Dienstag, August 26, 2003

 
alles schon wieder vorbei! nach unserem abstecher ins reich der lehrer, sind wir wieder zu den ganz normalen reisenden zurueckgekehrt. die letzten tage an der schule verflogen im nu und als es ans abschied nehmen ging, wurde mir zugegebenermassen schwer ums herz. wuerde mich interessieren, wie es den schuelern im ausland ergeht... die schulleitung lud uns zu guter letzt wieder zum essen ein und ich bekam sogar zwei grosse flaschen bier;-) auch mit der abrechnung funktionierte alles reibungslos (da fiel uns ein stein vom herzen). fuer uns waren die elf tage eine tolle erfahrung, die wir auf keinen fall missen moechten. es war auch befriedigend zu spueren, dass schueler und schulleitung mit uns zufrieden waren.

unsere reisebibel lonely planet lobt in hoechsten toenen die village tour von mr. yang in der umgebung von leshan. gut, dachten wir, das goennen wir uns vor unserer abreise. wir hatten mr. yang einige male in seinem lokal besucht und waren von seiner sympathischen, hilfsbereiten art begeistert. leider wurden unsere erwartungen enttaeuscht. das angebliche village war die kleine stadt suqi am stadtrand von leshan. wir besuchten den markt, schauten bei einem kalligrafen vorbei (er malte unsere namen und wuensche in chinesisch auf papier), gingen weiter zu einer reisnudelfabrik, einem teeladen und nach kurzem spaziergang durch den alten stadtteil erreichten wir ein altes haus, wo wir mahjong (extrem populaeres spiel in china, das leute wann immer moeglich oft naechtelang spielen) ueben konnten. hoert sich alles nicht so schlecht an, oder? das problem war nur, dass mr. yang vier seiner englisch-schuelerinnen mitgenommen hatte, die sich mit uns unterhalten und die besuchten orte vorstellen sollten. die maedchen waren zwar sehr nett, aber etwas ueberfodert. mr. yang selbst hielt es nicht fuer noetig, uns irgendwas ueber die an und fuer sich interessanten orte zu erklaeren. schade - bei mr. yang scheint die luft draussen zu sein!

schliesslich war die zeit gekommen und es hiess wieder rucksaecke aufzuschnallen. in jiajiang legten wir einen kurzen stopp ein, um das bekannte kliff der 1000 buddhas (qianfoyan) zu besichtigen. zur zeit als in leshan der grosse buddha gebaut wurde, hatten hier moenche, kuenstler und "normale" bauern mehrere bilder aus dem buddhismus in einen steilen fels am flussufer gehauen. insgesamt koennen 96 bilder mit ueber 2000 buddhas bewundert werden. es war ein lohnenswerter abstecher.

noch am gleichen tag erreichten wir chengdu, die hauptstadt sichuans. heute schauten wir einige der sehenswuerdigkeiten an: renmin gongyuan, der volkspark, ist eine gemuetliche anlage mit einem kleinen see, bonsai- und orchideengarten und riesigem teehaus. der ideale platz um leuten beim tai chi, paartanzen oder karten und mahjong spielen zuzuschauen. wenshu yuan, tempel des gottes der weisheit, ist der aelteste buddhistische tempel der stadt. wir freuten uns besonders auf den besuch des vegetarischen tempel-restaurants mit den imitierten fleischgerichten (schmeckt wie huhn, schwein, fisch etc. ist aber 100% vegetarisch). im stadtzentrum der wirtschaftsmetropole liegt der mao platz mit der obligaten mao statue. rundherum stehen die modernen geschaeftsgebaeude, symbol fuer den wirtschaftsboom des heutigen chinas.

heute abend steht noch ein besuch eines der beruehmten teehaeuser auf dem programm, wo die teetrinker mit sichuan oper, akrobatik und anderer kleinkunst unterhalten werden. bin gespannt, was da auf uns zukommt. morgen geht's dann weiter nach tibet! uns wurde gefluestert, dass zur zeit in lhasa eines der buntesten tibetischen feste gefeiert wird - das wollen wir uns nicht entgehen lassen!




