Montag, Juli 28, 2003

 
dali liegt fuenf stunden busfahrt westlich von kunming am erhai hu see. mit ihren alten bai steinhaeusern und der malerischen umgebung hat sich die stadt einen platz in den herzen der touristen ergattert. als erstes vielen uns die riesigen menschenmenge und zahllosen souvenir-laeden in den engen strassen auf. hektisches treiben bestimmt die atmosphaere, idylle wird in kleine nischen zurueckgedraengt. mit etwas zeit und ruhe gelingt es, diese aufzuspueren. die weiss getuenchten haeuser mit typischen zeichnungen, geschwungenen ziegeldaechern und buntem balkenwerk erwachen zu neuem leben, geben ein detail ums andere preis. in kleinen, versteckten gaesschen sind die haueser nicht so herausgeputzt. der zahn der zeit ist sichtbar, holzverkleidungen wirken lotterig, auf den daechern wachsen graeser, der pflastersteinboden hat luecken. der zweite blick zeigt, der ort lebt. ist schoen hier; ich bin froh, zugang gefunden zu haben.

wir besuchten santasi, die drei pagodas. der groesste turm ist 70m, die zwei flankierenden je 42m hoch. sie stammen aus dem 9. jahrhundert und waren teil einer einst maechtigen tempelanlage. leider wurden waehrend der kulturrevolution der original chongsheng tempel und eine beruehmte glocke zerstoert. heute, gut dreissig jahre spaeter, sind tempel und glocken-turm nachgebaut - allerdings fehlt ihnen der glanz der guten alten zeit.

manuela hatte waehrend unseres aufenthaltes ein bisschen mit magenproblemen zu kaempfen. so musste ich alleine auf eine tour rund um den see gehen. zur einstimmung besuchten wir eine professionelle touri show traditioneller bai taenze - teezeremonie inklusive (einer war mit kaese und ingwer, speziell). die bai haben sich vor ca. 3000 jahren in der gegend von dali niedergelassen und praegen bis heute den dortigen lebensstil. spaeter sahen wir die herstellung traditioneller batik-stoffe, konnten einen blick auf die daecher eines alten fischerdorfes werfen und das wohnhaus eines beruehmten kuenstlers besuchen. er hat ein wahres meisterwerk geschaffen: trotz der kuehlen baumateralien stein, glas und stahl ist ueberall eine wunderbare harmonie und waerme spuerbar.
der kroenende abschluss der tour war eine demonstration des kormoranen-fischens. der clou ist ganz einfach: die haelse der voegel sind soweit abgebunden, dass sie die fische nicht runterschlucken koennen. hat ein kormoran vom fische schlucken einen dicken hals bekommen, holt ihn der fischer aufs boot und fischt die fische aus dem hals. wir waren erstaunt, als aus einem einzigen hals acht mittelgrosse fische zum vorschein kamen;-) mal was anderes!

am 24. juli feiern die bai huoba jie, das fackel-fest. auf dem dorfplatz wird eine riesige fackel angezuendet und traditionelle taenze werden aufgefuehrt. spaeter zuenden alle ihre eigenen kleineren fackeln an und der spass kann beginnen. es finden spielerische fackel-kampfe statt, mit einem pulver werden stichflammen erzeugt und freunde erschreckt. wo der brauch seinen ursprung hat, konnte mir niemand erklaeren. wahrscheinlich geht er auf eine geschichte zurueck, bei der sich eine verheiratete frau wegen ihres aussichtslosen verhaeltnisses zum koenig verbrannte. aber eben, so genau scheint das niemand mehr zu wissen und die leute haben auch so eine riesen gaudi. so ein wildes treiben hatten wir nicht erwartet. schnell entzuendeten wir unsere eigenen fackeln, deponierten diese schnurstracks auf einem grossen feuerhaufen um uns sogleich auf einen beobachtungsposten in sicherer entfernung zurueck zu ziehen. dort fuehlten wir uns wohler und konnten das schauspiel in ruhe beobachten;-)

einen vormittag verbrachten wir am wase markt. er war recht urspruenglich und die bai leute handelten gemuese, fruechte, schweine, kleider und allerhand nuetzlichem fuer den alltag. das wichtigste fuer uns war, dass wir es geschafft hatten mit woerterbuch, haenden und fuessen den weg um den halben see von dali nach wase mit hilfe von oeffentlichen bussen zu finden. irgendwann stolpert man doch noch ueber jemanden, der einem versteht - man muss nur lange genug stolpern;-)

der schoenste ausflug brachte uns zum zhonge si, frieden- und gerechtigkeitstempel. der tempel selbst war weniger beeindruckend, umso mehr dafuer der ausblick ins tal. beim besteigen des berges schummelten wir - wir nahmen den sessellift. oben angekommen wanderten wir dem hang entlang in richtung eines wasserfalles am ende eines tief eingeschnittenen tales. zu unserer ueberraschung war der weg mit natursteinen gepflastert, was fuer ein komfort. wir genossen die stunden in der freien natur und konnten ein bisschen kraft fuer den rummel des chinesischen alltages tanken.




