Freitag, Dezember 13, 2002

 
unser laengerer aufenthalt in trivandrum neigt sich dem ende entgegen. die arbeit die erledigt sein wollte ist erledigt, die letzten suessigkeiten der baeckerei verzehrt - indien und wir sind bereit fuer neue gemeinsame erfahrungen. das naechste highlight wartet bereits: morgen geht es fuer mindestens zwei wochen in das sivananda yoga vedanta dhanwantari ashram in neyyar dam, ganz in der naehe von trivandrum. ein ashram ist ein spirituelles zentrum, wo ein strikter tagesablauf (aufgestanden wird angeblich um 5.30 uhr in der frueh!!!) herrscht und man sich mit meditation und yoga beschaeftigt. wir werden also die besinnliche jahreszeit mit sinnen und yoga-uebungen verbringen. bleibt nur zu hoffen, dass wir wohlbehalten im neuen jahr landen;-)) ich denke, dass so ein aufenthalt in einem ashram aehnlich ablaeuft wie in einem christlichen kloster. solche aufenthalte erfreuen sich ja zunehmender beliebtheit und damit waere wieder mal erwiesen, dass manuela und ich ganz schoen trendy sind...

wir haben die letzten paar tage genutzt, die wichtigsten sehenswuerdigkeiten hier im sueden keralas zu erforschen. dazu gehoert das puthe maliga palace museum und der sri padmanabhaswamy tempel (nur von aussen besichtigbar, da nicht-hindus im innern nicht erlaubt sind) in trivandrum selbst, kovalam beach weiter im sueden und padmanabhapuram palace noch weiter im sueden. am besten hat uns padmanabhapuram palace gefallen. palaeste in kerala sind riesige anlagen mit wunderschoenen gartenlandschaften. auf die weiss getunchten mauern ist jeweils ein riesiger dachstuhl aus dunklem holz gebaut, das dach ist mit roten ziegeln bedeckt. im innern findet man beeindruckende decken-schnitzereien. da der boden mit einem kuehlenden material bedeckt und die aeussere holzverschalung nicht durchgehend, sondern gitteraehnlich ist, spuert man in jedem raum eine erfrischende brise. es sind auch einige chinesische einfluesse erkennbar, was von der regen beziehung dieser kuestenregion mit anderen kulturen zeugt. der palast ist ein exzellentes beispiel fuer den typischen baustil von kerala.

weniger toll fanden wir kovalam beach. der strand wird als einer der schoensten indiens gepriesen, aber nach einer woche palolem beach in goa fanden wir ihn eher enttaeuschend. besonders schlimm empfanden wir die an den strand gebauten restaurants und hotels mit daran anschliessender promenade - wie viel idyllischer sind doch einfache kokos-huetten. das meer hingegen war wunderschoen. wuchtige wellen schlugen den ganzen tag ueber an den strand. man spuerte die gewaltige kraft des nassen elementes, musste aber auf ein kuehlendes bad verzichten. leider gehoert kovalam auch zu den orten, an denen touristen mit speziellen preisen beglueckt werden. inzwischen an indische verhaeltnisse gewoehnt, waren wir nur widerwillig bereit fuer speisen & getraenke teilweise das 2- bis 3-fache zu bezahlen... die haarstraeubendste touristen-attraktion war eine strassenmusik-gruppe, die mit schlechten weihnachtsmann-masken und ausgestopften baeuchen vor den restaurants irgendwelche komische weihnachtslieder vortrug. uns kam es so vor, als ob die inder die touristen in kovalam ohne unterlass ganz schoen verar---en. natuerlich finden die touris das ganz und gar nicht. im gegenteil, sie haben ihre helle freude an den lustigen und herzensguten indern und belohnen sie reichlich mit einigen rupees. es sind jeweils nicht viele rupees aber fuer indische verhaltnisse sind schon nicht viele zu viele. dies motiviert die inder weiters ihre spielchen zu treiben und den doofen westlern das lockere kleingeld aus den taschen zu ziehen usw. usw. es ist ein teufelskreis der fast unbemerkt seinen lauf nimmt. hat er sich erstmal ausgebreitet, erkennt man, dass er "normale beziehungen" beinahe verunmoeglicht!