Donnerstag, August 21, 2003

 
leshan liegt nur eine halbe bus-stunde oestlich von emei. eigentlich wollten wir hier gerademal zwei naechte bleiben und dann schnurstracks nach chengdu, der hauptstadt sichuans, weiterreisen. aber eben, wollten...

nichtsahnend begaben wir uns auf den weg zum da fo. unterwegs wurden wir von sam (einige chinesen lieben es, sich westliche namen zuzulegen) angequatscht, ob wir nicht englisch unterrichten koennten, schon 10 tage wuerden ihm helfen. wer weiss, aber zuerst wollten wir mal den da fo anschauen. mit einer hoehe von 71m ist er der groesste buddha der welt. seine ohren sind 7m lang und der nagel der grossen zehe misst 1,5m - richtig gross, also;-) die statue wurde in eine felsnische am ufer des dadu flusses gebaut. doch damit nicht genug! da fo liegt im "herzen" einer natuerlichen formation von drei huegeln, die aus dem richtigen winkel betrachtet, an einen schlafenden buddha erinnert... in leshan ist alles buddha!

auf dem weg zur grossen statue passierten wir wuyou si. der tempel ist der zerstoerung waehrend der kultur revolution entgangen und ein beeindruckendes beispiel klassischer chinesischer baukunst. ein highlight ist die halle der 1000 archaten. die 1000 lebensgrossen tonfiguren stellen moenche und edelmaenner dar, von denen jeder in pose und gesichtsausdruck einzigartig ist. es ist ein wahres vergnuegen, durch diesen prototypen von madame tussauds wachsfigurenkabinett zu spazieren;-)

dann war es soweit: wir standen oberhalb der felsnische vom grossen buddha und konnten ihm direkt in die augen schauen. war schon speziell, so eine grosse statue aus der naehe zu sehen. eine zick-zack-treppe brachte uns hinunter zu einer platform bei seinen fuessen. wir waren nicht mal so gross wie seine zehen hoch! ein einzigartiges monument.

spaeter besuchten wir noch da fo si, den tempel des grossen buddha. empfangen wurden wir, wie so, oft von einem kugelrunden, herzhaft lachenden buddha. dieser hier war aus weissem marmor. einige "echte" kinder krabbelten auf ihm herum, setzten sich auf die dicken arme und posierten fuer die kamera ihrer stolzen eltern. war witzig, eines der populaersten buddha-motive chinas zumindest halbwegs lebendig zu sehen.

uebrigens: der buddha in china ist so beleibt, weil dies als zeichen fuer wohlstand gesehen wird. diesen zu erreichen wird als zentrales lebensziel erachtet und gepriesen. die leute gehen in den tempel und beten fuer reichtum.
buddhas schauen ueberall ein bisschen anders aus. in thailand zum beispiel sind die figuren edel und andaechtig. hier steht eher die geistige entwicklung im zentrum.


am abend dieses tollen tages trafen wir sam. wir hatten uns entschlossen, zehn tage zu unterrichten und so etwas ueber chinas schulen und das chinesische leben abseits der touristenrouten zu lernen. aber achtung: so einfach, wie wir uns das vorgestellt hatten, sollten wir nicht als neue englisch lehrer akzeptiert werden...

zuerst wollte uns sam eine uebungsstunde in der schule seines freundes geben. noch am gleichen abend gingen wir dorthin. wir waren etwas ueberrascht, als die ca. 16-jaehrigen schueler und schuelerinnen alle einen tarnanzug trugen. es wurde viel wert auf disziplin gelegt: in reihen stehen, ordentlich nebeneinander marschieren etc. ich fuehlte mich an erbauende tage auf freiburgs la poya erinnert (zur erklaerung: ort, an dem die elite-funker der schweizer armee ausgebildet werden). doch dies hier war eine ganz normale privatschule - in china, versteht sich. im nachhinein betrachtet war es sogar eine recht gute schule. die schueler waren freundlich und motiviert. ok, da standen wir also im schulhof und erwarteten unsere uebunslektion. nach einem endlosen foto-shooting (jetzt weiss ich, wie sich beckham in asien fuehlt;-) und wiederholtem haendeschuetteln mit dem schuldirektor, war es schliesslich soweit. sam zeigte uns, wie man eine"lustige schulstunde" hielt. nah dies nah verloren die teenager ihre scheu und die atmosphaere wurde spuerbar lockerer. alles waere in bester ordnung gewesen, haette sam nicht ab und zu das beduerfnis gehabt, den belehrenden vorzeige-lehrer zu spielen. nach der stunde mussten noch mehr fotos im buero des direktors geknippst werden - offiziell als tolle erinnerung fuer die schueler, inoffiziell wahrscheinlich eher um damit anzugeben: "see, these are the foreign teachers at my school" - "oh, you have foreign teachers" - "oh yes, sure..."