Mittwoch, Juli 23, 2003

 
in kunming verbrachten wir eine gute woche. wir besuchten einige sights und sassen viele stunden vor dem computer mit tagebuch und emails schreiben. internet ist ein fester bestandteil unseres reisealltages geworden - schwer vorstellbar, ohne "datenkabel nach hause" auszukommen.

unser erster ausflug galt dem world horti expo garden - hier hatte 1999 die welt garten- und blumenausstellung stattgefunden. das gelaende ist nach wie vor ein beliebtes ausflugsziel fuer stadtmuede und touristen. praktisch fuer uns waren die prasesentationen der einzelnen chinesischen provinzen mit jeweils typischem garten und verkaufsstand fuer lokale spezialitaeten. wir bekamen einen guten ueberblick, zwischen was wir uns in den naechsten monaten entscheiden muessen - es wird nicht leicht;-)
beeindruckend fand ich die vielen themen-gaerten: baumgarten, teegarten, bonsaigarten, steingarten, kraeutergarten, gemuese- und fruechtegarten, bonsaigarten... garten wohin man blickte. zur abwechslung gab es ein paar grosse hallen mit ausstellungen zu einem bestimmten thema. diese modernen bauten bildeten einen angenehmen kontrast zur ueppigen bluetenpracht. alles in allem, ein wahrer augenschmaus!

last but not least: der internationale teil. hier gab es auch einen oesterreich und schweiz garten. oesterreich praesentierte sich betont klassisch mit lauschigem, von lauben umgebenem innenhof, in dessen zentrum die johann strauss statue stand - leider war die walzer kassette zur zeit unseres besuches ausgeschalten.
die schweiz gab sich auffallend erlebnis-orientiert. die besucher durften in halben weinfaessern auf einer wasserbahn (die zahme variante des europapark-kurses) zwischen einem riesenposter von luzern und einem nachgebauten schneeberg herumgondeln. war recht witzig und mein schweizer-pass ersparte uns sogar den eintritt - waere ja noch schoener, uns in fremden laendern fuer die heimat bezahlen zu lassen;-)))

shi lin, was soviel wie stein wald bedeutet, ist eine der hauptattraktionen in der umgebung kunmings. eine minibus-tour sollte uns dahin bringen. zu unserer ueberraschung beinhaltete die tour viel mehr "attraktionen" als angekuendigt und der tag wurde ein ziemlich erlebnisreicher. kaum losgefahren kam der erste stopp: eine halbe stunde zur besichtigung einer jadestein-fabrik. kurze zeit spaeter, eine weitere halbe stunde in eine keramik-fabrik. dann kam das mittagessen! wir bekamen allerhand koestlichkeiten serviert, von verschiedensten gemuesen ueber gebratene ente bis hin zu reis. aus unerklaerlichen gruenden goennte man uns hier nur knappe zwanzig minuten! weiter ging's nach shi lin - fuer zwei stunden.
manuela und ich hatten den richtigen riecher und setzten uns gleich zu beginn von der gruppe ab. auf kleinen, beinahe menschenleeren pfaden, spazierten wir durch steil aufragende, zerklueftete felsen (mitunter bis zu 30m hoch) und waeldchen voller spitzkegel-foermiger tannen. manchmal wurde der weg so eng, dass wir uns nur knapp zwischen den steinen hindurchzwaengen konnten. andere male ging es steil bergab. inmitten der bizarren figuren gab es hoehlen und kleine seen. der schock kam, als wir nichtsahnend um einen felsvorsprung bogen. dahinter erwarteten uns massen chinesischer touristen. wir hatten den teil des parkes erreicht, der fester bestandteil aller tourgruppen war. ab hier kamen wir nur noch im gaensemarsch vorwaerts...
zurueck bei unserer gruppe gab es eine teezeremonie. wir bekamen vier verschiedene sorten serviert, jede speziell gemaess ihren anforderungen zubereitet. sowas hatte ich noch nie gesehen! der erste aufguss wurde gleich wieder weggeschuettet, der zweite aufguss war der zum trinken bestimmte, degustiert wurde von heissen mini-schaelchen... die dame wirbelte mit ihrer wasser-kanne unaufhoerlich durch die luft und liess die teezeremonie zum erlebnis werden. versteht sich von selbst, dass die tees vorzueglich schemckten.
das naechste ziel war eine neuere tempelanlage. weil die fuehrung ausschliesslich auf chinesisch war, begaben manuela und ich uns alleine auf erkundungstour. man muss sich vorstellen, dass hier nicht ein einzelner tempel im vordergrund steht. vielmehr ist der riesige park selbst mit verschiedensten pavillons, hoehlen, statuen, tuermen, kleineren und groesseren tempeln die attraktion. die leute tun hier beten, pick-nicken, diskutieren und teetrinken. wir hatten die weitlaeufigkeit des gelaendes etwas unterschaetzt und kehrte mit leichter verspaetung zum bus zurueck. die hostesse wirkte etwas gestresst - no worries, wir verstanden sie eh nicht;-)
der letzte stopp des tages war in einem zentrum fuer traditionelle chinesische medizin. wir durften schuehe und socken ausziehen und unsere fuesse in ein heisses kraeuter-fussbad tauchen. doch damit nicht genug! eine fussmassage folgte. zwischendurch schaute frau doktor vorbei, um puls und zunge zu pruefen. mir haette sie gerne ein mittelchen verkauft, doch auch hier: "sorry, i don't understand!" sprachbarriere als vorteil.
am abend sank ich muede, aber entspannt ins bett. eine wahrlich unvergessliche werbefahrt.

