger geblieben.

der einzige wermutstropfen ist der boomende tourismus. seit dem jahr 2000 wird jiuzhai gou extrem gepusht. inzwischen gibt es ueber 20.000 gaestebetten am parkeingang. entlang den drei hauptfluessen werden strassen gebaut, damit die tagestouristen in speziellen sightseeing-bussen ja nichts in der knapp bemessenen zeit verpassen (man stelle sich vor, dass der park von chengdu, der naechstgroesseren stadt, eine gute tagesreise im bus entfernt liegt. die meisten chinesen fahren einen tag her, einen tag im park herum, einen tag woanders hin und einen tag zurueck... wahnsinn!). fussgaenger koennen den fluessen entlang die taler erkunden. allerdings gibt es keine wanderwege, wie wir sie aus den alpen kennen, sondern einen durchgehenden "steg". die schlechte nachricht: man ist in seinen moeglichkeiten stark eingeschraenkt. die gute: der steg fuehrt mitten durch stromschnellen und nahe an den wasserfaellen vorbei, vermittelt also das ultimative jiuzhai gou-feeling!

zurueck in chengdu besuchten wir daxiongmao fanzhi yanjiu zhongxin (uebersetzt: forschungs- und fortpflanzungszentrum fuer pandas). leider koennen die niedlichen baeren in freiheit nur mit viel glueck erspaeht werden, weshalb wir einen besuch dieses froschungszentrums vorzogen - das nationaltier chinas muss man schliesslich gesehen haben! es ist eine der vorbildlichsten anstalten des landes und bekannt fuer seine zuchterfolge. wir hatten glueck und konnten ein gerademal zehn tage altes pandababy bewundern. bei der geburt sind die "baerchen" nur 10 bis 15cm gross und komplett nakt. schaut schon witzig aus, wenn die grosse muetter, den winzigen nachwuchs voller fuersorge hegt und pflegt.
nach einigen monaten werden die baeren selbstaendiger. sie beginnen miteinander zu spielen, ueben klettern und fressen schon wie die grossen. a propos fressen: der geuebte panda legt sich dabei auf den ruecken, packt mit der einen pranke den bambus, reisst mit der andern die blaetter runter und frisst diese danach fein saeuberlich aus seiner hand. wenn man dabei zuschaut, weiss man, was ein pascha ist;-)




Mittwoch, September 10, 2003

 
weiter geht's mit dem bericht aus tibet - teil2:

tag 8: den morgen in gyantse verbrachten wir auf der alten festung dzong. war interessant, einmal einen kleinen einblick in das leben der frueheren weltlichen tibetischen herrscher zu bekommen - auch hier wurde gefoltert und eifrig steuern eingetrieben. von der burg hatten wir eine wunderschoene aussicht auf die umliegende ebene.
die hauptattraktion des kleinen staedtchens ist das pelkhor choede kloster mit der beruehmten kumbum stupa. das einzigartige bauwerk ist 42m hoch, hat 108 kapellen mit erstklassigen wandmalereien und andaechtig bis furchterregenden statuen aus dem lamaismus. seinem uebernamen "stupe der 10.000 buddha-bilder" wird es locker gerecht;-). nach der ausfuehrlichen bewunderung erreichten wir gerade noch den letzten bus zurueck nach shigatse, wo uns eine frustrierende hotelsuche bevorstand: die wollten alle soooo viel geld fuer ihre zimmer, dass uns die haare zu berge stiegen!

tag 9: in shigatse befindet sich der sitz des panchen lama (dem hoechsten geistlichen wuerdentraeger tibets), das tashilhunpo kloster. die anlage ist riesig und hat einige superlativen zu bieten: den hoechsten maitreya buddha der welt (27m hoch), reich geschmueckte stupas verstorbener panchen lamas, sowie eine historische versammlungshalle. es gibt unzaehlige geheimnisvolle tempel und duestere gaenge mit gebete murmelnden moenchen. fuer mich war dieses kloster das gewaltigste auf dem dach der welt.