das spiel ging weiter. noch am gleichen abend trafen wir den general manager der schule, an die uns sam vermitteln wollte. nach einem kurzen chinesischen hin und her stimmten wir zu, vorerst zwei probetage a drei lektionen abzuhalten (gegen bezahlung). die probetage waren scheinbar im sinne der schule, denn sie wollten uns behalten. allerdings (hier kam das erwartete aber) hatten sie auch eine amerikanische lehrerin an der hand, die schon fuenf jahre in china unterrichtet hatte, laenger bleiben koennte und darueber hinaus erst noch chinesisch sprach. doch unser stil haette ihnen besser gefallen, weshalb sie uns gerne engagieren wuerden zu den und den konditionen (logischerweise war der gebotene preis niedriger als der urspruenglich genannte). wir sollten uns bitte gleich entscheiden, denn sie muessten der amerikanerin absagen. das angebot machte uns sam, denn der schulleiter hatte sich mit seinen leuten gleich nach dem essen in einen anderen raum verabschiedet. wir sassen also da, und versuchten zu verhandeln. alle paar minuten rief der schulleiter sam am handy an und sagte, dass er nicht laenger warten konnte. schliesslich schafften wir es, den schulleiter zu einem persoenlichen gespraech zu bewegen und einen kompromiss vorzuschlagen (wir waren wieder mal sooo nett). er wand sich ein bisschen und strich unser essen (!) bevor er zustimmte. war gar nicht so einfach, etwas verhandeln zu wollen, wo es nach deren ansicht nichts zu verhandeln gab - vielleicht haetten wir konsequenterweise nicht verhandeln sollen... alles nicht so einfach in china. angeblich muss man hier aufpassen, dass immer alle ihr gesicht bewahren. doch was heisst das? wir stehen diesbezueglich auf verlorenem posten. wir haben keine ahnung wo die grenzen sind und wie man geschickt auf diesen tanzt. fuer uns heisst gesicht bewahren, aufrichtig und ehrlich sein; doch heisst es das auch fuer die chinesen? bin mir nicht so sicher. beobachtet man, wie chinesen miteinander umgehen, dann kann von ruecksichtnahme, anstand und respekt ueberhaupt keine rede sein. vielleicht ist das ganze getue ums gesicht bewahren nur eine farce, die sich gegenueber auslaendern geschickt ausnuetzen laesst - oder vielleicht bedeutet es auch nur, seinem vorgesetzten in den allerwertesten zu kriechen?!? wahrscheinlich werden wir es nie wissen.

inzwischen haben wir schon neun tage an der "schule zur ausbildung fuer arbeitskraefte fuers ausland" unterrichtet. elf werden es werden. die studenten sind zwischen 20 und 34 jahre alt und werden voraussichtlich nach diesem einmonatigen englisch kurs an eine firma in england vermittelt (duerfte ein chinesisches unternehmen sein, das billige arbeitskraefte in der heimat rekrutiert). waehrend des kurses wird hart gebueffelt: sechs lektionen am tag, sieben tage die woche. ich bewundere das durchhaltevermoegen und den lernwillen der studenten, doch sind viele vom grossen input ueberfordert und es fehlen zeit und energie, um das gelernte zu festigen. von den 56 studenten kann ein drittel gut englisch, ein drittel einigermassen und der rest kaum. wir tun unser bestes, um die schueler so oft wie moeglich zum sprechen zu bringen. ab und zu ist es frustrierend, wenn man am ende einer lektion feststellt, dass die schueler nichts kapiert haben. immer schoen laecheln und nicken, und wenn man gefragt wird mit den schultern zucken. so kommen wir nicht sehr weit, herr kollege! ein bisschen mehr selbstverantwortung! was das ist...?

ab und zu kommt der schulleiter zu uns und moechte irgendwas umstellen: wir moechten doch noch dies und jenes tun; wir moechten doch das so und so machen; und-so-weiter, und-so-fort. wie sagt man so schoen auf englisch: "it's all part of the experience". trotz allem finde ich die zeit an der schule sehr interessant und wir haben einiges ueber die chinesische mentalitaet gelernt.