natuerlich besuchten wir auch die obligaten tempel der region. in einen steilen felsen, am ufer des dian sees, haben ein taoist moench und seine gefolgsleute von 1781 bis 1835 long men gehauen. hoehlen, grotten, korridore, skulpturen, tempel und pavillons haengen spektakulaer in der beinahe senkrecht abfallenden steinwand hoch ueber den fluten des sees. der blick nach unten ist gewaltig - aber nur fuer schwindelfreie!
qiongzhu si (bambus tempel) ist beruehmt fuer seine 500 lebensgrossen tonfiguren, die moenche und edelmaenner bei verschiedensten taetigkeiten darstellen. die figuren wirken so echt, dass man nicht verwundert waere, wenn ein moench in der naechsten sekunde in den pfirsich beissen, sein kollege laut herauslachen oder ein anderer einen hirsch streicheln wuerde. ein ort zum staunen.




Dienstag, Juli 22, 2003

 
die zeit rast (als wenn ihr dies nicht schon selbst wuesstet;-) und wir sind bereits ueber eine woche in china. als wir in der grenzstadt hekou in den sleeper-bus; ohne sitze, dafuer mit schmalen betten; nach kunming stiegen, hatten wir keine ahnung, was uns hier erwartete. ein bisschen was hatten wir gelesen, einige geschichtchen gehoert und phantasien gesponnen, doch im endeffekt wussten wir nichts. so beschlossen wir, die ganze sache sachte anzugehen und schliefen an unserem zielort erstmal so richtig aus. am spaeten nachmittag waren wir dann bereit fuer einen kurzen, zaghaften spaziergang durch die stadt.

kunming ist die hauptstadt der provinz yunnan, im sued-westen des landes. mit 3 millionen einwohnern ist sie eine eher kleinere stadt. berichten zufolge duerfte hier in den letzten jahren, wie ueberall in china, ein enormer modernisierungs-schub stattgefunden haben und so saeumen nebst baeumen, bunte leuchtreklamen die breiten strassen. es gibt unzaehlige hochhaeuser; nicht ganz so hoch wie die petronas-towers, aber immerhin; deren architektur an fernseh-bilder aus russischen staedten erinnert. es war schnell klar: china ist einiges entwickelter und moderner als die meisten laender sued-ost asiens, auch wenn die glaenzenden fassaden nicht darueber hinweg taeuschen koennen, dass sich dahinter nicht nur gold verbirgt.
das einkaufsviertel ist riesengross. nebst protzigen einkaufszentren, einige fuer westliche designer-marken reserviert, gibt es zahllose kleine laeden. shopping ist zweifellos eine der lieblingsbeschaeftigungen der stadtbewohner!