tag 10: zurueck in lhasa stand das wahrzeichen tibets auf dem programm: der potala palast. es gibt einen roten und einen weissen teil. im roten befinden sich verschiedene tempel und die diamanten-besetzten stupas verstorbener dalai lamas. der weisse teil ist der eigentliche palast, wo sich die gemaecher des dalai lama und verwaltungsraeume befinden. der besuch hinterliess einen gespaltenen eindruck. einerseits waren die detailreichen und prunkvollen raeumlichkeiten und kunstschaetze wahrlich ueberwaeltigend, anderseits war ueberall eine beaengstigende leere spuerbar - der potala palast dient zur zeit nur als museum, da der aktuelle dalai lama (oberhaupt des lamaismus, und damit tibets) ins exil gesandt wurde; auch gibt es keine tibetischen moenche hier, sondern nur chinesische aufpasser:-(

tag 11: fuer die naechsten drei tage mieteten wir zusammen mit einem hongkongesen einen jeep. das erste ziel war der auf 4.700m gelegene see nam tso. die fahrt fuehrte ueber einen 5.000m hohen, leicht eingeschneiten pass und ein unendliches plateau, an dessen rand frisch eingezuckerte bergspitzen in den himmel ragten. unterwegs sahen wir reitende nomaden mit ihren yak-, schaf- und ziegenherde. sie leben ein hartes leben in einer unwirtlichen umgebung. ihre unterkuenfte sind einfache zelte, neben denen oft protzig ein alter lastwagen steht - modernes nomadentum.
der riesige nam tso hat leicht salziges, klares wasser, das je nach sonnenlicht in allen erdenklichen blautoenen schimmert. eine halbinsel mit heiligem berg ragt tief in ihn hinein. viele pilger in traditioneller kleidung, die frauen tragen bunt bestickte schuerzen mit klimpernden metall-plaketten und grellen kopftuechern, gehen ohne unterlass die kora. unvergesslich auch die einladung einer familie in ihr zelt. als erstes sah ich den in der mitte stehenden ofen und die in einer ecke liegenden yak keulen. einmal abgenagt, werden die knochen am boden liegen gelassen... das mir angebotene fleisch und den beruehmt-beruechtigten buttertee lehnte ich dankend ab. stattdessen lehrten wir uns gegenseitig tibetisch und englisch. eine herzliche begegnung in fremder umgebung.

tag 12: von nam tso ging es zum kleinen reting kloster. das kloster liegt idyllisch zwischen dicken baeumen an einem steil abfallenden hang. leider waren wir etwas unter zeitdruck und konnten nur einen raschen blick herum werfen; die angeblich wunderschoene, drei stuendige kora verschoben wir auf's naechste mal... weiter ging's zum drikung kloster. je laenger die fahrt dauerte, um so schlechter wurde die strasse. wir wurden kraeftigst durchgeschuettelt und in regelmaessigen abstaenden baengten unsere koepfe an die decke. als die sonne hinter den bergen verschwand und sich dunkelheit herabsenkte, war das abenteuer komplett. schliesslich erreichten wir wohlbehalten drikung - endlich aufatmen!

tag 13: am morgen besichtigten wir drikung. dabei hatten wir auch gelegenheit unsere nase in eine druckerei fuer heilige tibetische schriften zu stecken. alles wird von hand gemacht. ich war natuerlich uebergluecklich, als die "drucker-moenche" bereitwillig fuer die kamera posierten...
weiter ging's zum tidrum konvent. es liegt am ende eines engen tales und schmiegt sich eindruecklich an den fuss eines maechtigen berges. unten donnert ein reissender fluss vorbei und gleich daneben befindet sich die hauptattraktion, eine heisse quelle. auch tibet bleibt nicht vom wellness-boom verschont! bemerkenswert war einmal mehr die strasse, die zum konvent fuehrte: gut meterhohes wasser musste einige male durchfahren werden. endlich weiss ich, was das camal-safari feeling ist! wie-auch-immer, fuer die blauen flecken wurden wir reichlich mit einzigartigen landschaftsbildern belohnt: maechtige felsen, tiefe taeler, schaeumende fluesse, tundra-aehnliches grasland, zottige yaks, bergziegen mit den hoernern von steinboecken und wollige schafe. unvergesslich auch die scheue neugier der warmherzigen tibetischen bergbevoelkerung.
ein letztes mal kehrten wir nach lhasa zurueck. noch einmal liessen wir uns von der atmosphaere des barkhor fesseln, noch einmal blickten wir zum potala palast. am naechsten morgen ging der flieger zurueck nach chengdu.

die gut zwei wochen in tibet waren eine intensive zeit voller neuer eindruecke. wir lernten einen kleinen teil dieser sagenumwobenen welt kennen und bekamen... lust auf mehr! welch spezielle station auf unserer langen reise.