die schule selbst ist in einem farblosen betonklotz am stadtrand untergebracht. tische, stuehle und wandtafel sind einfachst, erfuellen aber ihren zweck. die schueler wohnen in der schule und duerfen ihre eigenen kleider tragen (keine uniformen). zu gewissen zeiten muessen sie sich auf dem schulhof versammeln, in reih und glied aufstellen und irgendwelche lieder singen. der umgangston zwischen studenten und lehrern ist recht freundlich. wahrscheinlich ist dies eine der lockereren schulen chinas.

sam schleppte mich an einem nachmittag zu einer weiteren "fun-lesson" in einem strengereren umfeld. beinahe hundert schueler marschierten in reihen auf dem sportplatz auf, alle ihr schemel tragend. die reihen wurden peinlichst genau ausgerichtet und die schemel ordnungsgemaess plaziert. es dauerte einige minuten, bis sich die schueler hinsetzen durften. eine wandtafel stand mitten auf dem platz und wir bekamen mikrofone, damit die schueler uns verstehen konnten. eine open-air "fun-lesson" die, ehrlich gesagt, nicht besonders viel fun machte. zum abschluss gab es dann noch das obligate fotoshooting:-(




Mittwoch, August 20, 2003

 
gut ausgeschlafen kamen wir am naechsten morgen in emei an. der freundliche cafe-besitzer nathan nahm uns in empfang und "verfrachtete" uns zu seinem kleinen restaurant am fusse des "number 1 mountains" emei shan, einem der vier heiligen buddhistischen berge chinas. trotz tief haengender wolken beschlossen wir, den aufstieg noch am gleichen tag in angriff zu nehmen (3 bis 4 tage sollte man einrechnen, hiess es). ein hartes stueck arbeit erwartete uns: der ausgangspunkt lag auf 630m, der goldene gipfeltempel auf 3077m!!!

der erste teil des weges war recht gemuetlich und fuehrte zu wannian si, tempel der 10.000 jahre. der tempel ist bodhisattva puxian (dem beschuetzer des berges) gewidmet, der hoch erhaben auf einem weissen elefanten sitzt. nach einem kurzen rundgang ging es weiter den berg hinauf. der weg war kein "gewoehnlicher bergweg", wie wir ihn erwartet hatten, sondern eine einzige nicht-enden-wollende steintreppe vom ausgangspunkt bis zum gipfel. auch mit der gemuetlichkeit war es dahin, denn die treppe stieg auf einmal nicht mehr sachte, sondern extrem steil. bald begangen wir zu keuchen und fluchen, der heilige berg verlangte seine opfer. ich fragte mich, ob alle treppenstufen unserer beruehmten europaeischen kirchentuerme zusammen ausreichen wuerden, um diesen berg zu besteigen??! dies muss die laengste treppe der welt sein und eine gemeine dazu... immer wieder folgte einem steilen aufstieg ein kurzer abstieg, vermeintlich gewonnene hoehenmeter gingen wieder verloren und mussten spaeter nochmals erklommen werden. wir waren uebergluecklich, als wir nach fuenf stunden unser nachtquartier im xixiang chi auf 2070m erreichten.

die unterkunft im tempel war nicht gerade erbauend, bot aber schutz vor dem einsetzenden regen. es gab sogar eine moeglichkeit zu duschen und die verschwitzten klamotten auszuwaschen. als wir am naechsten morgen aufwachten, schuettete es aus allen kuebeln. wir befuerchteten schlimmes hatten aber glueck, denn mit unserem abmarsch hoerte der regen auf. weiter ging es: steile treppen hinauf und wieder ein bisschen hinunter, steile treppen hinauf und wieder ein bisschen hinunter etc. etc. etc. witziges detail am rande: am wegesrand befindet sich alle paar hundert meter ein kleines restaurant und bietet pilgern die moeglichkeit, den aufstieg sachte mit vielen kleinen snack-pausen, zu meistern. an diesem morgen hatten wir jedoch nicht gross lust zu verweilen. unser ziel war es, rasch den gipfel zu erklimmen; moeglichst vor dem naechsten regen...