besonders positiv fiel uns das klima auf. kunming liegt auf beinahe 1900m und die tages-hoechsttemperatur erreicht selten mehr als 25 grad. endlich nicht mehr schwitzen - zumindest nicht mehr soviel! doch vorsicht, wegen der hoehe entwickelt die sonne eine ungemeine kraft und ohne sonnenschutz wird die nase schnell mal rot. nebst kuehleren temperaturen gibt es auch mehr wolken. wir haben gehoert, dass es in den sommermonaten ganz schoen schuetten kann. bitte nicht zuviel...

was mir sonst noch aufgefallen ist: die stadtbusse werden oft von energischen chauffeusen gesteuert. echt cool war die adrette chinesin, die mit kurzem kleidchen und roten lippen hinter dem steuer sass. aufs gaspedal trat sie mit hohen stoeckelschuhen!
ein anderes erlebnis mit den damen der schoepfung hatte ich in unserem hotelzimmer. immer wieder klingelte das telefon, doch wenn manuela dran ging, meldete sich niemand. einmal hob ich ab und wurde von einer frau auf chinesisch angesproche. ich fragte in englisch nach, worum es ging, und nach einem kurzen zoegern hauchte die zarte stimme: "make love". ein schmeichelnder empfang? nicht wirklich, eher die prompte bestaetigung einer chinesischen realitaet.

ich habe auch schon ein bisschen gelernt, chinesische schriftzeichen zu entziffern. so wird zum beispiel "china" aus den charakteren fuer "mitte" und "land" gebildet, was den begriff "reich der mitte" erklaert.
die sprachbarriere existiert, wie anderswo auch, und ist nicht immer leicht zu ueberwinden - durch das sprichworte "ich verstehe nur chinesisch" ist sie auch entsprechend tief in uns verankert. zum glueck entpuppte sich diese vorstellung, und die damit verbundenen vorurteile, nicht als unueberwindbares hindernis. schon auf den zweiten blick erschien vieles weniger fremd und es war bisher nicht besonders schwer, sich erfolgreich durchzuschlagen. der mythos des geheimnisvollen reiches hatte mich im ersten moment trotz seiner faszination gelaehmt. inzwischen bin ich ins kalte wasser gesprungen und kann die aengste tag fuer tag durch eigene erfahrungen abbauen. die unternehmungslust nimmt wieder zu, die spannung steigt!




Donnerstag, Juli 17, 2003

 
unsere letzten tage in vietnam verbrachten wir in den north-western highlands. zusammen mit einem amerikaner mieteten wir einen der beruehmt-beruechtigten russischen jeeps. zu unserer ueberraschung war das vehikel recht geraeumig und die harte federung verhinderte, dass wir auf den teilweise extrem holprigen strassen zu fest durchgeruettelt wurden - so konnten wir zumindest einige hirnzellen retten;-)

unsere route sah wie folgt aus: hanoi - mai chau - son lan - lai chau - tam duong - sapa - bac ha - lao cai.

tag 1: uebernachtung in mai chau in einem typischen haus auf pfaehlen beim volk der weissen thai. das haus lag am rande der reisfelder und wir genossen eine der schoensten aussichten unserer reise. auf einem spaziergang schauten wir den menschen beim arbeiten zu. reisanbau ist knochenharte handarbeit: zuerst werden die samen im leicht unter wasser gesetzten feld gesaet. wenn die sproesslinge gute zehn zentimeter gross sind werden sie ausgerissen und in kleinen buescheln von zwei bis drei pflanzen in genuegend grossen abstaenden im nassen feld von hand neu eingesetzt. ist die pflanze gross genug wird das feld trocken gelegt. der reis beginnt auszutrocknen und kann bei genuegender reife geerntet werden. dies ist der abschluss der feldarbeit. die weitere verarbeitung laeuft aehnlich wie beim weizen: trocknen, schlagen, koerner aussortiern und nochmals trocknen (wird hier mit vorliebe auf der strasse gemacht).

unglaublich, dass die leute trotz der harten arbeit im knietiefen schlamm einem meist mit einem laecheln empfangen. einmal konnte ich mich sogar nuetzlich machen und mithelfen, saecke aufzuladen (ok, es waren nur zwei, aber immerhin;-).

tag 2: im reisefuehrer stand, dass es in moc chau besonders leckeres yoghurt geben soll. es versteht sich von selbst, dass meine frau dort um jeden preis halt machen wollte. das yoghurt war wirklich ausgesprochen gut und wir alle verschlangen gleich zwei stueck.
nach einem kurzen besuch in einem dorf der schwarzen thai erreichten wir son la, eine typische vietnamesische klein-stadt - nichts besonderes. diesmal waren wir froh, dass es nichts anzuschauen gab; nach der holprigen und staubigen fahrt interessierte uns nur noch die erfrischende dusche und das weiche bett!