Dienstag, September 09, 2003

 
hello again! hier wie versprochen der bericht ueber die vergangenen dreizehn tage in tibet - teil1:

tag 1: nach der landung in lhasa hiess es einchecken, mittagessen und ab zum sera kloster. hier fand am nachmittag eine eroeffnungszeremonie zum shoetun fest (yoghurt fest) statt. ein riesiges thangka (buddhistisches rollbild) war ueber eine ca. 15m hohe und 10m breite wand gespannt worden. auf dem riesigen tuch waren buddhistische motive in bunten farben dargestellt, unzaehlige tibeter pilgerten vorbei und brachten weisse seidenschals als zeichen ihrer verehrung. welch wunderbares zeugnis von der unverwechselbaren kultur auf dem dach der welt.
am abend spazierten wir zum barkhor; dem pilgerweg, der um den jokhang tempel fuehrt. jede heilige staette in tibet hat eine solche, sogenannte kora. die pilger gehen den weg im uhrzeigersinn. man dreht gebetsraeder, betet oder unterhaelt sich ueber die geschehnisse des tages. ein buntes treiben bei dessem anblick man sich um jahrzehnte zurueckversetzt vorkommt.

tag 2: im norbu lingka, dem "juwelen garten" um den sommerpalast des dalai lama, fand das shoetung fest seine fortsetzung. halb tibet hatte sich in dem weitlaeufigen park zum gemeinsamen picknick versammelt. zelte wurden aufgestellt, decken ausgebreitet, bier eingekuehlt und griller eingeheizt - immerhin dauerte das ganze mehrere tage... wir waren vor allem wegen der tibetischen oper hergekommen. rund um die buehne hatte sich eine dichte menschenmenge versammelt. diejenigen, die keinen guten platz ergattern konnten, kletterten auf herumstehende lastwagen, busse und baeume. die kuenstler trugen geheimnisvolle kostueme, einige sogar furchterregende masken. dargestellt wurden huebsche maedchen, tapfere maenner und diverse tiergestalten. der singende erzaehler wurde immer wieder von gemeinsamen gesaengen und taenzen unterbrochen. wir genossen die vorstellung waehrend einer guten stunde - das ganze spektakel muss wohl den ganzen nachmittag gedauert haben. wir schlenderten noch zwischen gruppen picknickender leute und den verschiedenen palaesten herum und genossen die froehliche atmosphaere des joghurt festes.

tag 3: eine der heiligsten staetten tibets, der jokhang tempel, befindet sich mitten in lhasa. die haupthalle ist nur duester mit butterlichtern beleuchtet. die waende sind kunstvoll bemalt und nebst den haupt-buddha-statuen gibt es mehrere nischen mit lamaistischen figuren. nur wenige schritte vom hektische treiben der hauptstadt findet man sich tief in einer mystischen welt wieder. um den haupttempel fuehrt eine kleine, mit gebetsraedern gesaeumte, kora. ein unaufhoerlicher menschenstrom geht die runde, dreht die raeder. vor dem portal vom jokhang tempel prostrieren sich pilger, indem sie sich unzehlige male auf den boden werfen.
am nachmittag schauten wir ein zweites mal beim sera kloster vorbei. in einem garten konnten wir den moenchen beim debatieren zuschauen. dies geht so: der gelehrte stellt einem schueler die frage, wobei er einen ausfallschritt macht und in die haende klatscht. der schueler muss postwendend antworten. fragen, klatschen, antworten; fragen, klatschen, antworten... weiss der schueler die antwort nicht, redet und klatscht der meister unnachgiebig auf ihn ein. interessant zum zuschauen, doch schueler mochte ich hier nicht sein;-)

tag 4: ein alter, lottriger und bumvoller pilgerbus brachte uns zum ganden kloster. dieses liegt auf ueber 4.500m an einem steilen berghang , 40km oestlich von lhasa. die herumziehenden wolken liessen den ort geheimnisvoll erscheinen. das kloster wurde 1409 von tsongkhapa gegruendet und ist die gruendungsstaette der gelupa sekte. das grab von tsongkhapa (eine reich verzierte stupa) und der tempel von maitreya (dem buddha der zukunft) sind die wichtigsten pilgerorte in ganden. ein weiterer hoehepunkt waren die atemberaubenden blicke auf die tief unten liegenden taeler von der um den gipfel fuehrenden kora.