wir duerfen uns gluecklich schaetzen, selbstlose herzensgute gastfreundschaft kennengelernt zu haben. eher zufaellig hatten wir harish, einen jungen mann in unserem alter (ich bin noch keine dreissig!) eines abends bei einem kleinen imbiss-stand kennengelernt. wie es das leben so will, trafen wir uns am naechsten abend wieder und fuehrten ein kurzes, aber interessantes gespraech, worauf er uns zum mittagessen mit seinen eltern einlud. seine mutter, eine dynamische, impulsive frau, empfing uns mit offenen armen und hatte besonders an manuela ihre helle freude. es war unglaublich, wie gluecklich sie war, nur weil wir sie besuchten. nach einem leckeren suedindischen mittagessen (natuerlich auf bananen-blaettern serviert und mit der rechten hand zum mund gefuehrt) lernten wir noch harishs bruder und schwester, sowie seine zwei nichten kennen. zu guter letzt wurden wir noch mit kleinen geschenken bedacht und zum abendessen an einem darauffolgenden tag eingeladen.
zu unserem zweiten treffen wurden wir ebenso herzlich empfangen wie zum ersten. harish musste extra eine kamera von der arbeit mitbringen, damit wir auf gemeinsamen fotos verewigt werden konnten. als um 7.00 uhr abends der strom fuer eine halbe stunde ausfiel (das kommt regelmaessig in ganz indien vor) und wir bei kerzenlicht im kreise sassen, bekamen wir traditionelle lieder und geschichten vorgetragen. natuerlich wurden auch wir aufgefordert, lieder aus unserer heimat zum besten zu geben. schock! wann haben wir jemals alleine etwas vorgesungen und wie gingen doch die texte zu den bekannten liedern wieder? mit mueh und not trugen wir stille nacht (welches man auch im sueden indiens kennt) und o' tannenbaum vor. es war gar nicht so schlimm, wie wir vermutet hatten! wieso haben wir bloss aufgehoert zusammen zu singen und uns geschichten zu erzaehlen? vielleicht brauchen auch wir regelmaessige stromausfaelle um unser zusammenleben wieder intensiver und kreativer zu gestalten. hier ist der passende slogan fuer alle familienparteien: "stromausfaelle braucht das land", vergessen wir augenwischereien wie das oesterreichische kindergeld.

so long, wir gehen jetzt ins ashram. sollte es in dieser welt der askese kein internet geben - koennte ja sein - wuensche ich euch allen schon heute ein frohes fest, viel spass beim weihnachtslieder singen, geschichten und gschichteln lauschen und einen guten rutsch ins neue jahr. empfangt meine besten wuensche aus indien:-)




Donnerstag, Dezember 05, 2002

 
soeben bekam ich ein email mit einer wunderbaren anekdote ueber einen fliegen-traeger, die ich euch nicht vorenthalten will:

ein flugzeug ist am abstuerzen. 5 passagiere sind an bord, es gibt jedoch nur 4 fallschirme.
der erste passagier sagt: "ich bin robert hartlauer (fuer leute ausserhalb der alpenrepublik: inhaber einer grossen elektro-fachhandel-kette), der groesste fotoloewe. ohne mich werden die geschaefte am sonntag nie offen haben. die wirtschaft braucht mich, ich kann noch nicht sterben." also nimmt er sich den ersten fallschirm und springt.
der zweite passagier, christina lugner (fuer obige: frau eines grossen wiener bauunternehmers die sich nicht ungern in der oeffentlichkeit praesentiert), sagt: "ich bin das mausi des baumeisters. ebenso bin ich die engagierteste frau der society. ich bin kandidatin der wiener freiheitlichen und kann ihnen nicht noch einen absturz antun." sie schnappt sich ein fallschirm-paket und springt.
der dritte passagier, wolfgang schuessel (fuer ebendiese: no comment!), sagt: "ich bin der bundeskanzler von oesterreich. ich habe eine riesige verantwortung in der weltpolitik. und ausserdem bin ich auch der kluegste kanzler in der ganzen geschichte dieses landes, also kann ich es gegenueber meinem volk nicht verantworten, zu sterben." und so nimmt er ein paket und springt.
der vierte passagier, der papst (dies ist hoffentlich ein internationaler begriff), sagt zum fuenften passagier, einem zehnjaehrigen schuljungen: "ich bin schon alt. ich habe mein leben gelebt als guter mensch und priester und als solcher ueberlasse ich dir den letzten fallschirm."
darauf erwidert der bub (synonym fuer knabe): "kein problem, es gibt auch noch fuer sie einen fallschirm. oesterreichs kluegster kanzler hat meine schultasche genommen......"

ergaenzend moechte ich festhalten, dass besagtes email aus oesterreich gekommen ist - also nicht immer den schweizern die schuld in die schuhe schieben:-))

manuela und ich befinden uns immer noch auf dem indischen subkontinent in trivandrum, der hauptstadt von kerala. wir haben beschlossen, hier etwas laenger zu verweilen, damit ich einige adaptionen an meinem webdesign-kursprojekt vornehmen kann. wer lust hat, kann ja mal auf der homepage vom thermenhotel sendlhof vorbeischauen.