tag 3: nudelsuppe zum fruehstueck in thuan chau mit anschliessendem besuch des marktes: klein aber fein mit vielen verschiedenen bergvoelkern in ihren traditionellen trachten. ein so farbenfrohes treiben kannte ich bisher nur aus dem museum oder bestenfalls dem tv; als ich auf einmal mitten in dem gewuehl stand war das schon was besonderes. es war unmoeglich sich sattzusehen.
die weiterfahrt nach lai chau gehoerte zu den schoensten abschnitten der rundreise. die enge strasse wand sich ueber hohe paesse, vorbei an steilen terrassenfeldern, kleinen doerfern, bueffel reitenden kindern und bunt gekleideten frauen. kein gipfel war zu steil um nicht irgendwas anpflanzen zu koennen. ich dachte, berge seien mir vertraut. weit gefehlt, hier folgte eine freudige ueberraschung auf die naechste:-)

tag 4: auch dieses teilstueck war im hoechsten masse malerisch. wir waren froh, dass es nur ein kurzer weg bis nach tam duong war und wir den nachmittag fuer einen ausgedehnten spaziergang entlang des talbodens nutzen konnten. die umliegenden berge hatten die form von zwergen-muetzen - fehlte nur noch schneewittchen...
nebst reis und mais wurde, zu unserer ueberraschung, in der gegend reichlich tee angebaut. die plantagenarbeiter machten sich einen spass daraus uns heranzuwinken und zum mitarbeiten aufzufordern. wir liessen uns nicht zweimal bitten! nach einer guten viertelstunde wurden wir von unseren neu gewonnenen freunden wieder verabschiedet - wahrscheinlich waren wir ihnen zu langsam;-)
an diesem nachmittag lernten wir auch einiges ueber das revierverhalten von hunden: jedes haus hat seinen eigenen waechter, welcher sich oft weit weg von seinem haus mit anderen hunden herumtreibt. solange man sich auf "oeffentlichen" wegen befindet, ist alles in ordnung. bewegt man sich in richtung seines hauses, laeuft fido friedlich an einem vorbei und bezieht stellung vor der haustuer. immer noch alles ok. biegt man aber aus versehen auf den hausweg ein, sieht man sich urploetzlich einer knurrenden bestie mit aufgestellten nackenhaaren gegenueber. die warnenden zaehne tun ihr uebriges, das herz faellt schwupps-di-wupps in die hose. aufatmen darf man erst, wenn der rueckzug auf oeffentliches gebiet geglueckt ist.

tag 5: wer haette gedacht, dass die fahrt nach sapa noch spektakulaerer sein wuerde, als das bisher gesehene? schwer vorzustellen, aber wahr. vorbei an kleinen siedlungen uns bisher unbekannter bergstaemme, stieg die strasse hoeher und hoeher richtung tram ton pass (mit 1.900m der hoechste vietnams). die felsen wurden immer maechtiger, die wolken zogen immer schneller - die rauhe schoenheit der berge war zum greifen nahe. wo soeben noch undurchdringlicher nebel war, wurde im naechsten augenblick eine majestaetische bergspitze frei. fuer mich sind dies momente der freiheit; sorgen verblassen im angesicht der elemente.
nach der passhoehe erwartete uns der silberne wasserfall, thac bac. er ist ueber 100m hoch, also ziemlich "big". ein steiler weg fuehrte zu einer bruecke, von der man ca. an halber stelle auf den fall schauen kann. der glitschige boden erschien uns tueckisch und wir setzten unsere wanderschuhe schritt fuer schritt betont vorsichtig auf. oben angekommen trauten wir unseren augen nicht: noch weiter oben auf den noch glitschigeren steinen unmittelbar neben dem tosenden wasserfall kraxelte eine gruppe junger vietnamesen in turnschuhen herum. crazy! ist es das alter oder die wohlstands-gesellschaft die mich unbewusst hat aengstlich und uebervorsichtig werden lassen - oder verhielten sich diese jungen und maedchen schlichtweg fahrlaessig? weiss nicht. andere laender, andere mentalitaeten.