bald passierten wir den grossen parkplatz fuer tourbusse auf 2540m, von wo eine gondelbahn (made in austria) zum gipfel fuhr. "nur was fuer softies" dachten wir und erreichten zahllose treppenstufen spaeter jin ding. die moenche in der tempelunterkunft wussten von der heiligkeit ihrer staette zu profitieren. die zimmer waren extrem teuer und waschraum wollten sie uns auch keinen anbieten. wir wussten uns zu helfen und nahmen fuer ein weilchen den boiler-heizraum in beschlag... scheinheilige heilige - weltweit eine verbreitete clique:-(

spaeter spazierten wir ein bisschen auf dem gipfel herum und konnten zumindest erkennen, dass die felsen rundherum senkrecht in die tiefe stuerzten. schade, dass das wetter nicht mitspielen wollte und wir von der hochgepriesenen landschaft rein gar nichts sahen.

zu den hoehepunkten jeder besteigung zaehlt der sonnaufgang. punkt vier uhr morgens begann es in den gaengen des klosters zu poltern. der auf die daecher prassende regen schien die chinesen nicht zu beirren. ok, das musste begutachtet werden: draussen zogen die wolken zwischen den am aussichtspunkt stehenden wallfahreren vorbei. von sonnenaufgang keine spur. das dunkle blau der nacht wich dem hellen grau des tages - es haette soooo schoen sein koennen!

jinding si, der goldene gipfeltempel, war sehr beeindruckend. wirklich tolle buddha statuen und emsige pilger hinterliessen einen bleibenden eindruck. nach einer waermenden nudelsuppe und 4 tassen heissen tee nahmen wir den abstieg in angriff. leider besserte sich das wetter nicht wirklich, und wir beschlossen, von der gondelbahn-talstation einen bus zu nehmen. nathan besorgte uns ein gutes hotelzimmer, an dem wir vor allem die warme dusche zu schaetzen wussten.

am fusse von emei shan besichtigten wir noch zwei tempel. fuhu si ("kloster des duckenden tigers") ist ein nonnenkloster inmitten dichten waldes. das kloster strahlt eine wohltuende harmonie aus und die gebaeude zaehlen zu den schoensten, die wir bisher in china gesehen haben. baoguo si ("tempel zur erklaerung der nation") ist der haupttempel von emei shan. hier beginnen die meisten pilger ihre wallfahrt und entsprechende geschaeftigkeit liegt in der luft. fuer uns war dies der passende abschluss des abenteuers "emei shan".




Montag, August 18, 2003

 
einige tage sind ins land geflossen und wir haben wieder einiges erlebt:

lijiang war unser letzter stopp in der provinz yunnan. wir bestiegen einen kleinen, engen bus und fuhren auf windigen strassen ueber berg und tal nach jinjiang; nord-oestlich von lijiang, in der provinz sichuan. die stadt als solches ist nichts besonderes, im gegenteil: in der umgebung gibt es viel schwerindustrie (u.a. kohle). ein dichter fabrik-nebel verdeckte die sonne, doerfer und staedte machten einen trostlosen eindruck.
fuer uns war jinjiang ein wichtiger verkehrsknotenpunkt und die erste stadt in sichuan. urspruenglich wollten wir einen bus zur weiterreise nach emei nehmen (tickets fuer busse sind verhaeltnismaessig einfach zu kaufen), doch der bus, der von all unserern lijiang-mitpassagieren nach ankunft in lijiang gestuermt wurde, brachte uns anstatt zum bus- zum zugbahnhof. offensichtlich war hier der zug das verkehrsmittel der stunde. uns blieb nichts anderes uebrig als ins kalte wasser zu springen und zu versuchen, auf chinesisch ein ticket zu besorgen (mit einer horde draengender leute im nacken). mit woerterbuch bewaffnet stellte ich mich an. endlich an der reihe deutete, zeigte und redete ich so gut es ging und hielt schlussendlich zwei tickets in haenden. mit etwas geduld konnten wir die charakteren darauf deuten und erleichtert feststellen, dass zielbahnhof und zug stimmten. blieb nur noch die frage, ob unsere plaetze in der richtigen klasse reserviert worden waren. zur erklaerung: chinas zuege haben hardseat, softseat, hardsleeper und softsleeper. hardsleeper laesst sich mit couchetten vergleichen und das war, was wir fuer die gut zwoelfstuendige zugsfahrt wollten.
abends um sieben machten wir uns auf, unsere plaetze zu beziehen... oh nein!!! die tickets waren fuer den hardseater, die billigste klasse. diese war wie befuerchtet vollgepackt mit passagieren und gepaeck und die luft stand vor rauch. wir drehten noch am abteilseingang um und suchten den schaffner auf - unser reisefuehrer sagte naemlich, dass es in china moeglich sei, tickets im zug selbst zu upgraden. wir versuchten unser glueck und waren ueberrascht, wie einfach sich das machen liess. wenig spaeter bezogen wir erleichtert zwei pritschen im sechser-abteil und klopften uns gegenseitig auf die schulter: auch zug-tickets kaufen in china hatten wir geschafft;-)