die suche nach einem geeigneten system war gar nicht so einfach. die kontaktierten firmen und training centers waren zwar alle ausgesprochen hilfsbereit, hatten aber von dem benoetigten programm kaum was gehoert (und ich bin leider nicht ein ganz so sattelfester webdesigner, dass ich die adaptionen mit einem anderen programm vornehmen kann). als mir endlich ein computer mit programm angeboten wurde, fehlte leider die internet-verbindung... und wie bitte schoen soll man internet-seiten ohne internet-verbindung bearbeiten??? nice try! es blieb nur der gang zurueck ins internet cafe. ich bekam einen computer zur verfuegung gestellt und schaffte es im dritten anlauf sogar die benoetigte software zu downloaden.

soweit, sogut, doch der eigentliche spass hatte noch gar nicht begonnen. um zu den daten zu gelangen musste mein computer die installierte netzwerk-firewall knacken. da ich netzwerk-technologie genausogut wie indisch verstehe, verbrachte ich unzeahlige stunden mit nervenaufreibendem probieren und warten. die cafe betreuer waren alle sehr bemueht, kamen aber nicht wirklich weiter als ich. nach zwei tagen gelang es, den netzwerk-administrator aufzutreiben und irgendwann hatte er die boese firewall soweit gebaendigt, dass ich die verbindung herstellen konnte. juhuiiiii!!! endlich aufatmen - ich hatte schon aufgehoert daran zu glauben. unglaublich, was so ein netzwerk-administrator alles zu stande bringt. respekt dem respekt gebuehrt!

nun sitze ich hier und tu ein bisschen webseiten-basteln. inzwischen fuehlen manuela und ich uns in trivandrum schon fast wie zu hause. wir haben uns auch einen aufregenden tagesablauf zugelegt: nach dem aufstehen geht's zu einem kleinen lokal indisch fruehstuecken. danach winden wir uns zwischen rickshaws, fahhrad-fahrern, bussen und autos hindurch die hauptstrasse hinauf bis zum internet cafe. da wird ein bisschen gearbeitet bis wir am fruehen nachmittag lust auf einen kaffee bekommen. ganz in der naehe gibt es eine gute air-condition baeckerei mit dazugehoeriger cafeteria, wo es sich gemuetlich kaffee, croissants, blaetterteig-gebaeck, kuchen und eiscreme geniessen laesst. nach einer kleinen schlemmerpause huepfen wir in den supermarkt und kaufen wasser. dabei durchforsten wir jedesmal mit adlerblick die regale auf der suche nach artikeln, die wir aus der westlichen welt kennen. es gibt alles moegliche; von rasierschaum, dusch-gel, klopapier bis hin zu schokolade und kaugummi. jedesmal wenn wir was gefunden haben, vergleichen wir sofort die preise. so lernen wir, was so ein luxusgut in indien ungefaehr kosten darf. natuerlich sind solche artikel aus der konsum-welt verglichen mit anderen indischen produkten unverhaeltnismaessig teuer. so kostet z.b. eine packung nescafe fast gleich viel wie bei uns, oder soviel wie 10 thalis (ausgiebige indische mahlzeit mit reis, brotfladen, verschiedenen curries und linseneintopf). zurueck im internet cafe sind wir wieder fleissig und arbeiten bis es dunkel wird. abendessen gibt es ueberraschenderweise nicht immer am gleichen ort, sondern irgendwo unterwegs auf dem weg ins hotel. ihr wisst ja gar nicht, wie toll es ist, wiedermal so einen "erfuellenden" geregelten tagesablauf zu haben. aufstehen, ein bisschen durch eine vertraute umgebung trotten und irgendwas vor sich hin werken... ist wirklich gut (natuerlich nur zur abwechslung;-)!




Sonntag, Dezember 01, 2002

 
vom strand zurueck zum indien-exploren. jetzt waren wir schon eine woche in goa und hatten noch keine einzige kirche besucht - dies musste geaendert werden! goa war bis zu beginn der sechziger jahre in portugiesischen haenden. die portugiesen hatten die gegend fast 500 jahre unter ihren fittichen und entsprechend stark ist ihr einfluss spuerbar. ein grossteil der bevoelkerung ist katholisch und so stolpert man nur vereinzelt ueber tempel und moscheen, dafuer umso mehr ueber weiss-getunchte kirchen. weiters sind die portugiesen schuld, dass es in goas staedten enge gassen mit "haeusern-aus-portugal" gibt, dass viele frauen bunte roecke anstelle von noch bunteren saris (typische indische damen-bekleidung) tragen, und dass alkohol nicht so hoch versteuert wird, weshalb man in besagten gassen auf eine vielzahl kleiner, schummriger bars stoesst. dies scheint nicht nur den touristen, sondern auch den einheimischen maennern zu gefallen - man(n) stoesst schon gegen mittag mit einem fenni (schnaps aus dem saft der kokosblueten) froehlich auf was-auch-immer an.