schliesslich erreichten wir sapa, das touristen-mekka in nordwest vietnam. unter der woche geht es recht beschaulich zu, doch am woechenende werden ganze busladungen vietnamesischer und auslaendischer touristen von hanoi fuer den beruehmten samstags-markt hoch gekarrt. wir haben einschlaegigen informationen vertraut, die die wochenenden als horror und den markt als zur touristen-attraktion verkommen beschrieben, und reisten gerade rechtzeitig weiter - doch dazu spaeter.
sapa, von den franzosen als bergkurort in 1922 erbaut, ist fuer seine einzigartige gebirgskulisse und die verschiedenen bergvoelker der umgebung bekannt. die groessten sind red zao und black h'mong. die black h'mong maenner kleiden sich in einfachen schwarzen oder indigo-blauen hanf-kleidern, waehrend die merkmale fuer frauen indigo-blaue roecke, schuerzen, beinstuelpen und zylinder-foermige huete sind. die h'mong sind eines der groessten, aber auch benachteiligsten gebirgsvoelker vietnams. sie kultivieren reis, gemuese, fruechte und medizinische pflanzen (opium inklusive) und zuechten schweine, kuehe, huehner und pferde.
die frauen der red zao tragen weiss bestickte schwarze hosen, dunkle oberteile und markante rote kopftuecher. junge maedchen und alte frauen beider staemme leben oft fuer laengere zeit in sapa (sie haben ihre eigenen bescheidenen "guesthouses" dort) wo sie versuchen handarbeiten und ein bisschen opium an die touristen zu bringen. sie sprechen ausgezeichnetes englisch, sind ausgesprochen wiff, sehr charmant und hartnaeckig im verkaufen - am arm reissen ist noch zurueckhaltend;-)

tag 6: zusammen mit zwei black h'mong maedchen machten wir uns auf, drei doerfer der naeheren umgebung zu besuchen. wie sich bald herausstellte, hatten wir uns ungluecklicherweise fuer den haupt-touristen-trek entschieden. ueberall warteten kleine restaurants, pick-nick huetten und eifrige verkaeuferinnen auf die passanten. halb so schlimm, da trotzdem recht nett.
mit unseren zwei guides haben wir uns gut unterhalten und das eine oder andere ueber den alltag ihres stammes gelernt. das eine maedchen hat uns sogar zu sich nach hause eingeladen und fuer uns mittagessen gekocht. rings um einen kleinen innenhof standen verschiedene kleine holzhuetten. auf der einen seite waren die staelle, waehrend sich auf der anderen die wohnraeume befanden. wir setzten uns im gemeinschaftsraum auf zwei kleinen holzschemeln nieder. der boden der huette war festgetretener feuchter erdboden; das mobiliar bestand aus einem niederen tisch, einigen hockern und zwei ausgebeulten kochkesseln; die waende hatten ritzen und in einer ecke lagen kinder-gummisandalen herum. in diesem raum sassen wir also und warteten waehrend unsere begleiterin im nebenraum auf einem einfachen holzfeuer fuer uns kochte. unvorstellbar! ich hoffe, ich kann von dieser gastfreundschaft lernen und fremde leute im eigenen land auch so vorbildlich empfangen.
waehrend wir so warteten gesellte sich eine gruppe kinder zu uns. wir spielten zusammen mit einem roten ballon. alle hatten grossen spass und es tat gut, zumindest ein laecheln bringen zu koennen.

tag 7: nochmals gingen wir trekken. der weg fuehrte durch das gebiet der red zao und der black h'mong. es war unschwer zu merken, dass dieser weg viel weniger begangen wurde als der gestrige und wir hatten einige herzliche begegnungen. immer gab es etwas zu lachen - wenn ich jetzt daran zurueckdenke wird mein herz richtig schwer. weiss nicht warum, doch diese menschen gehen einem sehr, sehr nahe.
ein besonderes erlebnis faellt mir ein: auf dem weg zu einem kleinen pass trafen wir eine gruppe von vier kindern, jedes einen schweren korb voller holz auf dem ruecken tragend. natuerlich haette ich gerne ein foto gemacht, doch irgendwie hatte ich mich nicht dafuer, die aengstlich dreinblickenden kinder abzuknipsen. stattdessen gaben wir ihnen baguettes und was zum trinken. langsam glitt die angst aus ihrem gesicht und machte einem zaghaften laecheln platz. dies war ungleich mehr wert als jedes noch so idyllische foto!