Mittwoch, August 06, 2003

 
die zeit vergeht. vor ueber einer woche erreichten wir das malerische lijiang. die altstadt praesentiert sich gut erhalten und bis in den letzten winkel herausgeputzt. ende der sechziger jahre richtete ein erdbeben grossen schaden in der region an. die stadtplaner mussten ueberrascht feststellen, dass vor allem moderne einrichtungen opfer der katastrophe wurden, waehrend die traditionellen haeuser und strassen der naxi leute ohne groesseren schaden davon gekommen waren. die trendwende war eingeleitet! alte bauwerke wurden restauriert, neue im traditionellen stil mit steinen und viel holz gebaut. zwischen den haeusern schlaengelt sich ein netz groesserer und kleinerer kanaele, klassische steinbruecken sichern die verbindung zwischen einzelnen ortsteilen. wenn man durch die kopfsteinpflaster-strassen schlendert ist man froh, dass die natur dieses juwel vor der zerstoerung durch die moderne gerettet hat. dies sieht auch die unesco so und hat der altstadt den status eines weltkulturerbe verliehen. in den letzten jahren ist der tourismus sprunghaft gewachsen. neue hotels aller kategorien wurden gebaut, zusaetzliche attraktionen in der naeheren umgebung erschlossen (bzw. geschaffen;-) und preise in unbekannte hoehen gepuscht. heute sind die strassen meist vollgestopft und unzaehlige "faehnchen" schleusen gruppen von attraktion zu attraktion. zum glueck ist das flair lijiangs auch im groessten rummel spuerbar. besonders abends, wenn die lampions an den hauesern brennen und kerzen-schiffchen auf den kanaelen schwimmen. eine stadt mit einem nicht-enden-wollenden jahrmarkt!

manuela und ich wurden in lijiang mit zwei regentagen a la salzburg empfangen. das wetter war so grausig, dass wir zu nicht viel mehr als lesen und tee-trinken lust hatten. an einem abend besuchten wir ein konzert des beruehmten naxi orchester; dem einzigen orchester der welt, das noch musiziert wie vor 1200 jahren! viele instrumente sahen wir zum ersten mal und die melodien klangen speziell. ein maedchen ueberraschte unsere ohren mit einem lied, das an des gezwitscher eines munteren vogels erinnerte;-) der gruender des ensembles, xuan ke, ist in china eine ikone fuer das bewahren alter musik. der starrummel scheint ihm nichts auszumachen, im gegenteil! er geniesst es, zwischen den stuecken endlose chinesische vortraege zu halten. im endeffekt hatten wir waehrend des eineinhalb-stuendigen konzertes eine halbe stunde musik gehoert und eine ganze stunde chinesisch gelauscht. als die show zu ende war, konnte man sich noch mit dem maestro ablichten lassen und das neu erstandene buch original signieren lassen - die musik war echt gut!