um den viel beschworenen portugiesischen einfluss zu erleben, reisten wir per bus von unserem liebgewonnenen robinson crusoe strand nach panaji. 2 1/2 stunden spaeter kamen wir gut durchgeschwitzt in goas hauptstadt an. wir steuerten geradewegs in ein altes viertel und bezogen in einem engen und verwinkelten zimmer quartier (die erinnerungen an unseren portugal-urlaub wurden wach). fuer eine kurze nacht musste dies genuegen! es genuegte auch und wir machten uns gestern in der frueh nach old goa auf. die frueher bluehende stadt ist heute ein "world heritage monument" - genauso wie die altstaedte von salzburg und bern. hier gibt es eine vielzahl von kirchen und kathedralen: die se kathedrale ist die groesste kirche goas und wurde fuer die dominikaner erbaut, das kloster und die kirche von franz von assisi ist mit atemberaubenden holzschnitzereien geschmueckt, die st. cajetan kirche wurde nach dem original design des st. petersdom in rom gebaut und von der st. augustinus kirche erinnert noch ein 46 m hoher turm an die ehemalige pracht. die beruehmteste kirche ist die basilika von bom jesus. in ihr wird der unsterbliche koerper des hl. francis xavier aufbewahrt. francis war ein unermeudlicher missionar in sued-ost asien. er starb auf der insel sancian vor china. sein leichnam wurde duerftig einbalsamiert und zwei monate nach seinem tod nach old goa verschifft. dort liegt er immer noch und wird von glaeubigen hoch verehrt. leider wurden einige teile des leichnams opfer von uebereifrigen reliquien-sammlern, es fehlt z.b. ein arm...

am 3. dezember werden jedes jahr grosse feierlichkeiten zu ehren von francis gehalten. die vorbereitungen waren schon ueberall spuerbar. der sonst beschauliche ort hatte sich in einen vibrierenden jahrmarkt verwandelt (natuerlich fehlten auch die obligaten, mit reichlich whisky und rum ausgestatten bars nicht) und vor der bom jesus basilika leuchtete ein buntes zelt. manuela und ich reihten uns eher zufaellig in einer schlange von pilgern ein, welche uns zum fusse des heiligen-sarges fuehrte.

dann hiess es aufbrechen, denn eine lange reise lag vor uns. mit dem bus ging es zurueck nach margao, von wo uns der zug entlang der westkueste indiens in den sued-westlichen bundesstaat kerala brachte. heute haben wir die hauptstadt trivandrum erkundet. eigentlich heisst die stadt neuerdings thiruvananthapuram, aber das ist entschieden zu lang und viel zu kompliziert, also schliesse ich mich der mehrheit an und bleibe stur bei trivandrum. unglaublich, wie viele orts-, strassen-, etc.-namen in indien geaendert wurden. dies geschieht meist, um alt hergebrachte bezeichnung in noch aeltere urspruenglichere namen in der sprache der jeweiligen kommunal-regierung umzuwandeln. es lebe der nationalismus und seine intelligenten blueten:-b

hier im sueden ist es merklich heisser und schwueler als in goa. entsprechend froh waren wir, dass am nachmittag gleich 3 museen mit schattigen ausstellungs-raeumen zum besuch einladeten. die inhalte waren nicht gerade ueberragend, aber wen kuemmerte das... ein erlebnis war das naturhistorische museum, das nebst unzaehligen verstaubten ausgestopften tieren und endlosen skelettsammlungen auch einige ueberraschungen bereithielt. so konnten wir lebensgrosse puppen von kriegern der diversen urwald-staemme und embrios verschiedener tiere in suspekten fluessigkeiten bewundern - im bio-unterricht haben wir bestenfalls ein paar eingelegte bandwuermer zu gesicht bekommen;-)

waehrend wir hier schwitzen, sitzt ihr im abendland um die adventskraenze und habt schon die erste kerze angezuendet. geniesst die zeit und knackt doch auch ein paar erdnuesse fuer uns. sollte uns der nikolaus suchen, ihr wisst wo wir sind - aber bitte nur vorbeischicken wenn er uns belohnen will!




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