tag 5: der naechste ausflug ging zum samye kloster, dem aeltesten tibets (gegreundet 775 von koenig trison detsen). die anlage repreaesentiert das universum mit sonne, mond und den verschiedenen kontinenten. der haupttempel hat drei ebenen: die unterste ist im tibetischen, die mittlere im hainan chinesischen und die oberste im indischen stil erbaut. wir verbrachten den ganzen nachmittag damit, die unterschiedlichsten hallen zu erforschen. oft wurden wir von freundlichen moenchen begruesst, die uns die namen der verschiedenen statuen lehren wollten (gar nicht so einfach;-). doch nicht nur das kloster ist einzigartig, auch die umliegende landschaft mit gold-schimmernden sandduenen, einem breiten fluss, auen, kargen grasbergen und tief eingeschnittenen taelern begeistert. samye hat uns wahnsinnig gut gefallen.

tag 6: die busfahrt zurueck nach lhasa hielt einige ueberraschungen fuer uns bereit: zuerst stoppten wir beim yumbulagang, dem legendaeren ersten gebaeude tibets. ist nicht gerade umwerfend, doch idyllisch auf einem steilen felsen gelegen. eine gute gelegenheit fuer idyllische fotos und spektakulaere ausblicke ins tal. ein weiterer stopp wurde beim kleinen trandruk kloster eingelegt.
detail am rande: eigentlich haetten wir fuer den besuch von samye eine spezielle bewilligung benoetigt, doch einige berichte liessen vermuten, dass die polizei diese bestimmung nicht ganz so rigoros umsetzt. wir liessen es drauf ankommen, und fuhren ohne "schein" los. im kloster schlugen unsere herzen hoeher, als wir zwei polizisten sahen, doch gluecklicherweise interessierten sie sich nicht weiters fuer uns. glueck gehabt, gut spekuliert, papierkrieg gespart;-)

tag 7: shigatse ist die zweitgroesste stadt tibets, suedlich von lhasa gelegen. wir fuhren mit dem oeffentlichen bus dorthin - ist uns sympathischer als ein nobler touristen-jeep, ausserdem fuehlen wir uns so freier und naeher bei den leuten. die fahrt dauerte gute acht stunden. wieder gab es tolle landschaftsbilder zu bewundern, wieder komme ich bei der erinnerung ins schwaermen. noch am gleichen nachmittag wollten wir weiter nach gyantse, einem historischen staedtchen mit festung, kloster und wenig chinesischem einfluss. doch vorher mussten wir bei der polizei in shigatse eine bewilligung einholen. dies funktionierte problemlos und innerhalb weniger minuten war die geschichte erledigt. um es vorwegzunehmen: niemand wollte in gyantse unseren "schein" sehen. fand ich schon ein bisschen enttaeuschend, jetzt wo wir einen hatten;-)

soviel zu tag 1 bis 7. fortsetzung folgt!




Montag, September 01, 2003

 
der abend im teehaus war fantastisch. ein hoehepunkt aus dem programm der sichuan oper jagte den naechsten; wir kamen gar nicht mehr aus dem staunen heraus. meine lieblingsnummer waren die "changing faces", bei der die taenzer ohne unterbruch neue masken aufs gesicht zauberten. das ging so schnell, ich habe keine ahnung, wie die das machten. aehnlich faszinierend waren die stab-puppen-spieler und ein schattenspieler - welch hohe kunst, und ich habe geglaubt, dies sei nur fuer kinder!

am naechsten morgen flogen wir aufs dach der welt. war schon ein spezielles gefuehl, als wir aus dem flugzeug stiegen und sogleich feststellen konnten, dass die luft wirklich duenner war;-) waehrend der busfahrt nach lhasa sahen wir die ersten tibetischen haeuser, typische stupas (hier heissen sie choerten) und gebetsfahnen. vorfreude kam auf und erwartungen wurden geweckt. leider erfuhren diese einen ersten kleinen daempfer, als wir die hauptstadt erreichten: die neuen chinesischen stadtteile passten nicht wirklich zur idylle...