dann wurde das wetter endlich besser! wir bestiegen einen minibus und fuhren richtung tiger leaping gorge (hutiao xia), noerdlich von lijiang. zwischen den gebirgszuegen von haba shan und yulong xueshan, dem heiligen berg der naxi, draengt der chang jiang fluss richtung ebene. die schlucht ist an einigen stellen bis zu schwindelerregenden 3900m tief - keine bange, so hoch waren wir nie! nach einem kurzen anstieg erreichten wir den weg, der uns in drei tagen schluchtabwaerts bringen sollte. vom schaeumenden wasser steigt die maechtige wand des yulong xueshan fast senkrecht in den himmel, ehe der fels immer zerkluefteter wird und sich schliesslich in mehrere spitze spitzen teilt. waehrend wir auf unserem weg voran schritten, formten die steine unaufhoerlich neue, faszinierende bilder fuer uns. tief unten donnerte der fluss, oben zogen die wolken - wir fuehlten uns wohl hier. die erste nacht verbrachten wir bei einer ausgesprochen netten und herzlichen naxi familie. als z.b. manuela unsere t-shirts aufhaengen wollte, brachte die frau gleich wasser und waschpulver und als ich mich auf ein holzbrett setzte, kam der mann subito mit einem sessel daher... an so einem ort bleibt man gerne.
der zweite tag hielt den beruehmt-beruechtigten 28 kurven-aufstieg fuer uns bereit. er war in der tat schweisstreibend! danach liefen wir gemuetlich im hang entlang und schwelgten in der schoenheit der bergwelt.
ein weiters highlight war der abstieg in die mittlere schlucht am dritten tag. der weg war extrem steil, aber trocken und gut begehbar. wenn man oben auf dem felsvorsprung steht kann man sich nicht vorstellen, wie man die paar hundert meter in die schlucht runter kommen soll - wie-auch-immer, es ging! unten haben die chinesen eine "kunstvollen" tieger aus beton auf einen grossen felsen am flussrand gestellt. wir machten das obligate "ich war hier"-foto in siegerpose. so nah am reissenden fluss, wurden wir ganz still. das mit den felsen kaempfende wasser, das spritzen und donnern hielten uns gefangen. definitiv mehr action als hollywood! der aufstieg wurde zum besonderen erlebnis. einige chinesen meinten, dass wir mit ihnen den weg ueber die himmels-leiter nehmen sollten. hoerte sich gut an, also folgten wir. nach einem steilen zick-zack-weg standen wir wirklich ploetzlich am fusse einer leiter. wenn man heraufblickte sah man nur fels und himmel! ich wuerde mal sagen, wir stiegen gute 20m darauf in die hoeh. stufe um stufe stiegen ging's in die hoeh, dann eine leichte beugung dem fels entlang und das ende kam in sicht. endlich! es tat gut, wieder festen boden unter den fuessen zu haben.
am zielort am schluchtausgang erfuhren wir, dass der bus zurueck nach lijiang nur jeden zweiten tag faehrt. es versteht sich von selbst, dass dies nicht morgen, sondern uebermorgen bedeutete. wir beschlossen, zwei backpacker und ihren guide nach baishuitai zu begleiten. das war nicht weiters schlimm, hatten wir die drei doch wiederholt waehrend unseres gorge-treks getroffen und uns wunderbar mit ihnen verstanden. in baishuitai gibt es kalkterrassen zu bewundern. die ablagerungen von bergabwaerts-rieselndem wasser haben eine surreale welt geschaffen. besonders schoen sind die weissen wannen voll mit tuerkisem wasser. ein aehnliches naturphaenomen gibt es in der tuerkei - ich kann mich erinnern, einige fotos von dort gesehen zu haben.

inzwischen sind wir wieder in lijiang. gestern mieteten wir zwei mountainbikes und fuhren richtung baisha. schon bald meldeten sich unsere sitzknochen; waren offensichtlich etwas aus der uebung gekommen... wir staunten nicht schlecht, als wir mitten in der "praerie" unzaehlige "marterpfaehle" stehen saehen. angeblich handelte es sich hier um den dongba god garden. etwas weiter erwartete uns das massive eingangstor zum jade water village. an beiden orten gab es riesige parkplaetze mit vielen bussen drauf - beispiele neuer touristenattraktionen fuer chinesische tourgruppen:-( auf der suche nach einem zerstoerten tempel fuhr manuela einen platten ein, was uns einen spaziergang nach baisha bescherte. im ort schauten wir die alten haeuser an und goennten uns einen apfel-pfannkuchen. danach ging's zurueck nach lijiang - der schlauch war inzwischen repariert.
am abend besuchten wir eine poppig aufgemachte show ueber die verschiedenen kulturen der gebirgsvoelker und ihre traditionellen trachten (so die ansage). das ganze war sehr professionell arrangiert mit tollen lichteffekten, kurzweiligen choreographien und farbenfrohen kostuemen - bleibt nur die frage, wie die gebirgsvoelker bei soviel bein- und bauchfreiheit dem kalten winter trotzen;-) however, die unterhaltung war gut und dem publikum hat's gefallen.




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