tag 8: wir verliessen sapa an einem freitag - und die uns entgegenkommenden busse versicherten uns, dass wir gut taten daran. unser ziel war bac ha, wo wir zwei grosse wochenendmaerkte besuchen wollten. wir trafen gegen mittag in dem verschlafenen ort ein. in der gegend leben ueber 10 volksgruppen. gleich ins auge fallen die frauen der flower h'mong mit ihren bunt bestickten roecken, leuchtenden samtoberteilen und knalligen kopfbedeckungen (teilweise in neon-gelb und gruen:-).
waehrend sich unser amerikaner nach dem mittagessen ein schlaefchen goennte, machte ich mich zusammen mit manuela auf, die umliegenden huegel zu erkunden. es dauerte ein bisschen, bis wir unseren weg ueber reisfelder und huegel zum dorf der flower h'mong gefunden hatten. im reisefuehrer stand, dass sie ein besonders freundliches volk seien, weshalb wir voller guter dinge waren. als erstes trafen wir ein kleines maedchen, das alleine mitten auf dem weg stand. als es uns sah, begann es ohrenbetauebend loszuschreien. umsichtig wie wir waren, wichen wir auf einen seitenweg aus. dieser fuehrte ueber umwege zu einem haus, wo uns einer dieser knurrenden hunde empfing. mit hilfe des hausbesitzer konnten wir das hindernis unbeschadet ueberwinden. zurueck auf der hauptstrasse trafen wir eine gruppe von kindern, die andeuteten steinschleudern auf uns zu richten und uns ihre rosigen zungen zeigten. statt ins dorfzentrum marschierten wir zurueck ins tal, vorbei an einer weiteren zunge, skeptisch blickenden maedchen, fordernden bettelhaenden und, welch ueberraschung!, zwei laechelnden aelteren frauen. wahrscheinlich wurde das freundliche volk auf einmal von zuvielen erwartungsvollen touristen heimgesucht:-(

tag 9: samstag war markttag in can cau, ca. 20km von bah ha entfernt. der marktplatz befindet sich auf einem kleinen huegel, mitten in der imposanten bergwelt. unzaehlige flower h'mong hatten sich versammelt und gingen eifrig ihren geschaeften nach: bueffel wechselten die hand, reisschnaps wurde peinlichst degustiert, tabakpfeifen qualmten, marktkuechen hatten keine freien plaetze mehr, frauen waehlten feine stoffe aus, gemuese wurde ver- und suessigkeiten gekauft. das bunte treiben erinnerte an einen jahrmarkt und war nicht nur bunt da vielseitig, sondern weil die menschen in ihren besten kleidern um die wette leuchteten. wir genossen es, auf einem stein sitzend, der faszination dieser welt zu erliegen.
uebrigens: die flower h'mong hier waren wirklich freundlich und liessen sich von den anwesenden touristen nicht stoeren.

tag 10: bac ha markt findet jeden sonntag statt. er war groesser als derjenige in can cau, und konzentrierte sich um das betonerne marktgebaeude inmitten des ortes. nebst bueffeln wurden hier auch hunde, huehner und haengebauchschweine gehandelt. schmiede schaerften klingen, frisoere das aussehen. die asiaten pflegen den ausspruch "same, same but different!" dies gilt auch fuer die maerkte; sie sind aehnlich und verschieden, fesseln immer wieder aufs neue.
gegen mittag hiess es ein weiteres mal einsteigen. es war das letzte mal und das gefuehl der unsicherheit machte sich, bei dem gedanken an den bevorstehenden grenzuebertritt nach china, bemerkbar. in lao cai trennte sich unser amerikanischer weggefaehrte von uns - wir waren wieder alleine unterwegs. wir hatten uns gut aneinander gewohnt, uns wirklich gut verstanden und zusammen eine unvergessliche zeit erlebt. war schon ein bisschen komisch, auf einmal wieder alleine unterwegs zu sein.

immer wenn man ein land verlaesst, ist es zeit fuer ein resumee. abschied-nehmen von vietnam fiel mir nicht leicht. wir hatten viele herzensgute menschen kennen und schaetzen gelernt. als beispiel faellt mir ein pensionierter apotheker ein, der in sapa ein kleines restaurant fuehrt. er hatte in beiden kriegen (zuerst gegen die franzosen, dann gegen die amerikaner) gekaempft und gelitten. trotzdem ist er uebergluecklich wenn auslaender zu ihm kommen. seine gastfreunschaft kennt keine grenzen: zur nachspeise werden suesse fruechte aus seinem kleinen garten spendiert, zum bier gibt es frisch geroestete erdnuesse und mit seinem selbstgemachten, koestlichen pflaumenwein wird soviel wie moeglich zusammen angestossen. ein schachspiel ist sein siebter himmel und er bringt es nicht mal uebers herz, einen schlechten schachspieler wie mich zu schlagen - lieber fuehrt er ein patt herbei. wo sonst, gibt es das?

was war, war. was ist, ist. was sein wird, wird hoffentlich gut, weil ich heute meinen teil dazu beitrage.