damit sind wir auch schon beim traurigen teil angelangt: 1950 beschloss das kommunistische regime chinas, die tibeter von ihren feudalen herrschern zu "befreien". der grund: tibet war zu der zeit ein repressiver kirchenstaat und nicht eine liberale demokratie (wie wir westler oft irrtuemlich glauben). die chinesen bauten in der folge schulen, strassen, einen flughafen usw. und koennen nicht verstehen, warum die tibeter ihren "befreiern" gegenueber so undankbar sind. sie scheinen zu vergessen, dass sie das von den tibetern akzeptierte staats- und kirchenoberhaupt ins exil getrieben und (insbesondere waehrend der kultur revolution) kulturgut, buddha-statuen und kloester zerstoert haben. damit trafen sie die tibeter, in deren leben religion, kultur und tradition fest verankert sind, tief. umso bemerkenswerter ist es, wie die tibeter ihre lebensart und rituale, trotz aller frustrierenden umstaende, beibehalten haben und pflegen. tibet lebt!

inzwischen sind wir schon sechs tage hier. das land weckt bei mir stimmungen und gefuehle, die sich regelmaessig, wenn auch in facetten, wiederholen. bevor ich darueber berichte, wo wir ueberall waren, moechte ich daher versuchen, diese eindruecke etwas zu beschreiben.

tempel und kloester: oft riesige gebaeude aus schweren steinen gebaut. die kloester praegen mit ihren weitlaeufigen anlagen die umliegende gegend. es gibt grosse versammlungshallen, heilige tempel und zahllose kapellen zu erkunden. beim betreten der dunklen raeume riecht man sogleich den unverkennbaren geruch der butterlampen. langsam gewoehnen sich die augen an die dunkelheit und man erkennt geheimnisvolle, goldenen statuen. jede hat eine spezielle bedeutung und, auch wenn man sie nicht kennt, ahnt man, dass es was wichtiges sein muss. ueberall haben pilger kleine geldscheine hingesteckt. der haupttempel beherbergt gigantische statuen, zu denen man hoch emporblicken muss. nebst andaechtigen buddhas gibt es furchterregende waechter, oftmals eine maske mit totenkoepfen tragend. die waende sind bemalt mit edlen darstellungen aus religion und geschichte - gruen, rot und weiss sind die dominierenden farben. soviele details ueberall. ab und zu murmelt ein in purpurrot gehuellter moench gebete oder schlaegt die trommel. alles im schein der butterkerzen, mystische fremde welt. kein besuch gleicht dem andern, mal fuer mal gibt es was neues zu entdecken. faszination und spannung ohne ende.

landschaft: das hochplateau um lhasa ist eine karge gegend. die umliegenden huegel sind meist kahl, auf dem grau-braunen boden gibt es nur wenige gruenflaechen. im tal fliessen seichte, dafuer umso breitere fluesse. die menschen bauen verschiedene getreide an, zuechten schafe, kuehe und yaks (zottelige hochlandrinder). die religioesitaet der tibeter ist ueberall praesent. gebetsfahnen wehen auf hausdaechern, bergspitzen und entlang der grate; weisse choerten stechen aus der matten gegend hervor. egal wie unwirtlich sich die natur gibt, die tibetische kultur strotzt, gibt hoffnung und kraft.

menschen: braune, von sonne und wind gegerbte gesichter. dunkle, schwere kleidung mit gelegentlichen, hell-leuchtenden farbmustern. die menschen strahlen ruhe aus. pilger murmeln ohne unterlass ihre gebete, drehen gebetsraeder, folgen koras (pilgerwege um tempel), besuchen tempel. oft begleitet sie der schwere geruch der butterkerzen der heiligen staetten. zur begruessung strecken sie die zunge heraus (vor allem aeltere leute). nicht aus unfreundlichkeit, sondern um zu zeigen, dass sie keine teufel sind - diese haben naemlich gruene zungen. die tibeter gehen ihren weg ohne unterlass, ruhig aber bestaendig.




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