Mittwoch, Juli 02, 2003

 
vor langer, langer zeit schaute ich mir einen dieser hollywood-filme ueber den vietnamkrieg an. den namen habe ich laengst vergessen, nicht aber die szene, in der ein kleines schiffchen durch halong bay faehrt. die bilder waren so ueberwaeltigend, dass ich unbedingt dahin wollte. vietnam, so dachte ich, muss super sein...

meine erwartungen wurden waehrend unserer bisherigen reise mehr als uebertroffen. vor vier tagen erreichte meine vorfreude einen neuen hoehepunkt: auf ging's zur sagenhaften halong bay im golf von tonkin: das schiff machte sich von halong auf nach cat ba island. das meer war meistens spiegelglatt und extrem ruhig. warum? weil ringsherum maechtige felsen aus dem wasser ragen und als natuerliche wellenbrecher agieren. die unterschiedlichsten kalkstein-formationen zogen an unserem boot vorbei. die landschaft hielt unendlich viele berauschende anblicke fuer uns bereit. der einzige wehrmutstropfen war das wetter; ein grauer, fader schleier lag ueber dem welt-erbe.

unterwegs stoppten wir bei hang suong sot, einer der vielen grotten. die hoehle hat drei riesige kammern voller unzaehliger stein-skulpturen. ganz speziell fand ich die decke, die oft an einen eierkarton erinnerte (cooles 70er jahre design). die schoensten gebilde waren gekonnt beleuchtet, was ein ganz neues "hoehlen-erlebnis" ausloeste. haette nicht gedacht, dass eine grotte so begeistern kann!

in cat ba island legten wir kurz an, damit die leute mit hotel-uebernachtung aussteigen konnten. wir blieben auf dem boot, denn der tag war noch lange nicht zu ende... unsere kreuzfahrt fuehrte weiter durch typische halong-bay-landschaft bis zu einer kleinen bucht, umgeben von steil aufragenden felsen. der anker wurde geworfen, unser naechtigungs-platz war erreicht. welch marchenhafte umgebung.

tag zwei verbrachten wir mit trekken im cat ba national park. der weg fuehrte ueber sechs huegel mit teilweise extrem steilen und rutschigen passagen. der regenwald war dicht und wir entdeckten einige neue pflanzen und lebewesen. zweimal begegneten wir sogar kleinen schlangen und einmal sah ich einen nur fingernalgelgrossen gelben frosch. wegen der hohen luftfeuchtigkeit waren meine klieder bald triefend nass, was besonders der guide lustig fand:-) so war ich froh, als wir das kleine doerfchen erreichten und ein nudelsuppen-rast gelegenheit zum trocknen bot. das letzte teilstueck fuehrte vom einfachen dorf ueber reisfelder zu einer kleinen bucht. per schiff fuhren wir zu einem weiteren traumplaetzchen, wo wir ein erfrischendes bad nehmen konnten. zurueck auf cat ba island in cat ba town konnten wir unsere glieder strecken und nach einem kleinen gute-nacht-bier schliefen wir ganz tief ein.

der dritte und letzte tag bestand aus der rueckfahrt nach halong. diesmal spielte petrus mit: blauer himmel und weisse wolken sorgten fuer exzellente lichtspiele. das wasser glaenzte smaragd-gruen und die mehr als dreitausend-inseln erstrahlten in vollem glanz. die gelegentlich auftauchenden fischerboote und schwimmenden doerfer machten die idylle perfekt. ein letztes mal durften wir ins wasser huepfen, bevor wir gegen mittag in halong anlegten. schade, dass die zeit so schnell verging - achtung, achtung: halong bay macht suechtig!

zurueck in hanoi haben wir das eine oder andere zu erledigen. uebermorgen werden wir in einen russischen jeep steigen und den sogenannten north-west-loop nach sapa in angriff nehmen. die strasse soll extrem holprig sein. die gegend ist bekannt fuer atemberaubende landschaften (einmal mehr!) mit vielen unterschiedlichen bergvoelkern. sapa ist unser letzter groesserer stopp in vietnam vor der einreise in das riesige china. sollte es in den bergen kein internet geben, werden wir uns also erst in china wiederlesen (in ca. 2 wochen). also, brav bleiben und sommer geniessen!
hen gap lai (= bis bald auf vietnamesisch).




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